Quentin Tarantinos The Hateful Eight [Kritik]

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Wieso? Nur weil es noch Filmemacher gibt, die sich für den Erhalt dieses Formats einsetzen, oder im Fall von Tarantino (oder auch zuletzt Paul Thomas Anderson) auch ein bisschen ein altmodisches Event aus einer Filmvorführung zu machen.

In Deutschland wird der Film mit großer Sicherheit sowieso nur digital vorgeführt werden. Man läuft also nicht Gefahr den Film im intendierten Format zu sehen, auf dem auch gedreht wurde.
 

Dr. Serizawa

Oxygen Destroyer
Könnte hier mal jemand den Unterschied zwischen Film und Digital erklären bzw. einen guten Artikel dazu empfehlen? Lese das ja immer wieder, aber kann mir nicht wirklich vorstellen wo der Unterschied sein soll.
 
M

McFlamel

Guest
Ich denke, Digital sieht es einfach so gelackt aus, so sauber, so hochpoliert.
Und auf Film ist es dieser klassische "dreckige" Filmlook.
 

dmkoo

New Member
McFlamel schrieb:
Ich denke, Digital sieht es einfach so gelackt aus, so sauber, so hochpoliert.
Und auf Film ist es dieser klassische "dreckige" Filmlook.

Und das kann man nicht innerhalb weniger Sekunden als Filter/Effekt etc. über nen sauberen Digitalfilm klatschen? Sorry aber wenns das sein soll, dann ist das umso mehr unverständlich. Kann ich mir aber nicht vorstellen, muss noch mehr dahinter sein.

Hat sich mal jemand die Mühe gemacht und die selbe Szene digital und auf Film aufgenommen um die Unterschiede zu zeigen? Müssten ja massiv sein wenn so ein Trara drum gemacht wird.
 

Der Pirat

New Member
Ich denke mal es geht dabei auch einfach um das zelebrieren des Filmens als Akt an sich.
Genau wie mit den Autos. Klar, ich kann mir nen hoch technologisierten geleckten 6er BMW hinstellen und damit Prima fahren. Oder ich zelebriere das Fahren eben und greife auf nen Klassiker ohne Trara zurück, der eben rau und dreckig ist :>

Wie dem auch sei. Mir ist das immoment relativ Lachs, da ich da, in filmtechnischer Sicht zumindest, zu wenig Plan von habe :wink:

Dennoch bleibt die Vorfreude auf einen neuen Tarantino, wie schon bei seinen letzten Filmen, ungebrochen groß!
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Das ist auch viel zu einfach gedacht. Film ist eben mehr als nur das Korn, das gern für den als "dreckig" bezeichnetet Look verantwortlich ist, auch wenn man da jetzt wieder mit Geschwindigkeit und Lichtempfindlichkeit und, und, und anfangen könnte. Ein Christopher Nolan könnte vermutlich tagelang davon erzählen, wieso er Film bevorzugt und das geht dann auch weit übers Ästethische hinaus. Auch Tarantino hat oft und gerne zum besten gegeben wieso er Film bevorzugt (zum Beispiel hier ). Dahingehend könnte man auch fragen, wieso den Look von Film nachstellen, wenn man auch einfach gleich auf Film drehen könnte (mal von ein paar handfesten Gründen abgesehen). Bei Nebraska hat man sich extra die Mühe gemacht, das Korn von echtem Film zu scannen und auf das digital aufgezeichnete Bildmaterial zu übertragen. Da kann man sich nur an den Kopf fassen, vor allem weil es total irritierend war (Und der Film sowieso kein Gespür für seine schwarz-weißen Cinemascope-Bilder an den Tag legt, aber das ist eine andere Sache). Da bevorzuge ich lieber die digitale Kameraarbeit, die das voll für seine Sache ausspielt. Sei das nun bei David Fincher, dessen kaltem, modernen, glattgeschliffenen Stil das wahnsinnig zu gute kommt oder bei Her mit seinen weichen Pastelltönen. Digital ist nicht immer schlecht, genausowenig wie Film immer gut ist.

