2012 Tops (Jay) - Pferdammt nochmal, Wes Anderson

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Ich muss das wohl in zwei Teilen posten, weil das Forum behauptet ich hätte die maximale Zeichengrenze überschritten:
Als erstes eine kleine Flopliste, damit das ganze nicht auf zu negativer Note endet:

Flop 3:

3.The Hunger Games

Sicher nicht allzu schlecht und auch eher aus Mangel an Alternativen hier, aber trotzdem auch wieder recht passend plaziert, da irgendwie misslungen. Ein
zwiespältiger, sich selbst widersprechender Film und nicht nur angesichts des Hypes, sondern auch der sehr positiven Resonanz bei Kritikern seltsam spannungs-, höhepunkts- und belanglos.

2.Das Bourne Vermächtnis

Ebenso belangloser Quasi-Actioner ohne Action, ohne Spannung ohne interessante Story und leider auch ohne überzeugende Hauptfigur. Jeremy Renner
schlafwandelt durch diesen überlangen Film, der nichts zu erzählen hat. Den blödsinnigen Höhepunkt bildet die, hier nicht näher beschriebene, Szene im Medikamentenlabor, die absolut nicht zum Rest des Films passt, aber mindestens genauso doof ist.

1.Snow White and the Huntsman

Ärgerliche Märchenverwurstung, die vor allem durch eine gelangweilte Regie und ein noch gelangweilteres und langweiliges Drehbuch nicht besticht. Keine
emotionale Bindung zu jeglichen Figuren, eine zerfahrene, vorhersehbare und gehetzte Geschichte, die in einem lachhaften Pseudo-Showdown endet.
Einzig Charlize Theron als böse Königin und das Kostümdesign können überzeugen, reisen aber auch nichts mehr.

Top 10 (+1)
- Eine kleine Anmerkung: Ich richte mich bei US-Filmen (Die den Großteil der Liste ausmachen) soweit es geht nach dem US-Startdatum. Irgendwie bin ich immer unzufrieden, wenn ich Titel dabei habe, die eigentlich im Jahr vorher starteten, aber in Deutschland verspätet ankamen. Da im Januar ja immer viele Nachzügler starten, nehme ich die eigentlich noch immer mit. Trotzdem hier meine Liste, die ja eh immer nur unter Vorbehalt ist. Wer sieht schon alle Filme in einem Jahr? :squint:

11. Dark Shadows
Das "Guilty Pleasure" der Liste: Sicherlich kein wirklich guter Film, aber einer, der mir ganz persönlich doch gut gefallen hat. Man merkt, dass Burton und Depp eher Spaß haben wollten, ihrer Lieblingsserie irgendwie Tribut zollen wolltest, als tatsächlich einen guten Film abliefern zu wollen. Das ist andererseits schade, da er besser hätte werden können, wenn nicht Seth Grahames-Smiths Drehbuch so wirr, zerfahren und meist schlichtweg nicht lustig gewesen wäre, andererseits sollte der geneigte Burton-Fan an dieser kurzweiligen Gothic-Soap-Opera mit einem wunderbaren Johnny Depp seinen Spaß haben. Mehr zumindest als an Alice im Wunderland.

10.ParaNorman

Laikas zweiter Spielfilm nach Coraline kommt zwar nicht an die Genialität dessen heran, ist aber trotzdem ein sehr guter Film. Und auch recht außergewöhnlich, verglichen mit anderen Animationsfilmen. ParaNorman erinnert in vielerlei Hinsicht an Filme aus den 80ern: Ob Die Goonies oder John Carpenter, ParNorman zitiert sich freudig durch die filmischen 80er, italienische Horrorstreifen und allerlei andere Popkulturreferenzen, weiß aber trotzdem eine berührende Geschichte zu erzählen, die einen überaus überraschenden Twsit bereithällt, der jedoch nicht jedem gefallen wird. Persönlich dachte ich auch, dass mir der Film noch viel besser gefallen würde, als er es dann schlussendlich tat, da er mich inhaltlich nicht vollends gepackt hat, wenn auch die Aussage und das übergreifende Thema des Films wirklich sehr gelungen in die Geschichte verwoben ist. So ist ParaNorman dann doch ein guter Film geworden. Und Einen technisch brillianteren Stop-Motion-Film hat man noch nicht gesehen, wenn auch das Design (wie immer) Geschmackssache ist.

