Doctor Who S34E02 - Into the Dalek

Clive77

Serial Watcher
In der Folge „Into the Dalek“ (von Phil Ford und Steven Moffat) der UK-Serie Doctor Who bekommt der zwölfte Doctor (Peter Capaldi) es mit seinen Erzfeinden zu tun. Die Kernfrage dabei ist aber nicht, ob und wie er und Clara (Jenna Coleman) das Abenteuer bestehen werden, sondern dreht sich vielmehr um den moralischen Kompass des Time Lord: „Am I a good man?“

Ein guter Dalek?
Zunächst kurz zum Abenteuer: Nachdem der Doctor Journey Blue (Zawe Ashton) vor dem sicheren Tod gerettet hat, bringt er sie zu ihrer Raumstation „Aristotle“ zurück, die unter dem Kommando von Colonel Morgan Blue (Michael Smiley) steht. Dort wurde ein beschädigter Dalek geborgen, den es zu reparieren gilt - denn „Rusty“ ist der Ansicht, dass alle Daleks zerstört werden müssen. Der Doctor, Clara, Journey und zwei Soldaten unterziehen sich einem Verkleinerungsprozess und werden in das Innenleben von Rusty eingeschleust.

Bereits der erste Doctor (William Hartnell) bekam es in seinem zweiten Fernsehabenteuer 1963 mit den Daleks zu tun - dabei wurde auch bekannt, dass die mörderischen Metallcontainer in ihrem Inneren eine Lebensform enthalten. Seitdem haben die Salzstreuer immer wieder den Weg des Doctors gekreuzt, neue Facetten bekommen und sind nach wie vor eine der größten Bedrohungen für alle anderen Lebensformen im Universum.

Ein „guter Dalek“ ist dabei eigentlich nichts Neues. Bereits der zweite Doctor (Patrick Troughton) hatte es in „The Evil of the Daleks“ (1967) geschafft, ein paar seiner Erzfeinde mit einem sog. „menschlichen Faktor“ auszustatten und damit den Heimatplaneten Skaro - den Sitz seiner Erzfeinde - in ein zerstörerisches Chaos gestürzt. Trotzdem kamen sie immer wieder in die Serie zurück, wurden zeitweise besiegt, teilten sich erneut in zwei unterschiedliche Fraktionen auf („Genesis of the Daleks“ von 1975) und erhielten auch Einzug in die Serie seit dem Neustart in 2005.
In diesem Abenteuer gibt es deutliche Parallelen zur Folge „Dalek“ aus dem Jahr des Neustarts. Schon dort ging es um den moralischen Kompass des Doctors und seine feste Einstellung darüber, dass die Daleks vernichtet gehören. In derselben Episode war es ebenfalls seine Begleiterin - Rose (Billie Piper) - die versucht, den Time Lord zum Umdenken zu bewegen. Allerdings unterscheidet sich der Ursprung für einen guten Dalek deutlich von der aktuellen Folge. Damals war es menschliche DNA, die die Zerstörungsmaschine mit einer Art Gewissen ausstattete und der Ansatz wurde später - beispielsweise mit Dalek Caan und den Mensch/Dalek-Hybriden - auch weiter geführt. Hier ist es nun die Lebensform selbst, die rein maschinell daran gehindert wird, sich in eine gute Richtung zu entwickeln. Der Ansatz ist zwar recht interessant, widerspricht aber mit Blick auf die lange Entstehungsgeschichte vor allem einem: Dass Davros die Daleks durch Mutationen so hergestellt, dass sie überhaupt keine guten Eigenschaften entwickeln können. Für den Langzeit-Zuschauer geht damit also ein Stück Kontinuität verloren und das ist schade.

