@Gronzilla
also Kind unterwegs? Glückwunsch
Revolvermann schrieb:
Ich seh das ganz ähnlich wie du. Vor 20 Jahren ist man noch mit der Aussicht aufgewachsen, mit Mitte 20-30 zu heiraten, zwei, drei Kinder zu haben, und dann anzufangen, die nächsten 20 Jahre das eigene Haus abzubezahlen. So habe ich es jedenfalls in meinen ganzen Onkel-Kreisen und eigentlich auch von allen damaligen Schulfreunden damals vorgelebt bekommen. Das ist halt so. Das ist Leben.
Unsere Gesellschaft hat sich aber sehr geändert. Schon allein dadurch, dass es heute meist nicht mehr so ist, dass der Mann einen garantierten Job bis zu einer garantiert hohen Rente hat, und das dann schon reicht, um Frau und drei Kinder und Haus durchzukriegen. Jobs sind längst nicht mehr garantiert, und da die ganzen Lebenskosten so viel höher sind, muss meist noch ein Nebenjob her, zumal die wahrscheinlich auch noch was macht, oder auch, weil sie definitiv selbst was arbeiten will. Für viele jüngere Leute ist die Vorstellung nicht mehr attraktiv, die nächsten ein, zwei Dekaden für ein Haus abzubezahlen, also reicht vielleicht auch ein Mietshaus, oder eine Mietwohnung. Heute wird, so kommt es mir jedenfalls vor, eigentlich fast nur noch geheiratet, wenn ein Kind unterwegs ist. Andererseits sind diese Patchworkfamilien auch Normalität. Freundin hat bereits eigene Tochter aus erster Ehe? Heute okay, was früher Ausschlusskriterium gewesen wäre.
Dann kommt hinzu, dass aufgrund Studium oder Berufswechsel oder -erweiterung die tatsächliche Ausbildung meist erst mit ca 30 so richtig zuende ist. Dann steht man erstmal ein paar Jahre im Leben, weil man erstmal verdienen und leben will, und plötzlich ist man 35, obwohl man zum Abitur der eigenen Tochter ja eigentlich nicht schon über 50 sein wollte.
Ich glaube, dass es völlig okay ist, etwas unsicher zu sein. Was man denn überhaupt will. Was man für sich so noch entdecken will. Keinen klaren Plan zu haben wie etwa Vater war Schornsteinfegermeister, also Lehre zum Schornsteinfeger machen, dann zum Meister, dann eigenen Laden haben und andere ausbilden. Für manche ist der Weg super einfach und sind die nächsten Jahre recht absehbar. Man ist aber nichts unreiferes oder schlechteres, nur weil man das nicht hat.
Man sollte sich keinen Erwartungsdruck von anderen machen lassen, weder von Eltern noch von Freunden. Letztendlich entscheidet jeder selbst, was er arbeiten will, wie weit man mit seiner aktuellen Beziehung gehen will, was man vielleicht noch ausprobieren will, wie und wie sehr man nach seinem Glück suchen möchte.
Für mich wars früher mal glasklar, dass ich mal heiraten und eine handvoll Kinder haben würde. Heute seh ich das beides nicht mehr als Muss, auch wenn ich offen dafür bin. Kommt halt auf so vieles an, und "weil man sollte" ist kein Grund.