Kommentar: Serienjunkies nerven! (Michaels Mecker-Ecke)

Revolvermann

Well-Known Member
Wurzelgnom schrieb:
Das mag auch daran liegen, dass ich durch einen großen Konsum aller möglichen Filme und Serien so gut wie alles gesehen habe und mich die meisten Geschichten und Wendungen langweilen. Man kann mit mir keine Filme gucken, in denen ein Plottwist vorkommt, weil ich den eh schon nach paar Minuten raus habe und mich dann langweile.
Ich stimme dir in vielen Punkten zu aber das hier verstehe ich nicht so ganz. Warum muss ein Film langweilig sein wenn man den Twist bereits errät? Sicherlich hat man nach jahrzehntelangem Filmkonsum schon viel gesehen und ist mit einigen Erzählstrukturen vertraut. Aber was ist mit Atmosphäre? Mit Schauspielkunst, Regieeinfällen, emotionalen Momenten oder all den technischen Aspekten? Um zu sagen "Ich hab alles gesehen, jetzt gucke ich nichts mehr" liebe ich das Medium viel zu sehr.
 
W

Wurzelgnom

Guest
Schauspielkunst, Regie, Schnitt und co machen allein keinen Film gut.
Ein gutes Drehbuch wird mit guter Regie zu einem sehr guten Film. Aber ein langweiliger Film mit überragenden handwerklichen Fertigkeiten ist immer noch ein langweiliger Film.
Das mag daran liegen, dass ich kaum Filme schaue. Aber ich kann keinen einzigen Film der letzten Jahre nennen, der mich sowohl inhaltlich als auch handwerklich überzeugt hat (Life of Pi noch am ehesten). Die meisten Filme, die mir jetzt Joel, Gonzo und co nennen könnten, interessieren mich in der Regel nicht. Aber ich lasse mich gern vom Gegenteil überzeugen, wer meint einen Film der letzten Jahre zu kennen, der mich aus den Socken haut, der kann gern versuchen mich zu überzeugen. (Ich hab zum Beispiel noch keinen einzigen Film aus Joels Top13 gesehen und habe beim durchlesen auch kein echtes Interesse an den Filmen wecken können. Einzig Gravity wird noch folgen)
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Die Aussage kann ich beim typischen, temporären Mainstreamfilm ja noch nachvollziehen (Auch wenn es dort hin und wieder interessante Erzählkniffe gibt, siehe zB den Lone Ranger), aber das ist auf die ganze Filmwelt eher nicht anzuwenden. Da gibt es so viel verschiedenes, experimentelles, formvollendetes, vor allem viele ältere Filme, die zum interpretieren und analysieren einladen und, und, und. Sowas gibt es in der Serienlandschaft nicht, was wohl auch der Tatsache zugeschrieben werden kann, dass es die Serie in der Form wie sie heute Standard ist noch gar nicht allzu lange existiert. Im Endeffekt muss jeder für sich selber entscheiden, was er schauen möchte, aber das Argument zeigt mir eher, dass man noch lange nicht alles, sondern vor allem zu viel des Gleichen gesehen hat. Und, und das meine ich jetzt ganz ohne Wertung :smile:, sind die meisten Serien dann doch um einiges einfacher zu konsumieren als sich, zum Beispiel, auf die Erzähltechnik eines Godard einzulassen.

Edit: Wurzels letzter Post macht meinen auch irgendwie obsolet. :squint:
 

Revolvermann

Well-Known Member
Wurzelgnom schrieb:
Schauspielkunst, Regie, Schnitt und co machen allein keinen Film gut.
Ein gutes Drehbuch wird mit guter Regie zu einem sehr guten Film. Aber ein langweiliger Film mit überragenden handwerklichen Fertigkeiten ist immer noch ein langweiliger Film.
Natürlich. Ich will damit auch sagen das Drehbuch und Regie das Wichtigste sind aber sicherlich nicht alles. Auch kann ein Drehbuch auf so vielen Ebenen funktionieren und eine tolle Regie kann aus einem mäßigen Drehbuch durchaus einen guten Film machen. Und selbst wenn der Film scheitert will ich, solange mich das Gesammtpaket interessiert, auch wissen wo er scheitert.
Vielleicht sind die aktuellen Filme nicht nach deinem Geschmack oder dein Geschmack hat sich grundlegend verändert. Zu sagen es kommt nichts Interessantes mehr oder das Medium wäre nicht in ständigem Wandel, sehe ich so nicht.
 

