Inklusion - Realistisch oder Utopie?

Member_2.0

New Member
Interessantes Thema. Werde mir den Artikel demnächst mal anschauen.
Was mir aber als erstes zu dem Thema einfällt, dass es für mich immer zu sehr
pauschalisiert wird. Es gibt doch so viele verschiedene Arten von Behinderungen, die einen
Menschen mehr oder weniger schwer vom "normalen" Leben abhalten.
Ich bin nicht so sehr im Thema, um wirklich sagen zu können, ob Behinderungen da
über einen Kamm geschert werden. Was meiner Meinung einfach nicht möglich ist!
 
B

Bader

Guest
Deswegen wurde der Beitrag verlinkt. Der geht auf deine Fragen ein.
 

soserious

Well-Known Member
allmählich gefällt mir das Forum immer mehr, ich freue mich daher das auch solche Themen hier aufgegriffen werden. :smile: (danke für den Link des Beitrages an dieser Stelle :attention: )

Ich vertrete die grundsätzliche Ansicht: Behindert ist man nicht, behindert wird man.

Zudem schaue ich alle Menschen böse an, die das Wort "behindert" als Schimpfwort nutzen. Ich denke McFlamel kann da ein Lied von singen.

Zu der eigentlichen Frage: Es ist realistisch! Nur leider nicht heute und auch nicht morgen. Das Thema ist ja schon länger im Gespräch, doch leider passiert über die Integration hinaus nicht viel. Was ja auch kein Wunder ist. Alles eine Frage des Geldes meiner Meinung nach. In jede solcher Inklusionsklassen gehören meiner Meinung nach mindestens 2 Kräfte (also eine Lehrkraft und mindestens ein Pädagoge/ Pädagogin). Und zwar durchgängig, nicht nur stundenweise. Leider gibt es auch Fachkräftemangel :sad:

Also Leute, wartet noch so 20 Jahre, vielleicht hat der Staat dann ganz viel Geld um all die Leute einzustellen und vielleicht haben wir dann einen größeren Topf an Fachkräften :thumbup:
 

squizo

Zillion Dollar Sadist
Das Gymnasium bei mir ums Eck ist das beste Beispiel, dass gemeinsames Lernen funktioniert. (Leider war ich in einem anderen. Aber viele Freunde waren dort) Von beginn der 5. Klasse gibt es gemischte Klassen. Wenn Schüler, behindert oder nicht-behindert, ihr Wissen stärken wollen, gibt es intensivierende Kurse.

Im Vergleich zu anderen Schulen (Abiqoute) in München, gibt es keine großartigen positiven oder negativen Unterschiede. Ich denke aber im Nachhinein sind die Leute auf dem (Adolf-Weber) Gymnasium sozial sensibler, als Schüler in "normalen" Schulen.

Das größte Problem ist sicher die Finanzierung. Ich weiß nicht ob in dieser Schule immer 2 oder mehr Lehrer in einer Klasse sind. Aber es gibt eh viel zu wenig Lehrer und Fachkräfte in diese Richtung.

In der Zukunft vielleicht (wäre super). Aber ich bin da eher pessimistisch :crying:
 
R

RickDeckard

Guest
kenne das Thema von meiner aktuellen Ex-Freundin, die in London bei den Paralympics teilgenommen hatte.
Dort sieht man deutlich wie unterschiedlich mit den Sportlern umgegangen wird.
Sponsoren interessieren sich nur für die "normalen" Sportler, die brauchen kaum was als "Profi" selbst finanzieren. Die Teilnehmer der Paralympics müssen
genauso hart trainieren, müssen sich dabei aber meist selbst finanzieren, sprich nebenbei noch arbeiten gehen, bzw. für den Zeitraum unbezahlten Urlaub nehmen und die Kosten selber tragen. Es gibt zwar Verbände die da unterstützen, aber das reicht meist nicht.
Auch das Interesse der Öffentlichkeit ist erst 2012 etwas besser geworden, wovon natürlich auch die Sponsorenverträge abhängen.
Verstehe auch nicht, warum die Paralympics immer "hinten dran" gehängt werden, sprich nach der offiziellen Olympia Abschlussfeier stattfinden.
Da braucht man sich nicht wundern, wenn Olympia Begeisterte nach der Abschlussfeier das Thema direkt für die nächsten 4 Jahre aus dem Kopf streichen...
 

