Clive77
Serial Watcher
In der Folge “Down in the Ground Where the Dead Men Go” der US-Serie Defiance bleibt den Protagonisten kaum Zeit, sich vom großen Angriff in der Pilotfolge zu erholen. Eine alte Castithan-Tradition und ein geplantes Bombenattentat sorgen für Aufruhr.
Andere Länder, andere Sitten
Elah Bandik (Robert Clarke), der im Angesicht des Angriffs der Volge die Flucht ergriffen hat, muss sich nun für seine Feigheit verantworten. Nach der Tradition der Castithan soll er dazu auf eine langsame und qualvolle Art öffentlich hingerichtet werden. Datak Tarr (Tony Curran) lässt sich von der Durchführung des Urteils weder vom neuen Sheriff Nolan (Grant Bowler) noch von seiner Frau Stahma (Jaime Murray) abbringen und die Bürgermeisterin Amanda Rosewater (Julie Benz) sieht sich zunächst ebenfalls nicht in der Lage, dem Vollzug der alten Tradition Einhalt zu gebieten.
Es bietet sich mit der Situation ein Dilemma, wie es stets vorkommt, wenn unterschiedliche Kulturen miteinander auskommen müssen - ob nun irdisch oder außerirdisch. Die Traditionen und Bräuche des einen stehen im Widerspruch zu den Sitten des anderen, wobei die hier vorgestellte Strafe dem Zuschauer gleich zu Beginn aufzeigt, wie abartig und unangemessen sie ist. Damit wird einerseits der kulturelle Konflikt überspitzt dargestellt, andererseits aber leider auch gleich vermittelt, wie falsch und verwerflich das Ritual ist. Es wäre sicherlich interessanter gewesen, wenn der (neutrale) Beobachter sich problemlos für jede der beiden Seiten hätte entscheiden können. Dass Elah bereitwillig sein Schicksal in Kauf nimmt (wie ihm die Ehre recht klischeehaft gebietet), wird sicher nicht ausreichen, um Zuschauer zu finden, die sich für sein Schicksal aussprechen.
Charakterentwicklung
Es findet sich durch die Aktion allerdings viel Spielraum, um die Hauptfiguren charakterlich näher zu beleuchten und davon macht die Episode glücklicherweise auch Gebrauch. Amanda kann ihre Position als Bürgermeisterin unterstreichen, die verzweifelt versucht, einen gemeinsamen Weg für alle Einwohner von Defiance zu finden. Datak bleibt von den Worten seiner Frau aus rein egoistischen Gründen stur: Er steht an der Spitze der Castithan in Defiance und denkt nicht daran, in irgendwelchen Belangen nachzugeben. So wundert es auch nicht, dass er am Ende doch noch dafür sorgt, dass der Feigling den Tod findet. Stahma zeigt sich alleine durch den Versuch, ihren Mann umzustimmen und für eine neue Welt zu begeistern, kompromissbereiter - allerdings nicht ohne Hintergedanken, denn sie hat die Mine für ihre Familie im Auge. Das dürfte auch der Grund dafür sein, weshalb sie die Hochzeit ihres Sohnes Alak (Jesse Rath) mit Rafe McCawleys (Graham Greene) Tochter Christie (Nicole Munoz) so stark befürwortet und Christie von ihren Zweifeln abbringt.
Etwas blass bleibt in dem Geschehen Irisa (Stephanie Leonidas), die offensichtlich einem ähnlichen Schicksal wie Elah gegenüber stand - aber wie genau das aussah, bleibt offen. Punkten kann sie beim Zuschauer alleine durch ihren (recht unüberlegten) Befreiungsversuch, den sie nur mit der plötzlichen Unterstützung von Tommy (Dewshane Williams) durchführen kann. Tommy darf dabei auch gleich den witzigsten Spruch der Episode aufsagen als er gefragt wird, weshalb Elah verhaftet werde: „Loitering“ - Herumlungern.
St. Louis unter Tage
Der Saboteur Ben (Douglas Nyback) wird von seinen Auftraggebern gezwungen, den Alternativplan umzusetzen. Er dringt in die Minen ein und soll den unterirdisch gelegenen alten Atomreaktor von St. Louis sprengen. Rafe und Nolan müssen das verhindern und nehmen mit ein paar Männern die Verfolgung auf.
