Creed - Rocky's Legacy (Rocky 7) [Kritik]

Butch

Well-Known Member
Ich war von dieser Fortsetzung auch nicht gerade angetan. Erstmal weil Rocky Balboar ein so guter Abschied von einem der beliebtesten Filmcharaktere war und man Gefahr lief das zu zerstören. Dann weckte die Storyangabe auch noch Errinerungen an den schlechtesten aller Rocky Teile, damals hatte man ja auch schon versucht Rocky zum Trainer zu machen was Ihn zu einer Straßen schlägerei führte und zu einer enttäuschenden Fortsetzung für den Zuschauer. Da der Trailer auch nicht umhaute blieb die Skepsis erstmal groß bis die ersten Kritiken raus kamen, diese überraschend guten teilweise euphorischen kritiken weckten wieder Interesse und stellen sich jetzt glücklicher Weise als richtig heraus. Creed ist sogar ein etwas besserer Film als Rocky Balboa.

Rocky als Trainer funktioniert hier im gegensatz zu Rocky 5 hervorragend, weil er nun auch das passende Alter hat so eine Rolle einzunehmen. Die Chemie zwischen Stallone und Jordan ist perfekt und das Drama wirkt hier nicht aufgezwungen sondern ist emotional mitreißend, was zum einen dem guten Drehbuch zu verdanken ist, der passenden Besetzung des Creed sprösslings und vor allem an Stallones Performence. Man merkt in jeder Szene wie sehr er diese Figur liebt, wie er mit seiner selbsterdachten Figur verschmelzt und wie wohl er sich dabei fühlt, Stallone spielt Rocky nicht, er ist Rocky! Das Drehbuch gibt ihm auch die möglichkeit einige Facetten von Rocky zu zeigen und in seiner Figur aufzugehen das macht er so feinfühlig und emotional ohne übertrieben in Tränen auszubrechen das wir hier vielleicht sogar von Stallones bester Leistung sprechen können.

Auch Jordan der hier die wohl nicht leichte Aufgabe hatt begleitet von einer Filmikone die Hauptfigur zu spielen ohne dabei unter zu gehen, macht seiner Sache mehr als ordentlich. Stallone und Jorden können sich die Bälle zu werfen beide haben ihre Szenen, Jorden spielt seine Figur angenehm zurückhaltend aber auch vielfältig und interessant. Donnie ist ähnlich wie Rocky ein eher ruhiger Charakter, mit Herz, Humor aber auch mit agressions Problemen gut geschrieben und gut gespielt. Er kommt natürlich nicht an Stallone in Rocky 1 ran, kann hier aber überzeugen und neben Sly bestehen, ob seine Figur auch Interessant genug wäre ohne Stallone in weiteren Fortsetzungen die Zuschauer ins Kino zu locken ist wohl nicht gewiss zu sagen. Er spielt gut und seine Figur hat auch noch Potential aber ein neuer Rocky ist er wohl nicht.

Wie schon erwähnt ist das Drehbuch wirklich zu loben das Menschliche Drama und die subplots neben des Boxrings oder außerhalb des Gyms sind so gut wie seit Rocky 1 nicht mehr, die Story um Rocky und seinen Schüler kann fesseln und sorgt dafür das die Trainingseinheiten und die Kämpfe zur nebensache werden das war ja innerhalb der Reihe nicht immer so. Was Creed auch besser macht als Rocky Balboa ist die Mischung aus Drama und Boxen, Rocky Balboa überzeugte zwar auch als Drama hatte aber für einen Boxerfilm etwas wenig Boxszenen und Trainigszenen. Creed bietet hier wieder mehr Boxen, Training und gleichzeitig auch noch mehr Story.

8/10
 

Argento

Well-Known Member
CREED - Rocky's Legacy: Der Versuch einer Aufarbeitung

Die Wirkmächtigkeit und Bedeutung der Rocky-Saga kann in popkultureller Hinsicht kaum überschätzt werden. Man mag es kaum glauben, dass der erste Teil der mittlerweile ganze sieben Werke umfassenden Reihe vor bald vierzig Jahren in die Lichtspielhäuser einzog und die Menschen bewegte, zutiefst rührte, mitriß und sie selbst gar motivierte Herausforderungen anzugehen, die sie sonst vielleicht hätten links liegen gelassen.

