Macbeth ~ Fassbender, Cotillard [Kritik]

Manny

Professioneller Zeitungsbügler
Joel.Barish schrieb:
Und dass die Geschichte, eines von Shakespeares kürzesten, knackigsten und brutalsten Werken, Potential hat, wissen wir ja auch schon.
Wen meinst du denn hier mit "wir"? :nene: Ich habe bisher (noch) nichts von Shakespeare gelesen.
 

TheReelGuy

The Toxic Avenger
Das schaut alles wirklich sehr ansprechend aus! :thumbsup:

Die Besetzung von David Thewlis als Duncan ist, meiner Meinung nach, etwas fraglich, da ich mir einen eher älteren, Sean Bean-mäßigen Schauspieler gewünscht hätte, aber das ist wirklich nur ein kleiner Punkt.

Ansonsten sieht es nach einer schönen Neuverfilmung meines Lieblings-Shakespeares aus. Mal sehen, wie der Film sich gegen Polanski's Version schlägt...​
 

Joel.Barish

dank AF
@Manny
"Wir" statt "ich" zu schreiben ist doch ein recht gängiger rhetorischer Kniff, insbesondere im journalistischen Jargon, worunter der Eröffnungs- und Vorstellungspost eines Trailerthreads ja im weitesten Sinne gehört. Abgesehen davon ist Shakespeare ja so gängig und bekannt, dass zumindest jeder mit dem Namen etwas anfangen kann. Wenn du wirklich noch nichts gelesen hast ( :blink: ) solltest du das schleunigst nachholen. :wink:

@ReelGuy
Sean Bean ist nur vier Jahre älter als David Thewlis. Und je nach Maske finde ich nicht, dass einer nennenswert älter oder jünger aussieht als der andere. Höchstens hat Bean das etwas ruppigere, Thewlis das rundere und dadurch freundlichere Gesicht, was man dann individuell mit der Rolle abgleichen muss. Ich finde, dass es zu King Malcolm ganz gut passt.

Ich kann mich auch bis heute nicht entscheiden, ob ich Welles' "Macbeth" oder Polanskis besser finde. Beide sind auf ihre Art interessant. Sicher bin ich mir nur, dass Kurosawa sie beide schlägt (auch wenn Shakespeares Sprache fehlt). :smile:
 

TheReelGuy

The Toxic Avenger
@Joel
Ich habe mir Duncan beim Lesen halt meist als ruppigen Charakter vorgestellt, wobei es vielleicht auch interessant sein könnte, einen freundlichen Duncan in den Gegensatz zu Macbeth zu setzen, wie es wahrscheinluch auch im Original vorgesehen ist. Habe das Stück auch nur einmal im Theater gesehen und da waren sowohl Duncan, als auch Macbeth eher von ruppiger Natur, weshalb das für mich hängengeblieben ist.

Welchen Kurosawa meinst du? :crying: Habe ich da etwas verpasst?​
 

dmkoo

New Member
Für mich potentiell einer der "Overrrated as fuck" Filme des Jahres. McBeth an sich schon sehr dankbar vermutlich und Fassbender ist eh einer der Lieblinge aller Filmgucker... da kann viel Hype um einen letztlich mittelmässigen Film entstehen. Mal abwarten.
 

McKenzie

Unchained
Ich bin erstmal zwiegespalten. Das sieht nach guten einzelnen Elementen aus, die aber in einen Film gepfercht (noch) nicht zusammenpassen wollen. Da gibt es einerseits die 300-mäßige Super-SloMo (die ich persönlich wie schon mal erwähnt too much und irgendwie prätentiös finde, obwohl ich SloMo-Fetischist bin), dann die erdigeren/normalen Szenen, und dann wieder Momente die eher wie aus einem Game-Trailer wirken. Ich glaube nicht dass der Film schlecht wird, weil man sicher einiges Gutes finden können wird (Kinematographie, Schauspiel...); Aber irgendwie bezweifle ich zum gegebenen Zeitpunkt auch dass das wirklich rund und befriedigend ausfällt.
 

Envincar

der mecKercheF
das sieht alles sehr verworren und durcheinander aus. Für mich kein guter Trailer. Hat mich nicht gepackt.
 

