Die Legende der fünf Schiffe
Es geht eine laue Brise durch das niedrige Gras, es ist weich, vom Regen der Tage zuvor aber nicht zu nass. Ein Junge steht am Hang eines Berges vor ihm erstreckt sich das Tal, die Lichter der Dorfes darin sind hell aber nicht heller als die Sterne. Die Sterne leuchten hell und man erkennt die Lichter der Mondstation im Vollmond besonders gut. Weswegen der Junge keine andere Abendunterhaltung kennt. Da kommt eine junge Frau mit dunklen Haaren und legt seinen Arm um ihn.
„Woran denkst du?“ Fragt sie ihn einer hellen und fürsorglichen Stimme. „Ich denke an uns.“ Antwortet der kleine Junge und blickt zu seiner Mutter. „An uns?“ Fragt die Mutter sofort, da sie mit dieser Antwort nicht gerechnet hat. „Ja. Ich habe in der Schule gelernt das es eigentlich ein gewaltiger Zufall war das es uns gibt. Das unser Planet, so steht wie er ist durch Zufall entstanden ist. Und das keiner der Planeten die wir bereits gefunden haben unserem auch nur ähnlich ist.“
„Das stimmt.“
„Aber das bedeutet, dass wir allein sind, dass wir die einzigen sind, die Nachts zu den Sternen schauen.“
Die Mutter überlegt kurz und beginnt zu lächeln: „Was siehst du wenn du zu den Sternen blickst?“
„Lichter, Punkte. Es sind Sonnen, Galaxien…“ Antwortet der Junge aber er wird von seiner sanft lachenden Mutter unterbrochen: „Das ist alles richtig. Aber was siehst du?“ Fragt sie ihn und tippt ihn gleichzeitig mit dem Zeigefinger auf die Brust. Der Junge schaut wieder nach oben: „Ich sehe Abenteuer, Weltraummonster, nette Aliens, große Raumschiffe und gewaltige Planeten viel größer als unserer und tausendmal hübscher.“ Sagt der Junge lachend aber wird dann wieder ernst. „Aber das alles gibt es gar nicht.“ „Doch das gibt es.“ Meint die Frau mit einem hellen Lachen. Der Junge senkt den Kopf: „Nein gibt es nicht.“
Die Mutter hebt den Kopf ihres Jungen und lächelt ihn noch immer demselben lächeln an: „Weißt du was sie dir nicht sagen? Dass es nicht darauf ankommt was wir bereits wissen, sondern darauf was wir nicht wissen. Weißt du was ich sehe wenn ich nach oben blicke?“
Der Junge schüttelt den Kopf.
„Ich sehe die Sammlung von allem was wir nicht wissen und allem was möglich ist.“
„Auch Weltraumonster?“
„Besonders Weltraumonster!“
Der Junge beginnt zu lächeln und schaut wieder hinauf.
„Aufwachen Paul!“ Schreit ihm eine weibliche Stimme entgegen. Karl reist seine Augen auf und wird sofort geblendet. Nur langsam gewöhnt er sich an das grelle Licht der Sonne, welches durch das Bullauge des Transportschiffes scheint. Natürlich regelt das Schild den Licht- und Strahlungseinfall aber es ist trotzdem ein strahlend heller Anblick. Der Schmerz in seinen Augen verschwindet langsam und er sieht um sich herum. Alles ist voller Menschen unterschiedlicher Herkunft und Geschlechts, festgeschnallt in festen Sesseln um bei der Beschleunigung in der Schwerelosigkeit nicht gegen die Wand zu klatschen. Jeder trägt einen blauen Overall.
„Bist du endlich wach?“ Fragt die dunkelhäutige, dünne Frau mit indischem Akzent neben ihm und fasst ihm an die Schulter.
„Ja, Kanti. Ich bin wach.“ Gähnt Paul mehr als zu sprechen fährt sich durch seine schwarzen Haare, welche bei der Schwerelosigkeit nicht still liegen möchten. Das Problem, nur schlimmer hatte auch Kanti. Ihre schwarzen Haare schweben in alle Richtungen und versperren ihm fast die Sicht ihr.
„Ich weiß, der Flug ist nicht so aufregend aber die Ankunft wolltest du sicher nicht verpassen.“
Die Informationen mussten nach dem stundenlangen Flug von der Merkurstation erst in sein müdes Gehirn eindringen. Sie waren angekommen.
Kanti, Paul und alle anderen Passagiere blicken erwartungsvoll hinaus und sehen die fünf gewaltigen Schiffe, die ihre baldigen Zuhause werden. Die Fünf Schiffe befinden sich in einer Linie um die Sonne mit den Spitzen auf den Stern gerichtet und verbunden mit einer Station in der Mitte, alle Schiffe sind geschützt mit ihren eigenen, ausfahrbaren, gewaltigen Spiegeln, ebenso wie die Station. Die Schiffe sind alle gleich in ihrer Bauart. Eine lange, jedoch flache Trapezform, mit einer glatten Oberfläche.
