Doctor Who: Ein Review - Teil 11a: Matt Smith

Clive77

Serial Watcher
Der Dr. Who Marathon geht weiter. In diesem Artikel geht es um die 31. beziehungsweise fünfte Staffel der Serie und Matt Smith sitzt nun als elfter Doctor am Steuer der TARDIS. Wie vorher schon üblich startete die Staffel im April und besteht aus 13 Folgen und einem Weihnachtsspecial, welches am 25.12.2010 ausgestrahlt wurde. Steven Moffat löste mit dieser Staffel Russell T. Davies als Showrunner ab. Letzterer war seit dem Neustart in 2005 für die Serie verantwortlich gewesen.

Neues Team

Die erste Folge mit dem Titel „The Eleventh Hour“ (von Steven Moffat) ist mit 65 Minuten Lauflänge bereits eine Besonderheit. Der frisch regenerierte Doctor legt - nach den Ereignissen des letzten Specials - mit der TARDIS eine Bruchlandung in Leadworth in 1996 hin, wo er auf die kleine Amelia Pond (Caitlin Blackwood) trifft, die sich Sorgen um einen Riss in ihrer Wand macht. Nachdem der Doctor seinen Heißhunger gestillt hat - Fischstäbchen und „Custard“ (im Deutschen als „Englische Creme“ bekannt, die aus Eigelb, Zucker und Milch hergestellt wird) - wirft er einen Blick auf den Riss in Amelias Zimmerwand. Hinter dem Riss scheint sich ein Gefängnis zu befinden und „Prisoner Zero has escaped.“ Der Doctor meint, dass der Gefangene vermutlich durch den Riss entkommen ist als plötzlich die TARDIS Probleme macht. Er verspricht Amelia, in fünf Minuten zurück zu sein. Stattdessen vergehen 12 Jahre bis der Doctor wieder auftaucht und der herangewachsenen Amy (Karen Gillan) und ihrem Freund Rory (Arthur Darvill) begegnet. Die Atraxi - Wächter des Gefängnisses, aus dem „Prisoner Zero“ entkam - wissen, dass sich ihr entflohener Häftling auf der Erde befindet und stellen der gesamten Bevölkerung ein Ultimatum: Entweder der Flüchtige wird ausgeliefert oder die Erde wird verbrannt. Dem Doctor bleiben nur 20 Minuten Zeit.

Steven Moffats Debüt als Showrunner überzeugt vor allem in der Einführung der neuen Begleiterin des Doctors. Ungleich ihrer Vorgängerinnen stolpert Amy nicht zufällig in ein Abenteuer des Doctors herein, sondern ist einer der Dreh- und Angelpunkte der Geschichte. Karen Gillan ist dabei übrigens keine Unbekannte für die Serie. Sie hatte bereits in „The Fires of Pompeii“ eine Nebenrolle inne. Die Einführung des elften Doctors setzt sich ebenfalls deutlich von dem ab, was man (in der Neuauflage) zunächst erwartet hätte: Ihm bleibt keine Zeit, sich von der Regeneration zu erholen und das Skript gibt Smith die Möglichkeit, sowohl einiges an kindlichem Verhalten (siehe die Heißhunger-Szenen) an den Tag zu legen, als auch zu zeigen, dass er durchaus ein jahrhundertealter Timelord ist, der die Atraxi alleine durch ein kleines Frage-Antwort-Spielchen für immer von der Erde verbannt.
Der Auftakt wirkt dabei frisch und neu, auch wenn die eigentliche Story um Prisoner Zero und die Atraxi etwas nach 08/15 riecht (abgesehen natürlich von Amys Verwicklung darin) und die Güte der CGI-Effekte wohl eher im „Auge“ des Betrachters liegt. Kleinere logische Schwächen gibt es auch zu verbuchen: Wenn der Doctor sich z.B. den verzierten Apfel in die Tasche steckt, obwohl er kurz vorher noch bei einer Apfelverkostung am Spucken war oder dass Amy überhaupt die TARDIS betritt, obwohl sie gleich zweimal erfahren musste, dass Zeitsprünge damit nicht unbedingt wie geplant verlaufen. Dafür gibt es aber viele kleine Anekdoten, die dem Whovian Freude bereiten. So wird z.B. der Swimmingpool der TARDIS erstmals in der neuen Serie erwähnt (in „The Invasion of Time“ von 1978 gab es ihn erstmals zu sehen) und damit die wirkliche Größe der TARDIS betont - die ihre Räumlichkeiten übrigens nach dem Absturz erneuert. Es gibt auch einen neuen Sonic Screwdriver für den Doctor, der nun bei Benutzung in grün statt in blau leuchtet. Nicht unerwähnt bleiben sollte auch diese Szene, die einige Aufnahmen der alten Doctoren und der Feinde des Doctors bietet und dem Zuschauer einen schönen „Yes!“-Moment beschert.
Amys Verlobter Rory bekommt ebenfalls eine bedeutende Rolle im Abenteuer, auch wenn Arthur Darvill zunächst nur als Gastdarsteller dabei ist. Bei Rory fallen einem gleich Worte wie treudoof und unsicher ein, was die Figur aber gleichzeitig liebenswert gestaltet.
Ferner wird für einen staffelübergreifenden Bogen gesorgt und zwar etwas offensichtlicher als in den Staffeln davor. Wenn Prisoner Zero verkündet „Silence Doctor, ...silence will fall.“ und auch die „Pandora“/„Pandorica“ erwähnt, dürfte jedenfalls klar sein, dass da noch mehr kommen dürfte. Außerdem gibt es am Ende auf einem der TARDIS-Monitore eine Anzeige, die dem Riss in Amys Zimmer sehr ähnlich sieht.

In „The Beast Below“ (geschrieben von Steven Moffat) landen der Doctor und Amy auf dem „Starship UK“, gut 1300 Jahre in der Zukunft. Die Erde wurde durch Sonneneruptionen unbewohnbar und Englands Einwohner fliegen nun auf einem riesigen Raumschiff durchs Weltall. Aber etwas stimmt nicht, wie bereits die Anfangssequenz deutlich macht. Der Doctor und Amy treffen bei ihren Nachforschungen auf Liz 10 (Sophie Okonedo), die sich als amtierende britische Königin entpuppt und selbst dem Geheimnis um den vibrationsfreien Antrieb des Schiffes und den merkwürdigen Wahlkabinen auf der Spur ist. Was die drei mit Hilfe von Mandy (Hannah Sharp) heraus finden, lässt den Doctor seine Einstellung zu Menschen und auch Amy überdenken.