9.Brave
Viele waren wohl von Pixars neustem Werk enttäuscht, ich wiederum hatte großen Spaß an diesem sehr gefühl- wie auch humorvollen schottischen Abenteuer, dass ganz andere Wege einschlägt, als man vermuten würde. Eine schöne Geschichte über die Beziehung der Tochter zu Mutter, die hier clever und emotional in einen mystischen und abenteuerlichen Film präsentiert wird, der visuell, wie immer bei Pixar, atemberaubend ausgefallen ist. Inhaltlich ist das Ganze nicht frei von Schwächen, im Gegensatz zu anderen Pixar-Meisterwerken definitiv schwächer, aber trotzdem gut genug um einer der 10 besten Filme des Jahres zu sein.

8.The Dark Knight Rises
Auch ein Film, der viele, sehr viele enttäuschte. Zu guter Recht sage ich, da Nolans letzter Batman tatsächlich viele Schwächen hat. Ich jedoch sah im letzten Kapitel der Trilogie einen würdigen Abschluss. Ein riesig angelegtes Epos, mit dem sich Nolan oft selbst übernahm, aber ein allgemein doch sehr unterhaltsames und durchdachtes Werk darstellt, dass angesichts des Hypes auch nur verlieren konnte. Nolan führt jedoch gekonnt sein modernes, aktuelle Themen verwebendes, Konzept gelungen weiter, präsentiert einige kollosalle Actionszenen, einen erinnerungswürdigen Schurken und einen intelligenten, die komplette Trilogie umfassenden Kommentar zum Thema des Helden. Definitiv nicht frei von vielen Schwächen, aber für mich machte

7.John Carter

Ein tragischer Flop, der dank übersteigerter Internetreaktionen auf das Budget schon von vornherein gefestigt war. Ein Budget von 250 Millionen oder mehr, Nachdrehs, dieser Film kann ja nur schlecht sein. Da waren sich vor allem die Kritiker einig und klopften sich selbst auf die Schulter, weil eben, und die US-Filmforenuser freuten sich, dass ein Film floppte, den sie selbst noch gar nicht gesehen hatten. Die Zuschauer, die ihn tatsächlich gesehen hatten waren aber meist begeistert, was angesichts des unglaublich unterhaltsamen wie altmodischen Pulp-Sci-Fi-Films, der darüber hinaus noch eine richtige, oft clever konstruierte Geschichte, die einigen US-Kritikern tatsächlich zu kompliziert war, zu erzählen hatte. Das es den beiden menschlichen Hauptdarstellern an Charisma fehlt ist dabei leider nicht von der Hand zu weißen, aber dann hat es sich mit richtigen Schwächen dann auch schon. Andrew Stantons Realfilmdebut erinnert im besten Maße an Zeiten, in denen Blockbustern nicht nur als grenzdebile Effekt- und Soundbeschallung galten und das allein macht John Carter schon zu einem der sehenswertesten, unterhaltsamsten und gnadenlost unterschätzten Big-Budget-Filmen des Jahres.

6.Skyfall
Der bisher beste Craig-Bond, der durch seine unheimlich stilsichere Inszenierung, seinen altmodischen Charme und seinem brillianten, apokalyptischen Showdown besticht. Viel mehr weiß ich auch gar nicht zu sagen. Der neuste Bond war für mich auf jeden Fall eine positive Überraschung. Sogar mehr als das: Einer der besten des Jahres.

