Doctor Who S34E10 - In the Forest of the Night

Clive77

Serial Watcher
In der Folge „In the Forest of the Night” (geschrieben von Frank Cottrell-Boyce) der UK-Serie Doctor Who hat sich London über Nacht in einen gigantischen Wald verwandelt. Nur London? Nein, weltweit wuchert es in grün. Der Doctor (Peter Capaldi), Clara (Jenna Coleman) und Danny (Samuel Anderson) kämpfen sich mit einer Schulklasse durchs Dickicht.

Bäume - soweit das Auge reicht
Als es letzte Woche die Vorschau gab, sah „In the Forest of the Night“ noch nach einer interessanten Episode aus. London mit Bäumen und Gestrüpp zugewachsen? Klang nach einem kuriosen Fall der Woche und „kurios“ ist genau das Wort, welches die Folge am besten beschreibt - aber leider in negativer Hinsicht.
Abgesehen von einer ökologischen Botschaft (die Bäume sind unsere Rettung!) steckt nicht viel im dieswöchigen Abenteuer. Es gibt kein Monster oder Invasoren, die die Erde in einen Garten verwandeln wollen. Der grüne Bewuchs des Planeten dient vielmehr als Schutzschild vor Sonneneruptionen und hat noch andere Kuriositäten hinter der feuerfesten Rinde. Zum Beispiel die exklusive Kommunikation mit Maebh (Abigail Eames), die nicht weiter erklärt wird. Ebensowenig gibt es Erklärungen dafür, wie die Kleine mit ihren Gedanken die Ursache für Sonneneruptionen und Waldwuchs gewesen sein soll. Sie hat ein Bild gemalt und sie sucht seit längerer Zeit nach ihrer verschwundenen Schwester Annabel (Eloise Barnes). Wie daraus ein weltweiter Urwald entstehen und wieder verschwinden kann? Wird der Fantasie des Zuschauers überlassen, genauso wie der weltweite Erinnerungsverlust an das Ereignis, der einfach stattfindet - wie bei zahlreichen früheren Sonneneruptionen auch, die es laut dem Doctor gegeben hat, woran sich aber niemand erinnern konnte. Nicht einmal er selbst, denn er steht bei der Ergründung des Rätsels ziemlich ratlos da.
Es ist zwar eine nette Idee, bei einem Fall der Woche mal eine gänzlich andere Richtung einzuschlagen und dabei auf phantastische Elemente zu setzen. Auch der Verlauf und wie unsere Gruppe dem Rätsel auf die Spur kommt, war ungewöhnlich. Aber ein gewisses Maß an Nachvollziehbarkeit sollte schon vorhanden sein, um die Lächerlichkeit in wenig in Grenzen zu halten.

Kinder - soweit das Auge reicht
Abenteuer mit Kindern sind immer so eine Sache. Das kann gut funktionieren, aber auch recht schnell auf die Nerven gehen. Maebh ist eine Figur, die eine wichtige Rolle in dieser Episode einnimmt und sich nicht wie ein normales Kind verhält. Das ist ein Pluspunkt, denn damit wird der Zuschauer neugierig gemacht und interessiert sich für das Mädchen. Nur reicht Interesse an einer Figur nicht aus, wenn das Resultat letzten Endes nicht überzeugen kann. Es werden einige Hebel im Episodenverlauf in Bewegung gesetzt. Wir erfahren von der verschwundenen Schwester, sehen Maebhs besorgte Mutter (Siwan Morris) und wie sie sich auf die Suche nach ihrer Tochter begibt und auch unsere anderen Protagonisten erahnen erst durch Maebh, was vor sich gehen könnte. Trotzdem tappen wir auch nach Episodenende noch im Dunkeln, was das Mädchen und dessen Bedeutung angeht. Ihr Happy End mit der plötzlich vom Wald wieder zurückgebrachten Schwester wird uns vor den Latz geknallt, aber emotional bewegt uns dieser Moment nicht großartig - dazu wurde uns zu wenig von der Beziehung der beiden Geschwister erläutert, geschweige denn erwähnt, unter welchen Umständen Annabel damals verschwunden ist. Kurzum: Die Geschichte um Maebh wirkt sehr platt, obwohl sie anfangs interessant war.
Bei den anderen Kindern der Klasse macht sich zudem bemerkbar, dass sie im weiteren Verlauf überhaupt keine Bedeutung mehr haben, obwohl einige von ihnen - wie z.B. Bradley (Ashley Foster) - anfangs näher vorgestellt wurden. Sie scheinen nur anwesend zu sein, um ein wenig das Verhältnis und die Lehrmethoden von Danny und Clara zu beleuchten oder den Doctor unruhig werden zu lassen, sobald sie die TARDIS betreten. Im Endeffekt sind sie damit genau so „wichtig“ wie die (schlecht animierten) Zootiere, die kurz auftauchen und sofort wieder verschwinden (ob der Taschenlampen-Trick wohl wirklich klappt?)

