Batman - 15teilige Serie von 1943

Clive77

Serial Watcher
Vorweg: Diese Serie, die seinerzeit in den US-Kinos aufgeführt wurde, dürfte wohl nicht vielen Leuten bekannt sein. Wer sich in der heutigen Zeit im TV umsieht, findet vielleicht noch die erfolgreiche 60er Jahre Serie mit Adam West und Burt Ward als Batman und Robin, aber nach der Vorlage aus den 40ern (deutscher Titel: „Batman und Robin“) muss man schon regelrecht suchen. Daher hier eine kurze Betrachtung dieser Reihe, die eine große zusammenhängende Geschichte erzählt. Ach ja: Es werden in diesem Artikel zwar ein paar Szenen und das Konzept beschrieben, aber keine größeren Spoiler gegeben.

Columbia Pictures brachte die erste Leinwand-Adaption von Batman 1943 - zur Zeit des zweiten Weltkriegs - am 16. Juli an den Start. In den Hauptrollen waren Lewis Wilson als „The Batman“ / Bruce Wayne und Douglas Croft als „Robin“ / Richard „Dick“ Grayson zu sehen. Der Gegenspieler der beiden, Dr. Daka, wurde von J. Carrol Naish verkörpert. Weitere wichtige Rollen beinhalteten Bruce Waynes love interest Linda Page (gespielt von Shirley Patterson) sowie den Butler und Gehilfen des „dynamischen Duos“ Alfred Pennyworth (William Austin). Somit feiert die Fledermaus dieses Jahr den 70. Geburtstag ihrer Uraufführung im Kino.

Die Handlung zeigt Batman und Robin als eine Art Undercover FBI-Agenten und legt den Gegenspieler ins japanische Spionage-Milieu (obwohl J. Carrol Naish Amerikaner war). Aufgrund strenger Bestimmungen, denen das Serial unterlag, konnten die Drehbuchautoren weder den Hintergrund der Protagonisten aus den Comics wählen, noch die aus den Comics bekannten Gegenspieler verwenden. Auch die uns heute bekannte wichtige Rolle der Polizei kommt nur am Rande vor, wenn Batman und Robin mal wieder ein paar Ganoven praktisch verschnürt den Gesetzeshütern in die Hand spielen.

Aufgrund dieser Auflagen - die eine bewusste Zensur waren, denn man wollte keinen unabhängigen „Helden“ präsentieren, der das Gesetz in die eigene Hand nahm - hat die ganze Reihe einen Propaganda-haften Unterton, der teils rassistische Züge annimmt. Dies äußert sich in der ganzen Reihe mehr oder weniger deutlich. Beispielhaft seien hier zwei Szenen angeführt: Als einer seiner Komplizen sich gegen Anführer Daka wendet, und auf einen Satz seines Bosses mit folgender Antwort reagiert: „That's the kind of answer that fits the color of your skin.“ - „Diese Art von Antwort passt zur Farbe Deiner Haut.“ Oder wenn das (japanische) Viertel vom Erzähler vorgestellt wird, wo Daka sein Hauptquartier hat: „This was part of a foreign land, transplanted bodily to America and known as little Tokyo. Since a wise government rounded up the shifty-eyed Japs, it has become virtually a ghost street.” - „Dieses [Viertel] ist Teil eines fremden Landes, in Amerika körperlich hinein transplantiert und bekannt als ‚klein Tokio’. Seit die kluge Regierung die verschlagenen (Anmerkung: „shifty-eyed“ geht selbstverständlich noch eine Spur weiter, aber mir fällt gerade keine passende Übersetzung ein) ‚Japsen’ verhaftet hat, wurde es praktisch zur Geisterstadt/-straße.“
Aus heutiger Sicht wären solche Bemerkungen wohl undenkbar und das führt dazu, dass die Sichtung dieser ersten Batman-Reihe von vornherein einen sehr negativen Beigeschmack bekommt.

