Bates Motel S02E04 - Check-Out

Clive77

Serial Watcher
In der Folge „Check-Out“ der US-Serie Bates Motel... ach, lassen wir das. DER Wendepunkt, auf den die Zuschauer seit der Ankündigung der Serie gewartet haben, ist gekommen.

Emma
Die liebe gute Emma (Olivia Cooke), die sich stets um Norman (Freddie Highmore) bemüht hat, erwacht zu Beginn der Folge neben ihrem Party-Begleiter Gunner (Keenan Tracey) - und hat keine Ahnung davon, wie sie zusammen mit ihm in einem Zimmer im Bates Motel gelandet ist.
Als Zuschauer muss man Emma einfach lieben. Momentan verkörpert sie eine der wenigen aufrichtigen und ehrlichen Figuren in der Serie. Mehr noch, bisher hat sie stets ein Auge auf Norman geworfen und mehr als einmal gezeigt, was sie für den kuriosen Jungen empfindet. Mit Gunner hat sie nun scheinbar die Nacht verbracht und ist sich nicht sicher, ob das eine gute Sache war. Entsprechend weicht sie Gunner zunächst in der Episode aus, versucht ihm aus dem Weg zu gehen, was selbst Norman mitbekommt.
Als Gunner endlich die Möglichkeit bekommt, sich mit Emma auszutauschen, sieht die Sache aber wieder anders aus. Emma findet hier erstmals eine Person, die sich um sie bemüht (nicht umgekehrt) und die offen, ehrlich und freundlich mit ihr umgeht. Da ist es kaum verwunderlich, dass sie die Zuneigung erwidert und Gunner von jetzt an ihr love interest wird. Die Szene zwischen den beiden, in der sie ihm ihre Jungfräulichkeit offenbart, ist allerliebst und er hat auch kein Problem damit, die Dinge langsam anzugehen. Im Vergleich zum sonstigen Geschehen in der Folge, kommt das schon fast einem Affront gleich. Hoffentlich erweist sich Gunner nicht doch noch als jemand mit bösen Absichten.
Außerdem stellt sich die Frage, wie Normans Entwicklung voran schreiten wird, wenn Emma nun als eine Stütze wegbricht. Wenn sie nicht mehr Norman hinterher jagt, sondern anderweitig glücklich wird, gibt es kaum noch jemanden, der in seinen Entwicklungsprozess einschreiten beziehungsweise ihn aufhalten kann. Andererseits ist er auch selbst schuld daran, dass Emma sich einen anderen Jungen sucht, schließlich wird sie von den Geschehnissen innerhalb der Familie ausgeschlossen.

Dinner
Eigentlich möchte Norma (Vera Farmiga) überhaupt nicht zum Dinner, welches von Christine (Rebecca Creskoff) angeleiert wird und ganz offensichtlich dafür sorgen soll, dass Norma und Christines Bruder George (Michael Vartan) sich näher kommen. Aber da hat sie nicht mit Christines Überzeugungskraft gerechnet.
Die Frage, die sich hier eindeutig stellt: Weshalb liegt Christine so viel an Norma? Weshalb will sie sie unbedingt mit ihrem Bruder verkuppeln? Mit Blick auf die bisherigen Bewohner von White Pine Bay mutet diese Aktion sehr kurios an. Was steckt dahinter?
Falls Christine wirklich nur jemanden für ihren Bruder finden möchte, scheint die Rechnung jedenfalls aufzugehen. George ist ein echter Gentleman und könnte für Norma ein Licht am Ende des Tunnels sein. Auch wenn Norman ihn eindeutig nicht mag - wenn Blicke töten könnten. Die Vermutung wäre, dass die Autoren hier jemanden ins Spiel bringen, der Eifersucht bei Norman wecken soll. Abwarten.
Als das Thema auf die Umgehungsstraße kommt, ist Norma sichtlich mitgenommen. Sie versucht zwar, die Sache mit Humor zu überspielen, aber es ist klar, dass ihre Zukunft auf dem Spiel steht. Insofern darf man gespannt sein, ob und wann sie mit Nick (Michael O’Neill) ihr nächstes Gespräch hat und womöglich für einen Aufschub sorgen kann, was den Bau der geschäftstötenden Umgehungsstraße angeht.

Zane
Dylans (Max Thieriot) neuer Boss Zane (Michael Eklund) ist nach wie vor auf Kriegspfad und bekommt diese Woche Besuch von Sheriff Romero (Nestor Carbonell). Doch statt die Warnung des Sheriffs („I can be a really nice guy - till I break you.“) ernst zu nehmen, wirft er offensichtlich Öl ins Feuer und setzt später das Haus von Romero in Brand. Wir sehen zwar nicht, wie Zane das Feuer legt, aber der Verdacht ist offensichtlich - nicht nur für uns, sondern auch für Romero.
Der Sheriff konnte bereits in der ersten Staffel zeigen, dass er durchaus ernst machen kann. Es dürfte demnach nicht lange dauern, bis es zu einer Konfrontation mit Zane kommt, die wohl ähnlich ausgehen wird wie das erste Staffelfinale mit dem Gast aus Zimmer 9. Die Ausstrahlung, die Carbonell dabei zu Tage legt, sein kalter Blick Zane gegenüber - da bekommt man als Zuschauer Gänsehaut, auch wenn es sich hier nur um einen Nebenstrang der Folge handelt.