Woodstock

Verified Twitter Account ☑️
Gutes Thema Bader! :top:

Folgende Gedanken kommen mir da auf Anhieb:
1. Können die Schulen die notwendige Hilfe und Materialien leisten? Die Schulen in meinem Ort kommen ja schon mit der Menge an Schülern und mit den unterschiedlichen Anforderungen zurecht. Sie haben rießige Klassen (35 Schüler) und so viele Schüler gehen da unter. Wenn da jetzt noch jemand drunter ist der taub ist oder körperlich benachteiligt ist, könnte er erst recht untergehen.
2. Ich war ein dicker, rothaariger Junge in einer Hauptschule. Jetzt stell dir vor ich wäre noch Querschnittsgelähmt gewesen. Ich hatte es so schon schwer und die Kinder zu meiner Zeit (Ich bin so alt), war nichts heilig. Heute noch weniger.
3. Tolleranz ist nicht gleich Verständnis und erst recht keine Gleichstellung.
4. Wie im Film schon gesagt. Nur weil man im Unterricht verstanden wird, gehört der soziale Umgang auch dazu. Auf dem Schulhof läuft es wieder ganz anders.
5. Erschafft man nicht nur eine spezielle Art von Sonderschule? Du kannst nicht alle Schüler auf eine Nichtförderschule bringen. Ein geistige Behinderung ist nicht dasselbe als sei man taub. Da gibt es dann wieder erneute Abgrenzungen.

Genug negatives!

Ich bin für Inklusion:

Trotzdem bin ich der Meinung das Inklusion möglich ist. Ich glaube sogar das man es tun sollte aber nicht halbherzig und nicht in unserem Schulsystem. Zuerst. Bundesweites, einheitliches Schulrecht! Keine Experimente mehr! Dann müssten die Trennung zwischen Haupt- Realschule und Gymnasium loswerden. Wir brauchen eine Gesamtschule im Sinne der Walddorfschule aber ohne Eurythmie und den ganzen Mist. Außerdem müssen Noten eingeführt werden, sonst gibt es später böse Überraschungen.

-Hier können die jeweiligen Schüler auf ihre Abschlüsse hinarbeiten.
-Keine Klasse mit über 20 Schülern.
-Mindestens zwei Lehrer gleichzeitig in der Klasse. Ein Lehrer unterrichtet, der andere hilft den Kindern und achtet auf sie.
-Mehr AGs (Höllenforscher, Sport, Schülerzeitung) um den Willen am Lernen zu fördern. Es gibt mehr als Klausuren. Stärkt auch den Zusammenhalt.
-usw.

Im Bereich der Inklusion ist das wieder ganz anders und sollte meiner Meinung nach folgendermaßen angegangen werden:

Alle Arten von Kinder, behindert und nicht behindert. Kommen zusammen in den Kindergarten. Hier bilden sich erste Klicken, Freunschaften und Gruppen. Kinder können in diesem Alter Unterschiede festellen und Differenzieren aber sie verbinden selten damit Werte. Dementsprechend werden die Unterschiede zwischen den Kindern zwar wahrgenommen aber ohne negative Kriterien verbunden, so das man sie einfach hinnimmt und Mitschüler akzeptiert. Anhand der Freundeskreise bildet man Klassen.

Einschulung:
Behindert wie auch nicht behinderte Kinder kommen in gemeinsame Klassen. Man bleibt zusammen und geht ab wenn man den jeweilig individuell höchsten Abschluss erreicht.

Kinder die halt wirklich nicht mithalten können. Zum Beispiel bei schweren geistige Behinderungen könnten vorher aus den Klassen fallen. -> Führt wieder zu Sonderschulen.

Diese Schulen haben aber genormte Lehrpläne (Kein Mist wie 8+1) so das ein freier Übergang zwischen den Schulen möglich ist.

Anders kann ich mir eine Realisierung momentan nicht vorstellen.


Woher beziehe ich mein Wissen und meine Einschätzung?
Ich war Hauptschüler, Realschüler und habe mein Abitur gemacht. Momentan bin ich Student und war dazwischen beim Internationalen Bund angestellt, welcher Förderschüler und Schüler mit schlechtem Hauptschulabschluss Ausbildungen und weiterführende Programme vermittelt. Habe ich nicht lange gemacht, dafür war mein Vater dort sein halbes Leben als Lehrkraft.