tbc
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
5.The Innkeepers
Ich habe mir überlegt, ob ich diesen Film überhaupt in die Liste nehmen soll, da er eigentlich ganz offiziell von 2011 ist und da auch schon auf einigen Festivals lief. Richtiger US-Start war dann aber 2012 und es wäre auch irgendwie schade diesen überragenden Film irgendwo zwischen den Jahren zu lassen, nur weil er zu klein für einen großen, intertantionalen Start ist. Aber nun zum Film: The Innkeepers, der Nachfolgefilm von Regisseur Ti West, der schon mit dem Retro-Horrorstreifen The House of the Devil die Gemüter spaltete und vor allem Mainstreampublikum unberührt und enttäuscht in den Sesseln zurücklies, setzt mit The Inkeepers eigentlich noch einen drauf, entpuppt sich der vermeintliche Horrofilm doch als sehr gefühvoll gezeichnete Geschichte über die zwei verbleibenden "Innkeeper" eines Hotels, dass nicht nur in ein paar Tagen schließen soll, sondern in dem es auch spuken soll. Ti West irritiert nicht mit billigen Schockeffekten, sondern legt großen Wert auf seine sehr ruhige, oft angenehm gruselige Atmosphäre, die langen Kamerafahrten durch das menschenleere Hotel und eben auf das Zusammenspiel seiner zwei Hauptfiguren. Wests Drehbuch ist eine im höchsten Maße undurchsichtige Angelegenheit, seine Inszenierung schlichtweg großartig, die wenigen Darstellern überzeugen mühelos, ebenso der subtile Soundtrack. West ist hier eine beeindruckende Mischung aus Charakterdrama und leisem Horrorfilm gelungen, dass seinesgleichen sucht, aber durch seine Art, das sieht man allein an den Rezensionen auf amazon, den Durchschnittszuschauer hoffnungslos überfordern wird.

4.Looper

Rian Johnson hat mit seinem nunmehr dritten Film bewießen, dass er einer der vielversprechendsten, originellsten und intelligentesten jungen Filmemacher ist. Nach dem stimmungsvollen und atmosphärisch überragend dichtem Brick und dem märchenhaften und verspielten Abenteuerfilm The Brothers Bloom präsentiert Johnsohn mit Looper einen intelligenten und inhaltlich vielschichtigen Zukunftsthriller, der einerseits eine düstere und brutale Zukunftsvision bietet, in der zweiten Hälfte jedoch durch eine sehr sehlbstbewusste Entschleunigung des Plots und einen Stimmungswechsel überzeugt, was Looper zu einem der denkwürdigsten Filme des Jahres macht. Johnson interessiert sich nicht für seine, durchaus löchrige, Zeitreisenthematik, sonder erzählt eine doppelbödige Geschichte über Menschlichkeit, über Liebe, über die Beziehung zwischen einer Mutter und ihrem Kind, über Rache und über Erlösung. Eingefangen als düsterer Noirfilm mit einem überragenden Joseph Gordon-Levitt und einer einfallsreichen und originellen Regie.

3.The Cabin in the Woods
Ich war mir lange nicht sicher, ob ich The Innkeepers oder diesen Film auf Platz 3 setzen sollte. Ein Duell der Horrorfilme, die nicht unterschiedlicher sein könnten. Beide sind durchaus humorvoll, darüber hinaus hört es aber mit Gemeinsamkeiten auf. Ist The Inkeepers ein ruhiger, nachdenklicher, dialogintensiver Film ist "Cabin" ein irrsinniger, unsubtiler und lauter Horrorspaß, der seinesgleichen sucht. Wahnsinnig witzig, im letzten Drittel schlichtweg durchgeknallter ist The Cabin in the Woods aber auch ein gelungener und intelligenter Kommentar auf praktisch jeden Horrorfilm, vor allem aber auch über uns, die Zuschauer und wieso wir und schon seit Urzeiten den gleichen Unsinn in diesem Genre anschauen. Während die eigentlichen Szenen in der Hütte noch recht austauschbar ist die Prämisse doch großartig, die Szenen in der "Zentrale" zum Brüllen komisch und das Finale ist nicht nur so unterhaltsam wie blutig, sondern auch eine Liebeserklärung an absolut alles was das Horrorgenre zu bieten hat. Das doppelbödigste (und coolste) Abfeiern des Horrofilms seit Scream und der Film, in dem Joss Whedon seine Finger im Spiel hat, der dieses Jahr mehr Beachtung verdient hat. :rolleyes:

2.Der Hobbit: Eine unerwartete Reise

Eine unerwartete Nummer 2. Zumindest für mich. Hätte man mir nach vor dem Kinobesuch erzählt, dass das meine Top 2 auf meiner Jahresbestenliste wird, hätte ich es nicht geglaubt, vergleichsweiße unterwältigt und enttäuscht war ich doch von jeglichem, bewegten und unbewegten Bildmaterial zum Film. Der Film jedoch war nicht nur der Beste Big Budget-Film des Jahres, sondern darüber hinaus auch noch ein fesselndes und bildgewaltiges Abenteuer, dass mir zumindest schnell jegliche Unsicherhheit austrieb und mich für knapp 3 Stunden ein erneutes mal nach Mittelerde entführte, wo der immer sehenswerte Martin Freeman einen tollen Bilbo abgibt, und der Film angemessen an Herr der Ringe erinnert und trotzdem losgelöst genug ist um "Der Hobbit" zu sein. Und die Szene zwischen Bilbo und Gollum ist mit Sicherhheit eine der stärksten, wenn nicht sogar die stärkste Szene des Jahres.

1.Moonrise Kingdom

Die verdiente Nummer 1. Wes Andersons zugänglichster Film seit Rushmore, dank realistischer gezeichneten Figuren und realistischeren Emotionen und einer berührenden Liebesgeschichte über zwei Kinder, die eigentlich noch gar nicht wirklich wissen was Liebe ist. Wes Anderson spart sich nervige Coming-of-Age-Klischees und präsentiert einen ungewöhnlichen, unverschämt gut besetzten, visuell überragenden und humorvollen Film, der sicher, nicht nur dank seines überraschenden und inhaltlich wild Haken schlagenden Drehbuchs, der Originellste des Jahres ist. Und darüber hinaus ist Moonrise Kingdom der mit Leichtigkeit am besten zitierbarste Film 2012 geworden. Aber das sind Andersons Filme eigentlich immer, die meisten merken es nur einfach nicht. :wink:

Top 10 der Filme, die ich dieses Jahr unheimlich gerne gesehen hätte, aber durch verschiedene Gründe nicht dazu kam:
10.Killing them Softly
9.Wreck-it Ralph
8.Silver Linings Playbook
7.Hotel Transylvanien
6.Ruby Sparks
5.7 Psychos
4.Argo
3.Django Unchained
2.The Master
1.Frankenweenie

Danke fürs lesen oder überfliegen. ;D
 

Joel.Barish

dank AF
Nette Liste, Gonzo. So wirklich widersprechen will ich eigentlich nur bei "Dark Shadows", aber du stellst den ja schon als Guilty Please etwas heraus. TDKR, Hobbit und John Carter sehe ich nicht ganz so euphorisch bzw. nicht ganz so positiv, aber so wirklich widersprechen kann ich nicht. Meine Probleme mit TDKR und Hobbit habe ich bei mir ja erklärt. John Carter ist halt bei weitem nicht so schlecht, wie er gemacht wurde und hätte definitiv mehr verdient. Besonders mehr Zuschauer und eine Fortsetzung, die die bisherigen Probleme ausbügelt. Dazu kommt es aber nicht. Es war ein guter, aber kein richtig-richtig guter Film.
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
@Presko
Hast du natürlich recht.

@Joel
Mit John Carter ist das wirklich schade. Und Andrew Stanton macht jetzt wohl Findet Nemo 2. Großartig. :clap:
Ich hoffe, dass sich der Lone Ranger nächstes Jahr besser schlägt.
 

squizo

Zillion Dollar Sadist
Top 10:

10. Skyfall
9. Argo
8. Dark Knight Rises
7. 7 Psychos
6. Drive
5. Hobbit
4. Beasts of the Southern Wild
3. Looper
2. Avengers
1. Weiß ich noch nicht :biggrin:


Flop 3:

3: Battleshit
2: Der Chaos Dad
1: Red Dawn, Silent Hill 2, The Watch
 

Revolvermann

Well-Known Member
Zwei Titel hatte ich noch nicht auf dem Schirm. Danke für die Anregung.
Der 3. Hobbit startet dann echt schon im Sommer? Warum das? Ich meine,stört mich nicht sonderlich aber warum machen die das?
 