Eine gute Folge mit einer interessanten Thematik, die eine gehörige Portion Gesellschaftskritik in sich birgt. Man kann sicher lange darüber debattieren, welcher der beiden Knöpfe stets von der Bevölkerung gedrückt werden sollte. Wenn es die Möglichkeit gibt, das Gesehene schnell wieder zu vergessen und damit unbeschwert weiter zu leben, ist gut vorstellbar, dass viel öfter der „Vergessen“-Knopf betätigt wird. Es deutet sich bis zum Ende schließlich an, dass es nur zwei Möglichkeiten gibt: Entweder den Sternwal freilassen und damit den Tod einer ganzen Nation riskieren oder weitermachen wie bisher. Kein Wunder, dass der Doctor da am Ende von seinen Schützlingen (und auch von Amy) angewidert ist. Aber Amy ist es schließlich zu verdanken, dass sowohl das Tier als auch die Bevölkerung des gigantischen (antrieblosen) Raumschiffs überlebt und fortan in Symbiose handelt. Womit einmal mehr betont wird, wie wichtig die Begleiter des Doctors sind. Ohne Amy hätte er dem Leiden des Sternwals ein Ende bereitet und das Tier getötet (interssanterweise erwähnt er dabei, dass er sich anschließend einen neuen Namen suchen müsste, weil „Doctor“ dann nicht mehr passen würde). Somit gibt es eine erste Krise zwischen dem Doctor und Amy, die von letzterer bravourös gemeistert wird - gleichzeitig können Smith und Gillan darstellerisch überzeugen.
Dass die Menschheit in der Zukunft gezwungen ist, die Erde zu verlassen, wurde bereits in „The Ark in Space“ (1975) thematisiert (sofern das Gedächtnis nicht täuscht, wurden dort auch Sonneneruptionen als Ursache genannt). Außerdem darf Liz 10 ihre Vorgängerinnen aufzählen und damit an Folgen wie „Tooth and Claw“ (Queen Victoria), „The Shakespeare Code“ (Queen Elizabeth I.) oder „Silver Nemesis“ (1988, Queen Elizabeth II.) erinnern. Der Laden „Magpie Electricals“ (bekannt aus „The Idiot’s Lantern“) dürfte wohl auch den meisten bekannt vorgekommen sein. Nicht zuletzt wird auch der Staffelbogen kurz aufgezeigt als der aus der ersten Folge bekannte Riss bei einer Außenaufnahme des „Starship UK“ sichtbar wird.
Etwas ungewöhnlich ist die Überleitung zur nächsten Folge, die noch in den abschließenden Szenen thematisiert wird: Winston Churchill (Ian McNeice) ruft in der TARDIS an und im Hintergrund lässt sich bereits der Schatten eines Daleks ausmachen. Zuletzt noch ein Fun Fact: Amys zweiter Vorname lautet Jessica. Und beim Sonic Screwdriver hat sich ein kleiner Fehler eingeschlichen, denn der leuchtet in dieser Folge noch blau und nicht grün.

In „Victory of the Daleks“ (geschrieben von Mark Gatiss) folgen Amy und der Doctor dem Anruf von Winston Churchill und landen mitten in „The Blitz“. London wird von den Deutschen bombardiert und einer von Churchills Wissenschaftlern - Professor Bracewell (Bill Paterson) - hat eine neue Waffe im Krieg gegen Hitlers Truppen entwickelt: Die „Ironsides“, die vom Doctor sofort als Daleks erkannt werden. Rätselhafterweise hat Amy trotz der mehrfachen weltweiten Auftritte der Daleks in früheren Folgen keinerlei Erinnerungen an die Erzfeinde des Doctors und Churchill ist drauf und dran, Bracewells Ironsides in den Krieg zu schicken. Es gelingt dem Doctor, die Daleks als solche zu entlarven, aber wie sich herausstellt, war das Teil eines größer angelegten Plans der Daleks. Sie schaffen es, sich neu zu formieren und können mit Hilfe des „Progenators“ (für dessen Aktivierung sie den Doctor benötigten) ihre eigene Spezies neu (und bunter) erstellen. Die Lage spitzt sich am Ende weiter zu und der Doctor muss sich entscheiden, ob er die Erde rettet oder seine Erzfeinde ein für allemal vernichtet.

Die neuen Daleks.

... to be continued...
 

Clive77

Serial Watcher
An sich eine gute Folge mit vielen irrsinnigen („Spitfires in space“) und teils witzigen Ideen. Nur bietet die Geschichte zu viel Material für eine Einzelfolge und wirkt daher stellenweise überladen und überhastet. Eine Doppelfolge wäre an der Stelle sicher besser gewesen. Ansonsten liefert Gatiss aber eine schöne Dalek-Geschichte, die vom Format her an „The Power of the Daleks“ (1966) und „The Evil of the Daleks“ (1967) erinnert. Vor dem Hintergrund, dass die Daleks von Terry Nation mit Blick auf die Nazis erschaffen wurden, hätte man auch kein besseres Setting als den zweiten Weltkrieg nehmen können, um die „Herrenrasse“ des Whoniverse neu aufzulegen. Es wird auch gut und mit einem Augenzwinkern erklärt, wie die „Ironsides“ dem letzten Staffelfinale entkommen konnten und am Ende ist der Episodentitel tatsächlich Programm, denn die Salzstreuer können mit ihrem Raumschiff entkommen. Kritisieren kann man allerdings das neue Design der Daleks - groß und bunt war wohl das Motto und das passt nicht so richtig zu den Erzfeinden des Doctors.
Abgesehen von den Daleks gab es natürlich noch mehr in der Folge. Alleine die Leistung von McNeice als Winston Churchill ist schön anzusehen und seine Versuchung, die neue Technologie einzusetzen, kann der Zuschauer in Anbetracht der Lage gut nachvollziehen. Auch Patersons Bracewell ist eine interessante Figur und bedient sich eines beliebten Diskussionsthemas unter Sci-Fi Fans: Dem Unterschied zwischen Mensch und Android. Dass man ihn am Ende als „wandelnde Bombe“ und mit seinen technischen Fähigkeiten gehen lässt und nicht abschaltet, wirkt allerdings etwas merkwürdig. Hoffentlich bekommt er in seinem weiteren (sehr langen) Leben keinen Wutanfall und löst die Bombe doch noch aus.
Amys fehlende Erinnerungen werden in Zukunft noch eine Rolle spielen und sind ein Teil des Staffelbogens, der auch hier am Ende wieder durch einen Riss in der Wand zur Geltung kommt. Zuletzt noch ein Fun Fact: Die Stimme des Piloten „Danny Boy“ ist die Stimme von Mark Gatiss.

