Das Verschwinden des Erzählens: Eine Überlegung zum Scheitern von Amazing Spiderman u. TDKR

Presko

Well-Known Member
Achtung Spoilder-Gefahr


Amazing Spider-Man und The Dark Knight Rises - was habe ich mich auf die Verfilmungen gefreut und wie gross war die Ernüchterung nach der Sichtung! Gestern habe ich das neue Spidey-Abenteuer nochmals geguckt und die Enttäuschung war, trotz viel besserer englischer Version, sogar noch ne Ecke grösser. Meine These: Beide Filme scheitern an denselben Faktoren. Mal den Reboot- Aspekt von Webs Spidey ausser Acht gelassen, waren die Voraussetzungen für beide Filme ja sehr gut. Talentierte Regisseure, grossartige Casts und auch die finanziellen Mittel waren stimmten. Beide Filme kommen dementsprechend in guter Optik daher, sind atmosphärisch dicht präsentiert und es wird versucht, anspruchsvolle und komplexe (zu komplexe) Geschichten zu erzählen.
Warum scheitern also beide Versuche?
Ich behaupte der Hauptgrund liegt im Erzählerischen Versagen oder noch genauer gesagt im Ausbleiben des eigentlichen "Erzählens". Beide Filme brechen meiner Ansicht nach mit der klassischen Erzählform des Kinos und verzetteln sich in den eigenen Ansprüchen. Stellt Euch mal für einen Moment lang die beiden Filme als jeweils 4-6teilige Miniserien vor - ich behaupte diese Serienstruktur würde auf die beiden Verfilmungen viel besser passen. Was meint Ihr? Kommt es vielleicht daher, dass der Erfolg der neuen Serienformate in Amerika mit ihren recht komplexen und anspruchsvollen Erzählmustern, die Drehbücher zu den beiden Filmen beeinflusst haben?

Vergleichen wir doch mal die Struktur von Raimis erstem Spidey, Batman Begins, The Dark Knight mit den beiden neuen Verfilmungen.
Die Struktur von Raimis erstem Spidey liesse sich etwa so darstellen: (1) Darstellung Aussenseiter Peter Parker und seine Liebe zu MJ (2) Erhalt und Entdeckung der Spinnenkräfte Kräfte (3) Tod Onkel Ben Entwicklung zu Spider-Man (4) Kampf gegen den Kobold
Ähnlich liesse sich Nolans erster Batman einteilen: (1) Bruce Wayne und seine Traumaverarbeitung (2) Rückkehr/Entwicklung Batman (3) Kampf gegen die Bösen
Beide Filme lassen sich sehr leicht in gewisse Kapitel unterteilen, welche sich jeweils auf ein Thema fokussieren. Bei TDK ist es schon ein wenig schwieriger Kapitel vorzunehmen, trotzdem ist der Film recht klar auf zwei drei Hauptthemen und Figuren fokussiert: Das Duell mit dem Joker steht im Zentrum, daneben die Beziehung zu Rachel und die Nachfolgefrage und Hoffnung auf Harvey Dent.
Versucht man nun TDKR in klare Kapitel zu unterteilen oder zumindest 2-3 Themen zu nennen, auf die der Film fokussiert, scheitert man beinahe sicher. Bane, Talia, Liga der Schatten, der gebrochene Bruce, Rückkehr, Duell gegen Bane, Beziehung Bruce-Alfred, Vergangenheitsbewältigung, Liga der Schatten, Catwoman, Blake, Blake-Gordon-Polizeitruppe, Gotham vor und nach Banes Revolution etc. Wir haben verschiedenste hochkomplexe Themen, die der Film anschneidet und bearbeitet. Und von denen doch keines so richtig eindeutig in den Mittelpunkt rückt.
Der neue Spidey hat an und für sich fast logischerweise einen ganz ähnlichen Inhalt wie Raimis Erster. Trotzdem lässt sich der Film kaum ähnlich klar strukturieren, wie es bei Raimis Version der Fall ist. Die verschiedenen Themen verschwimmen viel stärker ineinander. Es wird nicht ein erster Teil auf Thema X und der nächste Teil auf Thema Y verwendet. Stattdessen switcht der Film recht schnell umher. Eine klare Fokussierung bleibt aus. Das zeigt sich schon, wenn man versucht den Ablauf des Film inhaltlich zu rekonstruieren: Vergangenheit Eltern (spannend-mysteriös) - Peter stellt sich auf Schulhof Bulli gegenüber - Gwen hilft ihm (lustig-romantisch) - Peter findet Koffer Eltern (spannend-myster.) - Gespräch Peter u. O. Ben (ernst) - Oscorp: trifft Connors, trifft Gwen, Spinnenbiss - Verwandlung (Humor) - Gespräch Connors - Basketballszene (lustig) - Gespräch Onkel/Gwen zeigt Zuneigung (Romantik) - Kräfte (Freude) - mit Connors Versuche (spannend) - Konflikt mit Ben, Bens Tod, Trauer (dramatisch) - Kräfte - Vigilante (Action) - Gwen Essen und Romanze etc. Bis auf die Trauer um Bens Tod, sind es häufig unheimlich kurze Szenen, also schnelle Wechsel in Themen und auch Stimmung. Man kann sagen, wir haben es weniger mit Szenen als Sequenzen zu tun.