Joel.Barish

dank AF
Uffa! :blink: Ich bin erstaunt über die Anzahl an Überschneidungen zwischen dir und mir, Jay. Du nennst Malick? Die anderen beiden Filmen erscheinen niemals dieses Jahr, aber du nennst "To the Wonder" als herausgehobenen Tipp? Wow. Aber finde ich gut. Und "Gravity" und "Trance" hätte ich auch nicht erwartet, "Gatsby" trotz deiner Sympathien für DiCaprio auch eher nicht. Mensch, da wirkt meine Liste ja plötzlich wie nachgemacht.

Bei deinen Nennungen am Ende sind ein paar dabei, die ich nicht habe. Na ja, drei. Aber "Jane got a gun" und "All you need is kill" sind ja auch 2014er Titel. "Kill hat laut imdb sogar schon ein Datum, März 2014.
 

Shins

Well-Known Member
So, meine Guten. Ich bin diesmal zeitbedingt sehr spät dran. Meine Hoffnungen, wenigstens noch ein oder zwei fehlende Filme meiner Liste abzuarbeiten, sind leider auch gescheitert. Aber: Hat hier noch irgendwer Interesse an einem kleinen Rückblick bzw einer kleinen Topliste von mir? Dann würd ich die morgen hier posten :smile:
 

Shins

Well-Known Member
Dann mal los :smile:


Das war es also. Das Jahr 2012. Soviel Schweiß haben wir im Vorfeld verschüttet, so viele Ängste durchlebt. Und wofür? Für nichts. Auch nach dem gefürchteten Zahlenverdrehertag 21.12.2012 leben wir noch immer weiter, langweilen uns mit unseren halbmelancholischen Existenzen herum und fragen uns, ob es anders nicht doch besser gewesen wäre.

Ein Blick auf das Kinojahr 2013 wirkt dann aber direkt wie cineastische Antidepressiva gegen die düstere Winterstimmung. Was wir im Falle eines Weltuntergangs alles an vermeintlichen filmischen Perlen verpassen würden, könnte kein Gott im seligen Himmel wieder gutmachen. Petrus würde an der Pforte von jedem halbwegs vernünftigen Filmfan einen Einlauf bekommen, so viel steht mal fest. „Pacific Rim“, „Man of Steel“, „Iron Man 3“, „Django Unchained“, „“Star Trek into Darkness“, „Stirb Langsam 5“, „Gangster Squad“, „Oblivion“, „Flight“, „Zero Dark Thirty“, „Lincoln“, „Fast & Furious 6“, „The Wolverine“, „The Master“, „Elysium“, „Lone Ranger“, „Frankenweenie“ und – selbstverständlich – „Kokowääh 2“. Um nur einige zu nennen. Aber jeder Blick in die Zukunft regt direkt an zu einem Blick auf das hinter uns liegende. Und um genau den soll es jetzt mit etwas Verspätung nochmal kurz von meiner Seite gehen.

Woran ich mich als erstes erinnere, wenn ich an das vergangene Jahr denke? Dass ein paar Tage vor Silvester mein geliebter Multimedia-Laptop, der mich knapp vier Jahre begleitet hat, vollkommen den Geist aufgab. Und ich das mittlerweile auf 45 Seiten angewachsene Drehbuch dort nie irgendwo anders abgespeichert habe... Bis mir genau zwei Minuten vor der technischen Katastrophe der Geistesblitz kam, das mal auf einen Stick zu ziehen. Gesagt, getan. Drehbuch gesichert und zack, war der Laptop kaputt. Schwein muss man haben. Weniger rosig sah es leider mit meiner akribisch genau geführten Liste der im vergangenen Jahr gesehenen Filme aus. Genaues Datum der Sichtung, einige Eindrücke dazu... Alles weg. Somit all meine Bemühungen, das Kinojahr für diesen Rückblick nochmal detailliert Revue passieren zu lassen auch. Schade. Aber: Auch Spontanität hat ja seine Vorzüge. Also mal sehen, was filmisch so hängen geblieben ist.