In der Doppelfolge „The Time of Angels“ und „Flesh and Stone“ (von Steven Moffat) gibt es ein Wiedersehen mit zwei bereits bekannten Figuren. River Song (Alex Kingston), bekannt aus der Doppelfolge „Silence in the Library“ und „Forest of the Dead“, ruft den Doctor mittels eines elaborierten Plans um Hilfe und führt ihn und Amy zum Planeten Alfava Metraxis, wo das Raumschiff Byzantium gerade erst abgestürzt ist. Das Pikante daran: An Bord befindet sich ein „Weeping Angel“ (bekannt aus „Blink“), der mit Hilfe einer Soldatengruppe um deren Anführer Octavian (Iain Glen) sichergestellt werden soll. Doch dazu muss das Schiff erst einmal erreicht werden, was die Überwindung eines Labyrinths erfordert. Zudem gibt es einige neue Aspekte über die weinenden Engel zu erfahren, was Amy am eigenen Leib erfahren soll: Nachdem sie einem Engel in die Augen gesehen hat, verwandelt sie sich selbst langsam aber sicher selbst in einen. Als sich herausstellt, dass es im Labyrinth von Engeln nur so wimmelt, spitzt sich die Lage weiter zu. Dem Doctor läuft abermals die Zeit davon, während die Soldatengruppe immer weiter dezimiert wird.

Hut ab, Herr Moffat. Wenn man jedes Detail dieser Doppelfolge auseinander nehmen und betrachten wollte, hätte man derart viel zu tun, dass es den Rahmen des Artikels locker sprengen würde. Probieren wir es trotzdem mal, kurz gefasst:
River Song ist zurück. Die mysteriöse Dame aus der Zukunft des Doctors hat ihren zweiten großen Auftritt in der Serie, wobei sie jedoch ihr Abenteuer in der Bibliothek noch nicht erlebt hat (das wäre auch merkwürdig gewesen, da sie schließlich nur noch in abgespeicherter Form im Bibliothekscomputer existiert). Ihr Verhalten gegenüber dem Doctor hat sich aber nicht verändert - sie weiß immer noch jede Menge Spoiler über den Timelord und ihr Tagebuch hat sie auch wieder dabei. Wenn sie dem Doctor am Anfang eine Nachricht zukommen lässt (es gibt zwei Dinge, die stets ihren Weg in ein Museum finden: Die Home Box eines abgestürzten Raumschiffs und der Doctor.), noch dazu in der Sprache der Timelords, dann kommt ihr (zukünftiger) Ehemann zur Rettung. Smith und Kingston verstehen es, diese ungewöhnliche Beziehung gekonnt fortzusetzen. Dabei kommen auch neue Dinge ans Tageslicht, die für zukünftige Folgen Verwendung finden werden. So hat Song z.B. einen „guten Mann“ umgebracht und versteht es, die TARDIS besser als der Doctor zu fliegen - wobei wir erfahren, dass die Landegeräusche der TARDIS nur deshalb auftreten, weil der Doctor stets mit angezogenen Bremsen durch die Gegend fliegt (ein Witz, den manche Fans dem Autor sicher übel genommen haben). Beim Abschied am Ende kann der Zuschauer bereits ahnen, wer mit dem „guten Mann“ gemeint ist. Aber was die Zukunft angeht, verrät River dem Doctor nur eine Sneak Preview: Sie werden sich bald wiedersehen und zwar dann, wenn die „Pandorica“ sich öffnet (die wurde auch von Prisoner Zero im Staffelauftakt erwähnt).
Das Abenteuer um die weinenden Engel erinnert anfangs stark an eine andere Fortsetzung aus dem Filmbereich: „Aliens“ kommt jedenfalls unweigerlich in Erinnerung als unser Heldenteam feststellen muss, dass es sich mitten unter den weinenden Engeln befindet. Anfangs sieht alles sehr einfach aus, aber die Flut an Engeln, die plötzlich aufwacht und anfängt, die Gruppe zu dezimieren, lässt die Lage immer auswegloser erscheinen. Es stellt sich heraus, dass der Engel an Bord der Byzantium den Absturz geplant hat, um mit der freiwerdenden Strahlung des Wracks seine Artgenossen wieder zu erwecken. Außerdem wird die Mythologie um die Engel deutlich erweitert. Denn alles, was das Bild eines Engels trägt, wird selbst zum Engel. So gerät Amy anfangs in eine Notlage, der sie nur knapp entkommen kann. Doch dadurch, dass sie dem Engel in die Augen gesehen hat, trägt sie ebenfalls das Bild eines Engels in sich und verwandelt sich im Verlauf der Doppelfolge selbst in einen. Dabei darf sie vom einen Extrem (nicht den Blick abwenden, damit die Statuen still stehen) ins nächste (die Augen nicht öffnen, um der Verwandlung Einhalt zu gebieten) wechseln und der Zuschauer darf gespannt mitfiebern, ob und wie sie es am Ende doch schafft, zu überleben. Die Figur Bob (David Atkins) darf ebenfalls für einen „creepy moment“ sorgen, der stark an „Silence in the Library“ erinnert: Er meldet sich über Funk beim Doctor und man hofft schon, er hat überlebt. Doch plötzlich verkündet er „I didn’t escape, Sir. The angel killed me, too.“ - auch wenn diese Situation aus der besagten älteren Folge kopiert scheint, verliert sie nicht ihren Effekt. Auch der Doctor bekommt ein paar schöne Oneliner von Moffat in den Mund gelegt. Erwähnenswert wäre dort ein Dialog mit dem bereits verstorbenen Bob, dessen Stimme der Engel verwendet und der direkt den Cliffhanger der ersten Folge einleitet: „There’s one thing you never ever put in a trap.“ - „And what would that be, Sir?“ - „Me.“
In „Flesh and Stone“ findet schließlich der Riss Einzug in das Abenteuer und liefert eine Erklärung für Amys Gedächtnislücken in Bezug auf die Daleks. Der Doctor erwähnt dabei ebenfalls ein Ereignis im viktorianischen London, was eine Anspielung auf das Special „The Next Doctor“ beinhaltet, wo der Cyberking die Stadt zu zerstören drohte. Wer sich dem Riss nähert, wird aus Raum und Zeit gelöscht und hat nie existiert. Da die Engel am Ende vom Riss verschluckt werden, wird auch Amy gerettet. Wobei sich hier ein kleiner Widerspruch findet, denn Amy und auch der Doctor können sich als Zeitreisende an alle Personen erinnern, die dem Riss zu nahe gekommen sind und ausgelöscht wurden. Da stellt sich durchaus die Frage, ob Amy sich nicht immer noch in einen Engel verwandeln müsste, denn in ihrem Kopf ist die Erinnerung oder das Bild daran noch vorhanden. Es wirkt auch ein bisschen zu passend, dass die große Bedrohung so mit einem Schlag vernichtet wird. Kritisieren lässt sich außerdem das Ende der Doppelfolge, wo Amy den Doctor verführen möchte. Die Situation wirkt deplaziert in der Serie, auch wenn sie durchaus lustig anzusehen ist („I’m 907 years old, know what I mean?“ - „It has been a while?“ - „Yeah, ehm, no, no, no ...“) und einen Grund für das nächste Abenteuer liefert. Außerdem wird dabei das Hochzeitsdatum (26.06.2010) von Rory und Amy in den Vordergrund gerückt, wobei noch nicht klar ist, worin genau da die große Bedeutung liegt. Sicher ist nur, dass von diesem Datum aus der Riss in Raum und Zeit hervor getreten ist.

