La grande bellezza - Die große Schönheit ~ Italiens Oscargewinner

TheGreatGonzo

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La grande bellezza (Italien, Frankreich 2013) - Gewinner des Oscars und Golden Globes, bester fremdprachiger Film
Regie: Paolo Sorrentino (Il Divo, Cheyenne - This Must Be the Place)
Trailer

"Es ist Sommer. Rom erstrahlt in voller Pracht: schön und verführerisch. Wie Jep Gambardellas Leben - rauschende Feste, Gourmet-Restaurants und schöne Frauen. Doch hinter dem Verführer verbirgt sich ein desillusionierter Mensch, den die Oberflächlichkeit der opulenten Gesellschaft langweilt. Oft denkt er an seine literarische Arbeit, die ihm in seiner Jugend den großen Erfolg für seinen bisher einzigen Roman eingebracht hat. Außerdem schwelgt er in Erinnerungen an seine erste große Liebe. Die Leere, die ihm bleibt, überspielt er mit Zynismus und Gin Tonic. Mit seinem 65. Geburtstag wird ihm eines klar: Alles ist vergänglich. Auch in der ewigen Stadt." (amazon.de)

Ich weiß gar nicht so recht was ich zum Film schreiben soll. In knapp zweieinhalb Stunden, mit vereinzeltem Voice Over, einem Minimum an Handlung, dafür einer großen Portion Charakter, sei es die wunderbare Hauptfigur oder die visuell betörende Inszenierung, klappert La grande bellezza einen Haufen an Themen ab, die in ihrer manchmal fast kryptischen Art wohl auch etwas an mir vorbegezogen sind. Trotzdem ist Die große Schönheit ein recht faszinierender Film geworden, nicht zuletzt wegen seiner Bilderpracht, aber auch wegen seiner subtilen Charakterzeichnung, dem absurden Humor und der passenden, sehr entspannten, ein bisschen surreal erscheinenden Erzählweise. Wirkt manchmal zwar etwas überzogen, ist aber doch ein schöner Film geworden, italienische Lebensfreude trifft auf Schwermütigkeit, Romantik auf Melancholie bei der Suche nach einem Sinn im Dasein und der großen Schönheit dahinter, was sie denn auch sein mag.

7-8/10
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Sorry Gonzo, da bin ich anderer Meinung. :squint:

Rom ist eine romantisch faszinierende Stadt, und der Film fängt die Schönheit der Stadt ansprechend ein. Die klassische Musikauswahl macht dann schon ihr Übriges, um Sinnlichkeit aufzubringen, aber mit Sorrentinos Figuren und der Filmhandlung konnte ich nicht viel anfangen. Gut, Humor ist immer subjektive Sache, aber meiner Meinung nach ist auch der ernste Anteil nicht sehr gelungen.

Die Partyszenen empfand ich als sehr ätzend, nicht als verführerisch, und bei Jep bin ich mir immer noch nicht sicher, was Sorrentino genau vorschwebte. Soll er eine lächerliche Figur sein, die vergangenen Zeiten nachschwärmt? Ein Heuchler, der das Nichtstun feiert, sich auf Jahrzehnte alten Erfolgen ausruht und bloß das Bild eines weisen, erfahrenen, reichen, faszinierenden Mannes darstellt, ohne je wirklich was besonderes zu zeigen? Dafür spräche auch Sorrentinos Inszenierung seiner Kollegen als notgeile, lügende und Schönheitschirugie liebende Leerkörper, dazu das Verdrängen des Autors, der es gut meint und der was schaffen will, der aber ignoriert wird.

Andererseits ist Toni Servillo trotz seines Kettenrauchens und seinem Festhalten an Fassade ein charismatischer Kerl, den man schwerlich unsympathisch finden kann. Ein Unhold ist er ja nun auch nicht. Für mich war sein Sinneswandel aber auch leider kein Stück bewegend. Meiner Meinung nach hätte der Film auch an der Stelle enden müssen, als das 20 Jahre jüngere Model in seinem Bett liegt und ihm das Zusammensein plötzlich mal wichtiger ist als die körperliche Eroberung. Nein, aber dann kommen ja noch 30 Minuten mit der Nonne.

Ich bin kein Fan von Flashbacks, aber anstatt so viel Zeit auf dem leeren Leben der High Society in seiner Gegenwart zu verbringen hätte ich es für sehr viel effektiver befunden, hätte man weitaus mehr Zeit mit seiner Vergangenheit verbracht.

Die 5/10 erreicht er bei mir nicht, befürchte ich. Dafür schwebt auch der Schatten Fellinis zu sehr über diesem Film.
 
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