Birdman oder (die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit) ~ Inárritu, Keaton [Kritik]

Joel.Barish

dank AF
TheReelGuy schrieb:
aber wenn er gewinnen sollte, dann geht es nur um die Form und den Faktor, dass es 12 Jahre gedauert hat, den Film zu drehen und nicht um die eigentliche Qualität.
Joa und wenn "Birdman" gewinnen sollte, dann geht es nur um die Form und den Faktor, dass er lah-di-da aussieht wie in einer Plansequenz ohne Schnitt gedreht. :wink: Beide Filme haben doch auch etwas Substanzielles zu bieten, nicht nur ihre Oberfläche, oder?

BG Kritik: Birdman (Joel)

@Musik
Wegen des Scores habe ich mich am Freitag schon mit Jay gezofft. Der Banause. Ich fand die Musik nämlich auch verdammt stark. :smile:
 

TheReelGuy

The Toxic Avenger
Joel.Barish schrieb:
Joa und wenn "Birdman" gewinnen sollte, dann geht es nur um die Form und den Faktor, dass er lah-di-da aussieht wie in einer Plansequenz ohne Schnitt gedreht. :wink: Beide Filme haben doch auch etwas Substanzielles zu bieten, nicht nur ihre Oberfläche, oder?
Natürlich :rolleyes: Ich habe nur in Problem mit der Berichterstattung bezüglich "Boyhood", die nun mal wirklich hauptsächlich auf das "12 Jahre"-Ding hinweist. Der Film war gut, aber für den "Besten Film" wünsche ich mir halt was komplett stimmiges (wie z.B. ein gewisser, unglaublich toller Wes Anderson-Film... :whistling: )​
 
B

Bader

Guest
Wow, ich liebe ja Filme mit Plansequenzen (wie erwähnt), aber der schoss den Vogel ( :ugly: ) ab. Einfach nur gandiose Kameraführung, innovativer Score der so unpassend aber wiederum so passend war, genialer Cast, geschliffenene Dialoge, schöne Seitenhiebe, Metaebenen bis zum Abwinken und schöne Spielereien mit den (uns) Zuschauern.

Sehr fanzinierend, wie die Plansequenz, Score und Diaolge mit der Zeit eine Art Tranche suggeriert, von dem man nicht so einfach loslösen kann. Visuell und Darstellerisch ein Meisterwerk.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Shins schrieb:
Ey, der Score war ja wohl ein Highlight des Films! 8)
TheReelGuy schrieb:
@'Soundtrack' - Oh Mann, der Soundtrack war eines der größten Highlights für mich :thumbsup:
Joel.Barish schrieb:
@Musik
Wegen des Scores habe ich mich am Freitag schon mit Jay gezofft. Der Banause. Ich fand die Musik nämlich auch verdammt stark. :smile:

Bei euch schepperts doch :whistling:

Habe übrigens mit Grummeln realisiert, dass eben jener Inarritu, dessen meiste Filme ich wenig bis mittelmäßig mag, den neuen DiCaprio The Revenant dreht. Erwartungen soeben: #gesunken.
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Hmm, hmm. Wie fängt man da jetzt am besten an. Vorneweg: Ich hatte mich durchaus ein bisschen auf den Film gefreut, die Trailer waren super und das Konzept schien außergewöhnlich. Zumindest letzteres ist der ganze Film dann auch so ein bisschen, aber ist er auch außergewöhnlich gut? Meiner Meinung nach absolut nicht. Birdman ist so ein Film, der sich selbst für wahnsinnig clever hält und damit auch jeder Zuschauer versteht, dass der Film so wahnsinnig clever ist versucht er ihm das auch von vorne bis hinten zu zeigen. Und zu sagen. Und zu erklären. Witzig, dass ein Regisseur wie Christopher Nolan dafür kritisiert wird, dass die Dialoge in seinen Filmen nur Exposition sind, während es bei einem Film wie Birdman kaum anders ist. Und während bei Nolan erklärt wird, wie die Story funktioniert wird bei Birdman in aller Ausführlichkeit erklärt, was der Film denn nun Aussagen möchte. Text statt Subtext. Und das fast 2 Stunden am Stück. Das Superheldenfilme doofer Kommerz sind, Kritiker prätentiöses Gesocks und Schauspieler missverstandene Künstler und/oder ausgebrannte Hollywoodopfer - Kann man ja alles sagen, aber doch nicht so oft und lange, gezeigt, dann dreimal von der jweiligen Figur wiederholt, dass auch der allerallerallerletzte Zuschauer, der die erste halbe Stunde geschlafen und dann mit Freunden gewhatsappt hat versteht, was der Film denn nun zu sagen hat. Das die Figuren allesamt überzeichnete Karikaturen sind, die zwar sehr gut gespielt, aber so unglaubwürdig wie offensichtlich sind trägt auch nicht unbedingt dazu bei. Das zum inhaltlichen. Während die Idee aus dem Film eine beinahe ununterbrochenen Plansequenz zu machen sich auf dem Papier gut anhören mag, ist es im Film nicht mehr als ein Gimmick. Kann man so machen, hat aber weder etwas mit visuellem Erzählen zu tun, weil es einfach überhaupt keine inhaltliche Relevanz hat, meistens sogar einfach schlichtweg sinnlos ist, weil es andauernd die Perspektive trifft, um dann auch hier wieder jedem verständlich zu machen, was denn nun Real ist, und was nur eingebildet, noch ist es besonders gut eingesetzt und am Ende einfach nur ein nach den ersten Minuten vollkommen redundant gewordenes Gimmick, dass gerade dann unentwegt bewegt ist, wenn sich eine ruhige Einstellung vielleicht eher angeboten hätte, zumindest aber weitaus angenehmer gewesen wäre. Wie der gesamte Film arg offensichtliches, arg selbstwichtiges und großspuriges Gepose ohne wirklich Sinn für Subtilität, für Erzählen oder für seine Figuren. Die Musik fand ich allerdings ziemlich super.

