Doctor Who S34E05 - Time Heist

Clive77

Serial Watcher
In der Folge „Time Heist“ (von Stephen Thompson und Steven Moffat) der UK-Serie Doctor Who finden sich der Doctor (Peter Capaldi) und Clara (Jenna Coleman) zusammen mit zwei Komplizen - Saibra (Pippa Bennett-Warner) und Psi (Jonathan Bailey) - in einem Bankraub wieder. Ohne zu wissen, worum es wirklich geht, folgen die vier dem Plan des mysteriösen Drahtziehers, der sich als „The Architect“ bezeichnet.

„Time Heist“ ist eine nette kleine Einzelgeschichte, die mit vielen kleinen und größeren Science-Fiction Elementen daher kommt und den Zuschauer auf eine Entdeckungsreise mitnimmt. Die Prämisse vom Bankraub mag altbekannt sein, wird hier aber auf angenehm frische Art präsentiert, denn unsere Räuber haben nicht die leiseste Ahnung, weshalb sie überhaupt dem Auftrag zugestimmt haben und entdecken erst während des Bruchs, worauf sie sich eingelassen haben und weshalb.

Als Monster der Woche gibt es den sog. „Teller“ zu sehen, der zum (fast) perfekten Abwehrsystem der sichersten Bank im Universum gehört. Gleich zu Beginn der Folge werden wir zusammen mit unseren vier Dieben Zeugen davon, wie die Kreatur einen potentiellen Kriminellen innerhalb der Bank aufspüren und außer Gefecht setzen kann - bevor er überhaupt in Aktion getreten ist. Zugegeben, weshalb sich die Schädeldecke nach innen wölbt, wenn das Hirn zu Mus verarbeitet wird, bleibt rätselhaft. Aber der optische Effekt sorgt für die entsprechende Gänsehaut und präsentiert den „Teller“ als bedrohlichen Gegner. Noch unheimlicher ist da höchstens Ms Delphox (Keeley Hawes), die für die Sicherheit der Bank verantwortlich ist und kein Problem damit hat, über Leichen zu gehen - manchmal können auch freundliche Gesichter sehr unangenehm sein.

Was den „Architekten“ angeht, lässt sich leider von Anfang an erahnen, wer sich dahinter verbirgt. Die „memory worms“ kennen wir bereits aus „The Snowmen“ (und wissen auch, wer damals einen davon dabei hatte) und dieser elaborierte Plan des Bankraubs lässt eigentlich nur den Doctor als denjenigen zu, der die Sache ausgeheckt hat. Spätestens beim Solarsturm und der Öffnung des Safes - als Zeitreisen eine Rolle spielen - dürfte auch der letzte Zuschauer diese Vermutung haben. Es ist zwar nicht ganz so wild, denn dem Abenteuer wird dadurch nicht viel genommen, aber doch irgendwie schade, dass dieses Geheimnis recht offen und durchschaubar bleibt.

Die beiden Komplizen bekommen ihren Fähigkeiten entsprechend einiges zu tun - wobei man sich ein wenig an Mystique (X-Men) und Johnny Mnemonic erinnert fühlt, wenn Saibra und Psi zum Einsatz kommen. Etwas problematisch an beiden Figuren ist allerdings, dass es innerhalb der normalen Folgenlaufzeit nicht geschafft wird, Psi und Saibra besser ins Bild zu setzen und ihnen mehr Charakter zu verleihen. Als beide scheinbar getötet werden, regt sich nicht viel beim Zuschauer und es schleicht sich das Gefühl ein, wir haben lediglich ein paar „Redshirts“ verloren, die nur an Bord waren, um den anderen den Weg zu ebnen und etwas Kanonenfutter zu liefern. Ein paar Dialoge mehr zu beiden Persönlichkeiten hätten sowohl den Abgang als auch die unerwartete Rückkehr der Figuren dramatischer gestaltet.

Der Heist selbst macht allerdings ziemlich viel Spaß und es lässt sich mit allen vier Protagonisten gut mitfiebern, welche Überraschung und welches Gimmick hinter der nächsten Ecke lauern. Ob Partikelbombe, Solarsturm oder das letzte Geheimnis in der privaten Tresorkammer - es gibt viele gute Ideen, die „Time Heist“ zu einem wilden Mix aus klassischer Bankraub-Geschichte und Science-Fiction werden lassen.
Etwas auf die Stimmung drücken vielleicht die übergroßen Luftschächte innerhalb der Bank, denn ein so sicheres Gebäude sollte doch eigentlich besser durchdacht sein und potentiellen Räubern solche Auswege unmöglich machen.

Die Auflösung um Psi und Saibra war in Ordnung, ebenso das Happy End für den „Teller“ und seine Gefährtin - auch wenn letzteres gefühlt schon in zahlreichen anderen Geschichten zum Einsatz kam. Was aber wieder Kopfschmerzen bereitet, ist der alles auslösende Anruf von Madame Karabraxos, denn hier streikt die Logik wieder. Sie hat die Telefonnummer vom Doctor erst während des Einbruchs bekommen, ist aber gleichzeitig Auslöserin für das Abenteuer. Ursache und Wirkung vertauschen (mal wieder) die Plätze und das bereitet leichte Kopfschmerzen.

Danny Pink (Samuel Anderson) darf nur kurz in der Rahmenhandlung um Clara und ihr nächstes Date auftreten, wird aber der Vorschau nach zu urteilen nächste Woche wieder mehr Screentime bekommen. An den Doctor hat man sich mittlerweile gewöhnt - nach fünf Abenteuern mit ihm weiß man in etwa, was man von ihm zu erwarten hat, wie er handelt und in bestimmten Situationen vorgeht. Erinnert ein wenig an den dritten Doctor (Jon Pertwee), der zuweilen mit seinem Pragmatismus auch etwas schroff agieren konnte.
Von Missy (Michelle Gomez) fehlt mal wieder jede Spur, dafür gab es zu Anfang eine kleine Referenz auf „The Bells of Saint-John“ als es um die Telefonnummer ging.

Fazit: „Time Heist“ ist eine gute Episode mit einem interessanten Fall der Woche. Einige Figuren hätten eine bessere Charakterisierung gebrauchen können und es gibt leichte Kopfschmerzen der Sorte „Timey-Wimey“ gegen Ende. Ansonsten ist aber alles gut inszeniert, mit Überraschungen gespickt und sehr unterhaltsam.

7,5/10
 

Woodstock

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DA hat Moffat sich aber in der griechischen Mythologie bedient. Um genau zu sein, bei der Mythe von Theseus, dem Minotaurus im Labyrinth und dem Architekten Daidalos. Macht ihn eigentlich sympathisch.


Aber war nett. Die Folge letzte Woche war aber besser.
 

Clive77

Serial Watcher
Was mir gerade aufgefallen ist: Ich habe vergessen zu erwähnen, welche bösen Gestalten Psi da aus der Datenbank aufgerufen hat. Die Bilder, die es dort zu sehen gab, waren eine wilde Mischung aus vielen Gegnern - unter anderem auch aus den alten Folgen. Ein Sensorite (aus "The Sensorites" von 1964), ein Terileptil (1982er "The Visitation"), ein Slitheen, ein Ice Warrior, der Revolvermann aus "A Town Called Mercy", Captain John Hart aus Torchwood, Androvax und der Trickster aus The Sarah Jane Adventures und Abslom Daak aus einem der Doctor Who Comics.
 
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