Beziehungen
Was die Episode gut hinbekommt, sind die Situationen und Spannungen zwischen dem Doctor, Clara und Danny - auch wenn die dieses Mal nicht so stark im Fokus stehen, wie es in anderen Folgen der Fall war und Danny dabei mal wieder den kürzesten der drei Strohhalme zieht (ernsthaft, wenn er schon dabei ist, sollte man ihm mehr Screentime geben).
Sehr schön war aber Dannys Erklärung darüber, weshalb er sein Soldatenleben zu den Akten gelegt hat und sich nun auf die Dinge konzentrieren will, die er direkt vor Augen hat. Hier zeichnet sich ab, dass er überhaupt kein Interesse an Abenteuern (in der TARDIS) hat - ein Punkt, der bei Clara bislang ganz anders aussah. Es war zudem sehr bezeichnend, dass Clara nicht mit dem Doctor aufbrechen wollte als es nach einer durch Sonneneruption gerösteten Erde aussah. Statt wie vorgeschlagen alle mit der TARDIS in Sicherheit zu bringen, soll der Doctor schließlich alleine aufbrechen und nur sich selbst retten. Vor allem, dass Clara ihm sagt, sie wolle nicht die letzte ihrer Spezies sein, dürfte den Doctor dabei stark getroffen haben. Diese Momente der Episode saßen, waren gut geschrieben, dargestellt und inszeniert.
Mit Blick auf die Gerüchte um Colemans baldigen Abschied aus der Serie (bislang sind es nur Gerüchte), bietet sich nun mit Danny ein plausibler Grund, weshalb Clara tatsächlich auf weitere Reisen mit dem Doctor verzichten könnte. Näheres bleibt zwar noch abzuwarten, in diesem Zusammenhang auch die Pläne von Missy (Michelle Gomez), die abermals einen kleinen Auftritt bekommt, aber der Ausweg für Clara wird mehr als deutlich aufgezeigt.
Diese charakterlichen Entwicklungen retten die Folge ein wenig und geben dem anderen Unsinn einen bodenständigen Anker.

Fazit: Mit „In the Forest of the Night“ beschreiten die Macher einen gänzlich anderen Weg bei einem Fall der Woche. Ein machtloser Doctor, eine von Bäumen überwucherte Erde und damit ein Rätsel, was sich am Ende von selbst wieder löst. Keinerlei Monster und nur wenig Spannung. Die drei Hauptakteure liefern gewohnt gute Szenen und Entwicklungen, aber der Rest verliert sich leider in kurios anmutendem Unsinn, der bestenfalls als eine Art Öko-Fabel funktioniert.

4/10
 

Woodstock

Verified Twitter Account ☑️
Ich mochte die Folge. (Das Ende war ein bißchen doof) aber das Zitat "You remember the fear and you put it into fairystorys. The Human simple Part Forgetting. You remember how things felt. You would stop having wars and stop having babys."

Die Folge hatte einen mehr philosophischen Hintergrund und das war okay so. Nicht jedes Monster muss böse sein.
 
Oben