4/10
 

Joel.Barish

dank AF
Ich finde 4/10 für mein Empfinden zu hart, aber ja, da sehe ich grundsätzlich einige Sachen recht ähnlich. Bin noch immer ein bisschen irritiert, was genau der Film von mir wollte, ob seine plumpe Art nicht Teil des Konzepts war. Einige Sachen wirken nicht zuende gedacht. Wie die Sache mit Kamera/Schnitt. Ich finde schon, dass es im ersten Drittel Sinn macht, da es zur Theaterumgebung passt, da wir überwiegend bei Thompson bleiben und weil durch die Kamera eine Dringlichkeit entsteht. Aber ab einem gewissen Punkt scheint man das einfach nur noch durchzuziehen, da man es mal angefangen hat.

Und "Interstellar" war besser. Keine Frage.
 

Shins

Well-Known Member
TheGreatGonzo schrieb:
Birdman ist so ein Film, der sich selbst für wahnsinnig clever hält und damit auch jeder Zuschauer versteht, dass der Film so wahnsinnig clever ist versucht er ihm das auch von vorne bis hinten zu zeigen. Und zu sagen. Und zu erklären
TheGreatGonzo schrieb:
wird bei Birdman in aller Ausführlichkeit erklärt, was der Film denn nun Aussagen möchte. Text statt Subtext.
Ja, der Film war recht deutlich an einigen Stellen. Aber - ja, ich gebe zu, dass ich mit Sicherheit auch manchmal einfacher gestrickt bin und den Holzhammer zu kryptischer Inszenierung bevorzuge - er war für mein Empfinden niemals zu deutlich. Ich denke sogar eher, dass der Film durch seine Art zwar mehr als nur Hardcore-Cineasten erreicht, aber bei weitem noch mehr als genug Zuschauer mit nem Fragezeichen vor der Kinoleinwand sitzen werden. Sooo durchschaubar, wie du ihn darstellst, ist "Birdman" dann nämlich doch wieder nicht.

Ich persönlich habe jede Minute des Films genossen. Ich liebe es, wenn außergewöhnlichere Filme wie dieser hier auch sau unterhaltsam und strange daherkommen. Und ich habe selten bei einem solchen Film so viel gelacht. Für mich stimmte der Großteil einfach.

Kurz und knapp: Großes Kinovergnügen! :thumbup:
 

Schneebauer

Targaryen
:top:

Habs in meinem Freundeskreis gemerkt. Einige waren sehr angetan, aber der Großteil war eher die "Was'n Kack?", "Langweilig und Unlustig" Fraktion. Wenn ich denen was über Plansequenzen erzähl schauen die verdutzt. So gesehen glaub ich nicht, dass Birdman zu sehr subtil auf den gemeinen Zuschauer abzielt. Vielleicht ist das ein Hybrid aus einem gewissen Anspruch, der aber nicht nur metaphorisch oder als interpretativer Subtext versteckt und geradlinigen, "einfachen" Elementen.
 