Angry Angels.

Alles in allem eine klasse Doppelfolge, wo Moffat zeigen darf, wie er mehrere Abenteuer und Handlungsstränge mit einander verwebt. River Song, die Engel, der Staffelbogen - alles findet seinen Platz in der Geschichte. Großes Kino.

In „The Vampires of Venice“ (von Toby Whithouse) versucht der Doctor sein Bestes, um Amy wieder für ihren Verlobten Rory zu begeistern. Er sucht Rory direkt beim Junggesellenabschied auf und reist mit den beiden ins Venedig des Jahres 1580. Was als romantischer Trip geplant war, entwickelt sich aber schnell zu einem handfesten Abenteuer. Die Stadtpatronin Signora Rosanna Calvierri (Helen McCrory) und ihre „Schule für Mädchen“ entpuppen sich als vampirartige Außerirdische, die ihre Schülerinnen in die eigene Spezies verwandeln und Venedig versenken wollen, um die eigene Art zu erhalten. Sie haben ihren Heimatplaneten Saturnyne verlassen als die Risse im Universum auftauchten und geben sich sehr skrupellos. Es liegt am Doctor, Amy und Rory, dem unheimlichen Treiben ein Ende zu bereiten und die Stadt zu retten.

... to be continued...
 

Clive77

Serial Watcher
Tja, die erste Folge dieser Staffel, die nicht richtig funktionieren will. Dabei hatte man mit Trogir (Kroatien) ein schönes venezianisches Setting bei der Hand, was einer ganzen Palette an gut inszenierten Geschichten eine Bühne hätte bieten können. Amy und Rory bekommen zwar einige gute Momente mit einander, aber die Dreiecks-Beziehung mit dem Doctor wirkt wie ein leicht abgewandeltes Verhältnis, wie man es mit Rose (Billie Piper) und Mickey (Noel Clarke) bereits mehrfach erlebt hat.
Bei den Gegnern wird (ein weiteres Mal) auf Vampire zurück gegriffen, die auf Who-Art als Außerirdische erklärt werden. Neu ist das nicht und Whithouse erinnert mit dieser Machart (Aliens, die sich als Menschen „verkleiden“) stark an das ebenfalls von ihm verfasste Abenteuer „School Reunion“, wo ebenfalls als Menschen verkleidete Aliens Böses im Schilde führten. Im direkten Vergleich hat „School Reunion“ aber den Vorteil, auf nostalgische Wiedersehens-Momente (Sarah Jane, K-9) zurückgreifen zu können, was die ältere Folge stark aufgewertet hat. Generell ist es rätselhaft, weshalb immer wieder Abenteuer in der Serie vorkommen, die sich an (scheinbar) übernatürlichen Wesen bedienen. McCrory macht zwar ihr Bestes, um einen guten Gegenspieler abzuliefern, aber es bleibt ein fader Beigeschmack nach der Folge übrig. Auch, dass der Doctor ihre Spezies nun auf dem Gewissen haben soll, passt nicht so richtig und was wird eigentlich aus den Kreaturen im Wasser, die am Ende ihre Anführerin töten? Bleiben die dort?
Für den Staffelbogen gibt es einige Hinweise in der Folge, nicht zuletzt dank Rosanna, die die Risse thematisiert und „the silence“ erwähnt. Rory und der Doctor dürfen die Stille am Ende der Folge selbst erleben und Rory darf zunächst an Bord der TARDIS bleiben.

In „Amy’s Choice“ (von Simon Nye) geraten der Doctor, Amy und Rory in die Falle des mysteriösen Dreamlord (Toby Jones). Sie wechseln fortan zwischen zwei Welten hin und her. Einmal sind sie an Bord der TARDIS, der die Energie ausgegangen ist und die Kurs auf einen „kalten Stern“ nimmt, was den Erfrierungstod zur Folge hätte. Und andererseits befinden sie sich in Leadworth - fünf Jahre in der Zukunft - wo Rory und die hochschwangere Amy ihren Alltag verbringen. Die Bedrohung dort kommt in Form der älteren Dorfbewohner auf sie zu, in denen sich die Eknodine verstecken und mit tödlicher Absicht Jagd auf die jüngeren Einwohner machen. Der Dreamlord stellt den dreien ein Ultimatum: Sie müssen heraus finden, welche der beiden Welten die echte ist und in der Traumwelt sterben, um das Spiel zu gewinnen.

Eine ziemlich durchwachsene Folge, die weit unter ihren Möglichkeiten bleibt. Das liegt nicht zuletzt daran, dass das Konzept zwischen absurdem Humor und lebensbedrohlichem Alptraum hin und her wechselt und damit nichts Halbes und nichts Ganzes hervor bringt. Um dem Ganzen am Ende noch die Krone aufzusetzen, wird die Geschichte ad absurdum geführt, denn unsere Protagonisten sterben in beiden Welten und damit spielt die gerade getroffene Wahl keine Rolle mehr. Beide Welten waren Traumwelten, die Wahl zwischen echt und falsch damit hinfällig. Auch dass aus dem Doctor selbst der Dreamlord hervor ging, der seine „dunkle Seite“ verkörpern soll, wirkt wenig überzeugend - denn der Kerl beglückwünscht nach getroffener Entscheidung die Teilnehmer und nimmt die „ernste Bedrohung“ - den kalten Stern - wieder aus dem Spiel, was nun überhaupt nicht zu einem Bösewicht passt.
Eine Sache macht die Episode allerdings richtig: Sie bringt Amy und Rory (wieder) zusammen. Der Titel „Amy’s Choice“ spielt darauf an, dass Amy sich zwischen dem Doctor und Rory entscheiden muss und es wird sehr eindeutig gezeigt, für wen sie dabei den eigenen Tod riskiert. Damit werden Amy und Rory als Paar gefestigt.
Es gibt zwar ein paar wenige Anspielungen auf frühere Folgen (z.B. wird Elizabeth I. und ihr Verhältnis mit dem Doctor vom Dreamlord genannt), aber der Staffelbogen wird nicht erwähnt.

