[story] Der Schatten des Turms

Dr.Faustus

Well-Known Member
Hey Leute in der Autorenecke. Ich hab mal vor einiger Zeit diese Geschichte geschrieben. Würdet ihr mir dazu Feedback geben?

Ich kam endlich an meinem Traum an. Nach 1500 Tagen der Wanderung, der Abenteuer und der Angst. Ich war angekommen an dem Turm. Der Turm, der mir schon vor Jahrzehnten im Traum erschienen war, denen mir Wahrsager und Hexenmeister voraussagten, der mich jahrelang jagte. Ich war an meinem Ziel angekommen. Der Turm war ebenso hoch wie kaputt. Riesige Löcher klafften in den schwarzen Mauern. Aber wie konnte so etwas brüchiges mein größter Feind sein?
Der Turm stand inmitten der kargen Felsenwüste. Einem Ort den niemals ein Mensch oder Tier freiwillig betreten würde und doch war ich hier. Durchquerte Wüsten und Meere, Berge und Täler, erlebte manch schräge Leute und hatte ein paar Mitstreiter, die ich verlor über die Zeiten meiner Reise hinweg. Für all diejenigen muss ich ihn besteigen und sehen was oben in der Spitze auf mich wartet. Welche Prüfung kann mich auf so einem Turm, hoch oben auf seinen Zinnen noch erwarten?
Ich betrat den Turm. Die Tür war schon lange aus ihren Scharnieren gerissen. Es zog hier drinnen, aber wen wunderte es bei all den Löchern. Ich stelle mich in die Mitte und blickte nach oben. Eine steinerne Wendeltreppe drehte sich nach oben hinweg. Das Ende konnte ich nicht erblicken. Ich nahm einen Schluck aus meinen Wasservorräten, die sich allmählich dem Ende neigten, und betrat die erste Stufe. Mein Gang war schwer und kraftlos und doch musste ich es nach oben schaffen. Auch die zweite und dritte Stufe fielen mir schwer. Die Vierte war bedeutend einfacher. Meine Beine kamen in einen Rhythmus und ich musste nicht mehr daran denken sie zu bewegen und einzeln zu steuern. Sie taten es einfach ohne mein Zutun. Ich versuchte die Stufen zu zählen. Es fiel mir schwer mich darauf zu konzentrieren, aber ich schaffte es. Nach 500 legte ich eine Pause ein. Ich verschlang meinen letzten Brotkrumen und kam ein wenig zu Kräften. Ich spähte durch ein Loch auf Stufe 497 und sah wie die Sonne am Horizont sich senkte. Also beschloss ich mich hinzulegen und ein wenig die Augen zu schließen. Auf einen Tag mehr oder weniger kam es jetzt auch nicht an. Die Stufen waren zu eng zum schlafen, aber ich konnte meine Beine ausstrecken, wenn ich mich an die schwarzen Steine lehnte. Nur meine Füße baumelten in der Luft.
Der Schein der Sonne weckte mich. Er strahlte durch ein Loch mir gegenüber direkt auf meine Augen. Es war ein schöner Anblick. Das Rot im Zusammenspiel mit dem Schwarz des Turmes erzeugte eine positive Stimmung in mir es heute bis nach oben zu schaffen und zu sehen, was mich dort erwartete. Ich nahm noch einen Schluck vom Wasser und stieg weiter hinauf. 550, 600, 700, 750. Ich musste ungefähr auf der Hälfte sein. Ich sah ein winziges Licht als ich nach oben sah. Es war ein gutes Zeichen. Stufe 800, 900, 1000. Ich kam meinem Ziel immer näher und der Turm verjüngte sich und auch die Treppen wurden schmaler, aber immer noch mannsbreit. Ich trank noch etwas Wasser. Viel war nicht mehr übrig geblieben, aber es würde reichen um das Ende des Turmes zu erreichen.