Was sich unter Tage dem Zuschauer dabei vom alten unterirdischen St. Louis offenbart, sind gewaltige Bilder. Noch beeindruckender wären die allerdings, wenn die CGI-Abteilung dabei eine bessere Arbeit abliefern würde. Vom Stil her erinnert es stark an Aufnahmen, die von Serien wie „Sanctuary“ bekannt sind. Leider kann der Rezensent an dieser Stelle keinen Vergleich zum MMORPG ziehen, aber die „Grafik“ dürfte im Spiel ähnlich angesiedelt sein.
Auch bei dieser „Mission“ liegt das Augenmerk auf den Figuren, in diesem Fall bei Nolan und Rafe, die mehr über einander erfahren und damit wiederum dem Zuschauer mehr Tiefe bieten. Vor allem über Rafe gibt es teils witzige (Hundefutter? Wirklich?) Informationen und für ihn fällt die Wahl, Ben zu erschießen oder leben zu lassen nicht leicht. Obwohl er die richtige Entscheidung trifft (schließlich gilt es, die Hintermänner/frauen zu fassen), nimmt Ben ihm die Entscheidung am Ende ab und tötet sich selbst durch Rafes Waffe. Aber damit ist Rafes Charakterentwicklung noch nicht abgeschlossen. Daheim findet er im Zimmer seines ermordeten Sohnes Luke (Wesley French) eine Menge Geld und ein goldenes Artefakt - ein Zeichen dafür, dass sein Lieblingssohn wirklich Dreck am Stecken hatte, was ein letzter Schlag ins Gesicht des Vaters ist.
Insgesamt wirkt es etwas schade, dass diese Mission, die eine Hälfte des Hauptteils der Folge einnimmt, so gradlinig verläuft. Charakterentwicklung und tolle Bilder hin oder her, der Sci-Fi Fan hatte sich bestimmt mehr davon versprochen.
Eindruck nach zwei Folgen
Defiance hat nach wie vor eine Menge Möglichkeiten (ich verweigere an dieser Stelle den Ausdruck „Potenzial“), dem Zuschauer eine interessante und gute Geschichte zu bieten. Bisher versucht die Serie, ein breites Feld an Zuschauer für sich zu gewinnen, was sich vor allem darin bemerkbar macht, dass auch nach dieser Folge noch nicht so richtig klar ist, in welche Richtung beziehungsweise welches Genre die Autoren die Story entwickeln wollen. Es bleibt erstmal der Eindruck „von allem etwas, aber nichts richtig“. Wir haben bisher die unterschiedlichen „Missionen“ von Irisa und Nolan, die sich an die Spieler des gleichnamigen Online-Spieles richten dürften. Dazu kommt einiges an Drama, was teils in Richtung Politik und Religion geht, teils aber auch romantische Züge (wie die bevorstehende Hochzeit von Christie und Alak) hat. Hervorstechend ist dabei, dass alle möglichst am gemeinsamen Strang ziehen wollen (siehe Beerdigung der 41 Opfer), aber bedeutende und mächtige Einzelgänger dabei sind, die dem Ganzen nur scheinbar wohlwollend gegenüber stehen. Fans von Action oder nackter Haut bekommen auch ein wenig geboten, aber insgesamt bleibt der Eindruck, dass die Serie jedem von allem etwas bieten möchte.
Rundum ist jedenfalls eine Menge Konfliktpotenzial (Mist, jetzt hab’ ich den Ausdruck doch benutzt) vorhanden und die weiteren Geschichten dürften nicht minder spannend sein. Das Geheimnis um (die letzte Golferin) Nicky Riordon (Fionnula Flanagan) und ihre Absichten und ob und wann sie enttarnt wird, dürfte jedenfalls mit am interessantesten sein.
Fazit: Es bleibt durchwachsen, was die Serie angeht. Es gibt eine schöne Figurenentwicklung, auch wenn der ein oder andere Charakter etwas auf der Strecke bleibt oder einfach zu stur ist, um daran teilzunehmen. Insgesamt wirkt die zweite Folge eher ruhig und versucht, ein möglichst breites Publikum zu bedienen. Auf Dauer kann die Rechnung dabei aufgehen, aber auch das Interesse des Zuschauers verlieren. Abwarten.