Diego de la Vega

Not Yet Rated
Gestern gesehen, und könnte hier fast 1:1 den Text von Gonzo hin kopieren, denn im Großen und Ganzen passte das soweit. Denn Birdman war für mich die unverhoffte Macht der Langeweile.
Technisch aufwendig, und als wunderbare Plansequenz inszeniert, schauspielerisch gut, - wo ich aber Norton klar vor Keaton sehe - aber inhaltlich mehr als nur enttäuschend und so möchtegern wirkend, ohne den Hauch von subtilität und sich ja absolut so wichtig nehmend, ohne dem jemals gerecht zu werden.
4/10
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Joel.Barish schrieb:
Ich finde 4/10 für mein Empfinden zu hart, aber ja, da sehe ich grundsätzlich einige Sachen recht ähnlich. Bin noch immer ein bisschen irritiert, was genau der Film von mir wollte, ob seine plumpe Art nicht Teil des Konzepts war. Einige Sachen wirken nicht zuende gedacht. Wie die Sache mit Kamera/Schnitt. Ich finde schon, dass es im ersten Drittel Sinn macht, da es zur Theaterumgebung passt, da wir überwiegend bei Thompson bleiben und weil durch die Kamera eine Dringlichkeit entsteht. Aber ab einem gewissen Punkt scheint man das einfach nur noch durchzuziehen, da man es mal angefangen hat.

Und "Interstellar" war besser. Keine Frage.
Meine Wertungen sind immer recht intuitiv, da denke ich nicht viel drüber nach, vor allem weil sie sich nach dem zweiten Anschauen meistens sowieso ändern. :squint:
Zur Kamera: Ich denke auch, die ersten Minuten passt das alles noch, die chaotische Theateratmosphäre, die stark subjektive Perspektive Riggans, aber spätestens nach 15 Minuten ist das Theater als Schauplatz etabliert und mit der Perspektive wird dauernd gebrochen. Spätestens mit den Zeitrafferaufnahmen enttarnt sich das Ganze dann als, wie gesagt, unnötiges Gimmick.

Und nicht falsch verstehen: Ich kritisiere Filme sicher nicht dafür, dass sie etwas aussagen möchten bzw. seine Aussagen nicht so zu verschleiern, dass es 10 Sichtungen plus Sekundärliteratur braucht um irgendwas zu verstehen, aber Birdman ist halt nicht nur unsubtil, sondern präsentiert das alles noch so selbstwichtig und protzerisch, dass es mich echt genervt hat. Ich glaube auch nicht, dass das Teil des Konzepts war, allein schon die News, dass man am Ende eigentlich Johnny Depp zeigen wollte, der von Jack Sparrow heimgesucht wird und Gerede von einem "ewig wiederholenden, satirischen Kreislauf" kommt mir doch eher sehr platt vor.
 

Revolvermann

Well-Known Member
Ich bin irgendwie noch ganz berauscht. Ich fand den absolut großartig.
Mal ganz abgesehen davon, was da einige Schauspieler an Feuer auf die Bühne gebracht haben, war die ganze Inszenierung ein Feuerwerk. Nicht nur die Plansequenzen - einfach alles! Die Farben, die Untertöne, die Dialoge.
Dann die Musik. Ein Geniestreich. Dieses "jazzige" was den Film so gut untermalt. Ist der Film selbst doch irgendwie Jazz. Zumindest in seiner Wirkung. In der Umsetzung wohl eher das genaue Gegenteil. Wobei "Jazz" auch eigentlich nicht richtig ist, denn der Soundtrack besteht zu größten Teilen aus reinen Drums.
Keaton hab ich nie besser gesehen. Sowohl was sein Spiel angeht als auch die Figur, welche ihm auf den Leib geschrieben scheint. Dieses egozentrische und doch bemitleidenswerte Häufchen alterndes Promifleisch. Dem seine letzte Erfüllung verwehrt zu bleiben scheint, um sich dann doch zu erfüllen, um wieder genommen zu werden, um sich widerum doch zu erfüllen?
Selten soviele eindrucksvolle Szenen in einem optisch eher kleinen Rahmen gesehen.
Ehrlich, ich sollte mal wieder ins Theater gehen.

8,5/10
 

Member_2.0

New Member
Interessanter Film. Hat mir gut gefallen.
Keaton mag ich eh und er hat super gespielt.
Einer von den Filmen wo man nicht weiß, ob man lachen oder weinen soll.
Ob er den Oscar nun wirklich verdient hat, da bin ich mir nicht so sicher.
Aber da bin ich eh so gut wie immer anderer Meinung also die Jury :biggrin:
Hätte eher Keaton den Oscar gegeben als bester Darsteller und dem Film nicht.

Trotzdem sehenswert!! :thumbup:
 
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