1100, 1200, 1250. Die Turmspitze war zum Greifen nahe und das Licht wurde immer deutlicher. 1300. Die Dämmerung setzte ein, aber mein Wille trieb mich an, die Spitze noch heute zu erreichen und nicht noch eine Nacht zu pausieren, obwohl dies wahrscheinlich die klügere Wahl gewesen wäre, da ich nicht wusste was dort oben auf mich warten würde. 1400. Die Nacht hatte sich vollkommen über den Turm und die Wüste gelegt. Ich erkannte, dass das Licht ein Feuer war. Jemand war dort und würde wahrscheinlich auf mich warten. 1450. Das Ziel es war zum greifen nahe. Meine Beine waren lahm, aber meine Wille stärker. 1475. Nur noch wenige Stufen sagte ich meinen Körper, der unentwegt nach einer Pause schrie. 1490. 1491.1492.1493. Der Turm begann sich nach oben zu öffnen. Ich konnte den Sternenhimmel sehen. Dunkle Wolken zogen vorbei. Der Schein des Feuers blendete mich, da ich mehr als einen Tag nur das Licht der Sonnenstrahlen zu Gesicht bekam, die das Schwarz bis in Gänze verschlang. 1499. 1500.
Die Spitze des Turmes erstreckte sich in eine große Plattform 30 Fuß im Durchmesser. Meine Augen waren zu müde um es genau zu sagen. Das Feuer loderte genau in der Mitte, direkt neben den Aufstieg der Treppen. Etwas stand an den Zinnen. Es hatte mir den Rückenzugedreht. Es hatte menschliche Formen, eingehüllt in dunkle Leinen, aber es war nicht menschlich, sagte mir mein Instinkt und meine Augen. Neben ihm stand ein Stock an die Zinnen gelehnt. Es war kein einfacher Stock, wie ihn alte Leute zum gehen benutzen. Vielmehr ein Zauberstock oder so etwas in der Art. Er kräuselte sich an dem einen Ende in eine Art Schneckenmuster und am anderen Ende wurde er schmaler und war unten abgerundet worden.
"Da seid ihr ja", sagte das etwas. "Ich warte nun schon 30 Jahre auf eure Ankunft. Gefällt euch mein Turm?"
"Wer seid ihr und seid ihr mein Ziel im Leben?"
"Ich bin nicht euer Ziel, aber ich kann euch den Weg weisen auf den ihr euch begeben müsst um das Ziel zu erreichen."
"Was ist mein Ziel?"
"Das müsst ihr selbst herausfinden. Ich bin dazu da um euch den Weg zu weisen."
"Und wer seid ihr und wer hat euch beauftragt?"
"Ich bin ein Schatten. Manche würden mich als Gottheit verehren, aber einst war ich ein jemand wie ihr."
"Was genau meint ihr damit?"
"Nach meinem Tod, starb ich nicht. Meine Seele irrte umher auf der Welt. Bis sie auf jemanden traf, dessen Energie sie benutzen konnte um sich selbst zu kanalisieren und eine menschliche Gestalt anzunehmen. Man gab mir eine Aufgabe in der Welt. Diese führe ich auch immer noch aus. Ich schuf diesen Turm, um die Welt zu überblicken und meine Aufgabe zu bewältigen."
"Und was ist eure Aufgabe?"
Der Schatten griff in seine Tasche und holte etwas raus. Es war ein rundes Ding, es passte perfekt in seine Hand. Es hatte drei Stöcker, die von der Mitte aus ausgingen. Einer drehte sich relativ schnell, der Andere drehte sich weiter wenn der schnelle Stock einmal den Kreis vollendete. Der Andere schien sich überhaupt nicht zu bewegen.
"Ich wache über die Zeit. Über Sonnenauf- und Untergang."
"Was hat das alles mit mir zu tun? Warum erschien mir dieser Turm in meinen Träumen? Warum verfolgte er mich?"
"Ich habe dir den Turm in deine Träume projiziert. Du musstest zu mir kommen, damit ich dir den Weg weisen kann, der dich zu deinem Ziel bringen soll. Jetzt bist du hier. Iss von meinem Brot und trinke meinen Wein. Du wirst die Energie noch benötigen."
"Ich verstehe das alles nicht so wirklich."
"Niemand versteht alles. Auch ich verstehe nur das was ich weiß und ich weiß viel. Und ich weiß, dass du mit mir kämpfen musst, dass du mich im Morgengrauen besiegt haben wirst. Das ist dein Weg den ich dir weisen muss. Aber dein Ziel ist selbst für mich verschwommen. Und jetzt iss. In einer Stunde greife ich dich an."
"Und was passiert, wenn wir nicht kämpfen? Wenn ich nicht genügend Kraft habe dich zu besiegen?"
"Es wird so geschehen, daran lässt sich nichts ändern."
