Bates Motel S01E09 - Underwater

Clive77

Serial Watcher
In der Folge „Underwater“ der US-Serie Bates Motel plätschert die Handlung gemächlich vor sich hin. Ein neuer Konflikt zwischen Mutter und Sohn wird in Szene gesetzt und wieder gelöst, ein paar Schüsse fallen, aber ansonsten könnte die Episode tatsächlich „unter Wasser“ spielen. Jedenfalls bis zum Cliffhanger, der es in sich hat.

Dylan und Bradley
Bradley (Nicola Peltz) erzählt Dylan (Max Thieriot) von einem Büro ihres Vaters, das dieser angeblich bei Gil (Vincent Gale) hatte und welches sie gerne nach Erinnerungsstücken durchsuchen möchte. Das Problem dabei: Gil ist nicht gut auf die Familie Martin zu sprechen. Nach einigem Hin und Her schleichen sich Dylan und Bradley ins Büro, werden dabei aber von Remo (Ian Tacey) überrascht und mit blauen Bohnen begrüßt. Der gibt den beiden schließlich zehn Minuten im Büro, wobei Bradley entdeckt, dass ihr Vater womöglich eine Affäre mit einer gewissen „B.“ hatte.
Dieser Handlungsstrang um Dylan und Bradley liefert nebenbei einen tieferen Einblick in Dylans Tagesgeschäft und zeigt abermals, dass Gil von Dylan ziemlich beeindruckt ist. Nicht umsonst bietet er ihm auf Nachfrage gleich das Büro von Bradleys Vater als sein eigenes an. Auch bei Remo hat Dylan einen Stein im Brett nach der letzten Folge, sonst hätte er die beiden wohl nicht ins Büro gelassen. Somit ist Dylan nun ein anerkanntes Mitglied im Drogengeschäft und hegt daher auch kaum den Wunsch, die Gegend zu verlassen - zumal er bereits weiß, dass sein Job auf Lebenszeit ausgelegt ist.
Bezüglich Bradley werden einige Fragen aufgeworfen. Zunächst einmal ist es schon sehr auffällig, dass sie sich um Dylan bemüht. Einige tiefe Blicke lassen sich jedenfalls so deuten als wenn sie Dylan nicht nur um einen großen Gefallen bittet sondern vielleicht noch andere Absichten in Bezug auf Normans (Freddie Highmore) Bruder hat (was sich dann später wieder auf Norman niederschlagen könnte, wenn er von den beiden erfährt). Und weshalb muss sie unbedingt das Büro ihres Vaters betreten? Wegen der Erinnerungsstücke (wie der goldenen Taschenuhr) und auch des ganzen anderen Krams hätte sie Dylans Vorschlag annehmen können, ihr alles in Kartons verpackt zukommen zu lassen. Hat sie vielleicht gezielt nach einem Anhaltspunkt über ihren Vater gesucht? Ahnte sie eventuell von der Affäre, die die gefundenen Briefe von „B.“ belegen? Es bleibt noch etwas rätselhaft, wohin das die Figur führen wird.

