Mir erschließt sich nicht so ganz, wie dieser Trailer verworren sein kann bzw. was genau verworren daran sein soll. Selbst wenn man das Stück nicht kennt wird man vom Trailer extrem vorbildlich an die Hand genommen. Zumindest wenn man hinhört bzw. Shakespeares Englisch versteht. Und es ist keine Schande wenn nicht - das ist dann nur kein Fehler des Trailers/Films, sondern einfach Pech für den jeweiligen Zuschauer.
Denn wirklich, der Trailer ist ziemlich klar strukturiert:
Es beginnt mit "All hail Macbeth who shall be king." Ergo: Macbeth soll König sein. Schnitt auf Fassbinder; das ist Macbeth.
Dann: Cotillard ruft die "Spirits," die Götter (oder den Gott) an, denn "Hail the king that shalt be", also "Segen dem König der König sein soll" also ungefähr: Macbeth soll König werden, dann Cotillard ist Lady Macbeth, also die Frau dessen, der König sein soll.
Dann: "Duncan comes here tonight." Wir müssen nicht wissen, dass Duncan der aktuelle König ist, aber der Kontext legt einen Zusammenhang zwischen Duncan und Macbeths Anspruch auf den Thron doch sehr nahe. Während dieser Dialogzeile sehen wir David Thewlis als Duncan mit seinem Gefolge, eine klare Zusammenführung von Name und Gesicht.
Dann: Macbeth sagt: "If we should fail..." Ehepaar Macbeth heckt etwas aus. Macbeth soll König werden, der König kommt zu Besucht, der Plan der Macbeths könnte schlimme Folgen haben. Was nur könnten die beiden geplant haben?
Dann ein paar unheilsschwangere Bilder und ein grüblerischer Macbeth; Vertiefung des finsteren Plans und der möglichen finsteren Folgen im Falle des Scheiterns.
Dann: Macbeth mit Dolch in der Hand in Duncans Schlafgemach, im Anschluss mit eindeutiger "Ich werde Duncan töten" Pose.
Im Anschluss springt der Trailer mit der Titelkarte und der dynamischen Musik in einen anderen Modus, der sogar Aufschluss darüber gibt, dass der Mord an Duncan nur der Auftakt für die eigentliche Haupthandlung ist.
Dann nämlich: Macbeth wird zum König gekrönt. Erneutes "Hail Macbeth" der nun König ist.
Dann erhöht sich die Schnittfrequenz, mit Szenen der Macbeth, Schlachtmomenten, die blutige Hand, eine Frau (dass das Lady Macduff ist, ist für den Trailer unwichtig) mit Kindern auf der Flucht. Dazu spricht Lady Macbeth vom "painting of your fear" zu ihrem Mann, womit sie Hinweis darauf gibt, dass - was absolut nachvollziehbar ist - so ein eigens verübter Königsmord am Gewissen eines Mannes nagt, insbesondere wenn man dadurch zum neuen König geworden ist.
Dann: "Macbeth shall never vanquished be" - Also "Macbeth soll/kann niemals besiegt werden"
Dann: "Full of Scorpions is my mind", sagt der paranoide neue König Macbeth. Und LMB antwortet pragmatisch "What's done is done", mahnt ihren Mann also zu entspannend, nicht an der Schuld zugrunde zu gehen, womit die Dynamik zwischen den Eheleuten Macbeth auch schon recht gut im Trailer vorgestellt wird. Dazu eine Montage mit Szenen aus Gewalt, Mord, Leid, Trauer und Wahnsinn, in einer Art, wie sie nicht nennenswert anders ist als irgendwelche Best-Of Actionmontagen aus irgendwelchen Actionfilmen. Nur, dass wir hier eben in den ersten 80 Sekunden des Trailers einen guten Kontext für die "Action" mit auf den Weg bekamen.
Also ich würde sogar sagen der Trailer ist das Gegenteil von verworren. Er ist effektiv geschnitten und vorbildlich darin, innerhalb von 90 Sekunden eine ziemlich genaue und zutreffende Beschreibung der Handlung zu liefern.
@Mackenzie
Ja, genau. Das ist Kurosawas "Macbeth". Ist ja nicht die einzige Macbeth Verfilmung/Hommage von Kurosawa.
Was aber deine Kritik an den Slo-Mo Effekten betrifft, würde ich eher Woodstock zustimmen. Das ist wirklich gänzlich anders als "300", schon weil die Beschleunigung zu Dynamik-Effekten hier nicht auftaucht. Ich weiß auch nicht, was daran prätentiös ist, denn das wilde Schlachtengetümmel und -gebrüll mit dieser extremen Superzeitlupe zu unterbrechen und zu kontratieren ist ja erstmal keine dumme Idee. Man müsste den Gesamtzusammenhang abwarten, aber ich wüsste nicht, warum man so früh über einen stilistischen Effekt eines Films urteilen und zu solchen Begriffen wie eben "prätentiös" greifen müsste. Dass du an Autowerbung denken musst kann man dir nicht nehmen, aber das ist ja kein Fehler des Films. Da bist du dann halt assoziativ vorbelastet, aber es muss doch einem Film erlaubt sein, diverse Techniken aufzugreifen, auch wenn du diese schon mal irgendwo anders gesehen hast.