Noch heute gehört die Rocky-Saga bei vielen jungen Profisportlern oder jenen, die vorhaben einer zu werden zum Motivationsschübe generierenden Standardrepertoire. Selbst der ein oder andere Profi-Pokerspieler kommt nicht umhin hier und da vor einem großen Pokerturnier darauf hinzuweisen, dass er sich am Vorabend noch einmal ein paar Rocky Filme angeschaut habe, um mental gestärkt sein Spiel durchführen zu können. Ganz zu schweigen von vielen Studenten oder Auszubildenden, die vor wichtigen Prüfungen noch einmal durch Rocky Balboa mentale Kraft tanken möchten.

Aber natürlich ist die Figur des Rocky; respektive dasjenige, wofür er steht, stets auch ein Symbol der Hoffnung für all jene gewesen, die in nicht privilegierten Verhältnissen aufwuchsen und aufwachsen und für die der alltägliche Überlebenskampf Teil ihres schwierigen Lebens ist. Die Figur des Underdogs, derjenigen Person, die sich von widrigen Umständen nicht entmutigen lässt, weiter macht, wo andere aufgeben und Freude auch in den kleinen Dingen findet, ist zum Teil unmittelbar mit seinem Schauspieler Sylvester Stallone verknüpft.

Einem Mann, der seinerseits selbst aus nicht-privilegierten Verhältnissen stammte, aber den Aufstieg wagte, bzw. an ihn glaubte und ihn schlussendlich auch schaffte. Es ist bezeichnend, dass Stallone noch heute - und er verbrachte mittlerweile den größten Teil seines Lebens in der sogenannten Upper-Class - als er vor einiger Zeit brasilianische Favelas besuchte, um nach geeigneten Drehorten zu suchen, frenetisch von den dortigen Bewohnern als einer von ihnen gefeiert wurde. Als einer von ihnen.

Nachdem Stallone höchstselbst im Jahre 2006 mit ROCKY BALBOA eine zutiefst berührende Charakter- und Milieustudie in die Kinos brachte, welche in jeder Pore ein Hohelied auf den Humanismus anstimmte und dabei auf unglaublich würdevolle Weise einen gealterten Rocky Balboa in den Blick nahm, der weiterhin seinen Platz suchte und mit dem Tod seiner großen Liebe - Adrian - haderte, waren sich nicht wenige Kritiker einig, dass ihm ein meisterhafter Film geglückt war, der auch durch seine zarte Melancholie anrührte.

Nun, fast zehn Jahre später, kehrt Rocky Balboa noch einmal zurück in die Lichtspielhäuser dieser Welt. Hat er, hat sein Mythos uns noch etwas zu sagen?

Schon der Titel des neuen Films stimmt einen darauf ein, wohin die Reise wohl führen wird. Auf den Plakaten prangt groß der Titel des neuen Films: CREED.

Es durfte also bereits nach der Bekanntgabe des Titels sowie im Besonderen nach den ersten Trailern mit guten Gründen gemutmaßt werden, dass eine Staffelübergabe erfolgen sollte.

Auch, wenn die Rocky-Sage sich noch heute größter Beliebtheit erfreut, so schien es den Machern doch ein Anliegen zu sein, das Symbol des Nichtaufgebens, das Symbol der Großherzigkeit mit einer jüngeren Generation zu verknüpfen. Jede Generation braucht eine Figur der Hoffnung, ein Symbol, welches für eine Chance steht. Eine Chance auszubrechen, zu fliehen, neu anzufangen, überhaupt etwas zu beginnen.

So zumindest die Überzeugung des talentierten Jungregisseurs und Drehbuchautors Ryan Coogler. Ihm ist zuzustimmen!
Und was noch viel wichtiger ist: Er liefert mit diesem Gedanken im Hinterkopf ein brilliantes Werk ab. Ein Werk, welches innerhalb der Reihe wohl nur - und das knapp - von ROCKY und ROCKY BALBOA übertroffen wird.