Umzugspläne
Norma (Vera Farmiga) ist nach dem Cliffhanger der letzten Folge nervlich am Ende. Nachdem sie Shelbys (Mike Vogel) Leiche von Sheriff Romero (Nestor Carbonell) hat abholen lassen, bekommen das auch Norman und Dylan sowie die Drogenpflücker mit. Letztere erhalten ein striktes Joint-Verbot im Motel. Normas Lösung für ihr Dilemma ist ein weiterer Umzug, weg von White Pine Bay und an einen der sichersten Orte Amerikas, wobei ihr nach kurzer Recherche das Ziel Hawaii ins Auge fällt.
Verdenken kann man ihr die Umzugspläne sicher nicht. Sie hat trotz ihrer herrischen Art eine Menge durchmachen müssen und die Psycho-Spielchen von Jake Abernathy (Jere Burns) leisten lediglich den letzten Beitrag, um das Fass zum Überlaufen zu bringen. Da kann es ihr auch egal sein, dass Norman eine Reihe Einwände gegen einen weiteren Umzug hat.
Doch so einfach geht es dann doch nicht: Sie sucht zwar den Makler auf, von dem sie das Motel erstanden hat und fordert ihr Geld zurück (er hat ihr schließlich vorenthalten, dass die geschäftstötende Umgehungsstraße geplant war), aber der gibt ihr gegen Ende der Episode zu verstehen, dass sie sich entweder mit der Hälfte des Geldes begnügen muss oder aber in den sauren Apfel beißen und die Umzugspläne verwerfen. Selbst im Falle einer erfolgreichen Klage würde sie von ihm, der hoch verschuldet ist, kein Geld bekommen können.
Es war zwar abzusehen, dass die Umzugspläne von Norma keine Aussicht auf Erfolg hatten, aber eine naheliegende Handlungsweise der Figur Norma. Wer sich jedenfalls fragte, weshalb die Bates nicht einfach bei all den kriminellen Machenschaften im Ort weiter ziehen, bekommt eine schlüssige Antwort präsentiert und darf Norma bei mehreren Tobsuchtsanfällen bewundern. Zudem kommt es zu einer großen Auseinandersetzung zwischen Mutter und Sohn („You are crazy!“), denn Norman fühlt sich trotz der Sache mit Bradley ziemlich wohl in seiner neuen Umgebung und wehrt sich gegen den geplanten Umzug. Dass der Konflikt nicht noch weiter eskaliert, ist dem plötzlichen Auftritt der angekifften Emma (Olivia Cooke) zu verdanken, die diese Folge eher am Rande auftaucht und Norma im Motelgeschäft unterstützt.

Norman
Abseits der Umzugspläne läuft es für Norman diese Episode ziemlich gut. Miss Watson (Keegan Connor Tracy) erzählt ihm, wie gut er in der Schule ist und wie begeistert sie von der Kurzgeschichte ist, die er abgeliefert hat. Sie schlägt ihm sogar vor, die Geschichte zu veröffentlichen wobei sie ihm ihre Hilfe anbietet, um die Story publikationsreif zu gestalten. Dabei gibt es einige Szenen - ähnlich wie bei Dylan und Bradley - die durchaus auch mehr als pure Hilfsbereitschaft für einen talentierten Schüler andeuten könnten. Als Norman sich schließlich „wegen Mama“ gegen die Veröffentlichung ausspricht (zu der Zeit tut es ihm wieder leid, Norma als verrückt bezeichnet zu haben), schlägt Miss Watson ihm vor, die Geschichte heimlich auf den Verlagsweg zu bringen - ob er sich dafür entscheiden wird, bleibt allerdings vorerst offen.
Es kommen natürlich auch wieder diese Momente bei Normans Szenen zum Vorschein, für die die Bezeichnungen „creepy“ und „weird“ wohl am angebrachtesten sind. Da wäre der fertig ausgestopfte Hund und der Traum, in dem er Bradley in der Badewanne erwürgt/ertränkt. Und Dylan, der bekanntlich die „Wahrheit“ über Norman aus erster Hand von Norma erzählt bekommen hat, darf von beiden erfahren. Die Gänsehaut bringt Max Thieriot dabei auch gut rüber, vor allem als Norman ihm versichert, nie jemandem etwas antun zu wollen und dann scherzhaft meint „except you once in a while“.
Unklar bleibt dabei, wie es wirklich in Normans Gefühlswelt in Bezug auf Bradley aussieht. Das Lächeln, was er ihr in der Schule entgegen bringt, wirkt keineswegs so echt, dass man es ihm ohne weiteres abkauft, das Thema Bradley beendet zu haben. Was wohl passiert, wenn er von dem guten freundschaftlichen Verhältnis zwischen Dylan und Bradley erfährt?