PS: Da ich auf dieser Seite mit realen Namen vertreten bin, möchte ich keine Beispiele von Bekannten nennen. Auf diese könnte man darüber schließen. Man weiß ja schließlich nie wer mitliest.
 
Zuletzt bearbeitet:

nebomb

Well-Known Member
Ich finde Woodstocks Idee richtig gut. Wenn Kinder schon im Kindergarten anfangen mit den Behinderungen anderer Kinder umzugehen und sie quasi ab dem Punkt jeden Tag damit zu tun haben, dann ist es für sie das normalste von der Welt, was sicher auch die Entwicklung der Behinderten fördert. Mein Bruder ist selber behindert und ich habe es in meiner Kindheit erlebt wie schwer er es hatte und sehe auch die Folgen heute. Mein Vater bekleidet ein Ehrenamt im Zusammenhang mit behinderten und hat dazu beigetragen das es nun einen Fußballverein mit richtigen Trainern gibt, wo auch Individuell gearbeitet werden kann und somit viele Behinderte am Sport teilnehmen können. In meinen Augen sind auch nicht die Kinder das große Problem, sondern die Eltern und das soziale Umfeld. Noch heute erlebe ich es sogar bei uns an der Aldi Kasse wie scheinbar Erwachsene Personen null Verständnis für Behinderte aufbringen und es sogar unverschämt finden das diese Leute alleine rumlaufen dürfen und den Betrieb an der Kasse aufhalten. Es gab Eltern die haben ihren Kindern verboten damals mit meinem Bruder zu spielen, weil er ja nicht normal wäre. Auch in der Arbeitswelt werden solche Menschen immer ins Abseits gehievt, letztes Jahr bei uns auf der Arbeit noch passiert. Man kann in der freien Marktwirtschaft angeblich keine Rücksicht nehmen und gewissen Personengruppen mit durchschleppen.

Ich würde mir wünschen das es klappt aber leider glaube ich nicht dran, weil es mit der Menschlichkeit eher bergab geht und dann Behinderte Menschen viel weiter am Rande der Gesellschaft leben werden.
 
B

Bader

Guest
Toll, dass immer mehr auf die Thematik eingehen. Werde morgen reinlesen und was dazu beitragen. :smile:
 

Member_2.0

New Member
Hab mir den Film jetzt angeschaut. Ich finde es schwierig, das Thema wirklich abschließend zu beurteilen.
Inklusion in der Schule halte ich auf jeden Fall für eine gute Sache.
In meiner Schulzeit hatten wir einen Schüler mit Behinderung.(Ich glaube er hatte eine Art von Muskelatrophie) Daher fiel mir persönlich der Umgang immer eher schwer.
Allerdings kommt es da auch auf die Art und den Schweregrad der Behinderung an. Stören tun mich Menschen mit Behinderungen nicht, kann auch ganz und gar nicht verstehen, warum das bei einigen so ist. Ich würde es bei mir eher als Unsicherheit bezeichnen. Allerdings hat es sich in den letztens Jahren, auf Grund meines Berufes doch deutlich gebessert :smile:
Daher halte ich einen frühen Umgang, der das ganze dann Selbstverständlich macht, für sehr gut.
Schwieriger wird es für mich aber auch erst, wenn die Schulzeit beendet ist. Eigentlich geht doch die Diskriminierung dann erst los
und erstreckt sich ja auf alle Lebenslagen. Was in Kindergarten und Schule mit genug Unterstützung und Förderung noch gut möglich ist, wird dann im Berufsleben doch deutlich komplizierter.
 

Woodstock

Verified Twitter Account ☑️
Darum geht es ja. Es ist dir fremd, da man irgendwann mit 13 oder im Berufsleben damit in Verbindung kommt. Wenn du aber schon vom KIndergarten an mit behinderten Kindern zu tun gehabt hättest, wäre dir der Zustand nicht mehr fremd und diese Anfangsschwierigkeiten würden nicht mehr existieren.
 