Auch der Vergleich der beiden Liebesgeschichten Pete-MJ bei Raimi und Pete-Gwen bei Webb ist aufschlussreich. Raimi widmete der Beziehung von Pete und MJ einige längere Schlüsselszenen im Film. So die Szene hinter dem Haus, als Pete den Müll rausträgt oder die Szene Jahre später beim Diner, wo MJ jobbt. Im Verlauf beider Szenen erfährt der Zuschauer sehr viel über die Träume, Wünsche und die Gefühle beider Figuren.
Bei Webb laufen sich Gwen und Peter immer wieder kurz über den Weg. Die Liebe, die sich bei Raimi über zwei Filme entwickelte, steht bei Webb nach dem ersten Aufeinandertreffen eigentlich fest. Die restlichen Szenen laufen immer nach ähnlichem Schema ab. Es sind immer kurze, leicht tollpatschige Dialogszenen oder gegen Ende Szenen, in denen Pete ihr sagt, dass er die Pflicht habe zu helfen. Sie ist immer keck, er schüchtern. Sie plappern - liebäugeln - fertig. Was erfahren wir eigentlich über Gwen? Sie ist klug, charmant, hübsch und tapfer, ihr Vater ist Cop - das wars.

Eine Ausnahme bilden die Szenen zwischen Ben und Pete. Diese erzählen tatsächlich was. Man erfährt durch sie als Zuschauer von Petes Wut auf seinen Vater, der ihn verlassen hat, um die Sorgen von Onkel Ben und dessen Bemühen eine Art Ersatzvater zu sein. Es sind die Szenen, für die sich Webb auch mal etwas mehr Zeit nimmt.