Gemeinsame Themen bei den Filmen eines Jahres herauszufinden ist immer ein wenig unbefriedigend, denn wie wir es auch drehen oder wenden: Es wird Zufall sein. Oder? Naja, ein kleiner Versuch darf ja unternommen werden. Und ich stelle jetzt mal die gewagte These auf: Der große Blockbuster-Film gewinnt ganz langsam, aber merklich, wieder an Seele. „The Avengers“, „Skyfall“, „The Dark Knight Rises“: Alle auch auf Spektakel aus, aber immer stehen die Geschichte oder zumindest die Charaktere im Vordergrund. Schiffbrüchige Altmetall-Spektakel wie „Battleship“ erscheinen aber leider immer noch an der Wasseroberfläche, um im seelenlosen Geisterschiff-Gewand niedere Instinkte zu befriedigen.

Der Reboot-Wahnsinn Hollywoods fiel in diesem Jahr durch eine interessante Kuriosität besonders ins Auge. Erinnert sich hier noch jemand an das Jahr 2002? Da schmiss Sony zwei Blockbuster ins Rennen. Der eine war Raimis erster „Spider-Man“. Der zweite „Men in Black 2“. Was geschieht nun also genau 10 Jahre später? Während „Spider-Man“ nach zwei weiteren Teilen rebooted wird, nur fünf Jahre nach dem Abschluss der Trilogie, und man sich denkt, der Zuschauer hat die alten Filme ja schon wieder vergessen, verlangt das selbe Studio mit „Men in Black 3“ von den Zuschauern, sich nach 10 Jahren noch an die bereits etablierte Reihe zu erinnern. Welch gespaltene Persönlichkeiten da oben wohl auf dem Chefsessel sitzen?
 

Shins

Well-Known Member
Wie dem auch sei. Was war denn nun besonders gut im Kinojahr 2012? Vieles, möchte ich direkt schreien. Denn gefühlt war es seit langem mal wieder ein richtig lohnenswertes Jahr. Dann fangen wir wie üblich hinten an. Hier meine Favoriten:

Platz 15: Er hämmert mit seinen Armen alles klein, was ihm im Weg steht. Und das deprimiert ihn. Kann ich verstehen. Immer und immer dasselbe zu machen und dafür keine Anerkennung zu kriegen, ja, aufgrund seiner Bestimmung sogar gehasst zu werden, ist nicht schön. Und eine Reise, um auf die Suche nach sich selbst zu gehen, bleibt da nicht aus. Kennt man? Nö. Denn wenn es um einen Videospielbösewicht geht, der sein Spiel verlässt und durch andere Genres hüpft, um mal der Held zu sein, ist das erfrischend neu und für Videospielfans ein Fest. Leider erst gegen Ende wirklich emotional und das Thema des Videospielhoppings nicht ganz ausnutzend, hätte alles noch besser sein können. Aber gut genug um länger im Gedächtnis zu bleiben ist er auf jeden Fall: „Ralph reicht's“

Platz 14: So viele Zeitebenen. So viele visuelle Eindrücke. So viele philosophische Gespräche. Ich habe ja befürchtet, mich zu langweilen. Aber ich muss gestehen, die ganze Zeit gefesselt gewesen zu sein. Und so ambitionierte Werke sind eh immer gern gesehen. „Cloud Atlas“​