Marcus Vinicius

Hakaishin
Ich bin mir nicht ganz sicher woran es liegt, denn normalerweise ist sowas genau mein Fall. Aber der Trailer will bei mir keine Vorfreude aufkommen lassen.
Ich werd ihn mir aber dennoch im Kino anschauen, da ich solche Projekte im Allgemeinen unterstützen möchte.
Ausserdem wär es nicht das erste mal das ein Film deutlich besser ist als der vorher gezeigte Trailer einen glauben lässt.
 

Woodstock

Verified Twitter Account ☑️
Ich mag die Optik und den Ton des Trailers. Die Besetzung sowieso. die Slowmo Effekte aus dem Clip, kann ich überhaupt nicht mit denen aus 300 vergleichen. Die Geschwindigkeit, das Gefühl und die Spannung sind hier nicht gleich. Beide Szenen fühlen sich komplett anders an.
 

Joel.Barish

dank AF
Mir erschließt sich nicht so ganz, wie dieser Trailer verworren sein kann bzw. was genau verworren daran sein soll. Selbst wenn man das Stück nicht kennt wird man vom Trailer extrem vorbildlich an die Hand genommen. Zumindest wenn man hinhört bzw. Shakespeares Englisch versteht. Und es ist keine Schande wenn nicht - das ist dann nur kein Fehler des Trailers/Films, sondern einfach Pech für den jeweiligen Zuschauer.
Denn wirklich, der Trailer ist ziemlich klar strukturiert:

Es beginnt mit "All hail Macbeth who shall be king." Ergo: Macbeth soll König sein. Schnitt auf Fassbinder; das ist Macbeth.
Dann: Cotillard ruft die "Spirits," die Götter (oder den Gott) an, denn "Hail the king that shalt be", also "Segen dem König der König sein soll" also ungefähr: Macbeth soll König werden, dann Cotillard ist Lady Macbeth, also die Frau dessen, der König sein soll.
Dann: "Duncan comes here tonight." Wir müssen nicht wissen, dass Duncan der aktuelle König ist, aber der Kontext legt einen Zusammenhang zwischen Duncan und Macbeths Anspruch auf den Thron doch sehr nahe. Während dieser Dialogzeile sehen wir David Thewlis als Duncan mit seinem Gefolge, eine klare Zusammenführung von Name und Gesicht.
Dann: Macbeth sagt: "If we should fail..." Ehepaar Macbeth heckt etwas aus. Macbeth soll König werden, der König kommt zu Besucht, der Plan der Macbeths könnte schlimme Folgen haben. Was nur könnten die beiden geplant haben?
Dann ein paar unheilsschwangere Bilder und ein grüblerischer Macbeth; Vertiefung des finsteren Plans und der möglichen finsteren Folgen im Falle des Scheiterns.
Dann: Macbeth mit Dolch in der Hand in Duncans Schlafgemach, im Anschluss mit eindeutiger "Ich werde Duncan töten" Pose.
Im Anschluss springt der Trailer mit der Titelkarte und der dynamischen Musik in einen anderen Modus, der sogar Aufschluss darüber gibt, dass der Mord an Duncan nur der Auftakt für die eigentliche Haupthandlung ist.
Dann nämlich: Macbeth wird zum König gekrönt. Erneutes "Hail Macbeth" der nun König ist.
Dann erhöht sich die Schnittfrequenz, mit Szenen der Macbeth, Schlachtmomenten, die blutige Hand, eine Frau (dass das Lady Macduff ist, ist für den Trailer unwichtig) mit Kindern auf der Flucht. Dazu spricht Lady Macbeth vom "painting of your fear" zu ihrem Mann, womit sie Hinweis darauf gibt, dass - was absolut nachvollziehbar ist - so ein eigens verübter Königsmord am Gewissen eines Mannes nagt, insbesondere wenn man dadurch zum neuen König geworden ist.
Dann: "Macbeth shall never vanquished be" - Also "Macbeth soll/kann niemals besiegt werden"
Dann: "Full of Scorpions is my mind", sagt der paranoide neue König Macbeth. Und LMB antwortet pragmatisch "What's done is done", mahnt ihren Mann also zu entspannend, nicht an der Schuld zugrunde zu gehen, womit die Dynamik zwischen den Eheleuten Macbeth auch schon recht gut im Trailer vorgestellt wird. Dazu eine Montage mit Szenen aus Gewalt, Mord, Leid, Trauer und Wahnsinn, in einer Art, wie sie nicht nennenswert anders ist als irgendwelche Best-Of Actionmontagen aus irgendwelchen Actionfilmen. Nur, dass wir hier eben in den ersten 80 Sekunden des Trailers einen guten Kontext für die "Action" mit auf den Weg bekamen.