In der Doppelfolge „The Hungry Earth“ und „Cold Blood“ (beide von Chris Chibnall geschrieben) wollen der Doctor, Rory und Amy eigentlich Rio einen Besuch abstatten. Stattdessen landen sie im walisischen Dorf Cwmtaff im Jahre 2020, wo Dr. Nasreen Chaudhry (Meera Syal) ein kleines Bohrteam leitet, was auf der Suche nach Mineralien in über 20 km Tiefe vorgestoßen ist. Der Bohrer stößt schließlich auf eine Siedlung der Silurianer, reptilienartige Humanoide, die sich vor Millionen von Jahren unter die Erde zurück gezogen haben. Deren Abwehrsystem wurde durch die Bohrarbeiten ausgelöst und es dauert nicht lange bis die ersten Menschen (darunter auch Amy) unter die Erde entführt werden. Dem Doctor und Rory gelingt es im Gegenzug, die Silurianerin Alaya (Neve McIntosh) gefangen zu nehmen. Er warnt Rory und die anderen, Alaya nichts anzutun und macht sich zusammen mit Nasreen auf den Weg unter die Erde, um eine friedliche Lösung für beide Parteien zu finden.

Die Silurianer hatten in der alten Serie bereits drei Auftritte, wobei der letzte in „Warriors of the Deep“ (1984) bereits mehr als 25 Jahre zurück liegt. Bei allen drei Gelegenheiten hat der Doctor stets versucht, einen friedlichen Dialog zwischen den früheren Herrschern der Erde und den Menschen herzustellen und ist dabei immer an der verbohrten militaristischen Einstellung beider Parteien gescheitert, wobei die Menschen (von den Silurianern stets als „Affen“ bezeichnet) am Ende - nicht zuletzt wegen des Doctors - die Oberhand behielten. Das Ende von „Warriors of the Deep“ wird auch kurz vom Doctor angesprochen und das veränderte Aussehen der Silurianer in dieser Doppelfolge mit einem anderen Stamm der Spezies erklärt (wobei es schade ist, dass beim neuen Design das dritte Auge auf der Stirn entfiel). Auch dieses Mal wird der Doctor wieder enttäuscht und die Verhandlungen scheitern, auch wenn die Ausgangslage um einiges besser gestaltet ist als in den alten Folgen.
Die Geschichte ist dabei interessant genug gemacht, um zu fesseln, auch wenn hier und dort einige Längen zu verzeichnen sind und die militärische Chefin der Silurianer, Restac (ebenfalls von McIntosh gespielt), sehr eindimensional daher kommt. Andere Gastfiguren können da schon eher beim Zuschauer punkten, vor allem Nasreen macht einen mehr als sympathischen Eindruck. Im direkten Vergleich würde der Rezensent übrigens der Darstellung von Jon Pertwee im ersten Abenteuer mit den Silurianern (1970) den Vorzug geben - was die Ernsthaftigkeit und spätere Betroffenheit und Enttäuschung angeht, können weder Davison noch Smith in der Hinsicht Pertwee das Wasser reichen.
Am Ende entscheidet sich der Anführer der Silurianer auf Rat des Doctors dafür, seine Spezies weitere 1000 Jahre in den Tiefschlaf zu schicken. Der Doctor hofft, dass die Menschheit dann endlich soweit ist, den Planeten mit den Silurianern zu teilen.

Affen und Reptilien.

Auch der Riss in Raum und Zeit verfolgt den Doctor und seine Gefährten in dieser Folge. Der Doctor vermutet eine Explosion hinter den Rissen und kann ein Bruchstück der TARDIS aus dem Spalt bergen, was eine üble Vorahnung beim Zuschauer verursacht. Rory wird kurz vor Ende von Restac tödlich getroffen und vom Riss ausgelöscht. Da Rory ein fester Bestandteil von Amys Leben war, kann sie sich - anders als beim Abenteuer mit den Engeln - auch später nicht mehr an ihn erinnern. Einzig der Doctor weiß somit um Rorys Schicksal bescheid und eine Rückkehr scheint an diesem Punkt nicht gegeben. Erwähnenswert wäre noch die Begegnung mit den älteren Versionen von Amy und Rory - sie winken sich zu Beginn des Abenteuers aus der Ferne zu, am Ende ist es nur noch die ältere Amy-Version, die sich zuwinkt. Also das endgültige Aus für Rory?

In „Vincent and the Doctor“ (von Richard Curtis) besuchen Amy und der Doctor das Musée d’Orsay in Paris. Der Doctor sieht auf einem von Van Goghs (Tony Curran) Bildern - The Church at Auvers - ein böses Gesicht und beschließt deshalb, Vincent Van Gogh im Jahre 1890 einen Besuch abzustatten. In Arles angekommen, stellen die beiden schnell fest, dass der Maler zu seiner Zeit alles andere als eine gute Reputation genießt und von der Bevölkerung verpönt wird. Außerdem kommen sie dem Monster auf die Spur, welches Van Gogh in seinem Gemälde festgehalten hat. Es handelt sich dabei um einen Krafayis und nur Vincent ist in der Lage, die Kreatur zu sehen, die wie eine Mischung aus Vogel und Reptil aussieht. Die drei Versuchen zusammen, der mordenden Kreatur ein Ende zu bereiten.

Die Folge schließt an die Tradition an, in jeder Staffel seit dem Neustart 2005 eine wichtige historische Persönlichkeit in den Mittelpunkt zu stellen. „The Unquiet Death“ (Charles Dickens), „The Girl in the Fireplace“ (Madame de Pompadour), “The Shakespeare Code” (William Shakespeare) und “The Unicorn and the Wasp” (Agatha Christie) passen in diese Kategorie und nun gesellt sich Vincent Van Gogh dazu. Für Liebhaber des Künstlers gibt es auch sehr viel in der Folge zu sehen und Curran versteht es, die historische Figur glaubhaft zu verkörpern und die Sichtweise des Malers auf die Welt zu beschreiben (wobei die Ehre hier dem Autor gebührt). Trotzdem wirkt das Abenteuer sehr durchschnittlich und platt - Monster finden, Monster töten, fertig. Wobei der Krafayis zu keinem Zeitpunkt wirklich bedrohlich wirkt, was der Folge die Spannung nimmt.

... to be continued...
 

Clive77

Serial Watcher
Der Trip mit Van Gogh in die Gegenwart, um seinen Depressionen entgegen zu wirken, erweist sich als erfolglos, was den Zuschauer (trotz der Rede des Doctors) mit einem bitteren Ende zurück lässt. Punkten kann die Folge aber mit der Interaktion zwischen Amy und Vincent, der „sehen“ kann, wie traurig die Begleiterin des Doctors über Rorys Tod ist - an den sie sich nicht mehr erinnern kann. Überhaupt wird Rory sowohl indirekt (Amy wurde vor diesem Abenteuer vom Doctor an schöne Orte geführt) als auch direkt (der Doctor spricht Vincent einmal mit Rory an) in der Episode erwähnt, was allerdings das bittere Gefühl beim Zuschauer nur verstärkt.

