Clive77
Serial Watcher
Jan Hendrik hörte zwar den Tumult vom Dorfplatz, war jedoch derart in seine Aufzeichnungen vertieft, dass er diesem zunächst keine Beachtung schenkte.
Nach langer Reise hatten sie nun endlich eines der Ziele dieser Expedition erreicht. Kurz vor Mittag hatten sie das Dorf der Ureinwohner erreicht, welche sie freundlich aber nicht ohne Vorsicht empfangen hatten.
Durch Gespräche mit den Männern und Frauen aus dem Dorf, hatten sie in Erfahrung gebracht, dass sie der vergessenen Inka Stadt bereits nahe waren. Jans Ziel war es, einige Tage hier zu verweilen und mehr über die Ureinwohner zu erfahren und ihre Lebensweise zu studieren. Außerdem hoffte er ihr Vertrauen zu gewinnen, damit sie ihm in die vergessene Stadt ohne Namen begleiten konnten.
Nun aber galt es erstmal ihr Lager aufzuschlagen und die weiteren Schritte in diesem Unterfangen zu planen.
Für einen Moment schweiften seine Gedanken ab, in jene Zeit seiner ersten Expedition an diesen Ort und er erinnerte sich auch an sein damaliges Scheitern. Dass er noch am Leben war, grenzte an einem Wunder, aber ihm war auch nur all zu sehr bewusst, dass dies nicht sein Verdienst war.
Die Plane seines Zeltes wurde beiseite gerissen und Jan schreckte auf, als Frank Lorre, sein bester Freund und rechte Hand auf dieser Expedition, aufgeregt eintrat.
"Es gibt Ärger da draußen", sagte Frank schwer atmend, während ihm der Schweiß über das Gesicht rann.
Jan Hendrik, aus seinen Gedanken gerissen, sah ihn fragend an, während er sein Notizbuch zuklappte und auf dem improvisiertem Schreibtisch beiseite legte. Erst jetzt wurde ihm der Lärm, der von draußen in das Zelt drang bewusst. Er hörte aufgeregte Rufe, konnte aber kein einzelnes Wort verstehen.
"Was ist passiert?" fragte er während er sich erhob.
"Paul Jark ist verschwunden", erwiderte Frank und spähte vorsichtig aus dem Zelt.
"Der wird wieder betrunken hinter irgend einem Urwaldbaum liegen. Das ist doch nun wirklich nichts Neues. Weshalb also diese Aufruhe?"
"Ich habe es nicht gesehen, aber sie sagen, die Wilden haben ihn in den Urwald gezerrt. Von eine auf die andere Sekunde sei er verschwunden gewesen."
Wortlos ging Jan zu seinem Gepäck, schnallte sich den Revolvergurt um die Hüfte, lud die Waffe und steckte sie dann in das Holster. Frank glaubte neben einem Ausdruck der Angst in Jans Augen auch das Funkeln feuriger Erregung darin zu sehen.
"Es könnte ein Tier gewesen sein. Ein Jaguar vielleicht."
"Ja, vielleicht", erwiderte Jan in Gedanken während er das Zelt verließ. "Aber wenn ich richtig liege, dann ist es etwas gänzlich anderes."
"Das Wesen von dem du erzählt hast?"
"Vielleicht."
Im Dorf herrschte ein heilloses Durcheinander. Männer standen sich gegenüber und schrien sich gegenseitig an. Auf der einen Seite seine Männer, die Dorfbewohner wüst beschimpften und mit ihren Waffen bedrohten, und auf der anderen Seite die Ureinwohner, die gerade dabei waren ihre Gastfreundschaft nochmal zu überdenken. Und offenbar hatten sie keine Ahnung von der Wirkung von Feuerwaffen, denn sie zeigten sich gegenüber den Drohungen seiner Leute kaum beeindruckt. Die Lage war angespannt, und es war nur eine Frage der Zeit, bis jemand einen nervösen Zeigefinger bekam und Blut fließen würde.
Jan zog seinen Revolver und gab einen einzelnen Schuss in den Himmel ab. Der Knall schreckte Vögel auf und hallte noch lange im Urwald wieder. Aber nun hatte er zumindest die Aufmerksamkeit aller beteiligten.
Er steckte die Waffe wieder ein und ging die Arme leicht angewinkelt und die Hände nach oben auf die Menschenmenge zu.
Zuerst wendete er sich an die Ureinwohner, versuchte ihnen mit Gesten zu verstehen zu geben, dass er in friedvoller Absicht gekommen sei. Da man ihm nicht sofort einen Speer in die Seite bohrte, schien es ganz so, als hätte man ihn verstanden. Höflich nickte er einem der Männer zu, von dem er glaubte, dass er eine hohe Position innerhalb der Dorfhierarchie einnahm. Vorsichtig wendete Jan sich an Ernst Mayer.
