Atom Man vs. Superman - 15teilige Serie von 1950

Clive77

Serial Watcher
Was 1948 mit dem ersten live-action Abenteuer des Man of Steel begann, wurde 1950 mit einer weiteren Geschichte fortgesetzt. „Atom Man vs. Superman“ umfasst abermals 15 Episoden und ist mit etwas mehr als 250 Minuten Gesamtlaufzeit länger ausgefallen als der Vorgänger. Hinter der Produktion standen wieder Columbia und Sam Katzman. Ein Trailer ließ sich leider nicht finden, aber hier ein Bild mit den wichtigsten Figuren.

Die Hauptdarsteller blieben die gleichen. Kirk Alyn schlüpfte abermals in die Rolle von Clark Kent und Superman - wobei sein Name in den Credits wieder nicht auftaucht. Noel Neill spielte wieder Lois Lane und sollte ihre Rolle auch in der später folgenden TV-Serie „Adventures of Superman“ (mit George Reeves in der Titelrolle) beibehalten. Im Daily Planet treffen wir wieder auf Perry White (Pierre Watkin) und neben Lois und Clark ist auch Jimmy Olsen (Tommy Bond) als Reporter dabei.
Der Gegner in dieser Reihe ist jemand, der uns nur allzu bekannt sein dürfte: Lex Luthor, gespielt von Lyle Talbot. In dieser Collage kann man ihn ganz gut an der fleischfarbenen Badekappe erkennen. Talbot hat sich für seine Rolle - wie man auf den Fotos vielleicht schon erahnen kann - nicht den Kopf rasiert, sondern trug tatsächlich einen gummiartigen Überzug, unter dem er seine Haare verbarg.
Luthor ist Supermans Erzfeind und kommt in diesem Serial als verrückter Wissenschaftler daher, der mit seinen Erfindungen mehr als einmal Metropolis bedroht und am Ende sogar die ganze Welt zerstören will. Aber fangen wir lieber vorne an.

In der ersten Episode wird Metropolis - trotz Supermans Anwesenheit - von einer Verbrechenswelle heimgesucht und Luthor als Missetäter überführt und ins Gefängnis gesteckt. Ab der zweiten Folge übernimmt dann der mysteriöse Atom Man die Rolle des Drahtziehers. Dabei wird kein Geheimnis für den Zuschauer daraus gemacht, dass es sich dabei um einen maskierten Lex Luthor handelt, für den die schwedischen Gardinen kein Hindernis darstellen. Lediglich unsere Protagonisten dürfen über längere Zeit raten, wer sich hinter dem Atom Man verbirgt.

Die Macher haben sich für diese Geschichte vorgenommen, alles größer und pompöser zu gestalten. Die Katastrophen, die Superman beheben muss, reichen dabei von einfachen Rettungen einer Person (wieder oft Lois) bis hin zu einstürzenden Brücken und Häusern, Erdbeben, einem Dammbruch mit Flutwelle und vieles mehr. Das Schicksal von Metropolis liegt mehr als einmal in den Händen des Man of Steel, der dazu auch an einer Stelle auf einer von Luthor abgefeuerten Atomrakete reitet. (Klick).

Am Prinzip des Serials mit seinen Cliffhangern, den Wiederholungen zu Beginn jeder Episode und den Schummeleien bei den Auflösungen der bedrohlichen Situationen hat sich nichts geändert. Auch wird deutlich, dass das Budget abermals sehr begrenzt gewesen sein muss. Die Settings ähneln sich noch stärker als beim ersten Teil von 1948, teilweise wurden daraus direkt ganze Szenen übernommen, z.B. wenn Lois in einem Cliffhanger im Auto auf eine Klippe zurast. Eine Episode (die siebte) geht sogar soweit, dass die gesamte Geschichte von der Zerstörung Kryptons noch einmal gezeigt wird - völlig aus dem Zusammenhang der aktuellen Geschehnisse wird Kryptons Untergang von Luthor einem seiner Schergen erzählt. Wer sich nun fragt, wie Lex überhaupt so detailliert darüber berichten kann: Er hat angeblich Botschaften von Jor-El entschlüsselt, die die Informationen enthielten.