Joel.Barish

dank AF
Das "Buzz" Argument, das Clive einbringt, macht für mich am ehesten Sinn. U.a. weil ich es auch an mir selbst spüre, wie hier und da deutlicher über Serien geredet wird. Ich persönliche beziehe mich da noch nicht so wirklich auf den jeweiligen Sender, aber ich kann schon sehen, wie "eine neue HBO/Showtime/AMC Serie" unabhängig vom Serieninhalt für Interesse sorgt, wenn man da mehrmals gut mit gefahren ist.

@Woodstock
Aber können wir bei einer Figur wie Barney von HIMYM wirklich von Charakterisierung sprechen? Der war doch zumindest die ersten vier, fünf Staffel eine absolut eindimensionale Figur. Eine enorm witzige Figur, aber eben als Charakter nicht wirklich spannend. Eine Figur wie Barney ist für Serien super nützlich, da man ihn sofort mag (wenn man ihn mag) und sofort einsortieren kann. Ergo hat man bei jeder neuen Folge dieses Element des Vertrauten, das sich so schnell auch nicht ändert. Und wie gesagt, ein Walter White, ein Don Draper oder was weiß ich, das sind natürlich gute Figuren, die gut geschrieben, gut entwickelt und gut gespielt sind, sich zudem eben nicht mit einem Satz zusammenfassen lassen. Aber die Laufzeit einer Serie, ob 20 Minütige Sitcom oder 45 minütige Drama Serie, sind kein Automatismus dafür, dass die Figur charakterisiert wird. Nur weil wir die Figur lange verfolgen und sehen, wie sie verschiedene Dinge erlebt, macht das die Charakterisierung nicht zwangsläufig besser oder tiefergehend. Wie McKenzie sagt, in Serien passiert mehr und passiert es häufiger, aber es sind zwangsläufig auch mal Wiederholungen und Alltägliches. Nicht falsch verstehen, ich sehe den Reiz, den serielles Erzählen hat und habe auch schon mehrfach gesehen, wie das gut genutzt wurde, aber häufig genug denke ich mir auch, dass man die charakterliche Entwicklung der Figur statt in ein, zwei Staffeln auch in 90 Minuten hätte durcharbeiten können. Serien (manche (!) Serien) sind auch wesentlich offensichtlicher und handlungsfixierter darin, während man bei (guten) Filmen [Ist ja auch da kein Automatismus] noch mehr die Filmsprache einsetzt, um mehr zu sagen, als in einer Handlungsszene auf dem Papier eigentlich möglich ist. Diese Filmsprache gibt es natürlich auch in Serien, aber Filme sind stärker drauf angewiesen und nutzen sie dadurch auch häufiger, regelmäßiger und oftmals auch spannender.

Was deine Frage nach Beispielen betrifft, habe ich zuvor schon welche genannt. Du darfst ruhig ein paar Posts zurücklesen, bevor du reagierst. :tongue: :clap:

Wurzelgnom schrieb:
Keine Ahnung wer hier Gewohnheit mit Charakterisierung verwechselt. Den meisten Leuten (zumindest hier im Forum) ist es durchaus bewusst, dass einige ihrer Lieblingsserien eher zweifelhafte Qualität haben.
Ich habe niemanden hier direkt damit angesprochen. Wer sich angesprochen fühlt, darf einfach mal selbst überprüfen, wie er dazu steht. Habe ich auch schon gemacht. Ich meinte es allgemein. :wink:

Dein Einwurf mit den Seifenopern bestätigt mich eigentlich darin, dass es hin und wieder (!) mehr Gewohnheit, als echte Charakterisierung ist. Man entwickelt Figuren und lässt die laufen, schickt sie in Abenteuer, neue Situationen, neue Probleme, was immer der Plot gerade hergibt. Nur weil etwas ewig lang läuft und der Charakter ganz viel erlebt, ist der Charakter noch lange nicht wirklich charakterisiert oder ein faszinierender Charakter. Und das sage ich als jemand, der als Kind fast zwei Jahre lang mit der Mama "Marienhof" geguckt hat. :plemplem: :facepalm: Regelmäßigkeit bietet zwar die Möglichkeit, viel mit der Figur zu machen, überschattet aber auch teilweise, was wirklich geleistet wird.