6/10 große Erwartungen
Andere Länder, andere Sitten
Elah Bandik (Robert Clarke), der im Angesicht des Angriffs der Volge die Flucht ergriffen hat, muss sich nun für seine Feigheit verantworten. Nach der Tradition der Castithan soll er dazu auf eine langsame und qualvolle Art öffentlich hingerichtet werden. Datak Tarr (Tony Curran) lässt sich von der Durchführung des Urteils weder vom neuen Sheriff Nolan (Grant Bowler) noch von seiner Frau Stahma (Jaime Murray) abbringen und die Bürgermeisterin Amanda Rosewater (Julie Benz) sieht sich zunächst ebenfalls nicht in der Lage, dem Vollzug der alten Tradition Einhalt zu gebieten.
Es bietet sich mit der Situation ein Dilemma, wie es stets vorkommt, wenn unterschiedliche Kulturen miteinander auskommen müssen - ob nun irdisch oder außerirdisch. Die Traditionen und Bräuche des einen stehen im Widerspruch zu den Sitten des anderen, wobei die hier vorgestellte Strafe dem Zuschauer gleich zu Beginn aufzeigt, wie abartig und unangemessen sie ist. Damit wird einerseits der kulturelle Konflikt überspitzt dargestellt, andererseits aber leider auch gleich vermittelt, wie falsch und verwerflich das Ritual ist. Es wäre sicherlich interessanter gewesen, wenn der (neutrale) Beobachter sich problemlos für jede der beiden Seiten hätte entscheiden können. Dass Elah bereitwillig sein Schicksal in Kauf nimmt (wie ihm die Ehre recht klischeehaft gebietet), wird sicher nicht ausreichen, um Zuschauer zu finden, die sich für sein Schicksal aussprechen.
Charakterentwicklung
Es findet sich durch die Aktion allerdings viel Spielraum, um die Hauptfiguren charakterlich näher zu beleuchten und davon macht die Episode glücklicherweise auch Gebrauch. Amanda kann ihre Position als Bürgermeisterin unterstreichen, die verzweifelt versucht, einen gemeinsamen Weg für alle Einwohner von Defiance zu finden. Datak bleibt von den Worten seiner Frau aus rein egoistischen Gründen stur: Er steht an der Spitze der Castithan in Defiance und denkt nicht daran, in irgendwelchen Belangen nachzugeben. So wundert es auch nicht, dass er am Ende doch noch dafür sorgt, dass der Feigling den Tod findet. Stahma zeigt sich alleine durch den Versuch, ihren Mann umzustimmen und für eine neue Welt zu begeistern, kompromissbereiter - allerdings nicht ohne Hintergedanken, denn sie hat die Mine für ihre Familie im Auge. Das dürfte auch der Grund dafür sein, weshalb sie die Hochzeit ihres Sohnes Alak (Jesse Rath) mit Rafe McCawleys (Graham Greene) Tochter Christie (Nicole Munoz) so stark befürwortet und Christie von ihren Zweifeln abbringt.
Etwas blass bleibt in dem Geschehen Irisa (Stephanie Leonidas), die offensichtlich einem ähnlichen Schicksal wie Elah gegenüber stand - aber wie genau das aussah, bleibt offen. Punkten kann sie beim Zuschauer alleine durch ihren (recht unüberlegten) Befreiungsversuch, den sie nur mit der plötzlichen Unterstützung von Tommy (Dewshane Williams) durchführen kann. Tommy darf dabei auch gleich den witzigsten Spruch der Episode aufsagen als er gefragt wird, weshalb Elah verhaftet werde: „Loitering“ - Herumlungern.
St. Louis unter Tage
Der Saboteur Ben (Douglas Nyback) wird von seinen Auftraggebern gezwungen, den Alternativplan umzusetzen. Er dringt in die Minen ein und soll den unterirdisch gelegenen alten Atomreaktor von St. Louis sprengen. Rafe und Nolan müssen das verhindern und nehmen mit ein paar Männern die Verfolgung auf.
