Die Taschendiebin (The Handmaiden) ~ Park Chan-wook [Kritik]

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
BG Kritik: Die Taschendiebin (Joel)

Der Koreaner Park Chan-wook hat noch nicht viele Filme gemacht, aber die die er gemacht hat, haben für Aufsehen gesorgt: Oldboy, Stoker, Thirst, Sympathy for Mr und Mrs Vengeance, Joint Security Area. Nachdem der letzte Film Stoker sein US-Debüt war, zieht es ihn für seinen nächsten wieder zurück nach Korea.

Agashi, so der Titel, wird eine neue Verfilmung des Buchs "Solange du lügst: Fingersmith" (Fingersmith) von Sarah Waters. Das Buch wurde schon mal als BBC Miniserie mit Sally Hawkins verfilmt. Thema sind Taschendiebe, die sich zur Besetzungszeit durch die Japaner in Korea verdingen. Eine junge Diebin nimmt einen Job als Dienerin an und versucht, ihre Herrin mit einem Freund zu vermählen. Zusammen wollen die beiden die Frau in den Wahnsinn treiben und dann ihren Zaster abgreifen. Dann kommt jedoch alles anders...

Hier ist das Buch
Quelle
 
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TheReelGuy

The Toxic Avenger
Das ist...interessant. :check: Zu Park Chan-wook habe ich ein etwas gespaltenes Verhältnis. Während mir Stoker (Mia Wasikowska!!!), Thirst, JSA und Mrs. Vengeance sehr gut gefallen und auch die Regie sehr zu überzeugen weiß, habe ich den ganz großen Hype um Oldboy nie verstanden. Nicht falsch verstehen, guter Film, aber halt doch eher sein Nolan-Film, wohingegen der Rest einen Auteur-Anstrich bekommen hat. Chan-wook ist ein visuell und emotional erzählender Regisseur, dem es leider aber manchmal an der Substanz fehlt. Vielleicht kann ihm die Grundlage des Romans diesmal etwas helfen, ein vernünftiges Fundament für seine wunderschönen Bilder zu finden. Werde den Film ganz klar auf der Liste behalten...​
 

Joel.Barish

dank AF
Erst am Wochenende mal wieder "Stoker" auf BD aufgefrischt und mich gefragt, ob ich verpasst habe, was Park als nächstes macht. Dass er jetzt erstmal wieder nach Korea zurückkehrt kann man auslegen wie man will. So sehr mir "Stoker" auch gefallen hat, funktionieren Park und sein Stil dort besser problemloser. Und der Roman? Ja, warum nicht. Schon "Durst" war in großen Teilen Emile Zolas "Thérèse Raquin" plus Vampire, also ist es nicht so neu, dass er sich von europäischer Literatur inspirieren lässt.

@ReelGuy
Ich mag Leute, die Mia Wasikowska drei (oder mehr) gut gemeinte Ausrufungszeichen geben. :top: Aber wenn "Oldboy" für dich der Film ist, bei dem Park sein Auteur-tum ausgestellt hat, dann ist die komplette Autorentheorie überholt oder es können gerne regelmäßig solche im Umkehrschluss dann "angepassten" Filme erscheinen, denn "Oldboy" ist schon ziemlich spitzenmäßig. Nee, mal ehrlich, deute ich das falsch oder wo in "Oldboy" geht Park auf das Massenpublikum zu bzw. geht Kompromisse ein. (Mal ganz davon ab, dass Nolan jetzt auch nicht das Idealbeispiel für einen vom Studio gelenkten "Ja und Amen" Sager ist.)
 