Im Dalek
Unseren Heldentrupp zu verkleinern und in miniaturisierter Form direkt in den „Patienten“ einzuschleusen erinnert direkt an „Die phantastische Reise“ von 1966. Der Doctor kommentiert das Vorhaben auch gleich mit den Worten „fantastic idea for a movie, terrible idea for a proctologist“. Ganz so beeindruckend wie beispielsweise die Weltraumsequenzen der Folge ist das Innenleben von Rusty dann aber doch nicht. Um eine Bedrohung präsent zu haben, tauchen Antikörper auf, die unsere Helden auf’s Korn nehmen. Die nun riesig erscheinende organische Form des Daleks sieht nett aus und für einen derben Lacher ist der Proteinabfall gut, in dem sich unsere Figuren kurzzeitig wiederfinden („This is Ross then?“ - „Yeah, top layer if you wanna say a few words.“). Ansonsten gibt es die üblichen Gänge mit Röhren und Schläuchen, wie sie in leicht anderer Form bereits in mehreren Episoden zu sehen waren.
Der Verlauf der Geschichte bleibt leider vorhersehbar. Natürlich bewirkt die Reparatur des Strahlungslecks, dass Rusty wieder zu seiner alten Natur zurück findet und gleich darauf seine Kollegen zur Station beordert. Mit Blick auf „Dalek“ von 2005 und die anfangs vorgestellten Datenbänke lässt sich dann weiter erahnen, dass es vielleicht doch noch einen Weg gibt, um Rusty erneut umzupolen - was am Ende auch passiert.
Bevor es jetzt um die Figuren geht, noch eine Anmerkung: Gut, es gibt nun also einen Dalek, der sich die Zerstörung seiner Kollegen als Aufgabe gesetzt hat. Aber wie weit kann er damit schon kommen? Dass er die Angreifer auf der Station erledigt, ohne selbst angegriffen zu werden oder Schaden zu nehmen, lässt sich vielleicht noch verkraften. Aber seine Lebenserwartung auf dem Dalek-Schiff dürften gegen null gehen. Oder habe ich da was verpasst und er kann auch andere Daleks „zur guten Seite“ führen?

Der Doctor
Bravo. Was wirklich zu gefallen weiß, ist Peter Capaldi und sein Zusammenspiel mit Jenna Coleman. Beide schaffen es in dieser Episode, ihre Charaktere glaubhaft weiter zu entwickeln. Vor allem bei dem Doctor war das auch zu erwarten, schließlich bekamen wir im Auftakt noch kein richtiges Bild von ihm. Es gab hier nun einige witzige Momente, aber auch Situationen, die einen schwer schlucken lassen - als Ross (Ben Crompton) beispielsweise stirbt und der Doctor das eiskalt eingerechnet hat, um dem Rest zur Flucht zu verhelfen („He was dead already, I was saving us.“). Und es ist die Eingangs gestellte Frage, die auch den Zuschauer bewegt: Ist der Doctor wirklich (noch) gut? Komplette Sicherheit haben nach der Episode weder wir, noch der Doctor. Aber wie Clara schon richtig anmerkt, geht es um das Bestreben danach, gut zu sein - und in diesem Punkt konnte er wohl die meisten überzeugen.

Clara auf der anderen Seite konnte zeigen, wie sehr der Doctor auf seine Begleiter angewiesen ist. Er braucht sie geradezu, um auf den rechten Weg zu finden. So ist sie es dann auch, die nach der Reparatur von Rusty mit ihrer Überzeugungsarbeit dazu beträgt, dass der Doctor von seiner eingeschränkten Sicht auf die Natur der Daleks ablässt und ein Versuch unternommen wird, Rusty erneut umzupolen. In einer solchen Stärke haben wir Clara bisher noch nicht erlebt. Bislang war sie in den meisten Folgen der letzten Staffel eher schmückendes Beiwerk und bekam nur selten die Chance als starke Persönlichkeit zu wirken. Hier darf sie zeigen, weshalb sie eine gute Lehrerin ist, tritt selbstbewusst auf und wird für unseren Time Lord unverzichtbar. Die Macher sollten nur darauf achten, dass sie es am Ende nicht übertreiben, denn es besteht die Gefahr, dass damit die Rollen von Schüler und Lehrer zu sehr vertauscht werden - schließlich kennen wir bislang eher den Doctor in der Lehrerrolle.