TDKR und Amazing Sp. sind von einem Verschwinden des Erzählens oder vielleicht noch besser von einem Verschwinden der "Entwicklung" begleitet. Was bedeutet das. Nun werfen wir einen Blick auf Batman Begins und Dark Knight. BB konzentrierte sich ganz und gar auf die Entwicklung Bruce Waynes zu Batman. Darauf lag der Fokus und wir Zuschauer folgten dieser Entwicklung, die uns nach und nach erzählt wurde. The Dark Knight erzählte uns die Entwicklung des Sturzes von Gotham City ins Chaos, welches der Joker über die Stadt bringt und dabei Auswirkungen auf Bruce und Harvey Dent hat. Auch in Raimis Spidey entwickelte sich der schüchterne, schwächliche Peter Parker zum grossen Helden und zwischen ihm und Mary Jane eine Liebesgeschichte. Man konnte das mögen oder nicht, doch die Erzählung war jeweils eindeutig auf Thema auf eine gewisse Entwicklung fokussiert.
TDKR und Amazing Sp. sind geprägt vom Auslassen von Entwicklungen. Es werden häufig verschiedene Stationen von Entwicklungen dargestellt, doch der Weg dazwischen bleibt im Dunkeln und wird nicht erwähnt. Es bleibt also bei der Darstellung von beispielhaften Situationen. Doch eine Erzählung befasst sich eigentlich mit der Entwicklung, dem Weg von einem Ort der Geschichte zum anderen. Doch gerade für die Entwicklungen hat es in beiden Filmen kein Raum. Ein gutes Beispiel dafür ist die Figur des Cops Blake. Er taucht auf und weiss, dass Bruce Batman ist. Wer Blake eigentlich ist, wie er hinter das Geheimnis kam, ist komplett nebensächlich. Die Entwicklung der Stadt Gothams zur Insel der Gerechtigkeit dank dem Dent-Act und von diesem wiederum zur Utopie einer Stadt im schieren Bürgerkriegszustand, die gebeutelt ist von tiefgreifenden dramatischen Ereignissen - das alles bleibt komplett im Dunkeln. Klar man bekommt immer wieder Beispiele der Stadt unter dem Dent-Act, dann von der Stadt nach Banes Revolution. Doch wie sich die Dinge jeweils entwickeln, was das bedeutet, wie das Leben ist - nix davon wird erzählt. Wir springen von Station zu Station, ohne dass der Weg interessiert.
Dasselbe bei Amazing Sp. in Grün. Wir hüpfen von Station zu Station in Peters Entwicklung. Schönstes Beispiel die Beziehung zu Gwen. Wie und warum haben sie sich verliebt, wie entwickelt sich diese Beziehung? Keine Zeit dafür. Wir kriegen flüchtige Beispiele einer Annäherung und plötzlich sind sie ein Paar. Genauso Peters Kräfte. Im ersten Moment noch komplett überfordert und im nächsten schon im Einklang mit den neuen Fähigkeiten. Trauer und Wut tauchen auf und Verschwinden wieder, machen wieder Spass, Liebe und Freude Platz. Doch, wie es vom einen Stadium zum nächsten vorwärts geht ist nicht klar. Trauerte Peter noch im einen Moment um seinen Onkel, stiess in einer Szene sogar noch Gwen von sich, macht er in der nächsten bereits auf einem Hochhaus den Handstand und lacht sich vor Begeisterung das Herz aus dem Leib - doch eine Entwicklung von der Trauer hin zum Mut gibt es nicht. Es wird nix erzählt nur noch Stationen in Beispielen kurz dargestellt. Wie im Comic, wo wir von einem Fenster zum nächsten hüpfen, und den Zwischenraum selbst füllen müssen.

Sind Amazing Spider-Man und TDKR nur Beispiele in einer Tendenz zu einer neuen Erzählform des Hollywoodkinos, sucht das Hollywoodkino geprägt von den neuen Erzählkonzepten der TV-Serien nach einer neuen, vielleicht komplexeren Form?
Oder sind es schlicht Ausnahmen im Dschungel von Filmproduktionen, die halt erzählerisch zu viel wollten und gescheitert sind?
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Amazing Spider-Man habe ich nicht gelesen, aber bei TDKR sehe ich eigentlich keine besonders andersartige Erzählstruktur als bei anderen Nolan-Filmen, die genauso unkonventionell aufgebaut sind. Memento läuft rückwärts, bei Prestige und Following sind die Szenen auch nicht chronologisch aufgebaut. Kann sein, dass er bei TDKR noch etwas unklassischer war als bei Batman Begins und TDK, aber wirklich traditionell waren seine Filme noch nie.
 

Presko

Well-Known Member
Tyler Durden schrieb:
Memento läuft rückwärts, bei Prestige und Following

Bei den Filmen ist die Struktur inhaltlich sicherlich speziell. Aber das ist nicht mein Punkt. Memento läuft letztlich sehr gezielt ab. Man wird eingeführt, Spannung baut auf - dann kommt das Finale und die Auflösung. Die Entwicklung ist, wenn auch inhaltlich nicht chronologisch, dennoch eigentlich sehr klassisch. Und thematisch sind alle drei Filme klar fokussiert. Eigentlich trotz inhaltlich Speziellem bieten sie meiner Ansicht nach sehr klassisches Erzählkino. Die Filme, so behaupte ich, kann man recht gut bsp. in Kapitel unterteilen.
 
W

Wurzelgnom

Guest
Den neuen Spidy hab ich nicht gesehen. Dennoch finde ich, dass das was du schreibst totaler Nonsense ist (wobei ich zugegebenermaßen nach dem zweiten Absatz aufgehört habe zu lesen).