In „The Lodger“ (von Gareth Roberts) wird der Doctor in Colchester in der Gegenwart von der TARDIS und Amy abgeschnitten. Die TARDIS ist außer Lage, die Landung durchzuführen. Die Ursache befindet sich im ersten Stock über der Wohnung von Craig Owens (James Corden). Da Craig gerade auf der Suche nach einem Untermieter ist, zieht der Doctor kurzerhand bei Craig ein und wirbelt damit das Leben seines Vermieters durcheinander. Der Doctor muss herausfinden, was im ersten Stock vor sich geht und sich während der Zeit in ein normales menschliches Leben begeben. Dabei zieht er auch die Aufmerksamkeit von Sophie (Daisy Haggard) auf sich, in die Craig (bisher heimlich) verliebt ist.

Diese Episode der anderen Art, die auf einem Comic Relief vom Autor Gareth Roberts basiert (welches er seinerzeit für den zehnten Doctor und Mickey angefertigt hatte), weist viele Elemente einer romantischen Komödie auf, ohne sich zu sehr darauf zu versteifen. Das Hauptaugenmerk des Zuschauers liegt auf dem Doctor, der sich hier für ein paar Tage in ein normales Leben begibt. Die Chemie zwischen Smith und Corden stimmt, beide bekommen ein paar sehr schöne Szenen zusammen und auch Haggard passt gut ins Bild. Eine lockere Episode vor dem Staffelfinale.
Weniger stimmig kommen allerdings die Who-Elemente der Folge daher. Es klingt wenig plausibel, dass der Doctor nicht gleich in den ersten Stock stürmt, um sich das Problem näher anzusehen. Das vorsichtige Ausloten der Lage passt überhaupt nicht zu unserem ungestümen Timelord. Das Geheimnis wird schließlich gelüftet und entpuppt sich als eine primitive Version einer TARDIS, die eine Bruchlandung auf Craigs Haus hingelegt hat und immer wieder Leute zu sich lockt, die vielleicht als Piloten geeignet sind, dabei aber getötet werden. Die Auflösung ist dabei auch etwas wirr geraten: Der Doctor kommt nicht als Pilot in Frage (seiner Aussage nach würde das Sonnensystem explodieren, wenn er die Konsole berührt) und die Lösung liegt schließlich bei Craig, dem Stubenhocker mit der Reiseunlust - woraufhin die primitive Version der TARDIS ins Nichts implodiert. Vielleicht wäre es besser gewesen, in diesem Fall ganz auf das Sci-Fi-Element zu verzichten und den Doctor durch einen trivialen Grund für ein paar Tage auf Craig loszulassen.
Was den Staffelbogen angeht, gibt es am Ende wieder den Riss zu sehen. Hinter Craigs Kühlschrank taucht der plötzlich auf. An der Kühlschrankfront kann man übrigens die Folge über auch ein Prospekt von der Van Gogh Ausstellung der letzten Episode sehen. Zu guter Letzt wäre noch zu erwähnen, dass Amy in der Manteltasche des Doctors Rorys Ring findet (ob das ihrem Gedächtnis wieder auf die Sprünge helfen wird?) und dass Craig dem Doctor die Wohnungsschlüssel überlässt, womit ein Wiedersehen mit dieser Figur nicht ausgeschlossen ist.

Im Staffelfinale „The Pandorica Opens“ und „The Big Bang“ (beide von Steven Moffat geschrieben) werden der Doctor und Amy abermals von River Song (Alex Kingston) zum Ort des Geschehens gelotst. Im Jahre 102 in einem römischen Feldlager in der Nähe von Stonehenge zeigt sie dem Doctor ein Bild, welches von Vincent Van Gogh angefertigt wurde und eine explodierende TARDIS zeigt. Der Titel des Bildes: „The Pandorica Opens“. Die drei machen sich auf den Weg und finden schließlich die Pandorica unterhalb der Ruinen von Stonehenge. Der Legende nach soll sie die gefährlichste Kreatur des Universums enthalten und dieses Gefängnis ist gerade dabei, sich zu öffnen. Aber es kommt alles anders als angenommen: Es stellt sich heraus, dass die Pandorica von den Gegnern des Doctors geschaffen wurde. Auch sie haben die Risse bemerkt und analysiert, dass die Ursache für die Risse und das drohende Ende des Universums beim Doctor liegen. Also haben sie einen Plan ausgearbeitet und sich dabei vor allem bei Amy und ihren Erinnerungen bedient, um den Doctor in die Falle zu locken. Ein Nebenprodukt aus Amys Erinnerungen ist Rory, der plötzlich in römischer Montur auftaucht und sich später als Auton entpuppt - ausgestattet mit Rorys gesamtem Wissen, was auch seine Gefühlswelt beinhaltet. Im Cliffhanger des ersten Teils wird der Doctor in die Pandorica gesperrt, Amy von Rory getötet und River versucht verzweifelt, die TARDIS an der Explosion zu hindern.

Ein Finale, wie es temporeicher nicht sein könnte. Es bleibt kaum Zeit zum Luftholen, erst im letzten Drittel wird das Tempo etwas gedrosselt, wobei der zweite Teil mit 55 Minuten Laufzeit länger als gewöhnlich ist. Das Finale konnte sich außerdem den Hugo Award angeln, womit Moffat bereits zum vierten Mal mit einer seiner Folgen punkten konnte. Aber war das auch verdient?
Im Großen und Ganzen ja. Es gibt unzählige wundervoll ausgearbeitete Momente bei allen Hauptfiguren (Amy, Rory, River und der Doctor) und dabei bedient sich die Geschichte an der gesamten Staffel und auch etwas darüber hinaus. Die Rückblicke und auch neuen Szenen mit alten Bekannten (Vincent, Churchill, die junge Amy, etc.) fügen sich perfekt ins Geschehen ein und gegen Ende (aber auch vorher) wird dabei auf die Tränendrüse gedrückt oder dem Zuschauer ein „WTF“ entlockt. Trotzdem gibt es einige Gründe zur Kritik: Zunächst einmal die Allianz der sogenannten „Gegner“ des Doctors. Daleks, Cybermen und Sontarans sind natürlich als Gegner fest etabliert. Aber z.B. die Judoon - welche als eine Art Weltraumpolizei dargestellt wurden - sind in der Reihe fehl am Platze, Risse hin oder her. Auch einige andere Spezies, wie z.B. die erwähnten Atraxi, ergeben hier wenig Sinn. Und so schön das hohe Tempo auch ist, wird man das Gefühl nicht los, es soll die logischen Lücken der Geschichte verschleiern. Ja, Zeitreisen können mitunter kompliziert sein und die Story wird hier noch um einiges komplizierter, weil Figuren ausgelöscht und durch Erinnerungen wieder zurück geholt werden. Vor allem im zweiten Teil des Finales darf man über viele Stellen nicht genauer nachdenken, sonst stößt man auf Widersprüche oder bekommt einen Knoten im Kopf. Als Beispiel sei einmal das Entkommen des Doctors aus der Pandorica angeführt: Dies wird durch den Doctor selbst möglich gemacht, der Rory seinen Sonic Screwdriver gibt - nur, wie kann der Doctor das machen, wenn er in der Pandorica gefangen ist (und zwar zusammen mit seinem Screwdriver)? Er muss sich erst befreien, bevor er Rory das Gerät geben kann. Und selbst wenn Rory den Screwdriver hat, sollte er damit die Pandorica nicht öffnen können, denn der Kasten ist u.a. mit Deadlock-Siegeln versehen, die sich bekanntlich nicht mit dem Sonic Screwdriver öffnen lassen (weder von außen noch von innen). Ein anderer Fehler besteht am Ende in Rorys Figur. Da bleiben eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder ist er immer noch ein Auton und besteht aus Plastik oder aber der Reboot des Universums hat dieses Ereignis nicht stattfinden lassen, wobei er in dem Fall mausetot sein müsste, weil er in „Cold Blood“ von Restac erschossen wurde. Man könnte zwar argumentieren, dass er die vorherigen Abenteuer mit dem Doctor nicht erlebt hat, aber in dem Fall dürfte er sich nicht mehr an den Doctor erinnern. Von dieser Sorte gibt es noch einige andere Ungereimtheiten, was wirklich schade ist, denn sonst wäre dieses Finale das wohl beste bisher in der gesamten Serie.