Member_2.0

New Member
Es geht ja nicht nur um den Einzelnen und seinen Umgang mit Behinderung. Die Frage ist ja eher, ob es möglich ist Menschen mit Behinderungen auch nach der Schule in den "normalen" Arbeitsalltag einzubinden. Ich bin da eher skeptisch. Selbst wenn ich nicht über den Tellerrand schaue sondern nur einfach meinen Arbeitsplatz anschaue, stelle ich es mir sehr schwierig, wenn nicht sogar unmöglich vor, Menschen mit Behinderungen gleichwertig einzusetzen. Natürlich muss man sich die Art der Behinderung ansehen. Ganz klar gibt es Behinderungen, grad körperliche die kein so großes Hinderniss ergeben würden. Aber wo will man da die Grenze ziehen.
Es geht dann ja auch nicht nur um die Probleme, die man als nicht behinderter Mensch damit hätte. Das sollte doch von jedem in den Griff zu kriegen sein. Das wären dann Berührungsängste, die man abbauen kann. Aber ob es mögilch ist, die Probleme des behinderten Menschen ohne negative Folgen für ihn tatsächlich vollends abzubauen, das kann ich mir schwer vorstellen.
Das ist eine ziemliche Mammutaufgabe. Wünschenswert wäre es, aber ob es wirklich klappt :question:
 

soserious

Well-Known Member
Bader schrieb:
Idealerweise wäre es prima mal Zeit zu nehmen und diesen sehr informativen Beitrag von "Quarks & Co" anzugucken.
http://www1.wdr.de/mediathek/video/sendu…slernen100.html
hey, ich wollte nur mal kurz danke sagen, dass dieser Threat hier im Forum seinen Platz hat. :top:
Dieser Beitrag hat mir vermutlich heute in einer meiner Abschlussprüfungen mindestens 4 Notenpunkte eingebracht. Gestenr Nacht konnte ich nicht schlafen und habe ihn mir nach langem erneut angesehen. :biggrin: Konnte verdammt viel davon nutzen.
 

jimbo

Administrator
Teammitglied
Wollte keinen extra Thread dafür aufmachen.

Aber ich wollte mich mal darüber beschweren wie bescheuert das System der Berechnung von einem Schwerbehindertenausweis ist. Es wird immer nur die schwerste Behinderung gewertet. In meinem Fall die psychische Erkrankung. Es wird nicht mein leichtes Asthma, meine Darmerkrankung oder mein Neurodermitis mitberechnet. Obwohl die mich auch behindern. Also 50% Schwerbehindert durch Psyche. Was ist wenn man 10 kleine Behinderungen hat und alle nur so im 10% Bereich?
Dann bekommste 10% Schwerbehinderung ausgestellt und darft dich mit 9 anderen Behinderungen rumschlagen, die genauso nervig und behindern wie die eine Hauptbehinderung. Finde ich nicht gut.
 

Raphiw

Guybrush Feelgood
Ja, das Thema hatte ich auch schon durch. Habe es einfach Mal testen wollen: Habe 30% Behinderung wegen Epilepsie und nochmal 30% wegen drei Schulteroperationen (bin mit all den Schrauben im Gelenk fast ein Cyborg :biggrin:) die die Beweglichkeit etwas einschränken und die immer wieder zu Schmerzen führen. Trotzdem hätte ich nur Anspruch auf 30% Behinderung.

Das ist ein totaler Widerspruch. Denn mit jeder Behinderung addieren sich die Probleme im Alltag, was das Wertungssystem des Staates nicht berücksichtigt.
 

jimbo

Administrator
Teammitglied
Es gibt bestimmt auch Leute die haben 3 mal 30%. Bei den liegt dann 60% einfach brach. Oder auch alle möglichen anderen Zusammensetzungen.
Kompletter Beschiss!
 
Zuletzt bearbeitet:

Die Eule

Well-Known Member
Kenne das leidige Thema wegen meiner Mutter. Total bescheuert. Letzten Sommer wurde das linke Knie operiert. Diesen Sommer soll das andere Folgen. Zudem hat sie einen nicht mehr behandelbaren Wirbelsäulenschaden, sowie ein Herzproblem, psychische Belastung und noch ein paar andere Sachen. Hat dafür irgendwas zwischen 20-30% Prozent bekommen.:headbash:
Ein Wunder, dass mein Vater auf Anhieb so um die 70% bekommen hat.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
The Million Dollar Raphiman, schlägt ein Metalldetektor da an?
 
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