Superman - 15teilige Serie von 1948

Clive77

Serial Watcher
Wenn heute alle Welt von Superman spricht, schweifen die Gedanken schnell zu Henry Cavill ab oder es wird sich an Christopher Reeve erinnert, der den Man of Steel in vier Kinofilmen verkörperte. Aber die erste Kinoauswertung des Comichelden war ganze dreißig Jahre vor dem ersten Film mit Christopher Reeve angesiedelt und kam 1948 in Form eines Serials auf die Leinwand, das aus 15 Episoden mit insgesamt etwas mehr als 240 Minuten Laufzeit daher kam. Trailer.
Columbia machte seinerzeit Werbung damit, keinen Schauspieler für die Rolle gefunden und daher Superman selbst engagiert zu haben. Ob es nun daran lag oder an der Tatsache, dass Superman schlicht und ergreifend schon damals eine der bekanntesten Comicfiguren war: Die Serie wurde ein enormer (finanzieller) Erfolg und selbst in Kinos aufgeführt, die zuvor noch nie ein Serial mit ins Programm genommen hatten.

Bevor aber Columbia sich der Sache annahm und mit Sam Katzman produzierte, gab es schon vorher einige Versuche, den Man of Steel in serieller Form auf die Leinwand zu bringen. Republic Pictures unternahm zwei Versuche, konnte sich aber 1940 die Rechte von National Comics (später DC Comics) nicht sichern und der zweite Versuch ein Jahr später scheiterte daran, dass Paramount sich bereits für seine Zeichentrick-Reihe die Rechte gekauft hatte und National Comics auf absoluter Kontrolle in Sachen Skript und Produktion bestand. Erst 1947 konnte sich Katzman die Realfilm-Rechte sichern und fand nach mehreren Versuchen schließlich mit Columbia ein produzierwilliges Studio. Für die Hauptrolle wählte Katzman Kirk Alyn aus, wobei auch hier einige Hindernisse überwunden werden mussten - unter anderem auch bei Columbia, die wohl deshalb auf die besondere Werbemethode setzten und Alyns Namen aus den Credits raushielten oder ihn aber nur als Clark Kent führten.

Soviel zum kurzen historischen Abriss. Eine Besonderheit der Serie fällt gleich bei der ersten Episode auf: Obwohl als Realfilm gedreht, hat die Reihe zahlreiche Zeichentrick-Elemente mit an Bord. Neben kleineren Sequenzen wie zum Beispiel der Explosion Kryptons betrifft das hauptsächlich die Flugeinsätze von Superman. Alyn springt dabei in die Luft oder wahlweise auch aus dem Fenster und anschließend übernimmt die animierte Figur unseren Helden. Beim Abflug ist der Übergang dort auch recht geschmeidig gelungen, allerdings hatte man wohl Probleme, es bei der Landung ähnlich zu gestalten. Supermans Bodenkontakt findet daher stets hinter einem Auto, Felsen oder ähnlichem statt, bevor Alyn wieder kostümiert zum Vorschein kommt. Auch wenn Superman unter Beschuss gerät, wird auf Zeichentrick-Kugeln gesetzt. Im Bild posiert Alyn dann (meist mit einem Grinsen im Gesicht) demonstrativ aufrecht, während die gezeichneten blauen Bohnen von ihm abprallen.
Vor allem die animierten Flugsequenzen wurden damals als schwächster Punkt der Serie moniert, zumal Republic Pictures bereits 1941 mit den „Adventures of Captain Marvel“ eine andere Lösung gezeigt hatte - ein Dummy aus Pappmaché. Aber die Versuche, Kirk Alyn an Drähten aufzuhängen und so die Flugsequenzen zu gestalten, stellten Katzman nicht zufrieden - der feuerte nach den ersten Tests die gesamte Crew für die Flüge und griff auf die billigere animierte Variante zurück.
Mit heutigen Augen betrachtet, ist die Zeichentrick-Methode aber gar nicht mal so übel. So richtig ernst nehmen kann man die Reihe ohnehin nicht, von daher lockern die animierten Szenen einiges auf. Zudem handelt es sich auch hier - genau wie bei den bereits besprochenen Batman-Serien aus der Zeit - wieder um eine low budget Produktion. Das merkt man leider nur allzu deutlich, denn es werden Szenen (teils mehrfach) wiederholt verwendet, die Anzahl der Settings ist stark begrenzt und man kam - vor allem in den ersten zwei Folgen - nicht ohne einen Erzähler aus, der diverse Lücken ausfüllt. Apropos Erzähler, der wirft auch öfter mal den Spruch „This is a job for ... Superman!“ ein, wenn Clark Kent sich in seine geheime Identität verwandelt.

