Supernatural S09E21 - King of the Damned

Clive77

Serial Watcher
Mit der Folge „King of the Damned” nimmt die US-Serie Supernatural (endlich) die Staffelhandlung wieder auf. Dabei gibt es an allen Fronten Fortschritte, aber auch Probleme.

Battlefield Earth
Castiel (Misha Collins) war nicht untätig, seit wir ihn zuletzt gesehen haben. Mittlerweile von einer beachtlichen Anzahl von Gefolgsleuten umgeben, die ihn „Commander“ nennen, hat er die Führung im Kampf gegen Metatron (Curtis Armstrong) übernommen und seine große Zentrale gleicht einem professionellen Fahndungsbüro. Von dort schickt er seine Truppen los, die Ausschau nach Verbündeten von Metatron halten sollen und zu Beginn dieser Episode auch fündig werden.
Ezra (Gordon Michael Woolvett) ist ein Anhänger vom ehemaligen Schreiberling Gottes und macht (zu seinem Pech) Werbung für den Möchtegern-Autoren der weiteren Himmelsgeschichte. Allerdings gelingt es Castiel nicht, die nötigen Informationen über Metatron aus Ezra herauszuholen, weshalb er (in der letzten Episode) Sam (Jared Padalecki) und Dean (Jensen Ackles) angerufen hat, um in der Sache unterstützt zu werden.
Ein mulmiges Gefühl geht durch die Magengrube des Zuschauers als Dean sich einverstanden erklärt, Ezra alle Informationen auch bereitwillig mit Gewalt zu entlocken. Wir erinnern uns an das Kainsmal und Deans damit verbundene, neu entdeckte Lust am Töten (vorletzte Folge: „Look at me, bitch.“). Aber gerade als er den inneren Folterknecht herausholen will, hat Sam eine andere Idee und sorgt damit für die nötige Auflockerung des Interviews.
Wie die beiden aus Ezra die neuen Details über Metatrons Pläne entlocken, macht schon fast einen zu leichten Eindruck. Aber Ezra scheint ohnehin nicht der Hellste zu sein, was ihm eine Position in Metatrons Bodentruppen einbrachte - zur Elite steigen nur die wenigsten auf. Einige entscheidende Informationen fördert die Fragestunde aber dann doch zu Tage: Metatrons Weg in den Himmel besteht aus einem mobilen Portal. Damit eröffnet sich für die Engel um Castiel ein Weg zurück, sofern sie die Kontrolle darüber bekommen können.

Who is good, who is evil?
Doch es gibt nicht nur Fortschritte zu vermelden, denn wenig später wird Ezra tot aufgefunden - obwohl Sam und Dean ihn unangetastet zurück ließen. Als Zuschauer hat man sogleich Dean im Verdacht, für die Tat verantwortlich zu sein. Aber es scheint sich bei dem Attentäter doch um einen (oder mehrere) von Castiels Gefolgsleuten zu handeln.
Das Treffen zwischen ihm und Gadreel (Tahmoh Penikett) sollte hinter Metatrons Rücken stattfinden und friedlich ablaufen, doch Castiel wird angegriffen. Es besteht natürlich die Möglichkeit, dass Metatron (beziehungsweise dessen Anhänger) durch Gadreel von dem Treffen erfahren hat, aber das würde nicht so ganz zum Gesprächsverlauf passen. Somit gibt es tatsächlich Spione in Castiels Zentrale.
Der Versuch, Gadreel auf seine Seite zu holen, ist selbstredend ein guter Schachzug des Engels im Trenchcoat. Castiel findet genau die richtigen Argumente, um den ehemaligen Wächter des Gartens Eden nachdenklich zu stimmen. Ob dieser dem Angebot auch folgt, wird sich vielleicht schon bald zeigen. Sollte er es tun, hätte Castiel Zugang zu Metatrons innerem Zirkel (der oben angesprochenen Elite), wodurch sich die Chancen auf einen Sieg über den selbsternannten Himmelshüter deutlich erhöhen würden und der offene Krieg Engel gegen Engel in der Tat vermieden werden könnte.

Battlefield Hell
Im Kampf um die Herrschaft über die Hölle stehen sich Crowley (Mark Sheppard) und Abaddon (Alaina Huffman) nun gegenüber. Das Endspiel zwischen den beiden findet statt und die Karten des King of Hell sehen alles andere als gut aus. Nicht nur, dass seine Vertrauten die Seiten gewechselt haben, die rothaarige Dame hat sich an ihre Fähigkeit, durch die Zeit reisen zu können, erinnert und einen gewissen Gavin MacLeod (Theo Devaney) in ihrer Gewalt - Crowleys Sohn.
Hier kommt nun die (seit dem letzten Staffelfinale neue) menschliche Seite des King of Hell zum Zuge. Im Angesicht der Folter von Gavin durch Abaddon fehlt ihm die nötige Härte und er muss sich auf ihren Plan einlassen, den Träger des Kainsmals samt „First Blade“ in eine Falle zu locken.
Gavin erfüllt dabei zwei Funktionen: Einerseits lockert er durch die Offenbarungen über seinen Vater die Atmosphäre für den Zuschauer wieder ein wenig auf („Are we in heaven? You must be angels.“), andererseits hat der Knight of Hell mit ihm ein passendes Druckmittel gegen Crowley in der Hand. Und obendrein gibt es noch einige Hintergrundinformationen über den Werdegang der MacLeods. Dass der Vater seinen Sohnemann zum Schluss nicht wieder in der Zeit zurück schickt (wo ihm in Kürze der Tod bevor stünde), ist noch einmal ein passender Fingerzeig auf Crowleys Menschlichkeit.
Aber zurück zu Abaddon: Es scheint ein wenig fragwürdig, weshalb sie nicht vorher schon Zeitreisen benutzt hat, um ihren Status als Anführerin zu festigen. Wenn man sich mit dem Thema beschäftigt, sind die Möglichkeiten geradezu endlos. Andererseits könnte man natürlich argumentieren, dass Veränderungen in der Vergangenheit nicht immer zum gewünschten Ziel führen und nur schwer berechenbar sind - daher vielleicht auch die Entführung von Gavin, kurz bevor er gestorben wäre. Zu oft sollte dieses Mittel von den Autoren jedenfalls nicht eingesetzt werden, um ein Kaninchen aus dem Hut zu zaubern.
Eine andere Sache betrifft den Plan von Abaddon, sich Dean mit „First Blade“ in der Hand zu stellen. Weshalb nicht erst sicherstellen, dass die Waffe vernichtet wird? Sie hätte doch ahnen können, dass sie gegen den Träger des Kainsmals samt Waffe unterliegen würde - ob nun Hinterhalt oder nicht. Der sonst so geniale Plan - mitsamt der Stilllegung Crowleys - hatte somit eine entscheidende Fehleinschätzung.
Aber ob nun leicht verkalkuliert oder wegen Crowleys heimlicher Warnung: Der Kampf zwischen Dean und Abaddon war schön inszeniert und bot einen passenden Showdown für die Folge. Ein Problem weniger für die Winchesters. Endlich.