Dass ein Charakter wie Dexter reizvoll ist, sehe ich ja ein. Hat mich ja auch angesprochen. Dass es mich nicht ausreichend gereizt hat, bisher mehr als die erste Staffel zu gucken, ist ja egal. Ich kann verstehen, warum eine Figur wie Dexter neugierig macht. Auch spreche ich dem Serienformat durchaus Vorteile zu, den Werdegang einer solchen Figur besser darstellen zu können, aber einem Film spreche ich diese Möglichkeit im Umkehrschluss auch nicht ab. Und du sagst es ja selbst, dass es irgendwann dann doch "Gewohnheit" ist, warum man bei einer Serie bleibt, auch wenn die Figuren und die Handlung auf der Stelle treten.

Aber auch wenn ich dich eigentlich nicht so wirklich kenne, möchte ich behaupten, dass doch eigentlich niemand "so gut wie alles gesehen" hat. Ich möchte da nicht nachbohren, was du gesehen und nicht gesehen hast, aber in fast 120 Jahren Kinokultur und 60, 70 Jahren Fernsehkultur kann man doch kaum alles gesehen haben. Im wörtlichen Sinne schon mal gar nicht und selbst was Themen, Charakterstereotypen und Handlungsmechanismen betrifft nicht. Man muss nur suchen. In Filmen UND Serien. :wink:
 

Woodstock

Verified Twitter Account ☑️
@Joel
Barney war ein schlechtes Beispiel. Das stimmt aber mein Argument steht dennoch.


Was die Beispiele angeht, habe ich deinen Post wirklich übersehen aber ich kann sie nicht nachvollziehen. Nehmen wir Mad Men. Ich habe die Serie selbst nicht gesehen aber ich kann mir sehr gut vorstellen das sie als Film nicht funktionieren kann. Wie auch? Zuviele Charaktere, zuviel Plot. Bei allem was ich da mitgekriegt habe, wird nicht wirklich gestrafft, die Story braucht Zeit. Auf ähnliche Art würde auch ein Game of Thrones Film nicht funktionieren. Mit dem Beispiel Homeland kann ich auch nichts anfangen. Klar, als Polit-Thriller kann er untergehen aber Zero Dark Thirty hatte auch Erfolg. Man kann es also nicht verallgemeinern.

Aber eigentlich geht es darum garnicht. Es gibt Plots, die funktionieren besser als Film (Under the Dome) und es gibt andere, die funktionieren besser als Serie (Mad Men, Game of Thrones). Manche Themen kann man als Serie bringen, da man diese billiger produzieren kann und der Zuschauer eher geneigt ist mal 45 Minuten zu investieren, da es ihm kostenlos nach Hause gebracht wird und er nicht für 13 Euro oder 250 Dollar (Oder wie der Umrechnungskurs gerade ist :rolleyes: ) ins Kino gehen muss. Das manche Serien in die Länge gezogen werden stimmt allerdings. Aber dieses Problem existiert jetzt auch bei Filmen. Siehe Harry Potter, Twilight und Hobbit.

Mir kommt das Thema noch immer so vor als würde man Äpfel mit Brötchen vergleichen. Beides kann man essen aber leg mal einen Leberkäse zwischen zwei Apfelhälften... Mh... :check:
 
W

Wurzelgnom

Guest
Filme sind wie ein One Night Stand. Man vergnügt sich ein bischen. Genießt den ekstatischen Moment. Vielleicht ist es sogar so gut, dass man ne Fortsetzung will. Aber letztlich ist es abgeschlossen und man kann sich den kommenden widmen.

Serien sind wie ne echte Beziehung. Man wird miteinander vertraut, hat langfristig Spass, jede Woche wieder, über mehrere Jahre. VIelleicht ist es zwischendurch auch mal nicht so toll, aber man steckt Arbeit in die Beziehung. Manchmal stellt man fest, dass es nicht mehr passt und langweilig geworden ist und trennt sich. Aber die meisten sind auf der Suche nach der einen wahren, die so toll ist, dass man sie nie wieder loslassen möchte und hofft, dass es für immer so bleiben wird.
 

Noermel

Well-Known Member
Wurzelgnom schrieb:
Filme sind wie ein One Night Stand. Man vergnügt sich ein bischen. Genießt den ekstatischen Moment. Vielleicht ist es sogar so gut, dass man ne Fortsetzung will. Aber letztlich ist es abgeschlossen und man kann sich den kommenden widmen.