Handlungstechnisch grenzen sich die ersten zweieinhalb Episoden vom Rest der Geschichte ab. Es beginnt alles - wie üblich - auf Krypton, wo niemand auf Jor-El (Nelson Leigh) hören will, der den baldigen Untergang des Planeten prophezeit. Die Origin-Geschichte des Man of Steel wird dabei in die erste Episode gequetscht und mehr oder weniger innerhalb von zwanzig Minuten runtergerattert - massive Unterstützung vom Erzähler inbegriffen. Clark Kent ist bereits auf dem Weg nach Metropolis als es zum ersten Cliffhanger kommt - das Markenzeichen der alten Serials, welches auch hier in jeder Folge verwendet wird.
Anschließend bekommt Clark noch anderthalb Folgen, um beim Daily Planet eingestellt zu werden und auf dem Weg dahin mehrmals als Superman zur Rettung zu eilen. Erst in der dritten Episode lernen wir den Hauptgegner kennen, der hinter der eigentlichen Geschichte steckt, die die restlichen Folgen umfasst. Ab hier wird das Tempo dann auch erträglicher, es wird weniger durch die Szenen gehetzt und der Einsatz des Erzählers erheblich reduziert.

Clark Kent zur Seite stehen dabei Lois Lane (Noel Neill) und Jimmy Olsen (Tommy Bond), die ebenfalls beim Daily Planet unter Perry White (Pierre Watkin) arbeiten. Lois sieht Clark dabei in erster Linie als Konkurrenten und legt ihm bei den Recherchen immer wieder Steine in den Weg, was Clark an einer Stelle sogar einen kurzen Aufenthalt im Gefängnis verschafft. Dieses leicht gestörte Verhältnis ist es auch, was die Reihe von anderen Serials etwas abhebt und interessanter gestaltet. Während bei Batman von einer Prügelei zur nächsten gesprungen wurde, bekommen die (Haupt-)Figuren hier tatsächlich auch außerhalb von Supermans Einsätzen genügend zu tun, um zu echten Persönlichkeiten zu werden. Dazu gehört auch Hawkins (Frank Lackteen), ein zwielichtiger Informant von Lois, der in einigen Episoden dabei ist.
Im Gegenlager finden wir die sogenannte Spider Lady (Carol Forman), ihres Zeichens Chefin der Unterwelt von Metropolis. Bei der Figur hat man sich an der „Scarlett Widow“ orientiert und mit der Dame ist nicht zu spaßen. Es geht um eine Superwaffe, den Reducer Ray, der angeblich selbst Atombomben in den Schatten stellt. Um in den Besitz der Waffe zu gelangen, stellt die Spider Lady auch einen bösen Wissenschaftler (Hackett, gespielt von Charles Quigley) in ihre Dienste und um Superman in Schach zu halten, wird auch etwas Kryptonit geklaut. Zahlreiche kleinere Schurken machen es Clark zudem unmöglich, das Versteck der Spider Lady auszumachen, welches nur die wenigsten kennen. Es entfaltet sich ein regelrechtes Katz- und Mausspiel zwischen den Reportern und den Bösewichten, die langsam aber sicher ihre Waffe zusammen basteln.
Vielleicht noch ein paar Worte zu Superman: Neben seinen Zeichentrick-Flugkünsten setzt er oft seinen Röntgenblick ein (welcher kurioserweise auch bei einem Foto funktioniert, auf dem sich ein maskierter Bösewicht als angesehener Wissenschaftler ausgibt), darf seine Muskeln spielen lassen und neben kurzen Kämpfen auch Autos oder gar einen Zug stoppen, Feuer auspusten, durch Felswände rennen oder sein stark ausgeprägtes Gehör verwenden. Letzteres stets mit der Ankündigung vom Erzähler: „The Man of Steel uses his super-sensitive hearing.“ - wobei es auch gereicht hätte, den horchenden Kirk Alyn zu zeigen (ganz so doof ist man als Zuschauer ja doch nicht). Aber vielleicht wurden solche Einwürfe auch nur gemacht, um zu zeigen, dass sich die Reihe nicht allzu ernst nimmt. Schließlich startet der Man of Steel auch oft mit den Worten „Up, up and away!“ aus dem Fenster.

