TheUKfella schrieb:
Um den Film zu füllen muss nunmal eine größere Bedrohung her, ansonsten langweilt man sich 90-120 Minuten im Kino ins Koma!
Ich greife das mal allgemein auf, da das glaube ich viele (zu viele?) Leute ähnlich sehen wie du, ich aber finde, dass das ein weit verbreiteter Irrglaube ist:
Zunächst mal: Ja, Superhelden mit Superfähigkeiten benötigen eine Superbedrohung, um ihrer Rolle angemessen nachzukommen. Wenn die X-Men und die F4 sich zusammenschließen, sollte das schon seine Gründe haben. Die Blockbuster dieses Jahrtausends haben sich aber im konstanten Drang, sich wieder und wieder selbst zu überbieten, noch größer zu werden, stark geschadet. Denn nicht nur das Gefahrenpotential des Schurken wurde immer wieder verstärkt, auch die Wirkung der schurkischen Taten wurde verschärft. Da muss es mittlerweile fast immer um das Wohl der gesamten Menschheit gehen, vielleicht sogar des Universums. Bei "G.I. Joe 2" wurde in einer kurzen Sequenz mal eben so ein Großteil von London platt gemacht. In einer beiläufigen und dramatisch fürchterlich inszenierten Effektszene, deren Spektakelwirkung wichtiger war, als die dramatische Komponente. Die James Bond Geschichte, als Beispiel, hat gezeigt, dass psychopathische Oberschurken auch bedrohlich wirken und ernst genommen werden können, ohne dass in einem Erstschlag schon Hunderttausende sterben.
Bei "Man of Steel" war es ähnlich. Man wollte zeigen, welche Ausmaße ein Kampf zwischen zwei kryptonischen Supermännern ausnehmen würde. Darüber vergaß man aber, wie Bedrohung wirklich funktioniert, dass die Bedrohung durch einen Schurken emotional verankert sein und auf den Helden eine Wirkung haben müssen. Die hundsmiserablen letzten fünf Minuten von MOS repräsentieren all das, was im Blockbusterunterhaltungskino aktuell so falsch läuft. Man wollte Größe zeigen, Effekt und Spektakel in einer Bedrohung, die wirklich Supermans ganze Kraft erfordert. Aber nicht nur reduziert man Superman dadurch einzig auf seine Kraft, man hat die Kollateralschäden auch zu einer Nichtigkeit erklärt, die angeblich notwendig waren, um Superman vs. Zod glaubwürdig zu machen. Wären sie aber nicht. Diese Filme verlassen sich auf gewaltige Zerstörungsorgien, weil die Verantwortlichen scheinbar vergessen haben, wie man die Zuschauer wirklich emotional um den Finger wickelt. Da uns in diesen Filmen sonst so viel egal ist an der präsentierten Welt, an den handelnden Figuren, ist ein Gegenspieler in Übergröße und Zerstörungsbombast das weit verbreitete Mittel, um die inszenatorischen Schwächen in der emotionalen Involvierung zu überdecken.
Es gibt hunderte von Unterhaltungsfilmen mit normalen oder übernatürlichen Helden, in denen nur das Leben eines Staatsführers auf dem Spiel steht, in denen eine überschaubare Gruppe Unschuldiger in Lebensgefahr schwebt, oder in denen persönliche Verbündete des Helden bedroht werden. Und diese potentiellen Opfer überlebten den Film häufig genug. Die Gegner können noch so mächtig oder böse oder mächtig und böse sein, aber ihrer Glaubwürdigkeit hat es nicht geschadet, wenn sie mal keine Kleinstadt ausgelöscht haben oder wenn sie durch den Film kamen, ohne einen Schulbus zu sprengen. Das moderne Actionunterhaltungskino weiß sich nicht mehr anders zu helfen, als Berge von Leichen und zerstörten Gebäuden und Objekten um die Schurken anzuhäufen, damit diese auch ernstgenommen werden.