Auch auf Zeichentrick-Elemente wurde erneut zurück gegriffen. Immerhin gibt es als Neuerung aber auch Flugszenen mit Kirk Alyn zu sehen. Dazu wurde die Kamera auf die Seite gelegt und Alyn von oben mit Wind und etwas Rauch benebelt - womit auf Drähte und dergleichen verzichtet werden konnte. Diese Sequenzen sind aber immer nur kurz und oft in die Zeichentrick-Variante reingeschnitten. Wie schon 1948 sind die Starts vom abhebenden Superman recht rund geraten, aber die Landung findet wieder hinter Autos, Felsen und dergleichen statt.
Weitere Zeichentrick-Elemente kommen vor, wenn Superman unter Beschuss gerät (animierte Kugeln) oder Luthors Schergen mit größerem Geschütz auf den Man of Steel feuern. Wirklich schlecht sehen dabei die fliegenden Untertassen aus, die Lex in seinem Arsenal hat und an einer Stelle im Kamikaze-Angriff auf ein Flugzeug mit Lois und Clark loslässt.

Bei den größeren Katastrophen wurde zudem meist Archivmaterial verwendet. So findet zum Beispiel in der ersten Episode der dokumentierte Einsturz der Tacoma-Narrows-Brücke Einzug in die Story. Der dazu verwendete Kurzfilm von Barney Elliot, der das Ereignis 1940 festhielt, lässt sich im verlinkten Wikipedia-Artikel finden. Auf Youtube gibt es auch mehrere Videos zu dieser echten Katastrophe zu finden (z.B. hier).
Die Szenen vom Dammbruch und der Flut (Folge elf) wurden hingegen dem Film „Avenging Waters“ von 1936 entnommen, bei dem der gleiche Regisseur wie hier - Spencer Gordon Bennet - am Werk war.
Leider merkt man diesen Szenen auch an, dass sie in die Serie hinein transplantiert wurden. Der Wechsel zwischen unseren Protagonisten und den Katastrophenbildern ist zu abrupt und die Szenerie zwischen beiden zu unterschiedlich als dass der Zuschauer glauben würde, er befinde sich jederzeit in der gleichen Umgebung. Lediglich der animierte Superman konnte halbwegs glaubhaft in die fremden Bilder eingeflochten werden.

Was aber für Spaß sorgt, sind die vielen Gadgets, die Luthor im Verlauf der Reihe zum Einsatz bringt. Neben einem Teleporter, der sehr oft zum Einsatz kommt und es unseren Helden erschwert, die Festung des Bösewichts zu finden oder seine Handlanger zu stellen, gibt es einen Hitzestrahl, synthetisches Kryptonit, Raketen, ein Raumschiff und vor allem etwas, was als „Empty Doom“ bezeichnet wird und auf der Phantomzone beruhen dürfte. Es gelingt Lex auch, Superman dahin zu verbannen. Fortan kann der Zuschauer sehen, wie der Man of Steel in der normalen Welt nur als eine Art Geisterwesen auftritt - ungesehen von seinen Kollegen und unfähig, irgendetwas zu unternehmen. Lediglich über eine Schreibmaschine kann er sich schließlich mit Lois und den anderen verständigen und seine Rettung in die Wege leiten.
Die Pläne von Lex und auch von Superman bzw. Clark nehmen dabei etwas komplexere Formen an, was durchaus zu gefallen weiß. Auch ist das Verhältnis zwischen Lois und Clark wieder mit einem gewissen Konkurrenz-Denken verbunden. Verwunderlich ist aber, weshalb niemand auf die geheime Identität von Clark kommt. Zu oft gibt es Hinweise als dass die von Lois und den anderen ignoriert werden könnten. An einer Stelle spricht einer der Handlanger von Luthor sogar das Thema an und scheint überzeugt zu sein - trotzdem wird die Sache wieder fallen gelassen.