In der Schule
Scheinbar wird weiterhin der Weg gegangen, dass Clara nicht permanent an Bord der TARDIS verweilt, sondern zwischen den Abenteuern immer wieder abgesetzt wird und dabei ihrem Beruf nachgeht. Ähnlich wie Amy und Rory in der letzten Staffel. Mit der neuen Figur Danny Pink (Samuel Anderson) wird eine Nebenhandlung gestartet, die sich in Zukunft erst noch beweisen muss.
Danny ist ebenfalls Lehrer und ein ehemaliger Soldat, der scheinbar nicht nur beim Dienst an der Front Leben nahm - zumindest lässt sich vermuten, dass er auch einen oder mehrere Zivilisten getötet hat. Für Clara ergibt sich mit ihm ein mögliches love interest und für die Zukunft bekommt er sicher auch Gelegenheit, die TARDIS zu entdecken und den Doctor kennen zu lernen. Aber um die Figur besser einzuschätzen, bedarf es noch etwas mehr Screentime - die hätte hier übrigens auch gerne noch kleiner sein können, um dafür den Dalek-Strang noch etwas auszubauen.
Witzigerweise würde sich im Fall, dass Danny irgendwann die TARDIS betritt und auf ein Abenteuer mitkommt, eine weitere Parallele zwischen der ersten Staffel von Doctor Who und dieser Staffel mit dem zwölften Doctor ergeben: Abseits davon, dass die zweite Geschichte ein Dalek-Abenteuer war, hätte der Doctor dann ein Lehrer-Paar von der Coal Hill Schule an Bord. Fehlt nur noch Susan Foreman.

Missy
Missy (Michelle Gomez) hat einen kurzen Auftritt und bestätigt damit den übergreifenden Handlungsbogen, zu dem sich schon nach dem Auftakt spekulieren ließ. Sie sammelt scheinbar Figuren ein, die bei den Abenteuern des Doctors versterben - in diesem Fall Gretchen (Laura dos Santos), die sich für einen positiven Ausgang der Reise ins Innere des Daleks geopfert hat. Wozu und warum und was es mit dem Ort auf sich hat, den Missy als „Himmel“ bezeichnet, bleibt weiterhin offen. Aber es kommt die Vermutung auf, dass der Gegner aus der letzten Episode doch freiwillig in den Tod gesprungen ist. Ross hingegen ist nicht aus freien Stücken in den Tod gegangen und bekam auch keinen Auftritt im „Himmel“.

Fazit: Eine gute Episode, bei der abermals der Doctor und Clara im Vordergrund stehen. Das Abenteuer fällt zwar etwas flach und vorhersehbar aus, bringt dafür aber schöne visuelle Effekte mit sich und liefert für den Doctor und seine Begleitung den richtigen Anlass, um Eingangs gestellter Frage nachzugehen.

7,8/10 Honey, I shrunk the Doctor.
 

Clive77

Serial Watcher
@Woodstock: Eigentlich sollten es 7-8 sein, weil mir der Auftakt eine Spur besser gefallen hat. Das Komma ist nur ein Schreibfehler. :biggrin:
(aber den lasse ich jetzt so stehen)
 

Dr. Serizawa

Oxygen Destroyer
Schade, dass der Dalek am Ende dann doch nur Böse war. Im Grunde genommen hat die Folge kaum was gebracht, das wir bei Davies "Dalek" nicht auch schon hatten. Halt ein Dalek der gelernt hat Leben zu schätzen und der Doctor, der seinem Erzfeind nicht so unähnlicht wie er es zu glauben scheint.
 

