12 Years a Slave ~ Steve McQueen [Kritik]

Diego de la Vega

Not Yet Rated
BG-Kritik: 12 Years a Slave (Herbs)

Hier der Trailer zum dritten Film von Regisseur Steve McQueen (Hunger, Shame). "12 Years a Slave" erzählt die wahre Geschichte des als freier Mann geborenen Afro-Amerikaners Solomon Northup (gespielt von Chiwetel Ejiofor), der im Jahre 1841 entführt und in die Sklaverei gesteckt wurde...

Neben Chiwetel Ejiofor noch mit u.a. Michael Fassbender, Brad Pitt, Paul Dano, Benedict Cumberbatch, Paul Giamatti, Garret Dillahunt, Quvenzhané Wallis, Sarah Paulson, Scoot McNairy, Ruth Negga, Alfre Woodard und Michael Kenneth Williams.

Trailer@Apple
Trailer@Comingsoon (inkl. Poster)
 

Remix

Well-Known Member
Cast und Trailer gefallen mir sehr gut.
Könnte ein weiteres wirklich gutes Drama von McQueen werden. :smile:
 

Joel.Barish

dank AF
Schon ziemlich verblüffend - und nicht unbedingt im positiven Sinne - wie Steve McQeen stilistisch schon im zweiten Film nach seinem Debüt "Hunger" im traditionellen Historiendrama-Kino angekommen ist. Jedenfalls liegen zwischen dem formal und inszenatorisch radikalen Meisterwerk "Hunger" und dem, was dieser Trailer verspricht, Welten. Was nicht heißt, dass der Trailer schlecht aussieht (tut er nicht - außerdem könnte der Film ja ganz anders aussehen), aber schon "Shame" fand ich teilweise zu gewöhnlich und das hier sieht überdeutlich nach Oscar-Futter aus. Dazu passt auch die unharmonische Handhabe von Musik und diese überdeutliche Präsentation von Namen. Wobei das angesichts dieses Casts fast logisch ist.

Aber die Geschichte ist spannend und wichtig genug. Gerade jetzt, wo "Django Unchained" das Thema Sklaverei wieder stärker in den öffentlichen Diskurs gebracht hat. Und egal wie sehr Steve McQueen zu einem Ron Howard mutiert ist, ich glaube nicht, dass er so schnell ein Weichei geworden ist. Das wird hoffentlich ein schonungsloser, heftiger und emotionaler Film und damit als Reaktion auf Tarantinos Slavery Fiction genau richtig.

Und um mal was Zynisches bzgl. den Oscars zu sagen: Wenn Nelson Mandela im Januar noch lebt, holt sich Chiwetel Ejiofor den Goldjungen.
 

Woodstock

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:whistling: Ein ehemaliger freier Schwarzer, der unter Weißen lebte, wird plötzlich in die Sklaverei verkauft und leidet darunter, wie all jene anderen die in die Sklaverei geboren worden sind und keinen Film bekommen. Der Cast ist natürlich hauptsächlich weiß, der böse Sklavenhalter ist natürlich Österreicher bzw. Deutscher (Macht für die Amis kein Unterschied, hauptsache kein Amerikaner muss in dem geschichtsleugnendem Land Amerika, einen Sklavenhändler spielen) und Brad Pitt ist natürlich immer der liebe Sauberman

Wenigstens rappt Will Smith nicht den Soundtrack.

Das ist alles was mir bisher auffiel. Ein peinlicher Oscarversuch. Nach Lincoln und Gefährten der neue Historien-Emotions Porno.

Ich würde die Oscars gerne mal für zwei Jahre aussetzen und beobachten was dann für Filme kommen.
 