Ein weiterer Punkt, auf den man sich einstellen muss: Das Budget gab nicht viel her. Es gibt z.B. kein Batmobil. Stattdessen fahren Batman und Robin stets (teilweise mit Alfred als Chauffeur) mit einem schwarzen Cadillac herum, der sich im Besitz von Bruce Wayne befindet. Es sollte somit für die beteiligten Figuren (Bekannte der maskierten Helden oder auch für die Gegenspieler) nicht schwer sein, auf Batmans wahre Identität zu schließen - aber das ist (natürlich) nicht der Fall. Auch auf die Batman-üblichen Gadgets wird großteils verzichtet. Zwar trägt er seinen bekannten Gürtel durch die ganze Serie, aber ohne ihn jemals für die uns bekannten Zwecke zu benutzen.

Trotzdem gibt es durchaus auch positive Aspekte, die durchblicken: Die „Bat’s Cave“ wird z.B. erstmals gezeigt, samt geheimen Eingang durch eine große Standuhr im Anwesen von Bruce Wayne. Die Figur des Alfred Pennyworth wurde einigen Änderungen unterzogen. War er in den Comics bis dahin ein übergewichtiger kleiner glattrasierter Mann, sieht man ihn in der Serie erstmals als hochgewachsenen schlanken älteren Herrn mit elegantem Schnurrbart. All diese Dinge erhielten daraufhin auch Einzug in die Comics und selbstverständlich in folgende Serien und Filme. Die Serie hat also durchaus ein prägendes Bild hinterlassen (zum Glück nicht für die vorherigen beiden Absätze).

Ohne an dieser Stelle auf die genaue Handlung eingehen zu wollen, noch ein paar Bemerkungen zur Machart der Reihe: Jeder der 15 Teile geht etwa 15 bis 20 Minuten (abgesehen vom etwas längeren ersten Teil „The Electrical Brain“ mit fast einer halben Stunde) und endet mit einem Cliffhanger, damit das damalige Publikum auch in der Folgewoche wieder ins Kino kam. Außerdem gibt es immer eine kleine Vorschau auf die nächste Woche/Folge (die teilweise bereits zeigt, dass der Cliffhanger gut für Batman ausgehen muss). Die Cliffhanger zeigten oft Batman in einer ausweglosen Situation (in der ersten Folge wird er z.B. verprügelt und von den Gangstern vom Dach geworfen, die Kamera blendet im freien Fall aus), die in der nächsten Folge innerhalb von wenigen Sekunden aufgelöst wird - teilweise mit abgeänderten oder zusätzlichen Szenen, die nicht mit dem Cliffhanger überein stimmen. Abgesehen von der Auflösung werden auch noch einmal die letzten zwei bis drei Minuten der Vorfolge gezeigt.
In so ziemlich jeder Folge versucht das dynamische Duo, die Pläne von Daka zu durchkreuzen, die aus mehreren kleineren Fort- aber auch Rückschritten bestehen. Es läuft oft darauf hinaus, dass Batman und Robin sich eine wilde Prügelei mit den Handlangern Drakas leisten und dabei selbst auch einiges an Schlägen einstecken müssen (Blessuren o.Ä. tragen sie allerdings nie davon und die Bösewichte auch nicht). Bei den Kämpfen, die teilweise auch einige Stunts enthalten, kommt es mitunter auch zu Todesfällen - sowohl für die Gegner als auch (seltener) für Freunde des Flattermanns. Um Daka und seinem Gefolge auf die Schliche zu kommen, bedienen sich Batman und Robin oft ihres Intellekts und greifen dabei auch auf ein hauseigenes Labor und auf Hinweise aus Washington zurück.
Wie oben schon einmal erwähnt, ist es geradezu erstaunlich, dass niemand auf die wahre Identität von Batman kommt. Neben der Sache mit dem Auto gibt es z.B. Undercover-Einsätze von Bruce Wayne, wo er sich lässig eine Zigarette in den Mund steckt, einen Hut aufsetzt, etwas Make-up aufträgt und die Kleidung lockerer gestaltet und anschließend nicht mehr von Linda (und anderen) erkannt wird. Szenen, die offensichtlich zur Entlarvung führen sollten - z.B. wenn Bruce und Dick von Linda in eine Mine geschickt werden und kurz darauf Batman und Robin in der Mine gegen Dakas Handlanger kämpfen - werden mit wenig überzeugenden Erklärungen abgetan. Im gerade erwähnten Fall entgegnet Bruce, dass er und Dick nie in die Mine gegangen sind, sondern auf dem Weg dorthin ein Nickerchen gehalten haben.