Also ich würde sogar sagen der Trailer ist das Gegenteil von verworren. Er ist effektiv geschnitten und vorbildlich darin, innerhalb von 90 Sekunden eine ziemlich genaue und zutreffende Beschreibung der Handlung zu liefern.

@Mackenzie
Ja, genau. Das ist Kurosawas "Macbeth". Ist ja nicht die einzige Macbeth Verfilmung/Hommage von Kurosawa.

Was aber deine Kritik an den Slo-Mo Effekten betrifft, würde ich eher Woodstock zustimmen. Das ist wirklich gänzlich anders als "300", schon weil die Beschleunigung zu Dynamik-Effekten hier nicht auftaucht. Ich weiß auch nicht, was daran prätentiös ist, denn das wilde Schlachtengetümmel und -gebrüll mit dieser extremen Superzeitlupe zu unterbrechen und zu kontratieren ist ja erstmal keine dumme Idee. Man müsste den Gesamtzusammenhang abwarten, aber ich wüsste nicht, warum man so früh über einen stilistischen Effekt eines Films urteilen und zu solchen Begriffen wie eben "prätentiös" greifen müsste. Dass du an Autowerbung denken musst kann man dir nicht nehmen, aber das ist ja kein Fehler des Films. Da bist du dann halt assoziativ vorbelastet, aber es muss doch einem Film erlaubt sein, diverse Techniken aufzugreifen, auch wenn du diese schon mal irgendwo anders gesehen hast. :wink:
 

McKenzie

Unchained
Ach komm, das war mein vorsichtig-abwartendster Post den ich je getippt habe, gespickt mit erstmal's, irgendwie's & zum-gegebenen-Zeitpunkt's :biggrin: Ich vorverurteile den Film nicht wegen des Trailers, aber rein so wie mir die verschiedenen Shots nun eben präsentiert werden, wirkt es auf mich halt ein bisschen wie Kraut und Rüben. Kann auf 2 Stunden verteilt dann auch ganz anders sein, rein für sich genommen sind es ja wie gesagt keine schlechten Aufnahmen.

Mit prätentiös meine ich einfach, dass das in Kombi mit den auffälligen einschubmäßigen Schnitten (die mich eigentlich mehr "stören" als die Zeitlupe an sich) im Clip der letztens rauskam eben auf mich einen zu verkrampft aufmerksamkeitsheischend Eindruck macht. "Es ist nicht nur Slo-Mo-episch, es ist fucking Ich-unterbreche-den-Sound-episch!!". Und eben diese Schnitttechnik (laut&schnell -> langsam&still) hab ich halt tatsächlich schon in Auto(und Sport-)werbungen gesehen, auch das Colorgrading kommt in die Nähe. Und bei Werbungen geht es eben auch ums Fingerschnippen vor dem Gesicht des Zusehers, weil man ja nur 20-30 Sec. Zeit hat, um die volle Aufmerksamkeit zu kriegen. Aber mir ist natürlich bewusst dass das ein sehr subjektives Empfinden ist, und bei anderen ganz anders ankommen kann.
 

Joel.Barish

dank AF
McKenzie schrieb:
Ach komm, das war mein vorsichtig-abwartendster Post den ich je getippt habe, gespickt mit erstmal's, irgendwie's & zum-gegebenen-Zeitpunkt's
Ja, schon. Aber du wirst das ja nicht einfach nur zum Spaß getippt haben, also kann man auch schon mal nachhaken, wie es dazu kommen konnte. :smile: Ich bin in letzter Zeit nur häufiger irritiert, was frühe negative Reaktionen zu Werbematerial betrifft, an denen man sich dann festbeißt. Ich mache mich davon auch selbst nicht frei. Bei "T: Genisys" geht es mir aktuell ähnlich.
Aber dein Problem mit dem Slow-Mo schien mir halt besonders konkret zu sein und da glaube ich, dass du dem Film Unrecht tust. Jetzt sprichst du von "aufmerksamkeitsheischend", was a) ein tolles Wort ist und ich b) in der Theorie nachvollziehen kann. Aber was darf denn aufmerksamkeitsheischend sein, wenn nicht Werbung? Dass in der Werbung gewisse Filmtechniken benutzt werden und umgekehrt, ist doch nur logisch und darüber hinaus gut und richtig, wenn es eben passend eingesetzt ist. Sonst dürfte niemand mehr den Vertigo-Zoom benutzen, keine Jump-Cuts mehr, keine Match-Cuts, kein spezifisches Color Grading was irgendwie an irgendetwas Anderes erinnert. Ich weiß, das meintest du nicht so extrem, aber ein bisschen in die Richtung ging es schon. :wink:
 