Joel.Barish

dank AF
Wow, Woody. Man kanns auch übertreiben, oder? Das wolltest du unbedingt so sehen, kann das sein? :huh: Was an dem Inhalt, der zudem ja auf der realen Autobiographie des von Chiwetel Ejiofor gespielten Mannes basiert, jetzt so heuchlerisch oder schlimm sein soll, weiß ich nicht. Außerdem gibt es genügend amerikanische Darsteller, die schon hier im Trailer mit Sklaven handeln oder diese schlecht behandelt. Und warum es historisch gar nicht so dumm ist, den (Halb-)Iren Fassbender da herumlaufen zu lassen, sollte eigentlich auch klar sein. Mal ganz davon ab von der Tatsache, dass so ein Film nicht gemacht wurde, um die emotionale "Erbschuld" der Amis irgendwie zu bestrafen bzw. auszumerzen. Nach deiner Logik müssen da Amerikaner mitspielen, weil die Sklaverei das Vergehen ihrer Vorfahren war und sie dafür gerade stehen müssen, oder wie? Wäre kein einziger Amerikaner dabei - okay. Aber da es nunmal mehrere in der Besetzung sind, ist das Argument irgendwie eigenartig.

Ich habe zwar auch geschrieben, dass das stark nach Oscar-Film aussieht, aber so verlogen und heuchlerisch, wie das bei dir klingt, wird das bestimmt nicht. Das ist eigentlich jetzt schon deutlich genug. Wie gesagt, es basiert auf der Autobiographie und die ist mit Sicherheit kein banaler "Sklaverei hatte ihre guten und ihre schlechten Seiten" Schrott. Außerdem ist der Regisseur trotz einer gewissen Weiterentwicklung kein Weichei, der ein solches Thema simpel, seicht und angenehm konsumierbar macht. Zur Hölle, der Regisseur ist schwarz. Damit geht's doch schon los. :attention:

(Und "Lincoln" als "Emotions Porno" zu bezeichnen ist ja auch irgendwie nicht so wirklich passend.)
 

Woodstock

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Es ist nur ärgerlich zu sehen das der Trailer wieder die Gefühlsschiene läuft, wie jedes durchschnittliche Drama. Dann ein Thema das kontroverser gemacht wird als es ist und nur wieder beliebt ist, da Django die Tür aufgestoßen hat. Es basiert auf einer Biographie und Fassebender ist Halbire aber trotzdem erscheint mir das ganze wieder so geheuchelt, besonders nervt mich dabei das Brad Pitt wieder den netten Saubermann spielt.

Es ist einfach wahr, das die Amerikaner was ihre Vergangeheit angeht, immer am liebsten mit Scheuklappen rumlaufen. Wenn man dann Themen wie die Sklaverei oder den Untergang der Ureinwohner anspricht, geschieht es immer in einer abgeschwächten Form. Ich kann verstehen warum die Amerikaner das Thema Sklaverei und ihren Rassismus gerne meiden oder versuchen irgendwie "zu bereinigen" aber die Auswirkungen erstrecken sich ja bis heute.

Als man gezwungen war sich in Filmen mit dem Thema auseinanderzusetzen, konzentrierte man sich auf eine romantische Version des Südstaatenleben. Anwesen, Edeldamen und die schwarze Magd, dier lustig drauf war und gerne dort. Das Thema Sklaverei wurde kaum angekratzt. So ging es auch weiter. In jedem Bürgerkriegsfilm konzentrierte man sich auf die Probleme der weißen Bevölkerung (Mit weitgehender Ausnahme von Glory) und, auch wenn das Sterben im Krieg schlimm war, so leidete eine anderer Teil des Volkes Jahre davor, währenddessen und noch danach. Django hat das Thema wieder aufgegriffen und man wäre mittlerweile in der Lage das Thema Sklaverei in, nicht abgeschwächter Form, an den Mann zu bringen aber das tut man wieder nicht.