Es ist insbesondere Cooglers effektive Bildsprache, die zu verzaubern weiß:
In den ersten Minuten des Films werden wir Zeuge einer Schlägerei in einer Jungendstrafanstalt. Datiert auf das Jahr 2002. Einer der jungen Beteiligten ist Adonis Creed. Etwas später bekommt er in seiner Zelle Besuch von einer Dame. Adonis ist noch immer aufgebracht und aufgeputscht von der kurz vorher stattgefundenen Schlägerei und schaut die Dame nicht einmal an. Weist sie zurück, weil er in ihr jemanden vom Jungendamt vermutet. Immer wieder zeigt Coogler in dieser Szene die leicht blutende und mit Spannung zusammengekrampfte rechte Faust von Adonis. Wut, Unsicherheit und natürlich Adrenalin durchströmen seinen Körper. Dann aber, als die Dame sich als Ehefrau seines Vaters - Apollo Creed - zu erkennen gibt und ihm den Vorschlag unterbreitet, dass er zu ihr ziehen könne, entkrampft sich seine geballte Faust. Öffnet sie sich. Öffnet er sich. Es wird sicht- und spürbar, dass der junge Adonis lange nicht, vielleicht noch nie, mit aufrichtiger Hilfe konfrontiert wurde. Mit ihr einhergehend kommt auch Hoffnung. Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

Es ist die große Herzlichkeit, die menschliche Wärme die Cooglers Werk so kraftvoll werden lässt. Der in seinem Werk innewohnende Humanismus vermag es tief zu berühren.
So beispielsweise die Ausgangssituation der betrogenen Ehefrau von Apollo Creed, die vom Schicksal des sich im Kindesalter befindlichen, außerehelichen Sohnes ihres Mannes erfährt, diesen bei sich aufnimmt und wie ihren eigenen Sohn großzieht.

Ergreifend sind auch die Momente, in welchen Coogler sehr zartfühlend das erste Kennenlernen zwischen Adonis Creed und seiner Nachbarin Bianca in Szene setzt. Zurückhaltend, auf große Gesten verzichtend, und dafür umso einnehmender gestalten sich jene Szenen. Bianca ist eine Sängerin die an einer Krankheit leidet, welche sie in naher Zukunft taub werden lässt. Adonis fragt sie an einer Stelle des Films, ob sie bereits wüsste, was sie machen wird, wenn es soweit ist. Sie antwortet, dass sie das macht, was liebt. Bis es nicht mehr geht. Dann fragt sie rhetorisch hinterher, ob das denn nicht jeder so mache.
Man möchte ihr als Zuschauer gerne entgegenen, dass dies die wenigsten Menschen machen. Aber es ist eine schöne Vorstellung! Cooglers Film ist voll von solch kleinen, zwischenmenschlichen Szenen.

Weiterhin ist es Coogler hoch anzurechnen, dass er die Krankheit Rockys zu keinem Zeitpunkt instrumentalisiert, um Emotionen zu "triggern". Er zeigt stattdessen in kurzen, eindrücklichen und ungeschönten Bildern, was mit einer solchen Krankheit einhergeht.

Meisterhaft sind Coogler auch die letzten Minuten des Films gelungen:
Am Ende sieht man, wie Adonis Rocky dabei beisteht noch einmal die mittlerweile berühmten Treppen des Philadelphia Museum of Art zu erklimmen. Die letzte Einstellung zeigt sie beide - einmal wieder - aus der von Coogler oft benutzen Rückenperspektive. Diese Perspektive, die nicht von ungefähr an die berühmten Gemälde Caspar David Friedrichs erinnert - allen voran DER WANDERER ÜBER DEM NEBELMEER - ist an Eindrücklichkeit kaum zu überbieten, da sie zum einen großen Interpretationsspielraum zulässt, aber dennoch - im vorliegenden Fall - von einer gewissen Eindeutigkeit geprägt zu sein scheint.

Stehen die erklommenen Treppen sinnbildlich für das bisher Erreichte und somit für eine von Gelassenheit geprägte innere Zufriedenheit? Handelt es sich um einen Blick in die noch offene Zukunft? Liegt eine Todesahnung in der Luft?
Ich für meinen Teil meine etwas hoffnungsvolles in beider Blicken in die Ferne erkannt zu haben. Ein hoffnungsvoller Blick in die vor ihnen liegende Zukunft. Ein Blick, der aber dennoch die Schwierigkeiten, die das Leben so mit sich bringt, nicht außer Acht lässt.

