Black Sails S01E07 - VII.

Clive77

Serial Watcher
In der siebten Folge der US-Serie Black Sails werden die Segel für das kommende Staffelfinale gesetzt. Sowohl Flint als auch Silver geraten dabei in Erklärungsnöte, deren Folgen sich bereits andeuten. Charles Vane hat derweil einen anderen Kampf zu gewinnen.

Charles Vane
In der letzten Woche ist Vane (Zach McGowan) im Lager des bärtigen Koloss, dessen Name weiterhin nicht genannt wird, angekommen. Wie sich herausstellt, ist der Mann keineswegs ein Eremit, sondern ein ehemaliger Seeräuber, der mit seiner Mannschaft und einer nicht kleinen Anzahl Sklaven - zumindest tragen einige der Arbeiter Ketten - im Holzgeschäft tätig ist (interessante Vorstellung: Vom Piraten zum Holzhändler).
Im Abspann der Folge wird der Name der kolossalen Figur, die von Garth Collins gespielt wird, mit „Albinus“ angegeben. Aufgrund des langen schwarzen Bartes und der Annahme, dass die historischen Figuren Vane und Blackbeard (der auf den echten Namen Edward Thatch hörte) sich kannten, läge es nahe, dass die Autoren sich ein paar weitere Freiheiten in Sachen Geschichte nehmen. Der Tod von Albinus - wenn er denn den berüchtigten Piraten Blackbeard darstellen soll - durch Vane wäre allerdings sehr weit weg von der (historischen) Realität.
Das Motiv von Vane für die Reise liegt allerdings klar auf der Hand: Er braucht Männer, mit denen er Nassau überfallen will. Nach kurzen Verhandlungen kann er Albinus auch überzeugen, dass seine Pläne sich lohnen. Als schon alles unter Dach und Fach ist, fasst Vane eine Entscheidung, die ihn wortwörtlich ins Grab bringt und greift Albinus vor seinen Männern verbal an, was zum Zweikampf führt, den der Koloss für sich entscheidet.
Das Brandzeichen, welches Vane auf der Brust trägt, kennzeichnet die Zugehörigkeit zu Albinus und ist wohl den unteren Klassen vorbehalten. Gleichzeitig ist es der Auslöser für Vanes versuchten Aufstand gegen den Bärtigen, den er bis dahin gefürchtet hat. Der echte Befreiungsschlag kommt aber erst am Ende der Folge als Vane sich aus seinem Grab erhebt und seinem ehemaligen Peiniger den Garaus macht. Damit dürfte er sich zum Anführer der Sippe aufgeschwungen haben.
Der Zweikampf zwischen den beiden war auch alles an handfester Action, die es diese Woche zu sehen gab. Der (endgültige) Ausgang des Kampfes stellt die Weichen für das Staffelfinale in Nassau: Es liegt wohl nahe, dass Vane mit seinen neuen Mannen dort nächste Woche einfallen wird und damit vor allem Eleanor (Hannah New) in Bedrängnis bringen dürfte. Irgendwas muss schließlich auch in Nassau passieren, wenn die „Walrus“ und die „Ranger“ zusammen auf Beutezug sind.

You’re a thief!
Für John Silver (Luke Arnold) lief es zum Auftakt der Episode noch recht gut: Eleanor hält ihr Versprechen und fordert von Flint (Toby Stephens), dass Silver den Beutezug auf die „Urca de Lima“ heile überstehen soll, da er sich für sie bereits als nützlich erwiesen hat. Aber das verschmitzte Lächeln entschwindet seinem Gesicht schnell wieder als Randall (Lawrence Joffe) ihn vor den Augen von De Groot (Andre Jacobs) und Howell (Alistair Moulton Black) als Dieb bezeichnet. Der neue Quartiermeister Dufresne (Jannes Eiselen) wird darauf hinzugezogen und die Lage für Silver wird ernst.
An sich hätte auch gut auf diesen Handlungsstrang verzichtet werden können. Wir haben schon oft genug gesehen, wie Silver sich aus schwierigen Positionen herauswindet und auf der Seite des Misstrauens gegenüber Flint ist der Verlust von Billy (Tom Hopper) so oder so der Schlüsselpunkt, der die Crew gegen den Kapitän aufbringen wird. Warum also noch mal die gestohlene Logbuchseite zum Thema machen?
Gut, eine Berechtigung hat dieser Handlungsteil schon: Randall. Als ihm mitgeteilt wird, dass er aufgrund seines Unfalls ein zu großes Risiko in der Küche und auf dem Schiff darstellt, klagt er erst Silver an. Hat er - wie Silver später vermutet - mit dem Ausgang der Lage gerechnet? Hat er geahnt, welche Lösung Silver ihm vorschlagen würde, damit beide zusammen beim Beutezug dabei sind? Man darf es annehmen, auch wenn Randall als Antwort auf Silvers Fragen lediglich einen feuchten Furz bereit hält.
Unterschwellig brodelt durch diese Szenen natürlich die Gefahr für Flint. Dufresne, De Groot, Howell, Randall - so allmählich weiß die gesamte Besatzung um die Lüge des Kapitäns bescheid. Aber mit Blick auf die Beute sind alle bereit, vorerst die Füße still zu halten.