Was man bringt ist die Autobiographie von Solomon Northup, einem frei geborenen Mann der 12 Jahre in Sklaverei verbracht hat. Tausende andere verbrachten ihr gesamtes Leben in Sklaverei. Ganze Generationen und Familien, kannten nichts anderes aber sich damit in voller Härte auseinanderzusetzen traut sich noch immer niemand. Außerdem mag der Regisseur schwarz sein aber dier Film wirkt angeglichen auf ein weißes Publikum. Viele bekannte weiße Darsteller und am Ende rettet ein weißer den Tag. Mag so gewesen sein aber tortzdem ist es wieder ein Kompromiss der für die Einnahmen und den Seelenfrieden gemacht worden ist.

Ich stehe hier mit meiner Argumentation wahrscheinlich auf verlorenem Posten und ich erkenne das vermeidliche Schema das sich abzeichnet, da immer ich es bin, der die amerikanischen Historienstreifen zerfetzt aber Geschichte ist nun mal wichtig und auch wenn ich die Rassenkarte nicht anbringen möchte, so ist es hier nun mal noch immer ein Thema. Vielleicht habe ich es zu Beginn übertrieben aber die Grundargumentation trifft zu.

Habe keine Lust auf einen Shitstorm. :sad:
 

Joel.Barish

dank AF
Keine Angst, für einen Shitstorm ist das, was du sagst, zu nachvollziehbar. Jedenfalls nach dem letzten Post. :squint: Oder empfandest du meinen Post schon als Shitstorm? Das kann ich eigentlich besser. :bibber:

Jedenfalls... ich verstehe was du meinst und sehe das im Ansatz auch gar nicht so unähnlich. Ich glaube nur, dass du dich beim falschen Film austobst bzw. ein wenig übers Ziel hinausschießt. Denn einerseits kennen wir den fertigen Film ja nicht und andererseits wäre die Alternative zu einem massenkompatibel verweichlichten Sklaverei-Film ja erstmal gar kein Sklaverei-Film. Zumindest wirtschaftlich gesehen. Wenn man Filme zu solchen Themen macht, muss man sich immer fragen wen man damit erreichen will, wie viele man erreichen will und wie viel man den Zuschauern mit auf den Weg geben will. Was bringt ein knüppelharter, schockierender und realistischer Sklaverei-Film, wenn er am Ende nur in vier Kinos gezeigt wird? Wie gesagt, bei Steve McQueen als Regisseur gehe ich trotz einer gewissen Tendenz erstmal noch nicht davon aus, dass das hier zu verweichlicht wird. Ich habe zwar auch von Oscar Film gesprochen, aber das muss ja nicht automatisch heißen, dass das von vorne bis hinten oberflächlich, heuchlerisch und simplifiziert ist.

Ein Film braucht eine Narrative, muss dramatisiert sein und auch wenn McQueens "Hunger" gezeigt hat, was in so einem Rahmen möglich ist bzw. wie weit man sich davon lösen kann, so ist es doch einfach besser, nützlicher und am Ende wirkungsvoller, wenn man sich einem solchen Thema mit einem Spannungsbogen und einer dramatischen Handlung nähert. Es ist ja immerhin ein Spielfilm und keine Doku. Und ohne die Biographie gelesen zu haben kann mir schon vorstellen, dass man gerade durch Solomon Northups Herkunft, dass er in Freiheit aufwuchs, eine effektive Perspektive auf das Thema erhält. Zum Beispiel dass es die Absurdität zeigt, Schwarze als Menschen zweiter Klasse zu sehen, wenn dieser Sklave doch letzte Woche noch in vornehmer Kleidung mit weißen scheinbar gleichberechtigt am Tisch saß. Denn mal ehrlich, kein Film kann realistisch nachvollziehbar machen, was es heißt, in Sklaverei geboren zu werden und sein gesamtes Leben so zu verbringen.