TheReelGuy

The Toxic Avenger
Joel.Barish schrieb:
Nee, mal ehrlich, deute ich das falsch oder wo in "Oldboy" geht Park auf das Massenpublikum zu bzw. geht Kompromisse ein:confused:Mal ganz davon ab, dass Nolan jetzt auch nicht das Idealbeispiel für einen vom Studio gelenkten "Ja und Amen" Sager ist.)
Upps, da habe ich mich etwas unglücklich ausgedrückt. Ich wollte auf keinen Fall sagen, dass Oldboy ein Mainstream-Film ist oder dass Nolan ein Studio-gesteuerter Regisseur ist. Mir ging es eher darum, dass sich, für mich persönlich, Oldboy am Gimmick-haftesten anfühlt. Der Film hat, ohne Frage, schöne Bilder, starke Momente und coole Sequenzen, aber dennoch ist es der Film, von Park Chan-wook, bei dem ich am wenigsten empfinde. Das ist ein persönliches Ding und ich möchte hier auf keinen Fall den Film in irgendeiner Form niedermachen.

Der Vergleich mit Christopher Nolan war deshalb gewählt, weil er, wieder nur in meinen Augen, jemand ist, der ebenfalls mit einem starken, visuellen Regie-Style daherkommt, diesen aber in den meisten Fällen nur an sehr twist-ige Stories oder größere Gimmicks anwendet, so wie sich auch Oldboy für mich manchmal anfühlt. Auch hier, ich mag viele seiner Filme, habe höchstens mit The Dark Knight Rises größere und mit Inception kleinere Probleme, und verehre sogar die überaus gut funktionierende Dynamik von The Prestige. Ich wollte hier niemandem zu nahe treten und Verzeihung, wenn es so gewesen sein sollte. :sad: Bin noch neu hier :rolleyes:
 

Joel.Barish

dank AF
Ach, kein Grund sich zu entschuldigen. Nichts passiert. Dafür sind wir doch hier, um Meinungen auszutauschen. :wink:

Wenn du das bei "Oldboy" und generell bei Nolan so empfindest, kann man dir das natürlich kaum ausreden. Ich bin aber ehrlich gesagt äußerst überrascht, dass dir das bei Parks Filmen ausgerechnet bei "Oldboy" so geht. Wenn du von gimmickhaft sprichst, liegen "Lady Vengeance" und auch "Durst" für mich viel eher auf der Hand, als "Oldboy". "Lady Vengeance" (den ich auch sehr mag) erscheint mir wesentlich verspielter und weder in seiner Rachegeschichte, noch als Charakterdrama ganz auf Augenhöhe mit "Oldboy".

Und Nolan ist eh ein schwieriger Fall. Meiner Meinung nach wird der von manchen Leuten absurd erhöht und als König des Universums gefeiert, von anderen Leuten aber auch massiv unterschätzt. Und z.B. sein "Arbeitgeber" Warner Bros. scheint bis heute nicht genau verstanden zu haben, was das Geheimnis seines Batman Erfolgs war, wenn man sich anguckt, wie die jetzt diese ganz Justice League Sache angehen. Aber das ist auch an dieser Stelle eine ganz eigene Geschichte.
 

TheReelGuy

The Toxic Avenger
Oldboy war nicht der erste Film, den ich von Park Chan-wook gesehen habe. Dahingegen war Lady Vengeance einer dieser Filme, die ich in einer Phase meiner Film-Liebe gesehen, als ich angefangen habe, meine Fühler nach diesen Geheimtipps ausgestreckt habe und auch ansonsten mehr und mehr über den Tellerrand geguckt habe. Deswegen hat der Film wohl einen besonderen Platz in meinem Herzen.​
 

Joel.Barish

dank AF
Ja, so was passiert natürlich regelmäßig und macht die Eindrücke nicht falscher und auch nicht richtiger. Da muss man dann in sich hineinhorchen und womöglich durch erneute Sichtungen absichern, aber so viel ist bei Filmen und ihrer Wirkung vom Timing und vom Umfeld abhängig. Deswegen sind Filmabende mit Freunden gleichzeitig Fluch und Segen, schon wegen Geschmäckern und dem teilweise fehlenden Willen, für 120 Minuten die Klappe zu halten. Habe kürzlich mit "Mulholland Drive" erfahren müssen, was passiert, wenn man einer Gruppe einen Lieblingsfilm zumuten möchte. :crying:
 

TheReelGuy

The Toxic Avenger
Mulholland Drive? Lieblingsfilm? Joel, ich möchte jetzt hier nichts heraufbeschwören, aber das könnte der Beginn einer wunderbaren Freundschaft werden... :tongue:
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Joel.Barish schrieb:
Habe kürzlich mit "Mulholland Drive" erfahren müssen, was passiert, wenn man einer Gruppe einen Lieblingsfilm zumuten möchte. :crying:

Immerhin bist du nicht gleich mit Inland Empire angekommen. :biggrin: Das hätten die nie im Leben überlebt, jedenfalls nicht so lange ausgehalten wie den.

