Gesehen und für "fucking fabulous" befunden
Review:
Der New Yorker Regisseur Richard Shepard ist anscheinend immer für eine Überraschung gut und wohl sowas wie ein waschechter Experte, wenn es um filmische Geheimtipps geht. Erst liefert er mit 'Oxygen' einen echten Knaller-Thriller ab und besetzt ihn zudem in weiser Vorraussicht mit dem späteren Oscarpreisträger Adrien Brody, dann schickt er Pierce 'James Bond' Brosnan in 'Mord und Margaritas' in eine saukomische, selbstpersiflierende Midlife-Crisis, bevor er Richard Gere in 'Hunting Party' auf die mordsspannende Jagd nach einem serbischen Kriegsverbrecher schickt.
In 'Dom Hemingway' ist nun Jude Law reif für einen Imagewandel. Mit fieser Plautze und Fresskopf gibt er den gleichnamigen Ex-Knacki und notorischen Safeknacker-, ein sympathischer Verlierertyp und Vorzeige-Prolet sondergleichen so unwahrscheinlich authentisch und vereinnahmend, dass einem die Spucke weg bleibt.
Wer dachte, mit den Herren Tarantino, Ritchie und Vaughn wäre das Potenzial des skurrilen Charakterkinos bereits vollends ausgeschöpft, hat sich mächtig geirrt, denn mit Shepard geht ein nicht mehr ganz so neuer Stern am Autorenfirmament auf.
Es wäre noch untertrieben, würde man behaupten, dass die schrulligen Figuren dieses Films alles andere überstrahlen. Natürlich sind die Situationen, in die sich Dom und Konsorten hinein manövrieren an "Stirnklatscher-Potenzial" und Situationskomik kaum zu toppen, doch ist es eben den Protagonisten, den Darstellern, dem Drehbuch zu verdanken, dass diese Szenen dementsprechend zünden.
Das Ausmaß menschlichen Unvermögens wird hier auf die Spitze getrieben und das ärgert niemanden mehr, als Dom höchstpersönlich, was auch konsequent in überbordenden, zwerchfellerschütternden Schimpfwort- und Fluchtiraden eskaliert.
Dabei verzichtet man auf eine lineare Erzählstruktur, teilt das Geschehen lieber in einzelne Episoden auf, die fliessend ineinander übergehen und was soll man sagen?! Auch das funktioniert hervorragend und speziell eine Szene, in die ein Auto involviert ist, dürfte aus dem Stand Kinogeschichte schreiben.
Welche der unzähligen, aberwitzigen Wortgefechte zwischen Dom und seinen Spießgesellen sich nun am besten zum zitieren eignen, lässt sich ob der Fülle unmöglich sagen, doch eines ist sicher: Wir werden hoffentlich noch viel von 'Dom Hemingway' hören und sehen.
Fazit:
'Dom Hemingway' ist Jude Law und Krimi-Komödie in absoluter Perfektion. Saukomisch, rotzig und in jedem Bezug repektlos, verlässt man mit einem fetten, diebischen Grinsen bewaffnet den Kinosaal und möchte gleich noch eine Karte für die nächste Vorstellung lösen. We are very amused!
9/10