Andere Dinge, die vielleicht noch erwähnenswert sind:
- Als Superman in die Maschine gesteckt wird, die ihn in die Phantomzone den „Empty Doom“ schickt, gibt er die Worte „I’ll be back.“ von sich.
- Perry White liefert fast jede Folge einen Running Gag, wenn er sich eine Zigarre anstecken will, aber das Feuerzeug bzw. die Streichhölzer nicht findet.
- Es gibt mehrere Szenen, in denen Leute auf einen Bildschirm starren - oft sind es Lex oder seine Schergen, die sich etwas auf einem Monitor ansehen.
- Leichte Anflüge von Sexismus gegenüber Frauen kommen vor. Gleich in der ersten Folge darf Superman beispielsweise eine Frau aus ihrem Wagen retten, bevor die Brücke zusammen bricht. Einer der Gaffer meint anfangs dazu nur so was wie „typical woman driving“.
- An einigen Stellen scheint Superman keine Probleme damit zu haben, die Schergen von Luthor zu töten. Ein auf ihn abgefeuertes Geschoss wirft er beispielsweise zurück zu den Schützen (die kommen zwar nicht um, sondern werden nur in einer Höhle eingeschlossen und kurz darauf von Lex befreit, aber hätte, wäre, wenn...).
- Einige Elemente der Reihe finden sich in späteren Superman-Filmen wieder.
- Lex Luthors Gesicht basierte in den Comics nach dieser Serie bis in die 1960er auf Talbots Aussehen. In der folgenden Reihe „Adventures of Superman“ kam Luthor nicht vor.
- Noel Neill hatte eine Nebenrolle in „Superman Returns“ (2006). Sie und Kirk Alyn waren auch im 1978er „Superman“ mit kleinen Auftritten dabei.

Momente zum Facepalmen:
- Lex’ Versteck befindet sich stets in irgendwelchen Höhlen (die alle gleich aussehen), die er mit Blei hat auskleiden lassen, um von Superman nicht entdeckt zu werden. Tolle Idee, denn die einzigen Felsformationen, die der Man of Steel mit seinem Röntgenblick nicht durchschauen kann, geben ihm auch nie Anlass dazu, sich diese mal näher anzusehen.
- Luthors Raumschiff hat eine quadratische Öffnung am Boden. Wahrscheinlich, damit er auch im Weltraum immer frische Luft bekommt.

Fazit: Wer die Reihe von 1948 überstanden hat, wird auch mit dieser etwas anfangen können. Besser gelungen ist meiner Meinung nach die Handlung an sich, denn die Pläne von Lex wirken weit elaborierter als die der Spider Lady. Außerdem fährt er ganz andere Geschütze auf als die Dame im Lederkostüm. Abzüge muss man hingegen auch in Kauf nehmen. Zuviele Wiederholungen von bereits gesehenen Szenen und das „günstige“ Ambiente an sich vermiesen da teilweise die Stimmung und zwar deutlicher als in der ersten Reihe. Verbesserungen und Verschlechterungen auf die Waage gelegt, fällt die Wertung ähnlich aus.

5/10 Bleimasken
 

Clive77

Serial Watcher
Coming up (nächstes Retro-Review, wahrscheinlich Anfang August): Flash Gordon (1936). Breath-Taking. Awe-Inspiring. :thumbup:
Und keineswegs eine billige Kopie wie das hier. :ugly:

BTW: So'n Classic-Review zum 1980er Flash Gordon wäre auch mal was. Jay? :whistling:

P.S.: Neulich mal nachgesehen, was für Serials überhaupt so existieren. Klick. Hätte niemals gedacht, dass das so viele sind. :wacko:
 

TheWereFrog

New Member
Vielen Dank! Deine Serials Reviews sind übrigens wirklich knorke. :thumbsup:
Dann poste ich meine Flash Gordon The Movie Kritik in den, ähm, Flash Gordon The Movie Thread! 8)
 
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