Die Entdeckung der Unendlichkeit (Stephen Hawking Biopic) [Kritik]

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Wie der Score eingesetzt wird, darüber entscheidet der Komponist ja leider nicht komplett. Das würde ich eher der Regie zuordnen. Ich stimme dir zu, der wird im Film nicht gut eingesetzt und gerade diese Szenenwechsel sind nicht die besten. Die Musik an sich ist mir aber als sehr schön aufgefallen und da gehört Johann Johansson gewürdigt.

Doch, würde ich so sehen. Aus Janes Sicht hat sie alles gegeben und sich sogar vorerst ihre Liebe zu jemanden anderes vorenthalten, für Stephen. Sie hat alles richtig gemacht und war am Ende mehr oder weniger die gestrafte. Jedoch aus seiner Sicht war es von Anfang an ein extrem schwieriges Los, das sie sich mit ihm aufbürdet. Dass er dann den Arsch gibt und nach all den Jahren mit der Betreuerin in die Staaten reist, war eine klare Distanzierung von seiner Frau. Die er auch respektvoller, anders hätte lösen können. Im Bild des Films ist es fast ironisch, dass die in Versuchung geführte, aber treue Ehefrau damit überrumpelt wird, dass ihr ganzkörpergelähmte Mann eine andere Frau erwählt. Ja, du hast Recht. Die Trennung erfolgt, weil er was anderes will und wahrscheinlich auch Janes Erschöpfung für ihn nicht mehr zufriedenstellend sein konnte. Das ist traurig, aber der Film spült das alles so wischiwaschi weg. Die Trennung ist nicht schlimm für ihn, weil er eine neue Frau hat - für sie aber auch nicht, da sie mit dem Chorleiter gutes Alternativglück hat und sie ja dennoch in Freundschaft mit Hawking bleibt und sie beide Nähe zu den Kindern haben. Dass sie ihn nicht mehr pflegen muss kommt ihr zu gute und für die neue Betreuerin scheint es ja problemlos zu sein. Alle gewinnen. Dramatisch wäre es treffender gewesen, hätte Jane durch die Trennung viel verloren.
 

Joel.Barish

dank AF
Ich finde, Filmpreise für einzelne Detaiils eines Films sollten immer im Gesamtkontext des Films gesehen werden. Schöne Musik alleine würde bei mir als Voter nicht reichen, wenn sie im film schlecht eingesetzt ist oder nicht passt.

Zu der anderen Sache...
Jay schrieb:
Im Bild des Films ist es fast ironisch, dass die in Versuchung geführte, aber treue Ehefrau damit überrumpelt wird, dass ihr ganzkörpergelähmte Mann eine andere Frau erwählt.
Eben. Und wenn du dann sagst, die neue Pflegerin würde besser bzw. "perfekter" (deine Worte) zu Stephen passen, bestrafst du damit quasi Jane, dass sie es überhaupt versucht hat. Zu sagen, die Neue sei besser, urteilt Jane negativ ab, die eigentlich ehrlichen Gefühlen gefolgt ist und sich aus Liebe der schwierigen Situation mit Stephen hingegeben hat. Dieser Kampf, dieser auslaugende Lebensweg führte irgendwann zur Erschöpfung und damit zur Trennung, aber das macht die Pflegerin nicht zu einer besseren Partnerin. Der Film versäumt es zwar, aus der Trennung das Maximum an Emotionen zu ziehen, aber es wird dennoch gut deutlich, dass hier beide, Stephen und Jane, etwas sehr Wertvolles verlieren und schwer getroffen davon sind. Es ist eine an diesem Punkt im Leben unvermeidbare Trennung, was beide wissen, was aber keine sofortige Erleichterung bringt. Der Moment der Erkenntnis, auch im ehemals und auf andere Weise immer noch geliebten Gegenüber, trifft schon und macht klar, dass Jane und Stephen eine echte, wahre, wundervolle Liebe hatten. Diese ist nun vorbei bzw. nimmt eine andere, distanziertere, freundschaftlichere Gestalt an. Für diesen neuen Weg ist die Pflegerin besser, aber Jane war die zentrale Liebe in Stephens Leben und daran lässt der Film eigentlich keinen Zweifel, weshalb ich auch deinen Vorwurf, Jane verliere zu wenig, nicht wirklich gelten lassen kann.
 

TheReelGuy

The Toxic Avenger
Einen Sieg für den Score fände ich auch etwas fragwürdig. Natürlich kann man sich das Teil anhören, aber insgesamt war mir die Verwendung im Film dann doch echt zuwider. Es scheint teilweise so, als hätte Regisseur James Marsh das "Wie drehe ich ein BioPic"-Buch in- und auswendig gelernt. Die Super-8 (?) Aufnahmen werden dabei natürlich mit Piano-Geklimper untermalt, während uns die Schwere von Stephen's, als auch Jane's lage mit melancholischen Streichern eingebläut wird. Sorry, aber der Score hat hier, wie auch in "Interstellar" einfach komplett gegen den Film gearbeitet, weil der Regisseur weder seinen Schauspielern, noch den Bildern so 100%-ig getraut hat, die emotionale Tragweite der Geschichte abzuliefern. Ich denke, da geht es ja nicht nur mir so, oder?​
 

McKenzie

Unchained
TheReelGuy schrieb:
Sorry, aber der Score hat hier, wie auch in "Interstellar" einfach komplett gegen den Film gearbeitet, weil der Regisseur weder seinen Schauspielern, noch den Bildern so 100%-ig getraut hat, die emotionale Tragweite der Geschichte abzuliefern. Ich denke, da geht es ja nicht nur mir so, oder?
Bei Interstellar war die musikalische Untermalung genial.
 

TheReelGuy

The Toxic Avenger
Ja, da kann man wohl drüber streiten. Ich habe jetzt bei einigen Filmen schon Probleme mit Hans Zimmer-scores gehabt, weil sie eben so ein bisschen too much sind, aber das ist wohl ein Thema für einen anderen Thread.​
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
TheReelGuy schrieb:
Ja, da kann man wohl drüber streiten. Ich habe jetzt bei einigen Filmen schon Probleme mit Hans Zimmer-scores gehabt, weil sie eben so ein bisschen too much sind, aber das ist wohl ein Thema für einen anderen Thread.​
Zimmers Musik ist ja schon seit geraumer Zeit so ziemlich immer too much. Bei Interestellar fand ichs allerdings gelungen und was das "Lenken vom Zuschauer" angeht lange nicht so schlimm wie zum Beispiel bei The Dark Knight (Rises) oder Inception. Aber ja, etwas offtopic. :whistling:
 

Revolvermann

Well-Known Member
Wunderbar warm eingefangene Bilder. Redmayne ist wirklich großartig. Hat meiner Meinung nach die perfekte Mischung aus Dramatik und dem richtigen Blick für die Geschichte. Es wird nicht zu rührselig und ebenso nicht zu kühl erzählt. Ich glaube man kann höchstens entäuscht werden wenn man einen Film über bahnbrechende Ideen oder den Erklährungsversuch eines genialen Geistes erwartet. Es ist im Kern die Geschichte zwei sich liebender Menschen.

7,5/10
 

Lunas

Well-Known Member
Sehr bewegender Film über die Liebe zweier Menschen und über einen Menschen so wie es ihn nur ganz selten auf unserer Erde gibt.

Hat mir sehr gut gefallen.
 
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