Platz 13: Der Schlingel. Hat er es nach seinem tollen Ausflug ins Animations-Genre tatsächlich geschafft, mich auch mit seinem neuen Realfilm zu begeistern. Und so warmherzig war Wes Anderson noch nie. Und Bill Murray war natürlich auch wieder dabei. Doch warum soweit hinten? Er blieb mir nicht so gut in Erinnerung, wie ich es gehofft hatte. Eine zweite Sichtung, die längst überfällig ist, und er rutsch eventuell ein paar Plätze nach oben. Jetzt aber erstmal Platz 13 für „Moonrise Kingdom“

Platz 12: Wer tief fällt, muss sich mühsam wieder hocharbeiten. Aber das gelingt den Mädels und Jungs von Pixar nach ihrem Kolbenfresser „Cars 2“ sehr gut. Nicht so gut, um den besten Animationsfilm des Jahres ins Feld zu schmeißen. Aber immerhin, um ans Herz zu gehen, Gänsehaut auszulösen und zum Lachen zu bringen. Es ist einfach ein wunderschöner Film: „Merida“

Platz 11: Vollbusige Schönheiten, Mich aus Kokosnüssen schlürfen. Schön, dass die Menschen auf Hawaii scheinbar doch auch ihre Probleme haben. George Clooney und seine Familie haben sie mehr als augenscheinlich. Das ist vor toller Kulisse von der ersten Minute an fesselnd, manchmal komisch, immer herzerwärmend und auf seine Weise verschroben realistisch. Die begleite ich bald gerne noch einmal ins Paradies: „The Descendants“​

Platz 10: Er fiel. Und stand auf. Dann fiel er nochmal. Und stand wieder auf. Aber Alfred sagte ja schon 2005 „Warum fallen wir? Um wieder aufzustehen“. Das Finale von Nolans Batman-Trilogie hat nicht jedem gefallen. Einige hat es sogar in ein depressives Loch gestürzt. Mich hat es begeistert. Gerade die vielen Verweise auf „Batman Begins“ haben mich glücklich gemacht. Banes Stimme ist der Wahnsinn (auch das sehen viele anders) und überhaupt wird man einfach in einem enormen Tempo durch knapp 3 Stunden purem Thrill gejagt. Hoffentlich nicht das letzte Lebenszeichen des dunklen Ritters: „The Dark Knight Rises“​

Platz 9: Ich traue es mich ja gar nicht. Aber es ist die Wahrheit. Dreamworks ist auch dieses Jahr besser als Pixar. „Madagascar 3“ war einfach zu gut für die Konkurrenz... Nein, ähm... eher nicht. Aber dieses kleine, von del Toro produzierte Hochgeschwindigkeitsmärchen schon. Bester Animationsfilm des Jahres: „Die Hüter des Lichts“​

Platz 8: „Lass uns am besten gar nicht erst damit anfangen, über Zeitreisen genauer nachzudenken. Das verwirrt eh nur alle.“ Wenn Bruce Willis das sagt, halte ich mich auch danach. Aber auch abseits des offengelegten Umgangs mit der Zeitreiseproblematik ein beeindruckender, experimenteller Film. „Looper“​

Platz 7: Vier Jahre durfte er sich von seinem missratenen Einsatz erholen. Tat ihm gut. Mit einer die Augen massierenden Edelinszenierung und einem herrlich fiesen Bösewicht wieder da, wo er hingehört: In der Liste der besten Filme des Jahres. „Skyfall“​

Platz 6: Ben Affleck hat es als Filmemacher einfach drauf. Und ich keine Fingernägel mehr. Fuck yourself: „Argo“​

Platz 5: Joss Whedon vereint mehrere Superhelden und sorgt für Spektakel mit Hirn, Herz und Humor. Nur der erste Beweis im Jahr 2012, was für ein Ausnahme-Genie er ist. „The Avengers“​

Platz 4: Der Roman war grandios und eine der intensivsten Leseerfahrungen meines Lebens. Im Film fehlten mir viele wichtige Sachen. Gleichzeitig beeindruckte mich die Bildsprache und das Spiel Ezra Millers. Und trotz des mir bereits bekannten Verlaufs der Geschichte schnürte sich mir am Ende der Magen zu und ich brauchte erstmal eine Pause. Bitte anschauen! „We need to talk about Kevin“​