Zur allgemeinen Erklärung: Spricht man von "Film" ist gemeint das der Film (also das Werk an sich) auf Filmmaterial aufgezeichnet wird, oftmals wird das auch "analog" genannt, auch wenn das wohl nicht so ganz richtig ist. Wichtig ist eben, dass das ganze darauf aufbaut dass der Filmstreifen durch die Kamera läuft und dabei belichtet wird, also eine chemische Reaktion um das Bild auf den Film "einzubrennen", so wie man das früher auch beim fotografieren gemacht hat. Der Filmstreifen wird dabei 24 mal pro Sekunde belichtet was später zu einem bewegten Bild wird. Spricht man von digital, wird das Bild nicht von einem Streifen Film, sondern von einem Sensor erfasst und dann wiederum auf einer Festplatte gespeichert. Auch hier wieder so ziemlich das gleiche Konzept wie bei der Fotografie (Ob man die Bilder nun mit der Spiegelreflexkamera oder dem Handy macht). Bei der Projektion ist das ähnlich, entweder wird ein Filmstreifen durch den Projektor gejagt und auf die Leinwand projiziert, was heute kaum bis gar nicht mehr passiert, oder eben digital von einer Festplatte, auf der sich der Film als Datei befindet. Tarantino nennt das "öffentliches Fernsehen", im Video das ich oben verlinkt habe erklärt er außerdem, wieso man die klassische Filmprojektion viel mehr mit der Idee der "Kinomagie" verbindet.
 

dmkoo

New Member
McKenzie schrieb:

Wenn du das so definitiv sagen kannst, musst du ja auch wissen warum und was denn dann die genauen Unterschiede sind. Kläre mich doch bitte mal auf, ich habe da (ehrlich) keine Ahnung was da der große offensichtliche Unterschied ist.

Der Pirat schrieb:
Ich denke mal es geht dabei auch einfach um das zelebrieren des Filmens als Akt an sich.
Genau wie mit den Autos. Klar, ich kann mir nen hoch technologisierten geleckten 6er BMW hinstellen und damit Prima fahren. Oder ich zelebriere das Fahren eben und greife auf nen Klassiker ohne Trara zurück, der eben rau und dreckig ist :>

Ich sehe, fühle und höre aber einen deutlichen Unterschied zwischen einem modernem 6er und nem 68er Camaro SS mit V8 Vergasermotor. Wenn es so deutliche Unterschiede zwischen Film und Digital gibt, dann halte ich gerne meine Klappe...


TheGreatGonzo schrieb:
Das ist auch viel zu einfach gedacht...

Was Tarantino da sagt ergibt doch keinen Sinn... Das gleiche Prinzip gilt doch auch bei der Wiedergabe von digitalem Film. Da sind es auch 24 Einzelbilder pro Sekunde, die eben in schneller Reihenfolge abgespielt als Illusion und Bewegung wahrgenommen werden... wtf...
 

Revolvermann

Well-Known Member
Danke Gonzo.
Klar so ein klassischer Projektor hat schon was für sich. Hat auch sicherlich viel mit Nostalgie zu tun.
Aber viel wichtiger:
TheGreatGonzo schrieb:
Spricht man von "Film" ist gemeint das der Film (also das Werk an sich) auf Filmmaterial aufgezeichnet wird,
Das ist der springende Punkt.
Man schaue sich allgemein die schönen, satten Farben alter Filme an. Es wirkt plastischer und hat diesen atmodischen Kino-Look. Das kann man in gewissem Maße auch digital erzeugen. Aber es ist nicht dasselbe.
Ich habe auch überhaupt nichts gegen digitales Aufnahmeverfahren. Hat auch was für sich und bietet sicherlich zahllose Möglichkeiten. Aber auf Film gedreht, ist eben auch schön.
Mein Tipp ist die von Keanu Reeves produzierte Doku Side by Side.
Wer sich tiefgehend mit dem Thema beschäftigen möchte, sollte zu Literatur greifen.
Der, meiner Meinung nach, sehr unterhaltsame Film bietet aber einen schönen Überblick mit vielen Interviews namenhafter Filmemacher.
 

McKenzie

Unchained
dmkoo schrieb:
McKenzie schrieb:

Wenn du das so definitiv sagen kannst, musst du ja auch wissen warum und was denn dann die genauen Unterschiede sind. Kläre mich doch bitte mal auf, ich habe da (ehrlich) keine Ahnung was da der große offensichtliche Unterschied ist.
Ja, wollt das eigentlich auch nicht so allein im Raum stehen lassen, musste dann aber weg.
Also meine Ansicht - Klar, bei heutiger digitaler Projektion maße auch ich mir nicht an, auf den ersten Blick einen auf Film gedrehten und einen digital gedrehten und auf Filmlook optimierten Film 100%ig identifizieren zu können 8abgesehen von offensichtlichen Fällen wie Public Enemies). Bei analoger Projektion ist das etwas ganz anderes. Da stellt sich bei mir eben bei Analog viel mehr Kinogefühl ein. Muss ich nicht immer haben, aber oft passt es. Filmemacher mögen Filmmaterial auch, weil es bis heute einige technische Überlegenheiten im Bildcharakter (Farben etc.) hat (denen natürlich auch viele Nachteile in der Verarbeitung gegenüberstehen).