Solche Themen, die unmittelbar mit einer Nation verbunden sind, lassen sich in der Gesellschaft dieser Nation ja logischerweise nur schwer unterbringen. Ich habe mich mal ein wenig genauer mit der Darstellung des Holocaust im Film beschäftigt und wie das in Deutschland an den Mann gebracht und aufgenommen wurde. Das kann man natürlich nur bedingt verlgeichen, nicht zuletzt durch die zeitlich Nähe/Differenz. Aber andererseits sind die Auswirkungen der Sklaverei in den USA, wie du ja auch sagst, noch immer zu spüren. Man kann eine Nation mit ihrer Schuld und Erbschuld auch überfordern und entfremden. Natürlich könnte man jetzt sagen, es ist langsam an der Zeit, die USA nicht mehr an die Hand zu nehmen, sie nicht mehr vor der ungeschönten Realität ihrer Vergangenheit zu bewahren. Würde ich nicht widersprechen. Aber wir sehen doch immer wieder, wie empfindlich man mit dem Thema Sklaverei, Rassensegregation und Rassismus generell umgeht. Sei es Spike Lees Reaktion auf "Django Unchained" oder ganz frisch das Urteil im Zimmerman Prozess zum Tod des jungen Trayvon Martin. Es hat ja beim Thema Holocaust auch eine Weile gedauert, bis man der deutschen Bevölkerung den medialen Spiegel ihrer noch recht jungen Vergangenheit vorhalten konnte. Alain Resnais Doku "Nacht und Nebel" war zu früh, zu direkt, zu real. Erst die Serie "Holocaust" (übrigens mit Meryl Streep) erreichte die breite Bevölkerung. Das war Ende der 70er und wurde von Diskussions- und Aufklärungssondersendungen im TV begleitet. Erst danach war etwas wie Claude Lanzmans 9stündige Zeitzeugen-Interviewserie "Shoah" für die deutsche Gesellschaft möglich. Oder später "Schindlers Liste". Und natürlich ist weder die Serie noch "Schindlers Liste" wirklich unverfälscht und realistisch. Zum Thema Sklaverei gab es doch den Roman und in den 70ern die Verfilmung als TV-Serie von "Roots", die damals ein gewaltiges Millionenpublikum in den USA erreichte und durchaus als Pendant (wie gesagt, ich will hier keineswegs historische Geschehnisse vergleichen) zur "Holocaust" Serie gesehen werden kann. Angeblich hatte die Serie 130 Millionen Zuschauer insgesamt. Und das ist der Punkt. Ist es nicht besser, durch einen Film das Bewusstsein zu schärfen und ein Interesse zu fördern, dass man sich im Anschluss an den inspirierenden Film mit der Realität und mit nicht-dramatisierten Fakten beschäftigt und auseinandersetzt?

Und ob "12 Years a Slave" überhaupt ein Aufklärungsfilm sein muss, würde ich auch bezweifeln. Natürlich sollte es einen gewissen Rahmen aus historischen Fakten und historischer Authentizität geben, aber der Film muss nicht mit dem erhobenen Zeigefinger auftreten und Schuldgefühle wecken. Es ist aus meiner Sicht absolut vertretbar, nein sogar richtig, auch "einfach" nur ein Sklavendrama zu machen. Das ist auch eine Form von Auseinandersetzung und fördert den öffentlichen Diskurs womöglich besser, als ein realistischeres, mahnenderes Werk, das entweder nur verstört oder von niemandem gesehen wird.
 

McKenzie

Unchained
Also erstmal, mir hat der Trailer gefallen...bis dann am Ende der Kitsch überhand genommen hat, und ja, schon das Plakatdesign bettelt irgendwie um Oscars (obwohl ich zugebe, dass ich es prinzipiell nicht mal schlecht finde. Nur halt so typisch Oscar-Nominee). Ich seh es längst nicht so extrem wie Wood, aber ich fände es dann doch eher langweilig, wenn die klassische politisch korrekte Historien-Drama-Schiene gefahren wird, wie man sie schon kennt. In der Hinsicht finde ich den halbfiktionalen Django eben eine viel mutigere und interessantere Herangehensweise. Wobei ich einen Vergleich der beiden Filme sowieso als komplett sinnlos erachte, das sind einfach ganz verschiedene Genres, die sich bloß ein Grundthema teilen und relativ bald hintereinander rauskommen.