Ich saß mich hin und nahm großzügig von dem Brot und dem Wein. Der Schatten stand da, mir dem Rücken zugewandt. Ich könnte ihn jetzt angreifen und hätte den Überraschungsmoment auf meiner Seite. Aber wie besiege ich einen Schatten?
Die Zeit verstrich unablässig. Kurz vor Ende der Stunde nahm der Schatten seinen Stab in die Hand.
"Bist du bereit?"
"Ja."
Dunkle Wolken zogen auf und es begann zu regnen. Der Schatten hob seinen Stab in die Luft und Blitze schlugen in seinen Stab hinein. Ich nahm meinen alten Revolver zu Hand. Noch bevor ich ihn erhoben hatte, stand der Schatten vor mir und schlug mich mit seinem Stock. Ich lag benommen am Boden. Meine Augen klappten zu. Als ich wieder erwachte, war es noch nachts. Der Schatten stand wieder an seiner Stelle an den Zinnen. Seinen Stock hatte er in den Händen. Ich stand auf.
"Bist du bereit?"
Wieder sagte ich Ja.
Die Wolken zogen wieder auf und der Regen setze wieder ein. Ich griff zu meinem Revolver und der Schatten war wieder vor mir, doch bevor er zuschlagen konnte, rollte ich mich zur Seite weg. Als ich wieder auf den Beinen stand, richtete ich meinen Revolver auf ihn und schoss zweimal. Einmal auf die Hand, die seinen Stab hielt und einmal auf seine Brust. Beide Kugeln trafen. Doch den Schatten störte es wenig. Er griff mich wieder an und erwischte mit seinem Stab meine linke Hand. Blitze kamen heraus und der Mittel- und Ringfinger meiner linken Hand verbrannten und waren nur noch schwarze Kohle, die an mir hing.
Ich rollte mich zur Seite in Richtung des Lagerfeuers, was dort schon seit Ewigkeiten brennen musste.
Ich betätigte noch einmal meinen Revolver, traf ihn in Bein und Kopf. Er drehte sich zu mir und noch bevor er mich erreichte, hatte ich ein Stück brennendes Holz in der Hand. Der Schatten stand direkt vor mir als ich seine schwarzen Leinen entzündete. Der Schatten lief umher und versank schließlich an der Stelle, an der er immer Stand. Die Leinen waren komplett verbrannt und die menschliche Gestalt des Schatten lag nur so da, neben ihm die Uhr.
"Du hast jetzt die Erlaubnis mich zu töten. Du hast gut gekämpft und jetzt beende es."
"Ich muss dich nicht töten um dich zu besiegen."
"Doch. Und jetzt tue es."
"Ok." Ich legte meinen Revolver an und schoss. Der Schatten zerstäubte sich in die Luft. Einzig das runde Ding blieb liegen. Ich sah in Richtung des Horizontes und konnte die ersten Sonnenstrahlen ausmachen. Ich steckte das Ding ein, setzte mich ans Feuer und aß von dem Brot. Ich nahm noch einen Schluck Wein und legte mich schlafen.
Ich erwachte als ein paar Vögel auf meiner Brust die letzten Brotreste aufpickten. Ich kam wieder auf die Beine. Meine Energiereserven fühlten sich frisch und gefüllt an. Ich war noch immer auf dem Turm, aber um mich herum war keine Wüste mehr sondern ein grüner Wald, so einer wie ich ihn nur aus Geschichten kannte.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Bis auf ein paar Fehler ordentlich geschrieben. Anscheinend stark von Kings Dunklem Turm inspiriert (inklusive Revolver und fehlenden Fingern). Ein paar Sachen fand ich allerdings seltsam. Braucht er wirklich einen ganzen Tag, um 1000 Stufen zu schaffen (die ersten 500 hat er ja am Vortag zurückgelegt)? Selbst wenn wir von 10 Sonnenstunden ausgehen, wären es 100 Stufen pro Stunde, also keine 2 Stufen pro Minute. Bewegt er sich in Zeitlupe?:wink:
Und ich habe mich gefragt, woher er weiß, dass es kein Gehstock, sondern ein Zauberstock ist.

Ansonsten aber eine solide Story.
 
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