Alleine die Aussage, dass TDKR zu komplex sei, ist einfach falsch. Und das trifft sicherlich auch auf den Spidy zu, ohne dass ich ihn gesehen habe
 

Woodstock

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Spiderman ist gescheitert Alle vier Teile. Die ersten 3 weil sie immer verkorkster wurden und der letzte weil er ein Remake einer Reihe ist, die komplett noch kein Jahrzehnt alt ist.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Ich kann ja nur für mich sprechen, aber ich finde halt nicht, dass TDKR durch diese eigensinnige Erzählweise "gescheitert" ist (trotz seiner Schwächen ist es für mich immer noch ein guter Film) und wüsste deshalb nicht, warum ich jetzt auf die einzelnen Sätze eingehen sollte.
Spiderman habe ich wie gesagt nicht gesehen und kann da erst recht nicht mitreden.

Und es ist ja nicht so, dass man nicht mal ansatzweise auf deine Theorie eingegangen ist.
 

Woodstock

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Es ist auch eine Menge Text und das an einem sonnigen Nachmittag. Ich habs nur überflogen und muss sagen das ich nicht ganz verstehe was Sache ist. Natürlich ist die Erzählweise anders. Seit Anbeginn des Kinos ändert sich die Erzählweise der Filme immer wieder. Das asiatische Kino oder ein das europäische gehen meißt ganz andere Wege. Während Amerika, England und Schweden versuchen etwas spannend zu erzählen, will das deutsche Kino einschläfern, das chinesische verwirren, das koreanische das amerikanische nachmachen und dabei verwirren, das französische uns immer öfter erstaunen lassen, das japanische (muss ich das sagen?) und das indische uns taub machen. Achja und Russland... Joa, da gibts ab und an auch was.

So ist die Welt.
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Ich stimme dir zu, dass viele große Filme heute so wirken, als würde man eine Station nach der anderen ablklappern, was ein Resultat dessen ist, dass die Drehbücher oft anscheinend nur um die großen Eventszenen herumgeschrieben wurden (Bestes Beispiel: Transformers 2 & 3). Das wirkt dann schnell episodenhaft und vollkommen zerfahren, weil die Geschichte keinen klaren Faden hat . Wobei auch komplexe Filme einfach einen roten Faden haben können (Ratatouille zum Beispiel, der durch seine vielen Wendungen und Handlungsstrenge durchaus sehr komplex ist, aber nie die eigentliche Geschichte aus den Augen verliert). Ob das bei TDKR der Fall ist: Ich denke nicht. Klar wirkt einiges zu verkürzt und es werden viele "Stationen" unkommentiert und vorschnell abgeschakt, aber das liegt eben auch an der begrenzten Laufzeit des Films. Rises hätte locker eine halbe Stunde länger gehen müssen um inhaltlich zufriedenstellend ausführlich zu sein, was aber wiederum dem Fluss des Filmes im Weg gestanden hätte. Persönlich fand ich da The Dark Knight problematischer, da der erst nach einer guten Stunde wirklich einen inhaltlich roten Faden und ein tatsächliches Erzählziel gefunden hat. Bei TDKR war das von Anfang an so. Man kann Nolan vorwerfen, dass er die Aspekte falsch abgewogen hat und des Spektakels Willen inhaltliche und charakteristische Entwicklung zu schnell geschehen lässt bzw. einiges unerklärt lässt. Aber das macht ihn nicht zu einem schlechten Erzähler. Ich widerspreche sogar und sage, dass Nolan ein ganz großartiger Erzähler ist, der mitdenkt und seine Geschichten (woher wohl auch der Vorwurf der "Konstruiertheit" kommt) sehr sachlich und in sich logisch, geschlossen und durchdacht anpackt und dem dann Dinge wie eine bestimmte Lockerheit (Ist das ein Wort?) und Realitätsnähe zum Opfer fallen. Nolan bringt eben Exposition ohne Ende, was, meiner Meinung nach, vollkommen zu der Art seiner Filme passt und das seine Vor- als auch Nachteile hat.
Bei Serien ist es ja auch allgemein so, dass die Folgen oft ihre ganz eigene Geschichte erzählen, die mal mehr, mal weniger, mal gar nichts mit dem Haupthandlungsstrang zu tun haben. Und genau das ist bei TDKR ja nicht der Fall, da nur (wie gesagt, nur Exposition) auf das Hauptziel der Handlung hingearbeitet wird. Das da die ein oder andere Nebenhandlung, für dich und für die Länge, zu viel war, kann sein, aber das macht den Film nicht zu einem Fall von gescheitertem Erzählen.