Aber mal schauen, denn wie gesagt, der Trailer hat mir im großen und ganzen gefallen und ich könnte durchaus ins Kino gehen...nur Pitt stört mich, irgendwie kann ich den nicht mehr sehen. Allein sein gezwungener und lächerlich klingender Südstaatenakzent...bei Basterds war das ja witzig, aber dass er hier genauso klingt ist doof.

Edit: Weiß jemand welche Musik das ab 0:36 ist? Ich kenn die definitiv, aber es fällt mir nicht ein.
 

Woodstock

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Selbstverständlich kann kein Film ein ganzes Leben in Sklaverei darstellen und so gut Schindlers Liste und andere Filme und Serien in der Art auch waren, wird man auch nie die persönlichen Erlebnisse des Holocausts darstellen können.

Solche Themen in einem "Unterhaltungsprogramm" aufzugreifen, besitzt schon eine gewisse Ironie.

Das Thema ist nun mal noch immer prisant. Einen Film zu drehen der dann noch mehr Hass aufzeigt, könnte Probleme bringen aber die wahren Hintergründe zu ignorieren ist auch falsch. Nicht mal Tarantino hat sich das getraut. In der heutigen Welt ist man mehr auf Versöhnung bedacht aber sich mit seiner Geschichte auseinanderzusetzen ist wichtig. Ich spreche hier nun nicht von Erbschuld aber eigenen Fehler müssen einer Nation vorgezeigt werden, sonst wächst sie in dem Irrglauben auf keine machen zu können und wiederholt sie dann immer und immer wieder.

Ansonsten sehe ich es ähnlich wie du Joel.

Sollen sie ein Drama in der Sklavenzeit machen. Sollen sie es schmalzig und abgeschwächt darstellen und ihren Oscar dafür bekommen. Vielleicht trauen sie sich dann mal wieder was.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Der Titel spoilt ja schon die ganze Handlung. :check:

Sieht nach einem hochwertigen, inhaltlich typischen Sklavereidrama aus (wobei es davon ja nun speziell jetzt auch nicht so viele gibt. Nur die, die es gibt, sind halt recht prägnant), mit einer wie Joel schon sagt für McQueen verblüffend traditionell wirkenden Umsetzung, aber nichtsdestrotz werden wir Eijofor (unterschätzter Mann; mal Redbelt schauen) und Fassbender im nächsten März zu den Oscar Nominees zählen dürfen, und den Film sicher auch mit. Darüber hinaus stolzer Nebencast.

Und erkennen meine Ohren Teile aus dem Shame Score wieder?
 

Joel.Barish

dank AF
Läuft aktuell in Telluride und in Kürze auch in Venedig und wird in den Erstreaktionen gerade mit Lob überschüttet. (Nein, das ist nicht alltäglich.) Hier gibt's eine knappe Sammlung von Twitterreaktionen und Auszügen aus Kritiken. So Sachen wie "More Haneke than Hollywood" machen mir wieder Hoffnung, dass der glatte Anschein des Trailers ein wenig trügerisch war.

Und manche Kritikerneigen zu schwarzhumorigen Vergleichen:
“Amistad,” meet the Marquis de Sade, in the form of slavemaster Michael Fassbender, who puts his victims through more tortures than Mel Gibson ever could have imagined for Jesus.
 

Joel.Barish

dank AF
Interview Featurette mit einigen neuen Szenen aus dem Film. Verrät recht entscheidende Dinge des ersten Aktes, die man sich vielleicht denken kann, aber vielleicht noch nicht so klar ausformuliert sehen will.