Nach der letzten Szene gab es stehenden Beifall eines größtenteils überwiegend weit unter dreißigjährigen Publikums. Ähnliche Reaktionen erlebten auch Bekannte von mir in anderen Gefilden. Die Mission war also erfolgreich Mr. Coogler, Mr. Stallone!
Sie haben einer neuen Generation ihr eigenes Symbol geschenkt. Und obendrein geschafft, dass auch jene Generation nicht vergessen wird, wer Rocky Balboa war.

Nach Rocky Balboa hört es nämlich nicht auf. CREED gebiert Hoffnung. Es wird immer wieder Menschen geben, die Rocky nachfolgen. Menschen, die ihre Träume Wirklichkeit werden lassen, beziehungsweise den Mut finden ihren ganz eigenen Weg zu gehen. Nicht den, der ihnen vorgeschrieben, beziehungsweise der ihnen augezwungen wurde.

Ich habe das Kino nicht völlig aufgeputscht wie bei dem letztjährigen Meisterwerk MAD MAX: FURY ROAD verlassen. Nach jenem Besuch durchzuckten meinen Körper noch Stunden nach dem Filmgenuss Adrenalinstöße. Aber ich habe das Kino im wahrsten Sinne des Wortes glücklich verlassen.
Ich fühlte mich geradezu beseelt von der Warmherzigkeit, von der Menschlichkeit des eben gesehenen Films CREED.
Ein wahrhaftig großer Wurf!


Rocky Balboa, wir haben zu danken!
 

Argento

Well-Known Member
Leider war mein Text ein wenig zu lang für einen einzigen Post. Deswegen geht es hier weiter:

Am Ende wage ich noch einen kleinen Ausblick und lasse meine Gedanken streifen, wie es mit Rocky Balboa weitergehen könnte:
Rocky
ist krank. Sehr krank. Er hat Krebs. Hätte man mich vor ein paar Jahren
gefragt, wie ich es fände, wenn Rocky eines Tages den Filmtod sterben
würde, so hätte ich wohl geantwortet, dass dies nicht dem Geist Rockys
entspräche.
Mittlerweile bin ich mir dessen nicht mehr so sicher.

Rocky
Balboa ist ein Mythos. Ein Symbol der Hoffnung, der Großherzigkeit, des
niemals Aufgebens. Aber für eines war die Rocky-Saga nie bekannt:
Dafür, das Leben rosarot darzustellen.
Wir begaben uns mit Rocky
Balboa auf eine lange Reise durch das Leben und wohnten den Hochs und
Tiefs bei, die ein Leben so mit sich bringt. Wir sahen wie er liebte,
litt, ausgelacht, respektiert wurde, auf die Bretter ging und wieder
aufstand. Sogar den Tod seiner großen Liebe erlebten wir mit Balboa.
Fühlten mit ihm. Trauerten mit ihm.

Die Figur des Rocky hielt
viele kleine Lektionen für und über das Leben für uns parat. Vielleicht
aber, hat er noch eine letzte Lektion für uns. Und bloß, weil an deren
Ende der Tod stünde, müsste es keine sein, die beseelt von Düsternis
oder Depressivität daherkäme. Nein, ganz im Gegenteil. Der Tod würde das
hinter ihm stehende Symbol, seinen Mythos nicht schwächen oder gar ad
absurdum führen. Er könnte all das, wofür Rocky steht, sogar noch
festigen. Eine Lektion für's Leben. Über das Leben. Transportiert mit
Hilfe eines ganzen Lebens. Zu welchem nun einmal auch der Tod
gehört.
 