Und @Tyler, klar ist er konstruiert - Weil es ein Film ist und die sind konstruiert. Und im Gegenteil, ich finde TDKR ist meisterhaft konstruiert, wie bisher alles von Nolan.

Und @Presko
Nenne doch mal Beispiele für Filme, die für dich das klassische Erzählkino vertreten.
 

Woodstock

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Ich denke es kommt auch drauf an ob der Film auf etwas basiert. Film, Comic, Spiel usw. Man versucht gewisse Erwartungen zu erfüllen, muss auf mehr achten.

Beim Comic auf gewisse Bilder und beim Buch auf gewisse Beschreibungen oder charakterlichen Entwicklungen. Macht man einen Film des Filmes Willen hat man mehr Freiheiten.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
TheGreatGonzo schrieb:
Und @Tyler, klar ist er konstruiert - Weil es ein Film ist und die sind konstruiert. Und im Gegenteil, ich finde TDKR ist meisterhaft konstruiert, wie bisher alles von Nolan.

Fandest du es nicht zu konstruiert, auf welche Weise Talia und Bane zu der Bombe kommen (Talia plant ein, sich in das Vertrauen von Bruce Wayne einzuschleichen, um dann im richtigen Moment die Macht an sich zu reißen? Dazu die ganze Börsen-Gesichte.) Talia hätte man weglassen wollen, ihre ganze Geschichte wirkte auf mich zu abstrus.

EDIT: und "konstruiert" bedeutet ja nicht nur so viel wie "aufgebaut" oder "strukturiert". Man sagt auch, dass etwas zu konstruiert ist, wenn es übertrieben umständlich strukturiert ist. :wink:
 

Presko

Well-Known Member
TheGreatGonzo schrieb:
Persönlich fand ich da The Dark Knight problematischer, da der erst nach einer guten Stunde wirklich einen inhaltlich roten Faden und ein tatsächliches Erzählziel gefunden hat.
Wieso das? Das Duell mit dem Joker, Harvey als reale Hoffnung für Gotham, Beziehung zu Rachel - das waren doch von anfang an die Themen.

TheGreatGonzo schrieb:
Nolan bringt eben Exposition ohne Ende, was, meiner Meinung nach, vollkommen zu der Art seiner Filme passt und das seine Vor- als auch Nachteile hat.
Was meinst Du damit?

TheGreatGonzo schrieb:
Klar wirkt einiges zu verkürzt und es werden viele "Stationen" unkommentiert und vorschnell abgeschakt, aber das liegt eben auch an der begrenzten Laufzeit des Films. Rises hätte locker eine halbe Stunde länger gehen müssen um inhaltlich zufriedenstellend ausführlich zu sein, was aber wiederum dem Fluss des Filmes im Weg gestanden hätte.
Ja, aber das gehört ja zum Medium. Um dem Medium gerecht zu werden, muss man sich entscheiden. Man muss genug nicht zu viel erzählen, das richtige weglassen können. Ich glaube, bei vielen neueren Blockbustern gelingt genau das nicht mehr, weil immer mehr reingepackt werden will.

TheGreatGonzo schrieb:
Aber das macht ihn nicht zu einem schlechten Erzähler. Ich widerspreche sogar und sage, dass Nolan ein ganz großartiger Erzähler ist, der mitdenkt und seine Geschichten (woher wohl auch der Vorwurf der "Konstruiertheit" kommt) sehr sachlich und in sich logisch, geschlossen und durchdacht anpackt und dem dann Dinge wie eine bestimmte Lockerheit (Ist das ein Wort?) und Realitätsnähe zum Opfer fallen.
Durchdacht und auch intelligent ist Nolan sicher. Wenigstens sind die Prämissen häufig sehr klug. Aber das spricht nicht fürs Erzählen. Beim Erzählen geht es ja darum, weiss er auch, wie er seine Geschichte, die dumm oder hochintelligent sein kann, (eben) erzählen muss.