McKenzie

Unchained
Wie gesagt, im Film passt dann vielleicht alles zusammen, die Slo-Mo-Atempausen gefallen mir halt persönlich wegen erwähnter Assoziationen nicht, aber jo mei, wenn der Rest gut ist kann ich da auch drüber hinwegsehen. Das ist natürlich sehr subjektiv, und lässt sich nicht von heut auf morgen ändern :squint:
Also ich beiße mich da mitnichten fest, falls der Eindruck besteht, täuscht das. Ich bin einfach auf einer abwartenden Position, das Thema ist gut, die Aufnahmen können für sich genommen was, aber irgendwie hat's bei mir halt (noch) nicht wirklich "klick" gemacht. :smile:
 

Joel.Barish

dank AF
Ich habe den Film inzwischen auch gesehen. War gut. Aber natürlich gehört dazu ein "Aber".

Kurzels Film ist visuell edel von Sekunde 1 bis zum Rolltext am Ende. Kostüme und Sets, ja, aber auch die Landschaften und ganz besonders der Umgang mit Farben. Wie zum Schluss Birnam Wood nach Dunsinane gelangt und dort die aus den Fugen geratene Welt in ein passendes Licht rückt, ist eine der originelleren Ideen des Films. Und sie wirkt. Das Spiel mit Superzeitlupe und zeitlich versetzter Beschleunigung ist auch mehr als nur Spielerei und funktioniert schon ein wenig anders, als in "300". Aber Kurzel hat in der Schlacht zu Beginn vielleicht etwas zu lange den Finger auf der Zeitlupentaste. Es passt aber zu einem Film, der sich grundsätzlich in einer extrem entschleunigten Unaufhaltsamkeit abspielt. Der Film ist wie ein ins Extrem gedehnter Moment unaufhörlicher Spannung; getrieben von Jed Kurzels dröhnender und zuweilen sehr dominanter Musik steht ab einem gewissen Punkt jeder Moment unter Anspannung, was auf Dauer nicht so effektiv ist, wie es vielleicht klingt. Es ist ermüdend, erschöpfend sogar, nicht zuletzt weil die unvermeidbare Explosion, weil der notwendige Druckabfall nicht ausreichend ist.

Störender aber noch der grundsätzliche Umgang mit dem Werk. Für sich genommen ist Kurzels Version eine angemessen komprimierte, in ihren Motiven überwiegend gelungene Adaption, die gerade zu Beginn einige interessante Ansätze hat. Der verstärkte Fokus aufs Christentum, der Kindstod im Hause Macbeth, zum Beispiel, aber auch Details, wie die Überredung durch Lady Macbeth beim Coitus, was die "Power Dynamic" des Paares interessant beeinflusst. Aber der Wechsel, wenn beide in unterschiedliche Formen des Wahnsinns abdriften, ist bei weitem nicht so reizvoll. Der berühmte Monolog von Lady Macbeth ("Out, damned spot. Out I say!") nicht so intensiv, wie er sein könnte und müsste. Das Thema von Männern und ihren Söhnen ist schön herausgearbeitet und durch die finalen Momente noch doppelt unterstrichen, aber es ist nicht neu und nicht so reizvoll, dass es als Hauptthema des Films reizt. Und das ist das Problem; wenig aus Kurzels Version ist neu. Vieles ist gut, vieles hat seinen Reiz, aber am Ende ist es dann doch "nur" eine gut gemachte neue Version von "Macbeth".

@Neo
Warum hätte Natalie Portman ihres Alters wegen Kritik erhalten? Mit Jahrgang 1981 ist sie nun auch schon Mitte 30 und nur vier Jahre jünger als Michael Fassbender. Außerdem sind die Macbeths meistens, und in dieser Version noch verstärkt, als recht junges Paar dargestellt. Jung und mit eben diesen teuflischen Ambitionen.
 
Oben