Die Allianz.

Aber genug davon, schauen wir uns noch die wichtigsten Figuren an: River Song ist ein drittes Mal mit von der Partie und erwartungsgemäß kennt diese Figur die bisherigen zwei Abenteuer (aus der Bibliothek und die Engel-Folge um die Byzantium) noch nicht, da sie in ihrer persönlichen Zukunft stattfinden. Trotzdem ist sie dem Doctor um einiges voraus, kann die TARDIS steuern und weiß einige Dinge aus der Zukunft des Doctors, die sie am Ende auch andeutet. Was River angeht, kann sich der Zuschauer weiterhin auf Abenteuer mit ihr freuen. Sehr schön gemacht war hier die Eröffnungssequenz, die eine Reihe vorheriger Folgen verbunden hat und River im Gefängnis Stormcage zeigte, aus dem sie ausbricht, um sich das Bild von Van Gogh zu besorgen (inklusive Wiedersehen mit Liz 10 aus „The Beast Below“). Anschließend sucht sie Dorium Maldovar (Simon Fisher-Becker) auf (eine Figur, die ebenfalls noch einmal wiederkehren wird) und besorgt sich in River-Manier einen Vortex-Manipulator, wie wir ihn von Jack Harkness kennen. Falls sie ihrer eigenen Zeitlinie treu bleibt, sollte sich nach diesem Abenteuer damit auch wieder in ihre Zelle in Stormcage zurück reisen - wir wollen schließlich kein Paradoxon riskieren, denn die Engel-Doppelfolge diente ihrer Rehabilitation.

... to be continued...
 

Clive77

Serial Watcher
Amy und Rory: Die beiden haben wirklich eine Menge durchmachen müssen in dieser Staffel. Von daher trifft das Happy End mit der Hochzeit erstmal den Nagel auf den Kopf. Dass Rory als Auton Amy erschießt, war ein gehöriger Schock. Umso größer war die Erleichterung, dass ihr Tod nicht endgültig ist und der Doctor eine Lösung in Form der Pandorica parat hat. Amy konnte bereits in „Amy’s Choice“ zeigen, was sie für Rory bereit ist zu tun. In „The Big Bang“ darf Rory nun seinerseits ein großes Opfer bringen und Amy über gut 2000 Jahre hinweg beschützen (was ihn mehr als doppelt so alt wie den Doctor macht). Damit haben sich beide Figuren ihr Happy End redlich verdient und die Darsteller kann man anhand der präsentierten Szenen nur loben - jeder Moment zwischen den beiden konnte überzeugen. Dabei wirkt das Ende - beide treten zusammen mit dem Doctor eine neue Reise an - treffend. Obwohl es vielleicht nicht gerade die beste Idee ist, die Hochzeitsnacht an Bord der TARDIS zu verbringen - aber dazu in der nächsten Staffel mehr.
Der Doctor: Auch hier kann man die Darstellung von Smith nur loben. Der Figur bleibt anfangs kaum Zeit, die Situation zu fassen. So merkt er auch erst überhaupt nicht, dass der Centurion, den er da vor sich hat, Rory ist. Naja, er merkt es schon, aber realisiert es zunächst nicht. Die besonders starken Szenen kamen aber erst im letzten Drittel. Als der Doctor die Lösung gefunden hat und das Universum neu starten will, sehen wir abermals, was er bereit ist zu tun und das beinhaltet auch, sich selbst für das große Ziel zu opfern. Als die Rückblenden einsetzten, in denen er rückwärts noch einmal die Abenteuer der Staffel begutachten kann, sind da einige rührende Momente mit bei und es sieht zunächst so aus als wenn wir uns vom Timelord verabschieden müssten. Im Grunde gibt es dann auch ein weiteres Paradoxon, denn das Wörtchen „Urknall“ bzw. „Urknall 2“ beinhaltet irgendwo eine Explosion und die sollte in der TARDIS stattfinden. Aber im Rahmen der präsentierten Geschichte sind es Amys Erinnerungen, die die Auslöschung des Doctors wieder aufheben und weitere Abenteuer des Timelords und seiner Gefährten möglich machen.
Alles in allem ein sehr gelungenes Finale, wobei allerdings nicht allzu sehr über das Geschehen nachgedacht werden sollte. Es wurde eine Menge erzählt, wobei viele Handlungsstränge aus dem Staffelauftakt abgeschlossen wurden - was vor allem Amy und die Risse betrifft. Aber es bleiben noch Fragen offen: Wer war für die Explosion der TARDIS verantwortlich oder auch: Was verbirgt sich hinter „the silence“? Und wie wird Rivers Geschichte weiter gehen?

Bevor wir zum Weihnachtsspecial kommen, noch eine kurze Betrachtung des neuen Teams:
An Matt Smith als neuen Doctor musste man sich erst gewöhnen, was mitunter auch daran liegt, dass der Darsteller noch so jung ist. Sein oft kindlich wirkendes Verhalten reißt den Zuschauer aber mit und liefert besonders in den amüsanteren Szenen schöne Momente. Trotzdem kauft man dem Darsteller auch die ernsten Szenen ab. Im Gedächtnis bleiben da vor allem die kurzen Ansprachen an Gegner, wenn er z.B. die Atraxi von der Erde verscheucht oder sich im Finale mal eben etwas Zeit verschafft und die Gegner-Allianz verunsichert. Das sind tolle Momente, wo der Zuschauer das Gefühl hat, wirklich einen über 900 Jahre alten Timelord vor sich zu haben.
Karen Gillan als Amy nimmt als Begleiterin des Doctors eine besondere Stellung in dieser Staffel ein. Abgesehen von einigen Einzelabenteuern steht sie im Mittelpunkt des Geschehens und auch des Staffelbogens, was in der Stärke vorher bei den anderen Begleitern des Doctors nicht der Fall war. Auch wenn es in der ersten Staffelhälfte den Anschein hatte, sie würde sich von Rory lösen und den Doctor als Lebenspartner vorziehen, bleibt sie bei Rory, was in „Amy’s Choice“ endgültig geklärt wird. Sie bringt eine starke Persönlichkeit mit und scheut auch nicht davor zurück, dem Doctor zu widersprechen oder ihm zumindest andere Möglichkeiten zu eröffnen. Interessant dürfte nun werden, wie das Trio Amy, Rory und der Doctor an Bord der TARDIS funktioniert.