Dylan
Dylan ist in dieser Episode eine Figur, mit der der Zuschauer nur allzu sehr mitleiden kann. Gleich zu Beginn wird deutlich, wie sehr ihn Normas Offenbarung über seinen Vater Caleb (Kenneth Johnson) mitgenommen hat. Im Gegensatz zu Norma ist Dylan aber in der Lage, mit Caleb Tacheles zu reden und ihn mit Normas Vorwürfen zu konfrontieren. Caleb streitet dabei nicht ab, dass er Sex mit seiner Schwester hatte. Doch er gibt Dylan das Geld zurück und scheint ernsthaft nicht zu glauben, dass er Dylans Vater ist. Hat Norma also doch nicht die ganze Wahrheit erzählt?
Doch, hat sie. Sie hat die Schwangerschaft damals benutzt, um dem Elternhaus zu entfliehen. Mit dieser Aussage versetzt sie Dylan einen weiteren Schlag und der ist nun drauf und dran, White Pine Bay hinter sich zu lassen. Mit Blick auf den Beginn der Serie hat Dylan damit einen tragischen Weg hinter sich: Zunächst war er nicht willkommen im Motel und konnte sich nur mit Müh’ und Not bei Mutti beliebt machen. Jetzt ist er endlich zum Teil der Familie geworden und kennt auch Normans Geheimnis um die Blackouts und die Wahrheit um den Tod von Normans Vater, nur um dann zu erfahren, dass er aus Inzucht hervorging. Es bleibt aber noch abzuwarten, ob er wirklich aus dem Motel auschecken wird. Zumindest seine momentanen Arbeitgeber dürften einer spontanen Kündigung im Wege stehen.
Bemerkenswert dabei ist noch, dass er Norman in einer Szene beinahe offenbart, was er über den Tod von Normans Vater und die Blackouts weiß, es aber dann doch nicht tut. Er gibt Norman so gesehen zwar einen Tipp, doch mal bei Mutti nachzufragen (was Norman auch macht), aber riskiert nicht, Norman direkt damit zu konfrontieren.

Norma(n) Bates
Hatte irgendwer letzte Woche geschrieben, dass Cody (Paloma Kwiatkowski) und der neue Job, den sie Norman verschafft, vielleicht besser ist als das Ausstopfen von Tieren im heimischen Keller? Tja, falsch gelegen. Durch Cody wurde diese Woche Normans zukünftiger Werdegang gefestigt. Schließlich macht sie den Vorschlag, dass er Caleb entgegen treten solle. Beachtlich, dass er Cody dabei mehr von den Familienkonflikten berichtet als Emma gegenüber.
Aber der erste Versuch, Caleb aus der Stadt zu vertreiben, wird im letzten Moment noch abgebrochen. Dabei darf Cody erster Hand miterleben, dass sie es nicht mit einem normalen Jungen zu tun hat - als Norman sich gegen die Konfrontation entschließt und Cody meint, er solle jetzt nicht umdrehen, bedroht er sie mit dem Montiereisen.
Die ausschlaggebende Szene, um Caleb doch noch entgegen zu treten, liefert die abschließende Diskussion zwischen Norma und Dylan, die Norman heimlich mitbekommt. Die Wut steigt in ihm auf und er stellt Caleb schließlich noch zur Rede. Dabei steigert er sich immer weiter in Norma hinein und wird geistig schließlich zu seiner eigenen Mutter. Wir erleben erstmalig, wie er die Rolle übernimmt, die bereits aus dem ersten Film bekannt ist.
Dabei hat er Caleb nicht viel entgegen zu setzen und wird schnell überwältigt. Während der Onkel sich davon macht, bleibt der Junge apathisch zurück und wird am Ende von Cody aufgelesen.
Diese Wendung muss erstmal verdaut werden. Es war zwar abzusehen, dass Codys Vorschlag keine gute Idee ist, aber als bei Norman die Sicherungen durchbrennen, war das ganz großes Kino. Dabei lässt die Episode es sich nicht nehmen, immer wieder die Bindung zwischen Mutter und Sohn hervorzuheben, bei der das Wort „ungesund“ stets im Kopf des Zuschauers herum spukt.

Fazit: Eine Glanzleistung, die die Macher und Darsteller hier vollbringen. Der Höhepunkt ist eindeutig Normans Entwicklung, aber auch der Rest der Folge weiß zu überzeugen und ein Drama abzuliefern, welches zum Nägelkauen einlädt. Wenn es etwas zu kritisieren gibt, dann höchstens die zu kurze Laufzeit von „Check-Out“ - da hätten ruhig noch weitere 45 Minuten folgen können.

9,5/10
 

Noermel

Well-Known Member
Dylan hatte auf alle Fälle mehr Glück auf seiner Heimfahrt als Jordan Belford on durgs :biggrin:
Er kam ja immerhin unbeschadet ( ok bissel Kotze an de Autotür ) zu hause an.

Emmaist wirklich Herz allerliebst :love:

Norman :wacko: naja irgendwann mußte es ja mal losgehen. Fragt sich nur ob er sich selbst wirklich bewußt darüber ist als er zu Mutti wurde. Wohl eher net.
Ansonsten hätte nicht gedacht das Caleb die Folge überlebt. Somit haben wir zumindest mal noch einen Augenzeugen von Norma(n) :whistling:
 

Clive77

Serial Watcher
Ich glaube, Norman wird sich nur noch daran erinnern können, wie er ins Zimmer rein ist. Er stellt sich ja noch als Norman vor und mimt erst die Mutterrolle, nachdem er von Caleb geschubst wurde. Aber wer weiß, vielleicht hat er auch den Anfang vergessen...
 
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