The East ~ Ellen Page

Presko

Don Quijote des Forums
Kein Film, den ich weiterempfehlen würde. Eine unausgegorene Mischung aus durchschnittlichem Thriller, Indiedrama und Ökobotschaftsfilm.
Leider ist das Drehbuch alles andere als klug geschrieben. Die Gruppe und die Gruppendynamik ist langweilig und klischeehaft. Die Story oft unglaubwürdig und die Aktionen realitätsfern. Das moralische Dilemma, das der Film zeichnen will, wird kaum wirklich vertieft. Was auch daran liegt, dass die Figuren keine glaubwürdige Haltung dazu einnehmen. Überhaupt sind die Figuren, wenn überhaupt schlecht geschrieben. Wir haben die Heldin, welche Karriere machen will, sich aber sogleich mit der Gruppe identifiziert und zu zweifeln beginnt. Wir haben den mysteriösen, charismatischen Anführer. Das sensible dicke Mädchen, die taffe, wütende Rebellin, den einstigen Menschrechtskämpfer der sich für erlittenes Unrecht rächen will, etc. Letzterer gibt da noch mit Abstand die interessanteste Figur ab.
Auch die Regie selbst dümpelt unentschlossen vor sich hin. Ökobotschaftsszenen werden pseudodokumentarisch vermittelt, Gruppensezenen im romantischen Indietouch und mit gefühlvoller Musik untermalt inszeniert, die Thrillerszenen kommen mit hektischer Musik und Standardoptik daher.

Gut bis sehr gut sind die Schauspieler. Ein sympathischer Trupp, der aber chancenlos gegen das schwache, wenn auch gut gemeinte, Drehbuch anspielt.

6/10
 

Presko

Don Quijote des Forums
Woodstock schrieb:
Wie kommen dann die 6 von 10 zustanden? Die Kritik klingt nicht gerade danach. :mellow:

Ich habe auch überlegt 5 zu geben. Schlecht ist er ja gar nicht. Da gibt es doch noch sehr viel schlechteres. Gerade einzelne Szenen sind für sich genommen durchaus schön und nett gemacht. Ich denke beispielsweise an eine frühe Szene im Film, als die Hauptfigur bei der Gruppe ankommt und zum Abendessen geladen wird. Für sich genommen ist die Szene irgendwie cool gemacht. Sowas könnte ich mir in einem Sektendrama beispielsweise sehr gut vorstellen. In dem Film, in dem sie spielt und an der Stelle, wo sie vorkommt, finde ich sie aber total klischeehaft und übertrieben. So geht es für mich in vielen Momenten. Gerade viele der Indieszenen sind für sich als einzelne Szenen genommen durchaus hübsch gemacht, aber finde ich sie im gesamten Kontext des Filmes zu klischeehaft oder unpassend. Und zudem, wie gesagt, finde ich, kann man an den Schauspielern wirklich wenig aussetzen. Brit Marling und den Darsteller des "Doc's" fand ich wirklich super. Überhaupt gefiel mir die Figur des letzteren eigentlich recht gut.

Der Film reisst halt sehr viel an. Sektenthematik, moralische Fragen (wie weit darf man gehen, um Ungerechtigkeiten zu bekämpfen), Untercoverthriller, Ökokritik etc. etc. Für jedes Thema gibt es durchaus gelungene Einzelszenen. Nur als einen dramaturgisch glaubwürdigen und funktionierenden, auch in die tiefe gehenden komplexen Film funktioniert es meiner Ansicht nach überhaupt nicht. Da die Einzelszenen irgendwie schon fast berechnend wirken. So im Sinen von "Ach, so ja klar, jetzt kommt da das moralische Dilemme" - "Ach ja, schau, das ist ja ne kleine Sekte", es wird einem vieles präsentiert, aber nix für sich wirklich vertieft.

Aber vielleicht hast Du durchaus Recht und eine 5 wäre gerechter und ich war einfach zu nachsichtig. Hey, Ellen Page und Brit Marling spielen mit! (gut, wegen Ellen Page muss wirklich niemand den Film schauen. Ihre Figur ist echt lame).
 
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