Norma
Mama Bates steht in „Underwater“ im Mittelpunkt des Geschehens. Und auch wenn man ihre Umzugspläne nachvollziehen kann, wird wieder deutlich gemacht, dass sie keineswegs eine normale Person ist. Das spiegelt sich im Umgang mit den anderen Charakteren immer wieder.
Sheriff Romero, der sich auch nach dieser Folge nicht gänzlich als Teilhaber an den kriminellen Machenschaften seiner Kleinstadtbewohner ausschließen lässt, bekommt das am deutlichsten zu spüren: Er nimmt Normas Anschuldigungen gegen Jake durchaus ernst und scheint bemüht, ihr zu helfen. Doch die Tatsache, dass alle Spuren bezüglich des Fremden ins Leere führen, zieht bloß erneut Normas Zorn auf sich. Es ist ja verständlich, dass sie enttäuscht von den Ermittlungen ist, aber der letzte Wutausbruch ist in Anbetracht von Romeros Erklärungen fehl am Platze.
Geradezu gegenteilig geht sie mit Norman und Emma um. Emma sieht sie mittlerweile als einen Teil der Familie und ist sichtlich besorgt als das Mädchen im berauschten Zustand im Haus aufschlägt. In Sachen Norman sollte besonders erwähnt werden, wie ruhig sie bleibt als er sie verrückt nennt. Ihr Gesichtsausdruck vermittelt auch hier Besorgnis, worauf sich Norman gleich wieder entschuldigt. Soweit könnte ihr Verhalten als halbwegs normal bezeichnet werden. Aber die Szene des Nachts als sie zu Norman ins Zimmer kommt und das Bett mit ihrem siebzehnjährigen Sohn teilt, fällt eindeutig nicht in die Kategorie „normal“.

Auftakt zum Staffelfinale
Jake Abernathy setzt seine Drohung aus der letzten Folge („You wanna play? We play.“) in die Tat um. Wir bekommen ihn zwar nur gegen Ende zu Gesicht, aber seine Figur liegt wie ein Schatten über dieser Folge. Ob ein Strauß Blumen oder ein vorbeifahrendes Auto: Der Fremde ist noch da und zerrt an Normas Nervenkostüm.
Wir erfahren schließlich, wonach er gesucht hat. Es war nicht das kleine Buch, was Norman unter einem der Teppiche entdeckt hat. Es waren 150.000 Dollar, die Deputy Shelby ihm wegen des Mädchenhandels noch schuldig geblieben ist. Als er Norma am Ende der Episode im Auto überfällt, stellt er ihr ein Ultimatum: Entweder sie bringt ihm morgen sein Geld oder er fängt damit an, ihre Söhne zu töten. Norma hat keine Wahl, sie kann nur zustimmen, auch wenn sie das Geld nicht hat. Hätte sie widersprochen oder den Besitz des Geldes abgestritten, er hätte ihr wohl kaum geglaubt und stattdessen die Pistole benutzt.
Ein starkes Ende für die Folge, die sonst eher ruhig verlief. Auf das Staffelfinale nächste Woche dürfen wir nun gespannt sein. Wird Norma das Geld auftreiben können? Oder wendet sie sich an Romero? Oder nehmen die Bates die Sache selber in die Hand? Wir sind gespannt.

Fazit: „Underwater“ ist nicht nur der Titel der Folge, sondern auch das Gefühl, was die Folge vermittelt. Es bleibt weitestgehend ruhig, gibt hier und dort ein paar Fortschritte und Andeutungen für mögliche Entwicklungen und plötzlich macht es „platsch“ und die Episode ist vorbei. Als Vorbereitung für ein Staffelfinale durchaus annehmbar und solide gemacht. Trotzdem wären etwas höhere Wellen in Sachen Handlung wünschenswert gewesen, so wirkt es eher wie ein stiller See, unter dessen Wasseroberfläche möglicherweise etwas lauert, aber (noch) nicht greifbar ist.

7,5/10 "feuchte" Träume
 

Noermel

Well-Known Member
Ach war wieder eine Freude zu lesen :squint:
Werde die Serie nach nächster Woche sehr vermissen genau wie diese Reviews!
 

Clive77

Serial Watcher
Thanks again, Noermel!

Die Wartezeit auf die zweite Staffel wird in der Tat verdammt lang. Hoffentlich gibt es nächste Woche nicht auch noch 'nen fiesen Cliffhanger, dann wird's noch länger... :bibber:

Bezüglich Reviews: Ich muss mal schauen, was ich ab nächster Woche in mein Programm nehme. Supernatural und Bates Motel sind dann durch, aber irgendwas wird sich schon finden. Im Juni starten ja schon die ersten Sommerserien und Falling Skies ist bei mir schon vorgemerkt (Doppelfolge am 09. Juni)...
 

Noermel

Well-Known Member
Clive77 schrieb:
Wenn das hier stimmt, sind wohl 7 Staffeln mit je 10 Folgen geplant. Mal schauen, ob das durchgezogen werden kann.

Boah das wäre ja traumhaft :w00t: sprich das was wir bis jetzt gesehen haben war gerade mal die Spitze des Eisberges :thumbsup:
 
Oben