Joel.Barish

dank AF
Nur auf die Schnelle: Am Wochenende mit Jay gesehen. Jay muss man wohl durchaus Rocky Fan nennen, mich definitiv nicht. Ich mag das Original und erkenne viele Stärken in Teil 2, halte Teil 6 für solide, weil gekonnt "auf Nummer sicher", aber alles dazwischen ist nicht unbedingt mein Ding. Entsprechend positiv überrascht war ich von "Creed", der nahezu alles richtig macht. Anders als "Rocky Balbao" geht dieser Film anders und wenn man mich fragt besser mit seiner Franchise-Nostalgie und der damit verbundenen Wehmut um. Das liegt insbesondere an Adonis (haha!) Creed, der eine wunderbar spannende Figur ist, dessen Grundmotivation um ein Vielfaches komplexer ist, als "Sohn von Apollo, der aus dessen Schatten treten will". Das liegt auch an Michael B. Jordan, der das nicht nur physisch hervorragend macht. Die drei Hauptfiguren sind wunderbar ausgewogen vom Drehbuch. Und mit drei Hauptfiguren meine ich die klare Hauptfigur Adonis, Rocky und Musikerin Bianca (die tolle Tessa Thompson). Der spätere Antagonist im entscheidenden Sportduell spielt lange keine große Rolle und das ist gut so. Rocky betont mehrfach, wer der eigentlich Gegner von Adonis ist und genau darum geht es dann auch. Und dennoch ist der sportliche Konflikt am Ende keine belanglose Sache gegen einen Gesichtslosen. Selbst dieser Gegner kriegt noch rasch ein paar Details mit auf den Weg und funktioniert gut. Lob auch an Regisseur Ryan Coogler, dessen "Fruitvale Station" ich nur nett aber irgendwie belanglos fand. Coogler agiert erstaunlich selbstbewusst, ohne das Prinzip Rocky komplett auf den Kopf zu stellen. Die Kampfszenen, häufig suggeriert ohne Schnitt, überzeugen, aber es sind nicht zuletzt die Szenen außerhalb des Rings, die überzeugen. Und die Musik. Ich mochte es, wie hier die zwei Welten, das Alte und das Neue, aufeinander trafen. Natürlich EotT und der klassische Rocky Pop-Pomp, gemixt mit Hip Hop (das Trainig zu Nas war großartig und passte auch inhaltlich) und dem Ambient-Electro-Synth-Pop (oder so) von Bianca hat mir sehr gut gefallen.

7,5/10 würde ich vergeben. Und damit besser als Golden Globe Sieger und Oscar-Mitfavorit The Revenant. Mehr dazu gleich im Threat.
 

Joel.Barish

dank AF
Rocky ist die zentrale Nebenrolle des Films. Und das passt. In Prozent oder Minuten kann ich dir das nicht sagen. Ist auch irrelevant. Der Film heißt "Creed" und dreht sich in erster Linie um Creed, aber Rocky ist ein passender und wichtiger Bestandteil dessen. Ich denke, als Fan sollte man zufrieden sein. Auch weil Qualität über Zeit-Quantität steht und da haben Sly/Rocky ordentlich was vorzuweisen.
 

Presko

Don Quijote des Forums
Gleich zu Anfang: sicher ein guter Film, aber nach all den Lorbeeren, ähnlich wie Rocky Balboa für mich eine Enttäuschung, wenn auch ne klare Steigerung.
Das Grundproblem liegt vor allem darin, wenn man den Film mit dem ersten Rocky-Film vergleicht. Dort faszinierten mich vor allem die gebrochenen, äusserst ambivalenten Hauptfiguren und das die Darstellung des Millieus. Ungeschönt, unprätentiös. Die Figuren waren alles andere als klassische Hollywoodfiguren und bereits da enttäuscht Creed. Adonis heisst nicht umsonst Adonis, er verliebt sich in eine angehende Sängerin, die natürlich auch super ausschaut. Die Figur des Adonis fand ich zudem bei weitem nicht so glaubwürdig und spannend ausgearbeitet wie die von Rocky damals. Dann gibt es diesen unnötigen Nebenplot mit seiner Ziehmutter, die ihn vom Kämpfen schützen will
und am Schluss dann doch mitfiebert und nach dem brutalen Kampf auch noch einen kecken Spruch auf den Lippen hat
Stallone kommt total sympathisch rüber als der nette Rocky von nebenan,
die ganze Sache um die Krebserkrankung fand ich aber furchtbar billig. Die alte Melodrama-Karte "sterbenskran" und natürlich wird man dann auch nicht müde, die Kampfmetapher zu bringen "Ich kämpfe nur, wenn Du kämpfst"
Zudem empfand ich den Film als schlicht zu lange. Der Film reisst auch ein wenig zu viele Erzählstränge an, anstatt sich auf einen Konflikt zu konzentrieren.
Nichtsdestotrotz ist es ein toll gespielter und inszenierter Film und die Schlusszene fand ich geradezu grossartig

