Joel.Barish schrieb:
Es ist aber absolut empfehlenswert, auch mal - gut formulierte und argumentierte - andere Meinung zu lesen, nicht nur die Bestätigung der eigenen zu suchen. Oder Kritiken lesen, die über eine bloße "gut/schlecht" Kategorisierung hinausgehen.
Falls (!) das auf meinen Beitrag bezogen sein sollte, hat meine Aussage " ich gebe eher was auf Leute, deren Geschmack und Motivation einordnen kann" nicht damit zu tun, ob die einen Film ebenso bewerten wie ich. Es hat schlicht damit zu tun, dass ich Aussagen, Meinungen, Bewertungen usw. besser einordnen kann, weil ich den Filmgeschmack kenne, mehrere Kritiken gelesen/gehört habe und den "Background" weiß. Was nützt mir z.B. eine Kritik über einen neuen Rambo-Film, wenn irgendein Aushilfs-Redakteur, der weder das Franchise kennt, das Genre im schlimmsten Fall sowieso nicht mag, da eine Kritik schreibt? Über das rein handwerkliche hinaus, kann ich das dann nur bedingt ernst nehmen. Das heißt nicht, dass der "Schreiberling" mit seinen Kritikpunkten grundsätzlich falsch liegt, aber jedes Genre hat halt bestimmte Kriterien, die in der Regel auch erwartet werden - und wenn sich jemand bei TFATF z.B. darüber beschwert, dass die Actionszenen maßlos übertrieben und die Stories eher Nebensache sind, dann hat er zwar recht, aber das ist eben ein essentieller Bestandteil der Reihe. Solche Kritiken bringen mir nichts, und daher gebe ich auf Reviews, die ich nicht einordnen kann, eben nichts.
Es gibt aber durchaus auch Reviews, die ich gerne lese, obwohl sie in der Regel meiner späteren Einordnung gänzlich widersprechen. Diese sind dann aber eben auch von Personen, die ich einordnen kann und die trotz ihrer Kritikpunkte wissen, was sie da besprechen und bewerten. Diese Meinungen halten sich dann nicht mit oberflächlichen Widersprüchlichkeiten auf, sondern sind, und da zitiere ich dich dann auch gerne, gut formuliert und argumentiert, stellen dabei aber nicht alles und jeden in Frage, sondern sind durchaus in der Lage zu unterscheiden, was sie da sehen und warum einiges so umgesetzt wurde und nicht anders.
Im Falle von "American Sniper" kannte ich bislang nur zwei oder drei Kritiken der größeren Seiten. Die Meinungen, die mich in diesem Fall stärker beeinflussen, stammen aus diversen Kontakten, die ich im Zuge des Eastwood-Buches kennengelernt habe und die die Arbeiten Eastwoods in der Regel ebenso einordnen wie ich. Und nein: Weder ich noch die finden alles super, was der Mann macht. Und ja: Es wird auch mal wieder Zeit für einen richtig guten Eastwood-Film, wobei ich z.B. "Jersey Boys" wesentlich besser fand, als er gemeinhin weg kam. Da stieß mir eher "Invictus" unangenehmer auf.