TheGreatGonzo schrieb:
Nenne doch mal Beispiele für Filme, die für dich das klassische Erzählkino vertreten.
es gibt jetzt kein Ideal, das ich hier anfügen will. Klar Spielberg steht wohl für das klassische Erzählkino, aber das muss ja gar nicht sein. Ich habe ja oben die Vergleiche angestellt. BB ist sehr klssisch in seiner Struktur, in der Erzählweise. Genauso Raimis Spiderman. Ich finde, zum Erzählen gehört eben auch oder sogar sehr stark, Szenerien zu verbinden. Und das gelang beiden Filmen auf unterschiedliche Weise nicht gut. Blake ist für mich ein tolles Beispiel. Er ist einfach da und weiss einfach , dass Batman Bruce ist. Oder die Stadt und ihre Gesellschaft, die ja riesige Verädnerungen durchmacht, aber wir eigentlich keine Entwicklungen zu Gesicht bekommen. Es gibt keinen Erzählfluss, sondern Sprünge.
 

Danny O

Well-Known Member
blacksun schrieb:
Ich finde nicht, dass TDKR gescheitert ist.

Da war TDK schon schlechter.
TDK schlechter als TDKR? <hab den noch nicht mal gesehen ? Da muss ich sogar erschüttert feststellen das deine Aussage nicht zu trifft TDK ist einfach Genial! Batman ist Perfekt Joker ist Perfekt die Ganze Story ein Höhe Punkt nach dem anderen . Batman ist in TDK einfach mehr present wenn ich in der Bewertung lese, das TDKR mehr ein Film über Batman sein soll ö.Ö Was mich in TDK bisschen gestört hat ist die Idee Two Face mit rein zu drücken , und die ganze entstehungs Geschichte neu zu machen ( er wurde ja bei einem Prozess im Gericht bei einer anklage mit Säure angegriffen) . sonst hat vieles gepasst meiner Meinung nach =o
 

Miesmacher

New Member
(Beide Filme noch nicht gesehen, daher nehme ich andere Beispiele)

Das angeblich zu viele Storyelemente in einem Film reingequetscht wurden, hatte ich damals schon zu Zurück in die Zukunft 2 gehört. Mir gefiel aber schon damals die Vielfalt (und das Chaos) des Films.
Leider wird Heute kaum noch auf Details geachtet und das Randgeschehen wird somit unlogisch oder richtig blöd. (Negativbeispiel wäre Star Trek 11, für den man extra noch ein Comic lesen muss, damit einige Sachen einen Sinn ergeben. Arrestzellen? Nö, wir schiessen Kirk mit einer Rettungskapsel auf einen Eisplaneten, auf dem er nur mit Glück überleben kann, um die Story voran zu treiben. :facepalm: )

Was ich furchtbar fand, war die Erzählung von Superman Returns. Jeder kennt Supermann und jeder kennt Lex Luthor - trotzdem hatten die alles nochmal auf eine Art und Weise dargestellt, die so oberflächlich wie möglich ist. Etwas Interessantes oder Neues einzubringen wurde vermieden. :sleeping: Bei so wenigen (...äh, gar keinen) Details brauche ich diesen Film nicht.
 

D!no

New Member
also mir haben beide filme gefallen und vom quali stand war rises gleich hoch wie der joker teil .



und @ denny-o . two face war doch nicht reingedrückt eigentlich geht die ganze story doch um ihn . bzw. der titel dreht sich ja eigentlich auch nur um dent bzw. two face
 

Incubus

Smokin' Ace
Presko schrieb:
Es wird nix erzählt nur noch Stationen in Beispielen kurz dargestellt. Wie im Comic, wo wir von einem Fenster zum nächsten hüpfen, und den Zwischenraum selbst füllen müssen.

Na dann haben sich die Filme ja sehr eng an die Vorlage gehalten, wenn das so ist :wink:
 