„A Christmas Carol“ (von Steven Moffat) wurde wie üblich am 25. Dezember ausgestrahlt und hat eine Laufzeit von 60 Minuten. Amy und Rory befinden sich in den Flitterwochen und an Bord eines Raumschiffes, welches sich in einem seltsamen Wolkengürtel verfängt und abzustürzen droht. Der Doctor wird um Hilfe gerufen und trifft auf dem Planeten auf Kazran Sardick (Michael Gambon), der den Wolkengürtel kontrollieren kann, aber jedwede Hilfe - trotz Weihnachten - verweigert. Inspiriert von Charles Dickens „A Christmas Carol“ greift der Doctor in Kazrans Vergangenheit ein, um den alten Miesepeter im Jetzt freundlicher zu gestalten, damit er das Raumschiff rettet.

An sich eine nette Idee für ein Weihnachtsspecial. Man nehme den Klassiker von Dickens, mische fliegende Fische und andere Sci-Fi-Elemente dazu und lasse dem Doctor nur die Möglichkeit, Ebenezer Scrooges Vergangenheit zu beeinflussen. Dazu nimmt man noch Katherine Jenkins Gesangskünste und fertig ist die Story. Trotzdem funktioniert die Geschichte nicht richtig, obwohl der junge Kazran (Laurence Belcher, später als junger Mann von Danny Horn gespielt) und seine auf Eis gelegte Abigail (Katherine Jenkins) durchaus ein schönes Paar abgeben und die weihnachtliche Stimmung gut eingefangen wird.
Es liegt größtenteils am Ende, was doch sehr bitter daher kommt: Abigail wird sterben, womit Kazran wieder alleine sein wird. Außerdem kann er dank der Veränderungen des Doctors den Wolkengürtel nicht länger kontrollieren, was sich auf den gesamten Planeten auswirken dürfte. Soviel also zum Happy End.
Amy und Rory kommen leider nur am Rande vor, dürfen aber stets für ein paar Lacher sorgen - wenn sie z.B. in voller Rollenspiel-Montur (Amy trägt die Polizeiuniform aus „Eleventh Hour“ und Rory ist wieder wie ein Centurion gekleidet) auf der Brücke des Raumschiffs auftauchen. Der Doctor darf wieder einiges von seinem kindlichen Verhalten preis geben und es wird bei einem der Weihnachtsausflüge mit Abigail angedeutet, dass er eine gewisse Marilyn (Monroe) zum Traualtar geführt hat. Besagte Dame ruft später auch in der TARDIS an.

Rückblickend macht diese Staffel einen guten bis durchwachsenen Eindruck. Die Highlights finden sich im Auftakt, in der Engel-Doppelfolge und im Finale. Wobei es einige Folgen gibt, die nicht zu überzeugen wissen, vor allem die zweite Staffelhälfte ist davon betroffen. Die Wahl des neuen Doctors und seiner Begleiter ist aber gelungen, auch wenn man sich an Smith ein wenig gewöhnen muss. Was die Gegner angeht, sollten vor allem die Silurians erwähnt werden, die erstmals in der Neuauflage einen großen Auftritt hinlegen und die Option auf Wiederkehr haben. Dass die Daleks zurückkommen werden, ist ebenfalls klar, auch wenn das neue Design im Smarties-Style nicht zu den Erzfeinden des Doctors passt. Alles in allem ist Moffats Staffel-Debüt aber gelungen und lässt auch nach dem Finale auf weitere durchgehende Staffelhandlungen hoffen, die den Zuschauer mitreißen werden.
 

Sesqua

Lebt noch
In meinen Augen ist mir die 5 Staffel bei dir zu gut weg gekommen.
Um meine Meinung aber Ausdruck und Korrektheit zu verleihen muss ich mir die 5te nochmal ansehen.

Soweit ich mich erinnere war mir Amy als Begleiter negativ aufgefallen.
Dann der Fakt das Smith zu dem Zeitpunkt noch keine Folge DW gesehn hatte.
Und die vielen Zeit Logik Löcher die ich aber ohne erneutes sehen nicht gleich wieder geben kann.

Ich sah die 5te mit vielen guten Szenen. Alleine die Auftakt Folge blieb mir durchgehend in positiver Erinnerung. Alles andere war pro Folge ein starkes auf und ab.

Dazu aber nach dem erneuten sichten mehr.



Zum Finale und Big bang two
http://m.youtube.com/index?&desktop_uri=/#/watch?v=uIM5kTDzNA0
 

Clive77

Serial Watcher
@Sesqua: Vor dem erneuten Ansehen (bis dato erst zweimal die fünfte Staffel gesehen) hatte ich die Staffel auch etwas schlechter im Hinterkopf. Und zu meckern hatte ich auch genug bei einigen Folgen... unter anderem auch wegen Logiklöchern.
An Amy habe ich aber nichts auszusetzen. Im Vergleich zu Rose oder Martha sind mir jedenfalls keine nervigen Dinge aufgefallen - abgesehen vielleicht vom Verführungsversuch am Ende des Engel-Zweiteilers, das passte irgendwie nicht ins Bild und das Thema "Doctor als Love Interest" wurde zum Glück schnell abgehandelt. Mir hat jedenfalls gefallen, dass man mit der Begleiterin dieses Mal anders umgegangen ist und mit Rory von Anfang an einen Freund ins Rennen schickt, der sich gegen Ende der Staffel durchsetzt. Mickey war bei Rose ja mehr oder weniger nur eine Begleiterscheinung. Aber keine Angst, an Donna kommt Amy bei mir trotzdem nicht ran.
Was Smith angeht, fand ich ihn o.k. - sicher, man muss sich wieder umgewöhnen und es fehlen irgendwie noch spezifische Dinge, die typisch Doctor wären. Smith ist oft wie ein kleines Kind unterwegs, aber das passt schon. Wenn es ernst wird, kann er das auch gut rüberbringen (vielleicht noch nicht so gut, wie andere vor ihm, aber doch überzeugend).

@Sky: Thanks!
 
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