Was sich unter Tage dem Zuschauer dabei vom alten unterirdischen St. Louis offenbart, sind gewaltige Bilder. Noch beeindruckender wären die allerdings, wenn die CGI-Abteilung dabei eine bessere Arbeit abliefern würde. Vom Stil her erinnert es stark an Aufnahmen, die von Serien wie „Sanctuary“ bekannt sind. Leider kann der Rezensent an dieser Stelle keinen Vergleich zum MMORPG ziehen, aber die „Grafik“ dürfte im Spiel ähnlich angesiedelt sein.
Auch bei dieser „Mission“ liegt das Augenmerk auf den Figuren, in diesem Fall bei Nolan und Rafe, die mehr über einander erfahren und damit wiederum dem Zuschauer mehr Tiefe bieten. Vor allem über Rafe gibt es teils witzige (Hundefutter? Wirklich?) Informationen und für ihn fällt die Wahl, Ben zu erschießen oder leben zu lassen nicht leicht. Obwohl er die richtige Entscheidung trifft (schließlich gilt es, die Hintermänner/frauen zu fassen), nimmt Ben ihm die Entscheidung am Ende ab und tötet sich selbst durch Rafes Waffe. Aber damit ist Rafes Charakterentwicklung noch nicht abgeschlossen. Daheim findet er im Zimmer seines ermordeten Sohnes Luke (Wesley French) eine Menge Geld und ein goldenes Artefakt - ein Zeichen dafür, dass sein Lieblingssohn wirklich Dreck am Stecken hatte, was ein letzter Schlag ins Gesicht des Vaters ist.
Insgesamt wirkt es etwas schade, dass diese Mission, die eine Hälfte des Hauptteils der Folge einnimmt, so gradlinig verläuft. Charakterentwicklung und tolle Bilder hin oder her, der Sci-Fi Fan hatte sich bestimmt mehr davon versprochen.
Eindruck nach zwei Folgen
Defiance hat nach wie vor eine Menge Möglichkeiten (ich verweigere an dieser Stelle den Ausdruck „Potenzial“), dem Zuschauer eine interessante und gute Geschichte zu bieten. Bisher versucht die Serie, ein breites Feld an Zuschauer für sich zu gewinnen, was sich vor allem darin bemerkbar macht, dass auch nach dieser Folge noch nicht so richtig klar ist, in welche Richtung beziehungsweise welches Genre die Autoren die Story entwickeln wollen. Es bleibt erstmal der Eindruck „von allem etwas, aber nichts richtig“. Wir haben bisher die unterschiedlichen „Missionen“ von Irisa und Nolan, die sich an die Spieler des gleichnamigen Online-Spieles richten dürften. Dazu kommt einiges an Drama, was teils in Richtung Politik und Religion geht, teils aber auch romantische Züge (wie die bevorstehende Hochzeit von Christie und Alak) hat. Hervorstechend ist dabei, dass alle möglichst am gemeinsamen Strang ziehen wollen (siehe Beerdigung der 41 Opfer), aber bedeutende und mächtige Einzelgänger dabei sind, die dem Ganzen nur scheinbar wohlwollend gegenüber stehen. Fans von Action oder nackter Haut bekommen auch ein wenig geboten, aber insgesamt bleibt der Eindruck, dass die Serie jedem von allem etwas bieten möchte.
Rundum ist jedenfalls eine Menge Konfliktpotenzial (Mist, jetzt hab’ ich den Ausdruck doch benutzt) vorhanden und die weiteren Geschichten dürften nicht minder spannend sein. Das Geheimnis um (die letzte Golferin) Nicky Riordon (Fionnula Flanagan) und ihre Absichten und ob und wann sie enttarnt wird, dürfte jedenfalls mit am interessantesten sein.
Fazit: Es bleibt durchwachsen, was die Serie angeht. Es gibt eine schöne Figurenentwicklung, auch wenn der ein oder andere Charakter etwas auf der Strecke bleibt oder einfach zu stur ist, um daran teilzunehmen. Insgesamt wirkt die zweite Folge eher ruhig und versucht, ein möglichst breites Publikum zu bedienen. Auf Dauer kann die Rechnung dabei aufgehen, aber auch das Interesse des Zuschauers verlieren. Abwarten.
6/10 große Erwartungen