Platz 3: Joss Whedon, noch einmal. Diesmal nicht auf dem Regiestuhl, dafür auf anderem Posten. Und meine Fresse, was entfesselt er denn da? Nach diesem Meta-Spiel mit Genre-Konventionen wird man sich keinen Klischee-Horrorfilm mehr ansehen können, ohne den hier im Hinterkopf zu haben. Und dann noch dieses Finale, das an Wahnsinn nicht mehr zu überbieten ist. „The Cabin in the Woods“​

Platz 2: Fahrstuhl. Das reicht. Mehr sag ich nicht. Na gut, doch: Was ein Meisterwerk! „Drive“​

Platz 1: Ja. Ich gebe es zu. Ich habe ein Herz für Außenseiter. Bedauerlicherweise handelt der Film nicht nur von einer Gruppe sympathischer Außenseiter, sondern wurde selbst wie einer behandelt und mit Nichtbeachtung gestraft. Somit entging dem Publikum einer der warmherzigsten und außergewöhnlichsten Filme des Jahres. Mein Rat an euch alle hier? BG-Kritik lesen und sich schonmal die Blu-Ray bzw. DVD am 22. März vormerken. „Vielleicht lieber morgen“
 

Shins

Well-Known Member
Wo Licht, da auch Schatten. Machen wir es kurz, denn an diese Machwerke will ich gar nicht lange denken.​

Platz 3: Seit Jahren das erste Mal, dass ich überlegte, das Kino vorzeitig zu verlassen. Überladen und langweilig: „Savages“​

Platz 2: Nicht lustig. Unsympathisch. Tatsächlich sogar ein Ärgernis. Ich muss kotzen: „Project X“​

Platz 1: A6? Nein. B4? Nein. F5? Versenkt. „Battleshit“
 

Revolvermann

Well-Known Member
Das seh ich ja jetzt erst hier. Schöne Liste Shins!
Vor allem da ich deine Nr.1 einfach mal gar nicht auf dem Schirm hatte. Und es ist nicht irgendein kleiner Tipp von dir sondern deine Nr. 1. Da werde ich nun sicherlich einen Blick wagen. Danke dafür.
 

Shins

Well-Known Member
Danke euch beiden :smile: Die Nummer 1 war auch meine Überraschung des Jahres. Ich mag solche Filme sehr gerne, habe aber schon viele Enttäuschungen erlebt. Aber der war wirklich erfrischend witzig und dennoch sehr ans Herz gehend. Aber: Ich könnte wohl gute Gründe dafür finden, die ersten fünf oder sechs Plätze auf die Pole Position zu setzen. Gab insgesamt tolle Sachen im vergangenen Jahr. Schon fast schade, dass ich so nette Filme wie "21 Jump Street", "The Artist", "Ziemlich beste Freunde" oder "Auf der Suche nach einem Freund fürs Ende der Welt" nicht mehr erwähnt habe. Dieses Jahr hätte ich gut ne Top 20 gebrauchen können :biggrin:

Und Walter: Nein, ich will nix mehr über Battleship wissen :ugly: Habe den zwei mal gesehen. Er wächst mit zunehmendem Schauen nicht :biggrin: Schon schlimm genug, dass ich mir von den ganzen 17-jährigen, mit denen ich gerade arbeite, immer anhören muss, wie übergeilst doch "Project X" ist :wacko:
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Im Anfangspost ein Updatele von mir. F#ck, ist das eine lange Liste weiterer wichtiger Empfehlungen. Die 10 sind übrigens nicht einfach die alten 10 der 15er Liste, da musste ich nochmal neu sortieren und überlegen. Ich weiß, dass ich mit #1 nach wie vor allein auf weiter Flur stehe :crying: IHR BANAUSEN. :biggrin:

@SHINS

An deiner These ist glaube ich was dran :smile: Und du weißt, dass ich Perks nur wegen dir geschaut hab und dir dann sehr dankbar war. Guter Film, und wow, was für ein Jahr für Ezra Miller.
 
Oben