The Bling Ring ~ Sofia Coppola, Emma Watson [Kritik]

Joel.Barish

dank AF
Das ist überhaupt nicht langweilig. Marken- und Star-Kult unter mehr oder weniger zügellosen "Ich lebe im Moment" Jugendlichen ist ein ziemlich interessantes und auch relevantes Thema. Dass die Jugendlichen hier noch dazu aus der Oberschicht kommen, setzt noch einen drauf. Und jugendliche Sinnsuche, zwischen Unabhängigkeit, Idolen und Idealen, ist halt ein Thema, das Sofia Coppola gerne aufgreift. Ich schau mir den auf jeden Fall an.

Der wirkt auch deutlich dynamischer und lebhafter als alles, was Coppola bisher gemacht hat. Coole Musik, erfreulich frei, was Handlungswiedergabe betrifft, und mit interessanten Szenen gespickt. Die Titel-Designs jedoch... na ja, es ist eine Weiterentwicklung von "Marie Antoinette", aber gegen die doch recht groben Aufnahmen von Harris Savides (sein letzter Job vor seinem Tod) wirkt das grelle Gelb irgendwie etwas zu stark. Und was soll der Timecode?
 

Woodstock

Verified Twitter Account ☑️
Ich habe genügend dumme Kinder gesehen die ihr Leben für den Moment wegwerfen, ich brauchs nicht auch noch im Kino. Sollen diejenigen es ansehen die noch was von lernen können. Wie zum Beispiel, bei einem Einbruch Handschuhe zu tragen, aber ich bin aus dem Alter raus... und würde Handschuhe tragen.
 

Joel.Barish

dank AF
"was lernen"?? :huh: Ich glaube (und hoffe) nicht, dass das hier ein "passt auf eure Kinder auf, mmkay?" Film wird. Nichtmal ein "Kinder, werdet vernünftig" Film. In ihren sonstigen Filmen war Sofia Coppola meist wenn überhaupt auf der Seite der Jugendlichen, versucht diese zu verstehen. Darum geht es wohl eher, dass man versucht die Sinnsuche, diesen Marken- und Star-Kult der Jugend zu verstehen, evtl. gar um zu zeigen, dass Marken, Stars und bewusste Gesetzesübertretungen ein Ersatz für irgendwas Anderes sind.
So was ist mit ein Grund, warum wir uns Geschichten erzählen, warum Fiktion eine Funktion hat.
 
G

Glitchi

Guest
Der trailer sagt ja mal garnix über die story aus und hätte locker auch ein werbespot für eine mode marke sein können.
 

McKenzie

Unchained
Es gibt nichts schlimmeres in einem Film für mich als reiche Gören. Egal was der Film aussagt, es wäre glaub ich zu nervtötend zum ansehen für mich :mellow:
 

Woodstock

Verified Twitter Account ☑️
Joel.Barish schrieb:
"was lernen"?? :huh: Ich glaube (und hoffe) nicht, dass das hier ein "passt auf eure Kinder auf, mmkay?" Film wird. Nichtmal ein "Kinder, werdet vernünftig" Film. In ihren sonstigen Filmen war Sofia Coppola meist wenn überhaupt auf der Seite der Jugendlichen, versucht diese zu verstehen. Darum geht es wohl eher, dass man versucht die Sinnsuche, diesen Marken- und Star-Kult der Jugend zu verstehen, evtl. gar um zu zeigen, dass Marken, Stars und bewusste Gesetzesübertretungen ein Ersatz für irgendwas Anderes sind.
So was ist mit ein Grund, warum wir uns Geschichten erzählen, warum Fiktion eine Funktion hat.

Ich frage mich dann ob das funktioniert. Diese Botschaft sollte man doch dann in Filme wie Battleship oder "Lindsey Lohan was auch immer" stecken. So würden diese "Kinder" es dann sehen und vielleicht aufwachen, zumindest ein paar. Coppola zieht nicht gerade diese Art von Jugendlichen an. Die Älteren denken sich dann ihren Teil und bis auf Gewinn im Box Office ist nichts zu verzeichnen.

@Glitchi
Genau so siehts aus.
 

Joel.Barish

dank AF
Du argumentierst immer noch, als hätte der Film einen Erziehungs-Auftrag oder eine Erziehungs-Absicht. Es ist ein Aufgreifen bzw. eine fiktive Aufarbeitung der wahren Ereignisse, ein Einblick in die Dynamik Jugendlicher. Da wird uns nicht aktiv etwas beigebracht, aber vielleicht sehen wir Dinge durch diese Schilderung. Und wer sich das anguckt und was man hinterher daraus mitnimmt ist egal, zumindest überhaupt nicht zentral wichtig. Coppola beschäftigt sich mit Themen unserer Zeit und beschäftigt sich mit Gruppen, für die sie ja ohnehin ein ausgeprägtes Faible hat. Sie will uns nichts beibringen, nicht belehren, sondern diese Situation/diese Geschehnisse schildern.
 
