Skandalfilme

Clive77

Serial Watcher
Mich wundert es, dass noch niemand den Wiki-Artikel dazu zitiert hat, der eine ganz gute Vorahnung darüber gibt, was alles als Skandalfilm gewertet werden kann und/oder bereits als solcher gewertet wurde. Das gibt einen ganz guten Überblick über das Thema und beantwortet vielleicht auch die Frage, wegen der der Thread überhaupt erst erstellt wurde:
Hans schrieb:
Sollte sich dieses Mittel nicht so langsam abgenutzt haben? Wie würdet ihr das sehen?
Nein, dieses Thema hat sich nicht abgenutzt und wird sich auch niemals abnutzen. Solange es Tabu-Themen gibt, wird es auch immer Skandalfilme geben. Heute sind sicher Themen wie "Kinderpornographie" oder "Pornographie in Kinofilmen" ein Skandal. Vor dreißig Jahren war das Splatter- und Gewaltverherrlichungs-Thema ein Skandal (zusammen mit der Geburt der Videotheken), davor, naja, Wiki hat da schon viele Punkte parat. Das sollten jetzt auch nur Beispiele sein. Aber zur Frage: Solange es etwas gibt, was in unserer Gesellschaft als Tabu gewertet wird, werden sich immer Filmemacher finden, die das Thema angehen und aus einem eigenen Blickwinkel präsentieren. Das kann als Werbung für den Film selbst daherkommen (wie z.B. A Serbian Movie oder Human Centipede) oder auch in die Rubrik der "Kunstwerke" führen, wie z.B. Antichrist. Ich habe zwar keine Ahnung, was in zehn Jahren als Skandal zählen wird, aber ein Film dazu kommt bestimmt...
 
H

Hans

Guest
Hey,

Erstmal vielen Dank für eure ganzen Antworten. Ich möchte gern auf ein paar Antworten genauer eingehen.

Ich würde sagen, es gibt unterschiedliche Arten von "Skandalfilmen". Solche wie Menschenfeind, Irreversibel und Antichrist oder solche wie jetzt Feuchtgebiete. Und damals war auch Basic Instinct ziemlich skandalös. Manche sind umstritten, weil sie kontroverse Themen behandeln und eine gewagte Meinung vermitteln, die anderen weil sie viel nackte Haut zeigen oder auf den Ekel-Faktor setzen. Es kommt wohl darauf an, welche Arten von Tabus gebrochen werden (ob sie das soziale Verhalten betreffen oder die Intimsphäre).
Also als ich den Beitrag geschrieben habe, da dachte ich schon eher in die Richtung von Antichrist und Irreversibel muss ich gestehen. Ich denke auch, wie es hier ja auch gesagt wurde, dass der Begriff Skandalfilm sich auf den Film an sich beziehen sollte. Ich würde als nicht einen Film als Skandalfilm bezeichnen wollen, der nur deshalb ins Gerede gekommen ist, weil der Regisseur eine abseitige Meinung zu einem kontroversen Thema hat. Sprich: Nur weil Lars von Trier ein seltsamer Cryptofaschist ist, muss Melancholia noch kein Skandalfilm sein.

Ähnlich ist es bei "Irreversibel". Da stellt sich nur die Frage: Was hat den Skandal ausgelöst.
Das finde ich in dem Zusammenhang eigentlich die spannenste Frage. Skandalfilme sind ja dann besonders aufschlußreich, wenn sie Rückschlüsse auf gesellschaftliche Moralbilder zulassen. Ich kam beispielsweise auf diesen Thread, nachdem mir ein Bekannter von dem Film Im Reich der Sinne erzählt hat (hier gibts mehr Hintergrund zu dem Film, für den den es interessiert). Dieser Film hat ja auch eine extreme Diskussion über Sexualmoral, Lebensformen und Beziehungsmodelle gestartet, die soweit ging, dass der Film bis heute in Japan nur extrem geschnitten gezeigt werden darf. Was schon eine ganze Menge über die Gesellschaft aussagt, in der er entstanden ist. Im besten Fall also, zeigt uns ein Skandalfilm im (Zerr)Spiegel unsere eigene Gesellschaft und legt Finger in Wunden, von denen wir am liebsten gar nichts wissen wollen.

Nein, dieses Thema hat sich nicht abgenutzt und wird sich auch niemals abnutzen. Solange es Tabu-Themen gibt, wird es auch immer Skandalfilme geben. Heute sind sicher Themen wie "Kinderpornographie" oder "Pornographie in Kinofilmen" ein Skandal. Vor dreißig Jahren war das Splatter- und Gewaltverherrlichungs-Thema ein Skandal (zusammen mit der Geburt der Videotheken), davor, naja, Wiki hat da schon viele Punkte parat. Das sollten jetzt auch nur Beispiele sein. Aber zur Frage: Solange es etwas gibt, was in unserer Gesellschaft als Tabu gewertet wird, werden sich immer Filmemacher finden, die das Thema angehen und aus einem eigenen Blickwinkel präsentieren.
Das ist ein guter und richtiger Punkt. Nachdem ich mich jetzt ein bisschen damit beschäftigt habe, muss ich auch gestehen, dass mir meine Eingangsfrage ein bisschen dämlich vorkommt :ugly: , aber wozu leben wir denn, wenn nicht um zu lernen? ;-) Nein, aber mal im Ernst: Nach dem Lesen der Beiträge hier und des Wikipediaartikels muss ich gestehen, dass ich meine Frage am liebsten zurückziehen würde. Klar, wenn man Medienhype oder Gossipskandale rauslässt, dann bleibt ja im Prinzip nur Provokation durch Normenbruch als Funktionsweise zurück und solange wir in einer - wie auch immer gearteten - normierten bzw. normierenden Gesellschaft leben, wird das Funktionsprinzip greifen.
 
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