King of Hell
Man könnte sich nun fragen, weshalb Dean nicht auch gleich Crowley mit aus dem Weg geräumt hat. Der Plan sah es schließlich vor, nach Abaddon auch den mit allen Wassern gewaschenen Dämon zu erledigen und eine solche Chance, in der der allseits beliebte Widersacher der Winchesters quasi auf dem Silbertablett serviert wird, kann es so schnell nicht wieder geben. Andererseits: Wer von den Zuschauern möchte schon auf Crowley verzichten?
Mark Sheppard hat es auch in dieser Folge wieder geschafft, eine äußerst sympathische Figur abzuliefern. Nicht zuletzt dadurch, dass er trotz Abaddons Klammergriff Dean eine versteckte Warnung („Poughkeepsie“ - bekannt aus „Road Trip“ 9x10) hat zukommen lassen. Außerdem steht ihm die menschliche Seite, die ihn in dieser Episode verwundbar machte, ganz gut und bietet noch einige Optionen für künftige Begegnungen mit den Brüdern. Es wird sicher nicht lange dauern, bis die beiden erneut auf seine Unterstützung angewiesen sind.

Winchesters
Es tat richtig gut, die beiden Brüder bei der Bergung des Messers mal wieder vor einem Gegner wegrennen zu sehen, statt sich schulterzuckend in den Kampf zu stürzen. Zu viele bekannte übernatürliche Figuren stellen keine besondere Gefahr mehr dar, was sich besonders in den Fällen der Woche immer wieder bemerkbar macht. Schön zu wissen, dass die Höllenhunde (noch) nicht dazu gehören. Danke Juliette.
Was die Entwicklung zwischen den Brüdern angeht, erkennt Sam bei Dean immer mehr Anzeichen für die Folgen des Kainsmals. Die skeptischen Blicke, die er Dean dabei zuwirft, sind schon sehr eindeutig und sprechen für sich. Zur Sprache bringt er es aber erst, nachdem er gesehen hat, wie Dean auf die bereits erledigte Abaddon weiter eingestochen hat und davon erfährt, dass er mit Absicht in den Keller des Humboldt Hotels geschickt wurde - damit er Abaddon keine Gelegenheit gibt, ihn in die Finger zu bekommen.
Einerseits hat Dean natürlich recht. Die Gefahr hätte bestanden und wenn er es aus dem Motiv gemacht hat, Sam schützen zu wollen, lässt sich die Aktion auch nachvollziehen. Andererseits kam es schon oft genug vor, dass Dean in eine aussichtslose Lage geriet und durch Sam gerettet wurde (zugegeben, gefühlt ist es meist umgekehrt). Da hätte er gerade bei einem Gegner wie Abaddon durchaus auf die Unterstützung seines Bruders setzen können.
Deans Gewaltakte sind auf jeden Fall ein Problem, welches mit dieser Folge stärker in den Vordergrund gestellt wird und das er auch bereits erkannt hat beziehungsweise haben sollte. Trotzdem besteht er darauf, dass das „First Blade“ nicht irgendwo versteckt wird, sondern in seiner Reichweite bleibt. Wenn das mal nicht ein böses Omen für den Preis des Kainsmals ist. Etwas Gutes hat die Sache allerdings: Während Sam seit der Gadreel-Geschichte recht kühl gegenüber seinem Bruder wirkte, scheint sich das Blatt nun zu wenden. Er macht sich abseits vom business as usual wieder Sorgen um Dean. Ein Schritt in die richtige Richtung.

Fazit: Abgesehen von minimalen Ungereimtheiten eine erstklassige Folge. Ein passender Mix aus ernsten Situationen und dem Humor, den die Serie wie kaum eine andere auf Lager hat. Dazu die Fortsetzung der staffelübergreifenden Handlungsbögen inklusive großem Endkampf am Ende. Was will man mehr?

9,5/10 Extra three inches of willy
 

Woodstock

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Schöne Folge. Crowley und sein Sohn hatten was von Gaiman. :biggrin:

Mit gefällt es nur nicht das der Wirt von Abaddon tot ist. Die Würstchenparty im Bunker geht weiter. :thumbdown:
 
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