Gates und Flint
Die Aussprache zwischen Gates (Mark Ryan) und Flint dürfte eine der bedeutungsvollsten Szenen gewesen sein. Die Frage, die im Mittelpunkt steht, wird dabei aber nicht eindeutig geklärt: Ist Billy wirklich gestürzt oder hat Flint nachgeholfen?
Die Antworten, die der Kapitän für Gates bereit hält, sind wie üblich nicht klar auszulegen. Deutlich macht er nur, was er mit einem Großteil der Beute zu tun gedenkt - was schon längere Zeit kein Geheimnis mehr ist. Ob er tatsächlich die (unbewaffneten) Leute eines anderen Raubzugs kaltblütig ermordet hat, ob er wirklich bei Billys Sturz nachgeholfen hat, dazu gibt es keine eindeutige Stellungnahme - auch wenn die Vermutung sehr nahe liegt. Für Gates bringt Flint das Fass zum Überlaufen als er indirekt Gates die Schuld für Billys Tod zuschiebt. Dabei ist die Diskussion um Vaterfiguren, die sich um ihre Schützlinge kümmern sollten oder wollen, eine allgegenwärtige. Sie lässt sich zumindest auf viele Figuren übertragen, ob es nun Gates und Billy, Miranda und Flint oder Mr. Scott und Eleanor sind - die eine Person will der anderen den rechten Weg vermitteln, woraus sich ein Großteil der Konflikte ergibt.
Das Resultat dieser für die Handlung wichtigen Diskussion ist jedenfalls, dass Gates und Flint nach dem Raubzug getrennte Wege gehen werden. Gates sagt es selbst: Nach allem zwielichtigen Verhalten des Kapitäns - die gestohlene Logbuchseite, der Überfall im Auftrag von Miranda (Louise Barnes), der Brief über den kommenden Verrat des Kapitäns, etc. - ist es nur eine Sache, die ihm auf den Magen schlägt und das ist Billy. Insofern ist es auch nicht verwunderlich, dass Gates am Ende der Folge keine Probleme damit hat, von der geplanten Ermordung Flints zu erfahren.

Miranda Barlow
Es ist offensichtlich, dass Miranda ihren Brief ohne die Zustimmung von Flint geschrieben hat und damit indirekt für die Zweifel verantwortlich ist, die Billy zuvor erneut misstrauisch machten. Kein Wunder also, dass sie von Flint zur Rede gestellt wird und es zu einer hitzigen Diskussion kommt.
Miranda will tatsächlich ein neues Leben in Boston anfangen und gedenkt dabei die Kontakte von Richard Guthrie (Sean Michael) zu nutzen (der sich mittlerweile in einen sicheren Unterschlupf begeben hat). Für Flint scheint das keine Option zu sein, wobei seine Argumente eher dürftig erscheinen. Es ist bloßer Stolz, keinerlei Entschuldigungsschreiben gegenüber England zu unterzeichnen - etwas, was er für einen Neustart in Boston machen müsste.
Gegenüber Miranda vertritt er dabei noch sehr eindeutig seine Position und seinen Traum von einem selbst aufgebauten Paradies für beide auf New Providence Island. Doch später als er sich betrinkt, scheint das Gespräch doch einen größeren Eindruck hinterlassen zu haben als er sich anmerken ließ. Seine Zweifel an der eigenen Mission werden erst durch Eleanor wieder aus dem Weg geräumt. Als er schließlich in See sticht, scheint er entschlossener denn je, sein Ziel zu erreichen.

Und sonst?
Bleiben noch zwei kleinere Handlungsbögen übrig, die kurz angeführt werden sollen. Da wäre die Rückkehr von Mr. Scott (Hakeem Kae-Kazim), der sich mit Eleanor wieder versöhnt. Aber sein Argument, aus Liebe gehandelt zu haben, wirkt dabei schon recht bizarr. Bislang haben wir die beiden stets mit verschiedenen Meinungen an diversen Entscheidungen feilen gesehen. Dass Scott dabei eine heimliche Liebe für Eleanor hegte, lässt sich nicht so ganz nachvollziehen. Ja, er hatte das - aus seiner Sicht - Beste für sie im Sinn als er sie verraten hat. Trotzdem war es ein Verrat.
Sie kommt aber seiner Bitte nach, sich um die Sklaven zu kümmern (soweit ihr derzeitiges Vermögen es zulässt) und hatte wohl auch gehofft, dass er weiterhin in ihren Diensten bleibt. Zumindest scheint sie enttäuscht als er ihr mitteilt, in Zukunft für Kapitän Hornigold (Patrick Lyster) tätig zu sein.
Der zweite kleinere Bogen dreht sich um Jack Rackham (Toby Schmitz), der von Max (Jessica Parker Kennedy) etwas Nachhilfe in Sachen Leitung eines Hurenhauses bekommt. Der wohl überflüssigste Handlungsstrang diese Woche, zeigt er doch deutlich, dass es bei der großen Menge an Figuren kaum möglich ist, jede Episode sinnvoll mit ihnen zu füllen.

Fazit: Die wichtigsten Entwicklungen waren die um Kapitän Flint und Charles Vane. Der Rest fühlte sich weniger gelungen an, hatte den bitteren Geschmack von einem Beiwerk, dessen Existenz der Füllung der Episodenlaufzeit geschuldet ist. Aber der Weg für das Finale ist gelegt und da dürfte uns nächste Woche der ein oder andere große Knall erwarten - nicht nur, was Action zu Lande und zu Wasser angeht, sondern auch mit Blick auf die persönlichen Konsequenzen der Figuren - allen voran Kapitän Flint.

6/10

P.S.: Hier noch die Extended Promo zum Staffelfinale.
 
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