7/10
 

McKenzie

Unchained
Joel.Barish schrieb:
Falls du Eye of the TIger meinst, davon war nix im Film. Sehr wohl allerdings Rocky wahres Theme, Gonna Fly Now :smile: Jenes allerdings positiv dezent (gegen Ende) eingebracht, klang quasi nur als Erinnerung an und überließ ansonsten dem neuen Theme den Ring.
 

Zegger

New Member
Film des Jahres 10/10
Stallone legt eine Glanzleistung ab
noch nie hab ich in einem Boxfilm solche Boxkämpfe gesehen, grandios gefilmt
 

sunbeam

New Member
Der Fim ist gelungen, kommt aber definitiv nicht an eine der Vorgänger heran, abgesehen vom schwachen fünten naürlich. Gerade nach den überaus positiven Kritiken hätte ich schon etwas mehr erwartet. Creed enthält viele Elemente vom ersten und auch sechsten Teil und die Chemie zwichen Jordan und Sly stimmt und dass er sich mit seiner Paraderolle zu 100% identifiziert merkt man ihm an. Die schaupielerische Leistung ist wirklich bewundernswert, wobei er das auch schon zuvor etwa in Cop Land eindruckvoll unter Beweis gestellt hat. Das Problem ist aber: Irgendwie hat man alles schonmal gesehen nur um einiges besser. Eine gewisse Vorhersehbarkeit lässt sich nicht abstreiten.

Egal wie sehr sich Jordan bemüht, es ist nicht das selbe als wenn Rocky kämpft. Die Kämpfe sind nicht so gut choreographiert wie in den Rocky-Filmen. Da waren die Figths immer packend hier ist alles so hektisch und unspektakulär. DIe Trainingsequenzen waren legendär die Musik sowieso zeitlos genial, aber hier wirkt das eher durchschnittlich. Dazu kommt das Rocky auch wegen seiner Krankheit auch für einen Trainer zu inaktiv bleibt. Anscheinend dreht es sich hier ums Halbschwergewicht, was ich ärgerlich finde. Schon im 6. Teil war der wichtigste Kritikpunkt, dass Mason Dixon im Vergleich zu den vorherigen Rocky Gegnern körperlich sehr unterlegen wirkte.

Die "Sieger der Herzen"-Nummer ist eigentlich eine feine Sache, im ersten Teil galt das noch als gewagt und wurde zurecht gelobt, weil es sich vom Standard abhob und im sechsten Teil machte es den Film glaubwürdiger, aber jetzt noch einmal? Diesmal hätte man es etwas anders gestalten können.

Paulie war immer eine sehr wichtige Figur. Nachdem schon bei Adrian darauf verzichtet hattte, hätte ich mir diesmal gewünscht, dass gezeigt wird, wie Paulie gestorben ist. Und wieso ist nicht wenigstens Rockys Sohn dabei? Er hätte sich mit Donnie anfreunden und ihn beim Training unterstützen können. Oder man hätte jetzt quasi mit etwas Verspätung Adrian noch einmal in einer Rückblende zeigen können, zumal auch Rocky dem Tod so nah wie nie zuvor war. Und nicht zuletzt hätte auch eine Rückblende mit Appollo oder dass er als Geist erscheint dem Film nochmal etwas aufgewertet.

Der Films ist unterhaltsam Jordan und Stallone machen ihre Sache ziemlich gut, seine Freundin überzeugt auch, insgesamt ist man aber zu sehr auf Nummer sicher gegangen und hat vieles aus den Vorgängern kopiert. Es gibt zu wenig neue Elemente und die Trainingssequenzen und die Fights können nicht mit den anderen Rocky-Teilen mithalten.