Bei den Cliffhangern gibt es die üblichen ausweglosen Situationen zu sehen. Eine drohende Zugentgleisung, ein Auto rast auf den Abhang zu oder jemand - oft Lois - sieht dem sicheren Tod ins Auge. Bei der Auflösung wird manchmal ein wenig geschummelt. Wenn beispielsweise die Wiederholung (meist 1-2 Minuten zu Beginn jeder Folge) der Vorwoche gezeigt wird, sind zusätzliche Szenen eingebaut, die die Lage weit weniger dramatisch gestalten. Zuweilen mag das etwas ärgerlich sein, aber das gehörte wohl zum Geschäft dazu, um die Leute auch in der nächsten Woche wieder ins Kino zu locken.
Was aber positiv auffällt: Es gibt weit weniger lächerliche Szenen als bei der Fledermaus. Wirklich sauer aufgestoßen ist mir dort eigentlich nur das Zusammenfügen einer zerstörten Schallplatte, die ein Gespräch zwischen zwei Bösewichten aufgezeichnet hat. Clark wird ein paar Mal verprügelt, aber das lässt er wohl nur zum Schutz seiner geheimen Identität über sich ergehen, die er übrigens nur einer Nebenfigur mitteilt als das Kryptonit erstmalig Wirkung zeigt. Lois bekommt nur einmal einen kleinen Hinweis darauf, dass Clark Superman sein könnte, aber dieser Idee geht sie nicht weiter nach - dazu gab es auch ohnehin zu viele andere Dinge zu tun.
Was sich aber kritisieren lässt, ist der spärliche Einsatz der Polizei. Verbrecher werden zum Verhör in den Daily Planet gebracht und die Reporter setzen sich viel zu oft gefährlichen Situationen aus, ohne die Behörden zu verständigen. Das nagt dann doch etwas stärker an der Glaubwürdigkeit als so manches halbwissenschaftliche Gadget.

Fazit: Durchaus spaßig und unterhaltsam, wenn man sich vom Alter der Reihe und dem merkwürdigen Mix aus Realfilm und Zeichentrick nicht abschrecken lässt. Bei den ersten Episoden sollte man sich außerdem vom Erzähl(er)tempo nicht einschüchtern lassen. Empfehlung für alle, die Supermans erstes Abenteuer auf der Kinoleinwand mal sehen wollen.

5/10 Schmalzlocken

P.S.: Die Episoden lassen sich übrigens allesamt auf Youtube finden (auf englisch). Auf DVD kam die Reihe 2006 zusammen mit dem zweiten Abenteuer als „Superman - The 1948 & 1950 Theatrical Serials Collection“ heraus - auch nur auf englisch.
 

brawl 56

Ich bin auf 13 Sternen zum Tode verurteilt!
Ich bin ehrlich gesagt erstaunt. Die Effekte im Trailer sehen für die damaligen Verhältnisse echt nicht schlecht aus. Also ich hab da zumindest was schlechteres erwartet.
Und an sich klingt das alles nicht verkehrt. 240min kann man auch an einem WE verkraften.... :3
 

brawl 56

Ich bin auf 13 Sternen zum Tode verurteilt!
:tongue:
Vielleicht... bin nicht sooooo der Fan von Superman aber.... vielleicht :ugly:
 
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