Kanti beginnt zu erklären, was sich jedoch immer mehr in Schwärmen verliert: „Die Africa, die Eurasia, die Australia, die America und unseres. Die Antartica.“ Sagte sie und zeigt mit dem Finger auf Pauls rechte Schulter auf dem das Symbol für ihr Schiff steht. Es ist die Sonne, welche vor einer menschlichen, blauen Hand schwebt, darunter steht der Name des jeweiligen Schiffes. Darüber „Der Griff nach den Sternen“. Kanti schwärmt weiter: „Fünf Generationsschiffe ausgelegt für Warpantrieb. Kannst du dir vorstellen, dass auf jedem dieser Schiffe ein tausend Mann Besatzung und Elftausend Passagiere leben werden? Zwölftausend Menschen pro Schiff. Beinahe einhundert Jahre der Planung und fünfzehn Jahre Bauzeit. Gedacht für eine friedliche Expansion in das Mysterium das wir als Universum kennen. Ausgerüstet mit der neusten Technik was Antrieb, Waffen, Schilde und Lebenserhaltung angeht.“ Ihr Schwärmen Ton wird ernster und sie ergänzt eine traurige Gewissheit. „Und unsere letzte Hoffnung.“
Paul verliert sein Staunen und sieht die Schiffe nun mit ganz anderen Augen. Nach einem Jahrhundert der Forschung, hatten die Astronomen zwar viele erdähnliche Planeten gefunden aber keinen einzigen der ebenfalls eine Atmosphäre wie die Erde aufweisen konnte. Immer mehr verschwand der Gedanke eines neuen Heimatplaneten für die Menschheit in das Reich der Mythen und Legenden. Wir fanden uns damit ab, dass unser Planet wahrscheinlich ein Unikat im Universum ist. Da machte man hinter Triton, dem letzten Mond des Neptuns, eine verhängnisvolle Entdeckung. Eine Art Portal öffnete sich und spuckte unförmige Schiffe aus. Sie sahen aus wie eine Mischung aus Maschine und lebender Materie. Sie waren nicht sehr schnell aber zahlreich, unerbittlich und hatten die Angewohnheit aus dem Nichts aufzutauchen. Der erste Kontakt war eine Katastrophe und anhand der Tatsache das wir nichts über sie wussten und woher sie gekommen sind, nannten wir sie Tritons. Nach dem Ort ihrer Entdeckung. Paul erinnert sich noch an die Präsentation in der Grundschule. „Tritons – Der erklärte Feind der Menschheit“ und wie sein Lehrer, den sonst immer alles kalt gelassen hatte, bei diesem Thema immer motiviert und sogar lustig wurde. Wie erklärt man einem Sechsjährigen auch das er wahrscheinlich das Ende der Menschheit miterleben wird. Beinahe dreißig Jahre lang gewannen wir jede Schlacht, doch büßten alle Bastionen der Menschheit ein. Europa, Titan, die Wolkenstädte auf Jupiter. Stück für Stück wurde unser Raum kleiner und es wurde ersichtlich, dass das Fortbestehen der Menschheit keine Selbstverständlichkeit mehr war. Es ist paradox. Die Ankunft der Tritons hat uns bewiesen das wir nicht alleine sind, dass es da draußen noch andere Welten gibt und sie sind gleichzeitig der Grund dafür, dass wir sie erforschen.
Ein Schatten wirft sich über das Fenster und die Schiffe verschwinden hinter dem Spiegelschild der Mittelstation. Ein Ruck geht durch das Schiff und Kantis schwebende Haare fallen hinab. Die künstliche Schwerkraft der Station greift auf ihr Transportschiff über. Die Gurte ihrer Sitze öffnen sich und eine Durchsage ertönt. „Bitte verlassen sie das Schiff geordnet und warten sie bis ihre Sitzreihe aufstehen darf.“
Paul beobachtet wie die ersten Personen aufstehen dürfen und durch die Tür verschwinden. Er kann es nach all der Zeit noch immer nicht fassen. So viele qualifizierte Menschen sind an dieser Mission beteiligt. Kanti Sen hatte sich aus den Slums in Indien hochgearbeitet, zu einer der fähigsten Exobiologinnen ihrer Genration Und er selbst? Armee, Pilot und einer der ersten im Warpprogramm. Trotz aller seiner Leistungen, weiß er genau. Ohne seinen Vater Admiral Berger den großen Kriegshelden und baldigen Captain der Antartica, wäre er nicht mal in das Warpprogramm gekommen. Geschweige, auf eines der Schiffe. Jetzt ist er Lieutenant Paul Berger. Pilot eines der ersten Warp Generationschiffe.
Sie waren in der dritten Reihe und wurden dementsprechend schnell aufgerufen. Eine Asiatin in einem grauen Jumpsuit lächelt ihnen entgegen: „Sie sind die nächsten! Bitte beachten sie die Weganweisungen auf ihrem Smartsuit.“ Ihre Art hatte etwas von einer Stewardess aber Paul konnte sie nicht lange beobachten, denn er schaut auf die Unterseite seines rechten Arms. Dieser wird zum Monitor und eine Karte der Station aufruft. In diesem Plan verläuft ein roter Pfeil und leitet sie zu ihrem Schiff. Sie folgen dem Weg und hören einen langen Ruf in starkem irischen Akzent: „Werte Reisenden!“ Sie schauen nach oben und erkennen einen Mann mit roten Bart, in einem gelben Overall welcher lauthals fortführte: „Willkommen auf der Tartarus Station! Dem heißesten Punkt im Universum. Ihr Smartsuit erklärt ihnen die Richtung der sie folgen müssen, bitte gehen sie in die ausgeschrieben Wege, so dass es keine blinden Passagiere gibt. Achtet sie worauf sie treten und gute Reise!“