lastfox

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Danny O schrieb:
Batman ist in TDK einfach mehr present wenn ich in der Bewertung lese, das TDKR mehr ein Film über Batman sein soll ö.Ö Was mich in TDK bisschen gestört hat ist die Idee Two Face mit rein zu drücken , und die ganze entstehungs Geschichte neu zu machen ( er wurde ja bei einem Prozess im Gericht bei einer anklage mit Säure angegriffen)
Ich fand Two-Face Entstehungsgeschichte im Film besser als in den Comics, generell bin ich mittlerweile viel dankbarer für Veränderungen bei Film-adaptionen als eine sklavische Ummsetzung (es gibt für mich nichts langweiligeres als 1:1 getreue Umsetzungen von Comics wie 300, Watchmen oder teilweise SIn City, die die "abstrakten Lücken" des Comics nur dürftig füllen können). Zum Einen weil man in der eigenen Erwartungshaltung überrascht wird und zum Anderen ist das filmtechnisch von der Lauflänge eines FIlms einfach nicht möglich alle Stränge werktreu zu erzählen, es geht darum zu versuchen diese Geschehnisse mit der Haupt-Handlung des Films zu kombinieren und wenn möglich destillieren. Aber ich gebe zu dass das ein Drahtseilakt ist der nicht selten scheitert.
Ein Attentat im Gericht fände ich äußerst langweilig und unoriginell, da sowas ähnliches schon In Batman Begins passiert ist. Außerdem hat Nolan ja auch sehr clever ein "gescheitertes Attentat" gezeigt am Anfang von Dark Knight, wo ich die Comic-Nerds im Kino schon hören konnte "Jetzt kommt's..". So macht das ganze mehr Spass. Nolan's Version ist emotional stärker aufgeladen durch die Dreiecks-beziehung "Rachel, Batman & Dent". Und die Entscheidung wen man jetzt retten soll ist somit kniffliger.

Eine schlechtes Beispiel für eine "Veränderung vom Kanon der Comics", wäre für mich der erste Spider Man-Film (Ich mag die Raimi Filme ehrlich gesagt überhaupt nicht, aber das ist subjektiv). Das die Netzflüssigkeit rein genetischer Natur ist und einfach so aus ihm "rausspritzt" fand ich albern, dann muss Peter Parker auch sehr viel mehr Essen für die Proteine und das Zeug muss konsequenterweise auch aus dem Arsch raus, aber Raimi ist nunmal kein Cronenberg.
Da gefiel mir die Version vom Reboot sehr viel besser. Sogar besser als in den Comics, da es unglaubwürdig wäre dass ein Teenager in der Lage wäre mal eben so eine große wissenschaftliche Errungschaft zu basteln. Obendrein hat Raimi nicht erkannt was für eine dramaturgisches Stilmittel die Netzpatronen sein können. The Amazing Spiderman hat viele dieser Details richtig gemacht, auch bin ich froh das Spidey nicht mehr ganz so viele dumme Witze reisst bei den Kämpfen wie in den Comics. Das Problem mit dem Reboot ist das "große Ganze", die Geschichte wirkt sehr hanebüchen.
Ich stimme Presko zu. Die Schwankungen von Humor zu Mistery zu Action etc sind eigentlich nicht das Problem, sondern die Tatsache das sie nicht natürlich in die Handlung verwoben sind (no pun intended) und dass die Szenen kaum Zeit zum Atmen haben und auch ausklingen. Die Sequenzen wirken untereinander sehr episodenhaft und nicht integriert, fast schon wie eine billige TV-Serie. Oder es vergehen mehrere Tage zwischen jedem Schnitt (Ironie:aus).

Und das Wichtigste: wir kennen es alle: der Bösewicht. Sowohl in Spider-man als auch in TDKR waren die Bösewichte nicht gerade Charisma-Bolzen, und zum Anderen waren ihre Motivationen WARUM sie diese Stadt zerstören wollen auf ein "because I'm FUCKING eeeeevil" reduziert. Der Joker und Raz-Al Ghul hatten da irgendwie mehr Facetten, hatten einen interessanteren Auftritt. Das Schlimme an TDKR ist das Bane auch noch degradiert wird, zum "Austin Powers"-Henchmen, ich habe die ganze Zeit auf die Szene gewartet wo jemand Bane's Mutter anruft um die schlechte Nachricht zu übermitteln, aber der Film war dann doch sehr humorlos :sad: . Im Allgemeinen war Nolan mit den ganzen Handlungssträngen überfordert. Im Dark Knight fing das schon an, da misfiel mir auch das letzte Drittel sehr: zu viele Stränge, unnötig komplizierte Situationen (und Kameraarbeit), zu viel Pathos, zu viel Gelaber und ich hab' Hunger.

