A Simple Life - Tao Jie ~ Andy Lau

Presko

Well-Known Member
Ehrlich gesagt, habe ich gedacht, ich hätte längst einen Thread dazu eröffnet – jetzt aber keinen gefunden, als ich darauf hinweisen wollte, dass er in Deutschland nun endlich am 24. April startet. Ich habe ihn ja schon lange per Import gekauft. Ist einer meiner Lieblingsfilme der letzten Jahre überhaupt

A Simple Life - Tao Jie (2011)

Regie
Ann Jui

Cast
Andy Lau – Roger
Deannie Yip – Ah Tao


Trailer

Handlung
Roger ist ein erfolgreicher Filmproduzent. Als Single lebt er mit seiner Haushälterin Ah Tao zusammen, welche seit seiner Kindheit in den Diensten seiner Familie steht. Eines Tages erleidet Ah Tao einen Schlaganfall. Da sie nur Roger hat, kümmert er sich um ihren Verbleib in einem Altenheim. Ah Tao, welche bisher noch nie auf fremde Hilfe angewiesen gewesen ist, muss erst lernen, wie es ist, wenn man nicht mehr alles selbstständig machen kann und auch das Leben in dem Altenheim wirkt erst einmal fürchterlich auf sie. Immerhin ist Roger noch da, welcher sie regelmässig besucht. Doch auch für Roger, welcher sich bisher von Ah Tao hat versorgen lassen, stellt das alles eine neue Situation dar. Zum ersten Mal fühlt er sich für einen anderen Menschen verantwortlich und ist um dessen Wohl besorgt.

Meinung
Wie gesagt, Tao Jie, ist einer meiner Lieblingsfilme der letzten Jahre. Es handelt sich um einen ruhigen, tragikomischen Film, in dem an und für sich ganz wenig passiert, der aber mit seiner zurückhaltenden Beobachtungsgabe dem Zuschauer unheimlich viel schenkt. Der Film ist zudem von einer unheimlich Sanftheit, ohne dabei ins Kitschige abzudriften. Die Figuren im Film sind keine Übermenschen, keine ideal konzipierte Filmfiguren, sondern um sehr menschliche, fehlbare Charaktere mit ihren Macken und ihren guten Seiten. Als Zuschauer beobachten wir in Ah Tui langsam ihren Platz im Altenheim findet und eine gewisse, neue Lebenslust dort gewinnt, wie sie auch lernt loszulassen und Hilfe anzunehmen bzw. auch neue Möglichkeiten findet, anderen zu helfen. Ohne dies allzu direkt zu machen, geht es im Film auch um die Biografie von Ah Tui, ihre Geschichte im Dienst von Rogers Familie und ihre Rolle darin.
Für das westliche Auge gewinnt der Film abseits der Beobachtung auf die Entwicklung der Figuren und ihrer Beziehung auch grossen Reiz durch den Blick in eine andere Kultur. Der Umgang mit den alten Menschen, die Art des Altenheims, die kulturellen Eigenheiten – auch die Parallelen – das alles ist sehr spannend und eindrücklich dargestellt, ohne darauf aus zu sein, aus sowas Kapital zu schlagen, da der Film ja auch keineswegs für ein westliches Publikum gemacht worden ist.
Die Inszenierung ist eher dokumentarisch. Gerade die ersten Szenen im Altenheim könnten genausogut aus einem Dokumentarfilm stammen.
Kleine Abstriche erhält der Film für die ein oder andere Nebenhandlung, die beispielsweise davon handelt, wie Roger eine Familie aus einer Wohnung herausekelt, um jene frei zu bekommen, damit Ah Tao dort wohnen könnte.
Getragen wird der Film eindeutig von Deannie Yip als Ah Tui. Der Film ist ganz auf sie zugeschnitten. Ihre Performance ist wunderbar und ans Herz gehend und kommt absolut natürlich daher. Andy Lau, der Superstar, spielt ebenfalls sehr zurückhaltend, was dem Film und der Figur gut tut. Im übrigen gibt es eine ganze Reihe weiterer sehr gelungener Figuren im Film (wie einen alten Frauenhelden, der dauernd um Geld bettelt, das er dann heimlich für Prostituierte ausgibt).

Ich kann nur sagen, dieser ruhige, unspektakuläre Film ist ein Juwel, in dem es trotz seiner vordergründigen Einfachheit unheimlich viel zu entdeckend gibt. Der Facettenreichtum in diesem kleinen Film ist wirklich enorm. Tolle Schauspieler und viele tolle, natürliche Szenen, eine wunderbare Beobachtungsgabe machen diesen Film für mich zu einem absoluten Meisterwerk.