Der 15. und letzte Teil der Reihe schließt die Geschichte ab, wobei es auch hier zu rassistischen Äußerungen kommt - diesmal direkt aus dem Mund Batmans. Obwohl die Serie bei den Kritikern alles andere als gut ankam, folgte sechs Jahre später ein neues Abenteuer, bekannt als „Batman and Robin“ (1949). Für diese Fortsetzung wurde allerdings jede Rolle neu besetzt (Lewis Wilson wurde zwar als Bruce Wayne gelobt, aber seine Figur - besonders im Bauchbereich - als „wenig athletisch“ eingestuft). Mehr zur Folgeserie kommt vielleicht irgendwann in einem separaten Artikel - sofern dafür Interesse vorhanden ist.

Im Jahre 1965, 22 Jahre nach der Uraufführung der Batman-Serie (die bis dahin auch einige Wiederholungen hatte, bei imdb.com sind z.B. Wiederaufführungen in den Jahren 1954 und 1962 vermerkt), folgte unter dem Titel „An Evening with Batman and Robin“ ein großer Re-Release, der die gesamte Geschichte (260 Minuten Laufzeit, obwohl einige Quellen davon berichten, dass die Laufzeit um 100 Minuten gekürzt wurde) am Stück zeigte. Dadurch wurde die Grundlage für die wenig später folgende Batman-Serie mit Adam West und Burt Ward geliefert, die sich dem Thema mit einer gehörigen Portion Humor annahm und dabei auch auf die beliebten Gegner der Comic-Reihe zurückgreifen konnte.

Fazit: Auch wenn die Serie einige Grundpfeiler zur Batman-Figur legte, ist das Resultat - nicht nur aus heutiger Sicht - alles andere als sehenswert. Im Grunde genommen passiert in allen 15 Teilen immer wieder das Gleiche, nur in verschiedenen Variationen (markantes Merkmal: Mindestens einmal pro Folge gibt es eine Prügelei). Der rassistische Ton und das kleine Budget sorgen neben nicht plausiblen Szenen (vor allem in der „Auflösung“ der Cliffhanger) für den Unmut des Zuschauers.

Zu guter Letzt noch ein Kommentar vom Batman-Schöpfer Bob Kane über diese Serie, um diesen Artikel abzurunden: „Mein Frust fing bei der Rollenbesetzung an oder besser gesagt bei der Fehlbesetzung von Batman und Robin. Der Batman-Darsteller war der viel zu dicke Lewis Wilson, dem man eine Diät hätte verordnen müssen, bevor man ihm die Rolle gab. Robin, der von Douglas Croft gespielt wurde, war ebenso fehlbesetzt: Mit über zwanzig wollte er einen 15jährigen Jungen spielen.“
Wobei man bei all den bereits angeführten Kritikpunkten durchaus über das kleine Bäuchlein von Wilson und das Alter von Croft (der ziemlich klein war) hinwegschauen kann - das fällt bei den ganzen anderen Mängeln kaum auf.

Wertung: Pfui/10.

Letzte Anmerkung für Interessierte: Am 18. Oktober 2005 wurde die Serie zusammen mit Batman Begins und einer Box aus den älteren vier Kinofilmen auf DVD veröffentlicht.
 

Clive77

Serial Watcher
Hast Du da mal eine Folge von gesehen? Gibt es auch bei youtube...

Aber was alte Serien angeht, gibt es so einiges, was ich mir schon angesehen habe. Die Flash Gordon DVD-Box (Serie von 1936) mit allen drei Staffeln habe ich mal bei Ebay für 5 Euro ersteigert (die wurde sogar mit AC3-Sound aufgepeppt) und die Uralt-Buck Rogers Reihe (von 1939) habe ich ebenfalls gesehen. Und ich lebe noch... :ugly:
 
Oben