Um ein bisschen auf die ursprüngl. Diskussion zurückzukommen:
Ich glaube auch dass die heutige Erzählstruktur leider ein Produkt dieser vielen Tutorials, Kurse und Handbücher sind, wo es nur darum geht von Plot-point A zu Plot-Point B zu kommen. Das liegt auch daran das viele Geschichten/Drehbücher in Hollywood nicht mehr persönlich sind, von einer einzelnen Person aus einer kreativen Motivation heraus entstanden und solche Drehbücher eher als finanzielles Risiko eingestuft werden und somit nicht gekauft bzw gefördert werden. Heutzutage muss es ein sicheres Ding sein, also pumpen wir 150 Mio in Effekte und das Drehbuch ist eine Auftraggsarbeit mit 6 Köchen und vorgegebenen Zutaten (Bohnen und Speck wäre jetzt genau das Richtige). Das danach immer dieselben Filme entstehen ist kein Zufall, für Zufälle gibt's keine Kohle. Die Filmindustrie hat sich wie viele andere Industrien (Lebensmittel, Kosmetik etc) über die Jahre immer weiter entwickelt in Richtung Effizienz und Einnahmen auf Kosten von Qualität. Drehbücher wie Easy Rider, Taxi Driver oder Apocalypse Now würde man heutzutage direkt indie Tonne kloppen (Wortwitz No.2). Aber wir sind selber Schuld wenn Millionen Leute in Battleshit, Resident E ville und die 7 Schlümpfe reingehen, dann gilt das alte Gesetz: die Nachfrage bestimmt das Angebot. Aber das ist eine andere Diskussion....
Noch eine kurze Erwähnung, ich hab vor kurzem eine alte französische Buddy Komödie mit Pierre Richard und Gerard Depardieu gesehen "Der Hornochse und sein Zugpferd". Mann das war vielleicht genial, keine recyclten Gags, die DrehbuchIdee ist abgefahren und dauernd passiert was Unerwartetes. Das Timing vom Humor, alles hat einen weniger hektischen Rythmus als heutige Komödien, wo alle 2 Sekunden was Witziges "rein muss". Die Gags entfalten sich wesentlich "natürlicher" und werden viel langsamer und spannender aufgebaut. Was mir beim FIlm aufgefallen ist, ist dass man so ein Drehbuch heutzutage niemals schreiben würde. Im Film gibt es 'ne Menge Szenen die den Plot nicht vorantreiben, aber sie sind sehr unterhaltsam und errinnerungswürdig, also warum funktioniert dieser FIlm so gut? Ich hab noch nicht lange drüber nachgedacht aber auf leerem Magen ist das schwer.

Es gibt zum Glück noch Indie-Filme wie Bellflower oder auch weniger teure Hollywood-Filme wie DRIVE, die aufzeigen dass es nicht am Budget liegen muss. Eine andere Diskussion ist auch: müssen die Filme heutzutage so teuer sein? Ich kenne das vom Trickfilm dass viele Produzenten sich einen großen Teil der Fördergelder in die eigen Tasche stecken und anschließend den FIlm in billige Länder produzieren, ein Grund warum der deutsche ZeichenTrickfilm(kultur) heute tot ist. Mich würde nicht wundern wenn sowas bei großen Hollywood FIlmen auch der Fall ist, zB billigere FX Schmieden engagieren, ich finde es nämlich äußerst seltsam dass ein Film 7-stellige Summen für Effekte ausgibt, die aber am Ende ziemlich billig aussehen (Star Wars Ep. :thumbdown: bis :sleeping: , Abe Lincoln - Vampire Panty Hunter, Resident Eiffel Tower, Bullship etc...) außerdem finde ich es übertrieben dass ein Schauspieler über 20-40Mio für einen FIlm bekommt, kann man nicht sowas einrichten dass sie "nur" 6 Mio kriegen und am Einspielergebnis beteiligt werden, hoho welche' Utopie. :w00t:
So, ich muss was Essen..
 

Revolvermann

Well-Known Member
Hab jetzt nicht alle Kommentare gelesen aber ich kann deinem Text nicht beipflichten. Es braucht nicht immer alles gezeigt und erzählt werden. Manche Entwicklungen kann man sich auch denken. Soviel Einfühlungsvermögen muss man dem Zuschauer zutrauen. Ich verstehe deine Einwände aber es sind meiner Meinung nach keine neuen Erzähstrukturen die sich da im US Kino abzeichnen. Das gibt es doch schon länger. Trotzdem finde ich es gut wie das du deine Meinung einfach mal postest. Stößt ja auf Interesse. Ob im Positiven oder Negativen ist erstmal egal.
 
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