"Was genau ist passiert?"
"Jark ist verschwunden. Wir hörten ihn schreien, und plötzlich war er weg."
"Hat irgendjemand etwas gesehen?"
"Von uns niemand, aber ein paar von den Wilden waren dabei. Nur leider quatschen sie nur unverständliches Kauderwelsch."
Mayer schaute verächtlich in die Richtung der Ureinwohner.
"Und was ist vorher passiert? Hat er irgend etwas getan, was einen Angriff provoziert haben könnte?"
Mayer schaute verlegen an Jan vorbei, ganz so als müsste er erst überlegen. Nach einigen Augenblicken zuckte er mit den Schultern und meinte: "Kann sein, dass er mit einigen der Wilden ein wenig grob umgesprungen ist. Er wollte wissen, wo die Stadt mit dem Gold ist, und als sie ihm nicht antworten konnten, ist er halt wütend geworden. Sie wissen ja, wie er so ist."
In der Tat wusste er sehr wohl um Paul Jarks unbeherrschtes Temperament, welches sich leider erst einige Tage nach Aufbruch ihrer Reise offenbart hatte. Nicht nur einmal hatte er mit dem Gedanken gespielt, ob überhaupt irgend jemand Paul Jark ermissen würde, sollte er während der Reise zufällig verschwinden. Nun war unglücklicherweise genau das geschehen, aber Jan fühlte sich nicht halb so erleichtert, wie er es sich ausgemalt hatte. Jan seufzte.
"Hat er jemanden verletzt?"
"Nicht wirklich. Einer der Jugen dort hat ein Bißchen was abbekommen."
Mayer deutete auf eine kleine Gruppe von Ureinwohnern, die gerade einen Jungen versorgten. Sein Gesicht war stark in Mitleidenschaft gezogen, die Lippe aufgeplatzt und das rechte Auge schwoll bereits zu.
Jan näherte sich ihnen langsam, doch noch bevor er ihn erreichen konnte, hatten sich ein paar der anderen der Dorfbewohner ihm in den Weg gestellt und richteten ihre Speere auf ihn. Sofort zückten Ernst Mayer und die übrigen Männer ihre Waffen und stürmten vor, doch eine gebot ihnen mit einer Geste inne zu halten.
"Verdammt, steckt endlich diese Dinger weg. Wenn ihr auch nur einen von ihnen verletzt, wird es ein Massaker geben. Und geht nicht davon aus, dass wir alle mit heiler Haut davon kommen", zischte Jan ihm scharf zu.
Eine alte Frau hatte sich von der kleinen Gruppe losgelöst und kam nun mit böser Miene auf sie zu. Sie sprach einen Dialekt, den Jan nicht verstehen konnte, einzig einzelne Worte glaubte er zu erkennen, aber der Tonfall ihrer Stimme verriet nur allzu deutlich, was es war. Eine Warnung.
Sie kam langsam_mit kleinen Schritten näher, bis sie Jan direkt gegenüber stand und ernst zu ihm aufschaute, während sie weiter sprach. Und dann erkannte er einige der Worte.
"Lanthunu il na saij'a", sagte sie und Jan erstarrte für einige Augenblicke.
"Lanthunu il na saij'a?", wiederholte er die Worte der Alten, und sie nickte ihm stumm zu.
Frank Lorre näherte sich ihnen von der Seite und warf Jan einen fragenden Blick zu.
"Du scheinst zu wissen, wovon sie spricht."
Anstatt ihm zu antworten drehte sich Jan zu seinen Leuten um und rief ihnen zu: "Packt eure Sachen und geht zum Lager. Wir verlassen für heute dieses Dorf."
"Wir können nicht gehen!", rief Ernst Mayer. "Nicht ohne Jark. Wir wissen noch immer nicht, was mit ihm geschehen ist. Er ist irgendwo da draußen und-"
"Wenn er Glück hat, dann ist er einem Jaguar zum Opfer gefallen. Geht zum Lager, denn sonst wird jemand nervös, und wenn hier auch nur ein Tropfen Blut fließt, sind wir alle tot."
Er sah an ihren Blicken, dass die ersten bereits anfingen an seinem Verstand zu zweifeln, aber noch hatte er das Sagen hier. Widerwillig begannen sie aufzubrechen um zu ihrem Lager zurückzukehren. Als Frank Lorre an ihm vorbeiging, legte Jan seine Hand auf dessen Schulter und hielt ihn zurück. Zu Franks erstaunen, schnallte Jan seinen Revolvergurt ab und drückte ihm diesen in die Hand. Franks Augen weiteten sich, als er ahnte, was sein Freund offensichtlich plante.
"Oh nein, du wirst hier keine Dummheiten machen", sagte er und schüttelte energisch den Kopf, doch Jan hob beschwichtigend die Hand.
"Hast du verstanden, was die alte Frau gesagt hat?"