9.5/10 Punkte
 

Presko

Well-Known Member
Warum mal nicht einen Triple-Post: Wenn ichs richtig gesehen habe, gibts den Film von nächster Woche an in Deutsch. Also unbedingt mal anschauen :wink:
 

Joel.Barish

dank AF
Ich plane ein kleines Special zum zeitgenössischen chinesischen Film (und dem aktuellen Einfluss Chinas auf die Filme des Westens) und habe diesen hier schon seit einer Weile dank deiner Kritik notiert, Presko. Auch wenn dieser Film aus Hongkong ist und wir uns damit direkt wieder im gefährlichen Bereich der Fernost-Politik befinden, werde ich den Film bei Zeiten mal für dieses Special sichten. :smile:
 

Manny

Professioneller Zeitungsbügler
@Joel
Warum nur China? Wieso nicht auch gleich Japan dazu? Oder würde das zu Umfangreich werden, da mehr als ein asiatisches Land ins Special zu nehmen?
 

Joel.Barish

dank AF
Diverse Gründe. Mir scheint, dass das japanische Kino (nicht zuletzt dank Anime) nicht diesen exotischen Distanz-Charakter hat. Natürlich könnte ich das Augenmerk auf aktuelle Regisseure wie Sion Sono und Hirokazu Kore-eda legen (und mache das vielleicht auch noch), aber das sollte nur ein kleines Special werden. Ich wollte mich damit nicht überladen. Was filmtechnisch z.B. auch in Südkorea passiert, was es da abseits von "Oldboy" seit 1998 etwa in hochqualitativer Regelmäßigkeit gibt, verdient auch Aufmerksamkeit. Vielleicht ein anderes Mal. Das indische Kino abseits von dreistündigen melodramatischen Sing- und Tanzepen ist für mich selbst noch zu sehr ein böhmisches Dorf.

Ich habe durch einen Freund, der Chinesisch lernt, eine chinesische Freundin hatte und sich diverse Filme zu Sprachlernzwecken importierte, einige Filme gesehen. Zuletzt auch im Kino und auf DVD, gestern übrigens (*psssst) im TV. Das wollte ich nutzen. Außerdem ist der chinesische Einfluss auf das Weltkino und besonders das US-Kino zunehmend deutlich. Darüber könnte man sprechen, also kann man das mit einer Hand voll Kritiken kombinieren. Das war so ungefähr mein Plan und mein Gedankengang. :smile:
 

Manny

Professioneller Zeitungsbügler
Hhmmm, ok. Dann bin ich mal auf das Special gespannt.

Joel.Barish schrieb:
Das indische Kino abseits von dreistündigen melodramatischen Sing- und Tanzepen ist für mich selbst noch zu sehr ein böhmisches Dorf.
Für mich ist das eher sowas wie ein verbotener Ort. Man müsste mich schon foltern, bevor ich mir was aus Indien ansehe.
 

Joel.Barish

dank AF
Ja, aber das indische Kino ist eben weitaus mehr als Bollywood und Shah Rukh Khan. Gehe ich zumindest von aus. Irgendwann werde ich da mal genauer forschen, aber das ist auch eine Frage der Verfügbarkeit. Damit sieht es hierzulande nämlich eher schlecht aus. Wobei es hierzulande VÖ-technisch auch schlecht aussieht bei japanischen Klassikern vor 1975, an denen nicht "Kurosawa" steht. Aber das ist wieder ein anderes Thema.
 

Presko

Well-Known Member
Irgendiwe fühle ich mich ja hier nicht ganz ernstgenommen, Leute. Echt jetzt, schaut Euch bitte diese Perle an (ausser ihr könnt wirklich gar nix, mit ruhigen, langsamen Filmen anfangen)¨!!! :angry:

:tongue:
 

Presko

Well-Known Member
Ähemm.....

Jetzt mal ehrlich ... zwei Jahre seit dem letzten Post .... wirklich niemand? Ich könnte grad heulen - echt :confused:
 

Ormau

Well-Known Member
@Presko.

Ich kann dich beruhigen.... :biggrin:

Habe das gute Stück vor einigen Monaten gesichtet und für gut empfunden.

Ohne weiter Spoilern zu wollen, hatte es einige emotionale Momente, nachdem mann nunmal ein ganzes Leben dieser bzw eines Menschen miterlebt.

Ausserdem ist für mich immer wieder dieses 'einfache Leben' eine art Vorbild.... Es rüttelt einen wach, das man sein Leben auch anders oder bewusster erleben könnte/sollte.

Geschaut hab ich aber hauptsächlich wegen Andy Laut, und der guten imdb.de Bewertungen.

Eine eigene Wertung.... hab ich aktuell nicht zur Hand... Und ich denke, noch andere haben den Film gesehen, bemühen sich aber nicht extra den Filmtread zu suchen, da die Begeisterung nicht so gross war wie deine.....oder diese mit ihrem komplizierten Leben genug zu tun haben :tongue:
 
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