Reel, du scheinst einen sehr interessanten Filmgeschmack zu haben. Was hältst du von Kim Jee-woon?
 

TheReelGuy

The Toxic Avenger
Jay schrieb:
Reel, du scheinst einen sehr interessanten Filmgeschmack zu haben. Was hältst du von Kim Jee-woon?

Erst einmal, Danke :rolleyes: Von Kim Jee-woon habe ich nich besonders viel gesehen, aber Tale of Two Sisters und The Good, the Bad and the Weird haben mir echt gefallen. Über Last Stand möchte ich, trotz meiner absolut platonisch-abgöttischen Liebe für "AAAHrnold" nicht reden. Aus irgendeinem Grund schiebe ich es aber jetzt schon eine ganze Weile vor mir her, mir I Saw the Devil anzuschauen. Sollte ich aber wohl mal machen...​

EDIT: Ich rede natürlich von der, frei in Deutschland erhältlichen und ab 18 Jahren freigegebenen Version von I Saw the Devil :hae:
 

Joel.Barish

dank AF
Heißt international

"The Handmaiden"
(koreanisch Ahgasshi)

und läuft im offiziellen Wettbewerb von Cannes 2016. Trailer folgt im Trailer Thread.
 
Zuletzt bearbeitet:

Joel.Barish

dank AF
Der neue Film von Oldboy Regisseur Park Chan-wook heißt "The Handmaiden" und läuft im offiziellen Wettbewerb von Cannes. Frei adaptiert nach dem Roman "Fingersmith" von Sarah Waters geht es um eine Erbin im von Japan besetzten Korea, die sich in einen "Dieb" verliebt. Wie gewohnt bei Park ist alles in Wahrheit nicht ganz so, wie es auf den ersten Blick scheint.

Internationaler Teaser-Trailer @YouTube

Das sieht wunderbar gestört aus. Park hat noch keinen schlechten Film gemacht. Ich bin zuversichtlich, dass das erstmal so bleibt.

Außerdem...
Koreanischer Teaser (ohne UT)
Koreanischer Trailer #1 (ohne UT)
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Sehr ansprechender Trailer. Von Park Chan-wook habe ich bisher ja leider nur Stoker gesehen (Den mochte ich aber).
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Der hat jetzt übrigens einen deutschen Starttermin und lange müssen wir nicht mehr warten: Am 5. Januar ist es soweit. (Der Film heißt hierzulande außerdem Die Taschendiebin.)

Vielleicht schaffe ich es bis dahin mal, ein paar Filme von Park Chan-wook nachzuholen, auf diesen bin ich ja sehr gespannt.
 

patri-x

New Member
Gesehen ja, gut ja, Längen aber auch ja. Durch die verschiedenen Abschnitte bekommt man ne neue Sicht auf die Geschehnisse, aber beim 3. Mal sehen wirkt das irgendwie leicht ermüdend, auch wenn die Geschichte an sich schon spannend und interessant ist. Dazu noch Erotik und Perversion - Asia-Fans kommen hier sicher auf ihre Kosten.
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Hab den auch schon gesehen und fand ihn recht gut. An sich ist es ein recht geradliniges Liebesdrama, dass doppelbödig und unchronologisch erzählt ist und mit einigen perversen und bösen Spitzen angereichert und mit (haha) diebischem Augenzwinkern inszeniert ist. Der Film ist zum Großteil aber doch eher Liebesgeschichte mit Thrillerelementen als andersrum und als das hat er mich dann oft nicht so ganz gepackt, auch wenn der Film wirklich hervorragend gemacht ist.
 
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