Jonas: Stell dir vor, es ist Schule und du musst wieder hin ~ Christian Ulmen

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
"Jonas" war 2011 ein weiteres Experiment von Christian Ulmen (Mein neuer Freund), in dem er sich als Schüler hat schminken lassen und sechs Wochen an einer Schule verbrachte - als Schüler, der mehrfach sitzen geblieben war und den Abschluss doch noch irgendwie packen will.

Das klingt erstmal interessant, denn es weckt Fragen: würde man ihn wieder erkennen? Könnte er sich wirklich mit seinen fast 40 glaubhaft unter Jugendliche mischen? Wie erlebt er den Schulalltag im Vergleich zu seiner echten Schulzeit vor 20 Jahren, welche Eindrücke sammelt er von der Bank aus etc. Und, würde er wieder einen extremen Charakter wie Alexander von Eich oder Uwe Wöllner spielen, der auffällt und Spaß macht?

Trailer#

:pinch: leider ist "Jonas" als Experiment nicht geglückt. Blöd ist von Anfang an, dass jeder weiß, dass es nur inszeniert ist. Es gibt keinen Täuschungsversuch und auch keine versuchte Erklärung, wieso ein Schüler die ganze Zeit von einem Kamerateam gefilmt wird. Ergo verhalten sich alle hölzern und versuchen arg gestellt, "typische" Szenen real wirken zu lassen, die so aber natürlich völlig unnatürlich wirken und damit für einen Doku-Charakter wertlos werden. Niemand von den Schülern benimmt sich daneben, Lehrer versuchen vorbildlich und politisch korrekt zu erscheinen. Lehrer versuchen krampfhaft bei Gesprächen mit Kollegen in ihren "Rollen" zu bleiben.

Schlimmer, Ulmens Jonas ist keine gelungene Figur. Er wedelt sich tausendmal seinen Justin Bieber Haarschnitt aus der Stirn und checkt nichts, aber er stellt sich nicht extra bescheuert an, er rebelliert nicht, fordert Lehrer nicht heraus. Er spielt einen recht langweiligen Faulpelz. Als Komödie funzt der Film überhaupt nicht, da ist jedes American Pie DVD Sequel witziger.

Ich weiß nicht, aus der Idee hätte man mehr machen müssen. Ich schätze mal, dass es unmöglich für Ulmen war, sich unerkannt als Schüler auszugeben, das hätte man besser mit einem frischen Gesicht machen sollen. Würden es ihm die anderen es abkaufen, wäre der dokumentarische reale Blick in die Schulen sehenswert. Und dann hätte man weitergehen können, dass Jonas ein Stifler ist, ein superunterhaltsamer Querulant, oder jemand, der unfairen Lehrern mal gehörig die Stirn bietet und sie mit vollem Wissen aller Lehrerrechte und -pflichten konfrontiert. Ein Schutzengel, wie man ihn sich in der Schulzeit vielleicht selbst mal gewünscht hätte. Oder jemand, der unsicheren Jugendlichen Mut macht, der Außenseiter aufpeppelt und Klassengemeinschaften stärkt.

So hat's dann den Charakter eines Filmprojekts einer Schul-AG, nur wirklich interessant für die Eltern der beteiligten Schüler, die bei Tantchen stolz herumzeigen können, dass da mal ein Schhtar bei ihrem Spross in der Schule war.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Ja, wirkt auch schon in dem Trailer gestellt, weil die Schüler und Lehrer das Kamerateam wahrnehmen und sich nicht so verhalten wie sie es sonst getan hätten. Die Macher hätten den Film entweder mit versteckten Kameras drehen oder ihn gleich komplett zu einem normalen Spielfilm machen müssen, weil es sonst nach einer Reality-Soap im Spielfilmformat aussieht.
 
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