Aber wichtiger ist es, dass ein Filmemacher als Künstler sich für das Material entscheiden kann, das ihm für seinen Film als richtig erscheint - Wenn Tarantino einen Western dreht, muss das nicht das neueste, glatteste 5K-Digitalbild sein. Filmkorn und die erwähnte Charakteristik passen da einfach besser. Den Hobbit hat z.B. optisch in meinen Augen der kalte Digital-Look visuell gekillt (in Kombi mit exzessiver CGi natürlich). Und 70mm ist qualitätsmäßig kein unterlegenes Material. Natürlich ist Tarantino ein Hardliner, bei dem Film eine Philosophie ist, aber prinzipiell ist es einfach eine künstlerische Entscheidung, die dem Schaffenden zu treffen freistehen sollte. Aus diesem Grund haben sich ja Tarantino, Nolan, Scorsese (der selber ja auch schon digital gedreht hat) und noch welche dafür stark gemacht, dass Kodak weiterhin Filmmaterial herstellt.
 

dmkoo

New Member
Qualitätstechnisch ist Film doch nicht mehr überlegen oder? Zumindest nicht besonders stark und dieser Vorsprung wird sehr wahrscheinlich in den nächsten Jahren sehr rasant kleiner werden, wenn nicht völlig verschwinden (mal völlig außer Acht gelassen, dass die meisten Leute die heutigen Unterschiede vermutlich schon nicht erkennen können würden).
Überlegene Farben halte ich in der Realität für unbedeutend, zumal heute Filme doch eh alle be-/über-/verarbeitet werden und kaum noch die echten wirklich aufgenommenen Farben zu sehen sind (kann man direkt in die Blau/Orange-Look Debatte gehen :biggrin:)
Was den rein künstlerischen Aspekt angeht, so will ich das keinem, erst recht nicht Tarantino absprechen. Wers cool findet und darauf steht soll damit drehen, aber auf die Überlegenheit zu pochen erscheint mir doch etwas künstlich aufgeblasen und leute länger auf nen Film warten zu lassen weil man erstmal die "echten Filmkinos" bedienen will... naja wenn mans denn geil findet... :rolleyes:
 

McKenzie

Unchained
70mm-Film kann man schon noch als überlegen gelten lassen.

dmkoo schrieb:
und leute länger auf nen Film warten zu lassen weil man erstmal die "echten Filmkinos" bedienen will...
Das halte ich vor allem aus Internetpiraterie-technischer Sicht nicht für so arg schlau. Aber mal schauen ob das wirklich so gemacht wird, Tarantino redet gern wenn der Tag lang ist.
 

dmkoo

New Member
McKenzie schrieb:
70mm-Film kann man schon noch als überlegen gelten lassen.

In der Theorie vermutlich schon, aber in der praktischen Umsetzung? Wer sieht dann tatsächlich einen Unterschied in den wenigen Kinos die das auch projizieren können (wenn die überhaupt korrekt eingestellt sind und die volle Qualität wiedergeben können) und wie viele von diesen Kinos gibt es überhaupt? Spielt das dann in der Realität überhaupt eine Rolle...?

Was mich irgendwie interessieren würde ist dieser "Film-Look" der so unnachahmbar sein soll... Was genau damit gemeint ist und ob es Vergleichszenen gibt wo das mal jemand deutlich gemacht hat... Das Körnige allein kanns ja wohl nicht sein, zumal das genau genommen auch eher ein "Fehler" im Film ist und kein Qualitätsmerkmal (höchstens aus nostalgischen Gründen).
 

Revolvermann

Well-Known Member
Nun dann musst du dir wohl verschiedene Filme zum vergleichen anschauen.
Es ist ein künstlerischer Aspekt über den sich Filmemacher weltweit austauschen. Wenn du jetzt auf einen Satz wartest wie "Film ist so, digital ist so. Da ist der Unterschied", den wirst du nicht lesen. Das Thema ist viel komplexer.
Wie gesagt, der Film "Side by Side" setzt sich damit auseinander.
 

TheReelGuy

The Toxic Avenger
Viggo Mortensen ist einfach nur genial! Nach der Herr der Ringe-Trilogie ging's ja, zumindest was den Mainstream anging, für ihn bergab. Dabei finde ich seine Performance sowohl in Eastern Promises, als auch in A History of Violence noch einen Ticken besser, als noch in der Rolle von Aragorn. Bei Besetzungen hat Tarantino ja bislang sowieso noch nichts falsch gemacht. Ich bin gespannt...​
 
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