Steve McQueen spricht hier aber auch an, was für Woodstock zuletzt noch ein Problem war und bestätigt in etwa, was ich damals meinte. Nämlich warum wir mit Solomon Northup einem Mann folgen, der frei geboren ist und dem Titel gemäß "nur" eine begrenzte Zeit in Sklaverei lebte. Die Perspektive ist dadurch effektiver. Wenn der Film zeigt, wie ein Mann verschleppt und versklavt wird, der viele Jahre lang ein normales Mitglied der Gesellschaft war, können sich Zuschauer damit besser auseinandersetzen, als mit einer durch die Gesellschaft zur Sklaverei determinierten Figur, die ihr gesamtes Leben nichts Anderes kennt. Für mich ist diese Perspektive keineswegs eine moralische/thematische Abschwächung.
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Gerade in einer Vorpemiere gesehen und ein wirklich starkes Stück. Von den drei großen Filmen, die das Thema der Sklaverei in letzter Zeit behandelten (Lincoln, Django Unchained und eben dieser) ist das eindeutig und mit Abstand der Beste. Ein eindringlich inszeniertes Drama, das sich oftmals auf unangenehmste mit dem Thema der Sklaverei auseinandersetzt und das nicht einmal unbedingt durch die gezeigte Gewalt. Im Gegensatz zu Django Unchained ist dieser Film fast schon zahm, wirkt allerdings durch die oft subtile Regie und die visuelle Kraft der Kameraarbeit viel länger nach. Es gibt eine besonders brilliante Szene im ersten Drittel des Films, die einen minutenlang einen Schnitt herbeisehnen lässt und das nicht, weil Gewalt gezeigt wird, sondern weil es unangenehm und realistisch ist und das ist die größte Stärke des Films. Ein Gute-Laune-Film ist 12 Years A Slave bei weitem nicht, ebenfalls nie rührseelig oder sentimental, dafür höchst emotional und mitreisend gemacht und seiner Kurzweiligkeit zum Trotz sehr eindrucksvoll. Getragen wird das durch den herausragenden Hauptdarsteller Chiwetel Ejiofor, aber auch durch die Riege an Nebendarstellern, wo Michael Fassbender, Benedict Cumberbatch, Paul Dano und Brad Pitt ganz unterschiedliche Typen der weißen Bevölkerung dieser Zeit verkörpern. Gerade Benedict Cumberbatch, der darstellerisch zwar am wenigsten in Erinnerung bleiben mag, hat ein paar großartige Szenen, die einem die Rolle des weißen Amerikaners sehr zwiespältig vor Augen führen. Ganz im Gegensatz zu Tarantino möchte McQueen nicht so abschreckend und brutal wie möglich mit den weißen Sklaventreibern abrechnen, ihm scheint mehr daran gelegen einen zwar schonungslosen und unangenehmen Film zum Thema abzuliefern, aber einen der ein inhaltlich und charakterlich vielschichtiges und komplexes, in seiner Gewaltdarstellung realistisches, aber nicht exploitatives Bild zeichnet, das allerdings auch als Narrative funktioniert. Und das ist ihm doch sehr gut gelungen. Man darf allerdings, wieder einmal, Hans Zimmers Musik bemängeln, die sich größtenteils zwar (gott sei dank) zurückhält, oftmals sehr gelungen eingesetzt ist, aber das sich durch den Film ziehende Theme ist 1:1 von seiner Inception-Musik kopiert, was gerade in den ruhigeren und gefühlvolleren Szenen ziemlich befremdlich wirkt.

8/10
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Ich würde da aber Lee Daniels "The Butler" auch noch zu diesem "Sklaverei-Trio" hinzufügen auch wenn der in der Geschichte weiter in der Zeit vor geht...
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Stimmt, an den dachte ich gar nicht mehr, habe ich allerdings auch nicht gesehen und kann nichts zur Qualität sagen (Soll ja aber eh eher schlecht sein).
 

nebomb

Well-Known Member
Ich würde django jetzt nicht unbedingt als einen Film ansehen der das Thema Sklaverei beinhaltet. Gerade wenn man im Vergleich zu diesem Film sieht
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Der Original Django von 1966 vielleicht, aber bei Tarantino steht die Sklaverei doch von Anfang bis Ende im Mittelpunkt.
 
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