Serien sind wie ne echte Beziehung. Man wird miteinander vertraut, hat langfristig Spass, jede Woche wieder, über mehrere Jahre. VIelleicht ist es zwischendurch auch mal nicht so toll, aber man steckt Arbeit in die Beziehung. Manchmal stellt man fest, dass es nicht mehr passt und langweilig geworden ist und trennt sich. Aber die meisten sind auf der Suche nach der einen wahren, die so toll ist, dass man sie nie wieder loslassen möchte und hofft, dass es für immer so bleiben wird.

Soooo true
:top:
Heheheh dann kommt eine alte sehr sehr große Liebe dieses Jahr wieder zu mir zurück :thumbsup: "24" :w00t:
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Wurzelgnom: Der Unterschied ist nur, dass Serien und Filme (meistens) fiktive Geschichten sind und keine Menschen, mit denen man schläft oder lebt. Ich weiß zwar, was du damit sagen willst, aber der Vergleich ist schon etwas an den Haaren herbeigezogen. Das Verhältnis zwischen zwei Menschen ist doch völlig was Anderes als ein "Verhältnis" zwischen einem Menschen und einer Serie oder einem Film.
Ich habe das Gefühl, dass manche Leute die Serien viel zu ernst nehmen:wink:
 

Rebell

Well-Known Member
Tyler Durden schrieb:
...dass manche Leute die Serien viel zu ernst nehmen:wink:
Nein. In dem Punkt stimme ich Wurzelgnom vollkommen recht.

Ich nehme das anhand meines Beispiels mal auf:

Stargate.

Seit ich ca. 12 bin begleitete mich das Stargate Universum in all ihren Spin Offs etc. durchs Leben. Erst vor wenigen Monaten habe ich Stargate Universe durch gehabt.

Ich bin jetzt 25. Über die hälfte meines Lebens lang habe ich mich jetzt also mit dieser einen Serie beschäftigt. Dieses Ende von SU war bitter. Es ist nix mehr da. Nix neues kommt da mehr.

Ich war für 3-4 Wochen erstmal bedient und habe kein TV geguckt. Ich finde das schon normal wenn du etwas bzw. etwas dich so lange begleitet. Du siehst immer wieder die Charaktere, erkundigst dich auch neben der Serie nach den Menschen dahinter, verfolgst andere Serien/Filme gelegentlich mal mit aufgrund dessen weil da Schauspieler X drin ist.

Deswegen bin ich z.B. sehr betroffen als "Gen. Hammond" D.S. Davis vor ein paar Jahren gestorben ist. Deswegen war ich sehr betroffen als "Onkel Phil" James Avery und "Brian O´Connor" Paul Walker gestorben sind. Es sind einfach Charaktere und ganz wichtig, die Menschen dahinter, mit denen man sich über die Jahre beschäftigt. (bzw. mehr beschäftigt. Andere Todesfälle betreffen einen nicht wirklich weil man keinerlei Verbindung zu dieser Person gehabt hat)

Ich kann das also sehr sehr gut nachempfinden. Es ist etwas was kein Film schafft (außer einer großen Filmreihe s. "Fast & Furious").
 

Sesqua

Lebt noch
@Rebell ich hab einfach nach dem ende wieder von vorn begonnen aber in englisch :wink: hat mir über das Ende geholfen.

Ich hab bei manchen Serien auch ein Abschluß Problem. So hab ich House nie beendet als beispiel. Aber sobald ich mit der Tatsache abgeschlossen habe schau ich sie zu ende und Bedeutet das ich einen House Marathon mal hinlege und das ende feiern werd.

Jede Serie hat bei mir einen anderen Stellenwert und je nachdem schau ich diese. Kategoriesiere sie und beende sie. :wink: is kompliziert.
 

Rebell

Well-Known Member
Sesqua schrieb:
@Rebell ich hab einfach nach dem ende wieder von vorn begonnen aber in englisch :wink: hat mir über das Ende geholfen.
Ich gucke immer noch... Englisch... und momentan Nachts im TV auf P7 :ugly: . Es war mehr der Fakt: Es kommt nix neues mehr (Egal in welcher Form) der einen ein bisschen schwer schlucken liess. :wink:
 
Oben