A

AlecEmpire

Guest
Joel.Barish schrieb:
Coppola beschäftigt sich mit Themen unserer Zeit und beschäftigt sich mit Gruppen, für die sie ja ohnehin ein ausgeprägtes Faible hat. Sie will uns nichts beibringen, nicht belehren, sondern diese Situation/diese Geschehnisse schildern.
Alles schön und gut, aber irgendwie wünsche ich mir doch mal wieder so etwas wie "Lost in Translation" von ihr daher. Es ist irgendwie schade, dass sie die genial umgesetzte Atmosphäre dahinter nicht mehr aufgreift und ihr besonderes Händchen für subtile Emotionen in eben solche Filme weiter einfliesen lässt. Filme wie The Bling Ring kann sie irgendwie anderen, weniger begnadeten Regisseuren überlassen. :wink:
 

Joel.Barish

dank AF
Da kommt man aus dem Kino, nachdem man diesen Film gesehen hat, kreuzt die Straße und kurz darauf kommt ne Gruppe 16-/17-/18-jähriger Mädels vorbei, in Hotpants, mit großen Handtaschen und noch größeren Sonnenbrillen. Die nimmt man so kurz nach diesem Film anders wahr. :check:

BG-Kritik: The Bling Ring (Joel)

Ich bin ja bekennender Sofia Coppola Befürworter und habe spontan Lust auf ein Ranking zur Veranschaulichung:
1. Lost in Translation
2. Marie Antoinette
3. The Bling Ring
4. Somewhere
5. The Virgin Suicides

@Alec
Na ja, wenn du nur in LIT (s.o. wie ich den finde :wink:) subtile Emotionen entdeckt hast, hast du schlecht aufgepasst. :nene: Und ja, Bling Ring fühlt sich anders an, zumindest anders als die ersten drei Filme von ihr, aber das macht den Film keineswegs zu einem minderwertigen Film, der nicht gut genug für Sofia Coppola ist. Coppola ist eine feine Beobachterin und das merkt man jedem einzelnen Film an. Dieser hier setzt mehr auf Themen, auf das große Ganze, statt auf einzelne Figuren oder Emotionen. Das muss man nicht mögen, hat aber mehr als nur eine Daseinsberechtigung.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Die (verdammt gut geschriebene) Kritik klingt doch besser, als ich vermutet hatte. Du sprichst meine Befürchtung auch konkret an, dass der Film möglicherweise zu distanziert bleibt und es unreflektiert eine Art sehr viel seichteres, regietechnisch uninteressanteres Spring Breakers würde. Aber macht den Eindruck, als würde Coppola das clever nutzen und mit Feingefühl betrachten lassen, was dort vorgeht.
 
A

AlecEmpire

Guest
Ne' habe gut aufgepasst und besagte subtile Emotionen auch in den anderen Filmen entdeckt, aber LIT war ein Film in dem man sich richtig schön hat fallen lassen können. Bei Marie Antoinette oder jetzt The Bling Ring spielen mir einfach zu viel Gören mit, da funktioniert das nicht. LIT war kein Fingerzeig, für mich ist das verfilmter Chill-Out, Film anmachen und abtauchen. Würde mir halt so etwas mal wieder von ihr wünschen. Soll die anderen Filme jetzt nicht abwerten.
 

Woodstock

Verified Twitter Account ☑️
Schöne Kritik aber den Film werde ich trotzdem erst auf DVD nachholen, damit ich mir die deutsche Synchro nicht antun muss.
 

Joel.Barish

dank AF
@Alec
(Dass ich das mit "nicht aufgepasst" ironisch meinte, war hoffentlich ersichtlich. :bibber: )
Klar, LIT war kein Fingerzeig, war deutlich an den Menschen, als an einem thematischen Zusammenhang interessiert. Schon richtig. Und ja, wenn Coppola das in einem anderen Szenario nochmal so hinbekommt, wäre ich auch erfreut. Aber "Somewhere" ging ja durchaus in diese Richtung und auch wenn der nicht schlecht war (eigentlich war er sogar recht gut), trat Coppola da ein wenig auf der Stelle. Wenn's aber an den "Gören" scheitert, die man vielleicht nicht sehen will... tja, da kann man nichts gegen tun. Nur... "Marie Antoinette" und Gören? Nicht so wirklich, oder?

@Woodstock
Geh ins Kino, du Narr! :nene: :biggrin:

@Jay
Der Vergleich mit "Spring Breakers" ist naheliegend, tut aber wahrscheinlich keinem der beiden Filme wirklich gut, weil die dann doch andere Herangehensweise haben. Wobei die wertneutrale Herangehensweise in beiden Filmen durchaus vergleichbar ist (wenn wir uns bei SB die deutsche Texttafel am Ende wegdenken). Die Filme auf DVD an einem Abend im Doppel zu gucken wäre wahrscheinlich dennoch recht interessant.
 
A

AlecEmpire

Guest
Joel.Barish schrieb:
@Alec
(Dass ich das mit "nicht aufgepasst" ironisch meinte, war hoffentlich ersichtlich. :bibber: )
Klar, LIT war kein Fingerzeig, war deutlich an den Menschen, als an einem thematischen Zusammenhang interessiert. Schon richtig. Und ja, wenn Coppola das in einem anderen Szenario nochmal so hinbekommt, wäre ich auch erfreut. Aber "Somewhere" ging ja durchaus in diese Richtung und auch wenn der nicht schlecht war (eigentlich war er sogar recht gut), trat Coppola da ein wenig auf der Stelle. Wenn's aber an den "Gören" scheitert, die man vielleicht nicht sehen will... tja, da kann man nichts gegen tun. Nur... "Marie Antoinette" und Gören? Nicht so wirklich, oder?
Ich meinte das jetzt auch nicht so ernst, wie das vielleicht rüberkam. :squint:
Marie Antoinette "Wenn sie kein Brot haben, sollen sie halt Torte essen" jedoch nicht als Göre zu bezeichnen, ist schon sehr mutig. 8)
 
Oben