6,5/10
 

Butch

Well-Known Member
Also wenn Apollo hier als Geist aufgetaucht wäre hätte das den Film ganz sicher nicht aufgewertet , ich glaube sogar das wäre einer der unpassendsten Film-Momente ever geworden, Geister passen nicht in Rockyfilme! Und auch eine Rückblende mit Apollo wäre aufgrund des hohen alters von Carl Weathers wahrscheinlich unglaubwürdig geworden.
 

McKenzie

Unchained
Ja, das seh ich auch so.

Dass Paulie auch tot ist und Rocky so quasi ganz alleine ist, fand ich für die Story notwendig. Eine Rückblende mit ihm oder etwas näheres zu seinem Tod hätte ich allerdings auch nicht schlecht gefunden. Passte ihnen vielleicht nicht ins Konzept, weil der Film doch in erster Linie aus Donnies Sicht erzählt wird und das zu weit vom Fokus weggeführt hätte, aber hätte natürlich nix dagegen gehabt Paulie nochmal zu sehen.
 

nebomb

Well-Known Member
Film nun auch gesehen und war unterhaltsam. Die vielen positiven Kritiken haben bei die Erwartung in die Höhe steigen lassen und aufgrund dessen ist nun ein bissl Enttäuschung da. Der Mainevent Fight war aufgrund der schnellen Schlagabtäusche das einzig gut an den Kämpfen, der Rest kommt nie an das Niveau eines Rocky Films ran ( Rocky 5 gibt es in meiner Welt nicht ). Wichtig ist die Musik, die Rocky Soundtracks waren grandios, bekomme heute noch Gänsehaut bei dem Rocky Theme aber auch viele viele anderen Songs verbinde ich mit positiver Energie. Bei Creed gibt es leider nicht einen Song....

Sly spielt seinen Rocky wie immer mit Bravur, wie jedes Mal. Jordan hat seine Sache auch gut gemacht. Der Gegner war.... man hätte es besser machen können. Wo sind nur die Mr.Ts, Lundgren oder Apollos dieses Rocky Universums hin. Die Rocky Gegner blieben in Erinnerung ( mal abgesehen das Hemdchen aus Rocky 6 ), diesen Creed Gegner hat jeder nach verlassen des Kinosaals vergessen.

Ich für meinen Teil brauche keinen weiteren Film und hoffe das man es bei diesem Versuch belässt. Zwangsläufig müsste Rocky im nächsten Teil sterben und das will ich mir net ansehen und einen weiteren Creed Film ohne Rocky ist schwierig. Sind wir doch mal ehrlich, im Grunde ist es doch für viele ein weiterer Rocky Film und ohne Stallone wäre der Film einer von vielen und würde nicht an den Kassen bringen

6,0 / 10
 

Joel.Barish

dank AF
nebomb schrieb:
diesen Creed Gegner hat jeder nach verlassen des Kinosaals vergessen.
Das Entscheidende ist ja, dass dieser britische Boxer gar nicht der entscheidende Gegner ist. Das was den Film, die Figur Adonis Creed und damit auch Trainer Rocky beschäftigt hat nur ganz am Rande mit diesem andeeren Boxer zu tun. Das zentrale Drama, also die Grundmotivation des Films, liegt nicht bei einem wirklich anwesenden Kontrahenten, den man im Ring besiegen muss, sondern bei Adonis selbst. Und ich finde ja, dass dieser Brite - auch wenn ich seinen Namen vergessen habe - ganz gut wegkommt, dafür, dass er eine so untergeordnete Rolle als "Mittel zum Zweck" zur Selbstfindung von Adonis spielt.

nebomb schrieb:
Sind wir doch mal ehrlich, im Grunde ist es doch für viele ein weiterer Rocky Film und ohne Stallone wäre der Film einer von vielen und würde nicht an den Kassen bringen
Hier würde ich dir widersprechen wollen. Rocky hier dabei zu haben hat sicherlich geholfen - mehr als das. Aber zumindest in Übersee hat sich Creed auch ohne Rocky schon als nicht zu verachtende eigenständige Figur vorgestellt und beinahe auch etabliert. Der Film hat nicht allein durch Rocky-Nostalgie so viel Geld eingespielt.
 
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