Xbox One: Microsoft patentiert Wohnzimmer-Überwachung
Wenn mehr als zwei Zuschauer vorm Fernseher sitzen, kostet der Filmabruf doppelt so viel: Mit der Super-Kamera von Microsofts neuer Konsole Xbox One könnte die Abrechnung nach Zuschauerzahl Standard werden. Der Konzern beschreibt das Verfahren in einem Patentantrag detailliert.
Microsoft vermarktet seine neue Konsole Xbox One als Unterhaltungszentrale: Fernsehen, Filme ausleihen, Filme kaufen - mit der neuen Konsole soll das alles ganz einfach funktionieren. Für die Rechteinhaber könnte die neue Xbox aus ganz anderen Gründen interessant sein: Ein Ende 2012 veröffentlichter Microsoft-Patentantrag erscheint nun in neuem Kontext. Es deutet darauf hin, dass die Xbox One über die neue Infrastruktur zum Beispiel Filmkonsum nach Zuschaueranzahl abrechnen könnte. Wenn fünf Leute im Wohnzimmer sitzen, könnte ein Film mehr kosten als bei nur einem Zuschauer.
Die Kamera der neuen Xbox One könnte diese Informationen liefern: Die neue Kinect-Hardware soll per Gesichtserkennung bis zu sechs Personen in einem Zimmer identifizieren können, selbst ohne zusätzliche Lichtquellen.
Je mehr Zuschauer im Zimmer sitzen, desto teurer wird's
Das Microsoft-Patent für die "Regulierung von Content-Vertrieb anhand der Zuschauerzahl" baut auf einer solchen Überwachungstechnik auf. Der Patentantrag beschreibt die Kernfunktionen der Methode so:
Die Technik soll es Rechteinhabern ermöglichen, die Lizenzkosten auf Basis der Zuschaueranzahl zu berechnen.
Lizenzen können auf vielerlei Art beschränkt werden: Der Inhalt darf insgesamt nur von einem bestimmten Nutzer mehrere Male genutzt werden, es darf nur eine eingeschränkte Anzahl von Nutzern gleichzeitig die Inhalte verfolgen, es dürfen nur Nutzer eines bestimmten Alters zugegen sein.
Die Zuschauer werden beim Abruf der Inhalte "überwacht", heißt es im Patentantrag. Auf Basis dieser Nutzerzählung können bestimmte Optionen eingeblendet werden.
Auf Basis des Patentantrags sind zum Beispiel folgende Szenarien denkbar: Wenn im Wohnzimmer sechs Leute sitzen, und man einen Film über die Xbox One ausleiht, ist der Preis höher als bei zwei Zuschauern - man muss eine Extra-Lizenz für die zusätzlichen Zuschauer kaufen.
Zuschauerzählung fällt nicht unbedingt unter Datenschutz
Ob diese Verfahren beim Film- und Fernsehvertrieb der neuen Xbox One zum Einsatz kommen werden, ist derzeit unklar. Microsoft hat Fragen dazu bis zur Veröffentlichung dieses Artikels nicht beantwortet. Der Konzern verwies lediglich darauf, dass die neue Xbox One auf "strengen Schutz der Privatsphäre" ausgelegt sei.
Strenger Datenschutz dürfte allerdings neuen Lizenzmodellen wie dem Bezahlen nach Zuschauern im Wohnzimmer nicht entgegenstehen. Zum einen soll die Gesichtserkennung der Konsole lokal laufen. Das Gerät wird laut Microsoft-Entwicklern die Aufnahmen nicht mit einer Datenbank auf Microsoft-Servern abgleichen. Außerdem: Für die von Microsoft patentierten Abrechnungsmodelle genügt es, wenn die Konsole dem Microsoft-Server meldet, dass derzeit fünf Personen vorm Fernseher sitzen. Dabei müssen keine personenbezogenen Daten übertragen werden - mehr Geld kann der Rechteinhaber auch so automatisch für seine Filme oder Fernsehshows verlangen.
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