Shins

Well-Known Member
Wobei der Moment, in dem der Dalek in des Doctor Seele schaut, erst nur Schönes sieht, dann aber von dessen Hass erstaunt ist, war schon ein großartiger Moment, den es auch so noch nicht gab. Vor allem, weil man so die Freude in Capaldis Augen gesehen hat, dass der Dalek schainbar gut wird, vor allem aber darüber, dass er selbst ein guter Mann zu sein scheint. Und dann die Enttäuschung, als der Hass zum Vorschein kommt. Die Enttäuschung über den nicht funktionierenden Plan, vor allem aber über sich selbst und der, der er nun ist.
 

Clive77

Serial Watcher
@Shins: Den Moment fand ich auch toll. Das war quasi eine zweite Ohrfeige und sorgt dafür, dass Zweifel an seiner Person bestehen bleiben. Dazu noch der Nachwurf, er wäre ein guter Dalek. :ugly:
 

Sesqua

Lebt noch
Kurz gesagt die folge selbst war 6/10 in meinen Augen.

Jedoch weiß der Doctor und seine Kommentare zu gefallen.
die szene mit dem kaffee und der soldatin zb herrlich.


Nun zur Missy.
Sagte der Doctor nicht er ließe sich was einfallen bzgl dem opfer von ihr.
und dann wacht sie bei missy auf?

Was is wenn Missy des Doctors spiegel is. Ala jekyll and hide?
 

Clive77

Serial Watcher
@Seri: Ja, stimmt schon. Da war vieles in der Folge nicht unbedingt neu. Aber die von Shins angesprochene Szene und der Spruch danach haben trotzdem gesessen.

Ich habe übrigens in den Kommentaren zur Folge bei den Serienjunkies gelesen, dass es im unfertigen Workprint noch eine Szene gab, in der Rusty sich und damit auch das Dalek-Schiff in die Luft jagt. Diese Szene hat es jetzt nicht in die Episode geschafft - entweder, weil man die Laufzeit noch irgendwie verkürzen musste oder aber, weil man vielleicht später in der Serie noch einmal auf die "guten Daleks" zurückkommen will. Ich hoffe auf ersteres, denn die Idee, dass Rusty noch einmal vorkommt und es irgendwie schafft, mehr gute Daleks zu kreieren fände ich nicht gut.

@Sesqua: Hmm. Ich bin mir bei Missy überhaupt nicht sicher. Falls sie eine Art Spiegel wäre, hätte sie dann nicht eher Ross statt Gretchen einsammeln müssen? Gretchen hat sich ja aus freien Stücken heraus geopfert (was leider keinen großen Impact hatte - wir kannten die Figur ja kaum), während Ross eiskalt vom Doctor aufgegeben wurde. Bei der Jekyll/Hyde Theorie würde das dann ja bedeuten, dass sie die gute Seite ist. Würde in meinen Augen nicht so ganz passen.
 

Dr. Serizawa

Oxygen Destroyer
Clive77 schrieb:
Ich hoffe auf ersteres, denn die Idee, dass Rusty noch einmal vorkommt und es irgendwie schafft, mehr gute Daleks zu kreieren fände ich nicht gut.
Dass sich der gute Dalek aufopfert wäre aber auch ein riesiges Klischee gewesen. Mehrere solcher "guten" Daleks möchte ich zwar nicht haben, aber mit Rusty als wiederkehrender Einzelgänger wäre ich aber zufrieden.
 

Clive77

Serial Watcher
Dr. Serizawa schrieb:
Clive77 schrieb:
Ich hoffe auf ersteres, denn die Idee, dass Rusty noch einmal vorkommt und es irgendwie schafft, mehr gute Daleks zu kreieren fände ich nicht gut.
Dass sich der gute Dalek aufopfert wäre aber auch ein riesiges Klischee gewesen. Mehrere solcher "guten" Daleks möchte ich zwar nicht haben, aber mit Rusty als wiederkehrender Einzelgänger wäre ich aber zufrieden.
Wieso Klischee? Es hätte doch prima zu seinem Mantra von wegen "all Daleks must be destroyed" gepasst. Und anschließend hätte man dann eine weitere Szene im "Himmel" bekommen, wo Missy dem kleinen Rusty einen Tee anbietet. :biggrin:
 
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