Das ist auch viel zu einfach gedacht. Film ist eben mehr als nur das Korn, das gern für den als "dreckig" bezeichnetet Look verantwortlich ist, auch wenn man da jetzt wieder mit Geschwindigkeit und Lichtempfindlichkeit und, und, und anfangen könnte. Ein Christopher Nolan könnte vermutlich tagelang davon erzählen, wieso er Film bevorzugt und das geht dann auch weit übers Ästethische hinaus. Auch Tarantino hat oft und gerne zum besten gegeben wieso er Film bevorzugt (zum Beispiel
hier ). Dahingehend könnte man auch fragen, wieso den Look von Film nachstellen, wenn man auch einfach gleich auf Film drehen könnte (mal von ein paar handfesten Gründen abgesehen). Bei Nebraska hat man sich extra die Mühe gemacht, das Korn von echtem Film zu scannen und auf das digital aufgezeichnete Bildmaterial zu übertragen. Da kann man sich nur an den Kopf fassen, vor allem weil es total irritierend war (Und der Film sowieso kein Gespür für seine schwarz-weißen Cinemascope-Bilder an den Tag legt, aber das ist eine andere Sache). Da bevorzuge ich lieber die digitale Kameraarbeit, die das voll für seine Sache ausspielt. Sei das nun bei David Fincher, dessen kaltem, modernen, glattgeschliffenen Stil das wahnsinnig zu gute kommt oder bei Her mit seinen weichen Pastelltönen. Digital ist nicht immer schlecht, genausowenig wie Film immer gut ist.
Zur allgemeinen Erklärung: Spricht man von "Film" ist gemeint das der Film (also das Werk an sich) auf Filmmaterial aufgezeichnet wird, oftmals wird das auch "analog" genannt, auch wenn das wohl nicht so ganz richtig ist. Wichtig ist eben, dass das ganze darauf aufbaut dass der Filmstreifen durch die Kamera läuft und dabei belichtet wird, also eine chemische Reaktion um das Bild auf den Film "einzubrennen", so wie man das früher auch beim fotografieren gemacht hat. Der Filmstreifen wird dabei 24 mal pro Sekunde belichtet was später zu einem bewegten Bild wird. Spricht man von digital, wird das Bild nicht von einem Streifen Film, sondern von einem Sensor erfasst und dann wiederum auf einer Festplatte gespeichert. Auch hier wieder so ziemlich das gleiche Konzept wie bei der Fotografie (Ob man die Bilder nun mit der Spiegelreflexkamera oder dem Handy macht). Bei der Projektion ist das ähnlich, entweder wird ein Filmstreifen durch den Projektor gejagt und auf die Leinwand projiziert, was heute kaum bis gar nicht mehr passiert, oder eben digital von einer Festplatte, auf der sich der Film als Datei befindet. Tarantino nennt das "öffentliches Fernsehen", im Video das ich oben verlinkt habe erklärt er außerdem, wieso man die klassische Filmprojektion viel mehr mit der Idee der "Kinomagie" verbindet.