Frank schüttelte den Kopf.
"Sie sagte Lanthunu il na saij'a"
"Ich verstehe noch immer nicht."
"Der gute Geist des Waldes."
"Verstehe", sagte Frank einfach, nachdem mehrere Sekunden verstrichen waren. "Und du glaubst nun, dass dieser Waldgeist das Wesen von damals ist."
"Ich muss es einfach herausfinden", sagte Jan.
"Aber selbst wenn es sich als dieses Wesen herausstellen sollte, wieso glaubst du, sollte es dir wohlgesonnen sein? Es hat vielleicht Paul Jark getötet."
"Und wieso hat es mich dann vor fünf Jahren gerettet, als es mich aus dem Fluss gezogen hat?"
"In Ordnung, dann versuche ich es eben anders. Ich halte es für eine fixe Idee von dir. Diese Kreatur existiert nicht, und wenn du nun gehst, jagst du nur einem Hinrgespinst hinterher. Paul Jark wurde Opfer eines Jaguars oder was auch immer, und wenn du nun ohne Waffe da rausgehst, wird es dir genau so ergehen."
"Ach was, der Jaguar ist inzwischen satt", sagte Jan mit einem Grinsen im Gesicht und wandte sich dann um.
"Es soll mir niemand folgen, und denk daran, wenn ich bis morgen Abend nicht zurück bin, dann komme ich vermutlich überhaupt nicht mehr zurück. Sinnlos also nach mir zu suchen."
"Eine wirklich vernünftige Einstellung. Ergibt wirklich Sinn", sagte Frank Lorre noch mit erhobener Augenbraue während er zusah, wie Jan Hendrik im Dickicht des Urwalds verschwand.
Nach langer Reise hatten sie nun endlich eines der Ziele dieser Expedition erreicht. Kurz vor Mittag hatten sie das Dorf der Ureinwohner erreicht, welche sie freundlich aber nicht ohne Vorsicht empfangen hatten.
Durch Gespräche mit den Männern und Frauen aus dem Dorf, hatten sie in Erfahrung gebracht, dass sie der vergessenen Inka Stadt bereits nahe waren. Jans Ziel war es, einige Tage hier zu verweilen und mehr über die Ureinwohner zu erfahren und ihre Lebensweise zu studieren. Außerdem hoffte er ihr Vertrauen zu gewinnen, damit sie ihm in die vergessene Stadt ohne Namen begleiten konnten.
Nun aber galt es erstmal ihr Lager aufzuschlagen und die weiteren Schritte in diesem Unterfangen zu planen.
Für einen Moment schweiften seine Gedanken ab, in jene Zeit seiner ersten Expedition an diesen Ort und er erinnerte sich auch an sein damaliges Scheitern. Dass er noch am Leben war, grenzte an einem Wunder, aber ihm war auch nur all zu sehr bewusst, dass dies nicht sein Verdienst war.
Die Plane seines Zeltes wurde beiseite gerissen und Jan schreckte auf, als Frank Lorre, sein bester Freund und rechte Hand auf dieser Expedition, aufgeregt eintrat.
"Es gibt Ärger da draußen", sagte Frank schwer atmend, während ihm der Schweiß über das Gesicht rann.
Jan Hendrik, aus seinen Gedanken gerissen, sah ihn fragend an, während er sein Notizbuch zuklappte und auf dem improvisiertem Schreibtisch beiseite legte. Erst jetzt wurde ihm der Lärm, der von draußen in das Zelt drang bewusst. Er hörte aufgeregte Rufe, konnte aber kein einzelnes Wort verstehen.
"Was ist passiert?" fragte er während er sich erhob.
"Paul Jark ist verschwunden", erwiderte Frank und spähte vorsichtig aus dem Zelt.
"Der wird wieder betrunken hinter irgend einem Urwaldbaum liegen. Das ist doch nun wirklich nichts Neues. Weshalb also diese Aufruhe?"
"Ich habe es nicht gesehen, aber sie sagen, die Wilden haben ihn in den Urwald gezerrt. Von eine auf die andere Sekunde sei er verschwunden gewesen."
Wortlos ging Jan zu seinem Gepäck, schnallte sich den Revolvergurt um die Hüfte, lud die Waffe und steckte sie dann in das Holster. Frank glaubte neben einem Ausdruck der Angst in Jans Augen auch das Funkeln feuriger Erregung darin zu sehen.
"Es könnte ein Tier gewesen sein. Ein Jaguar vielleicht."
"Ja, vielleicht", erwiderte Jan in Gedanken während er das Zelt verließ. "Aber wenn ich richtig liege, dann ist es etwas gänzlich anderes."
"Das Wesen von dem du erzählt hast?"
"Vielleicht."
Im Dorf herrschte ein heilloses Durcheinander. Männer standen sich gegenüber und schrien sich gegenseitig an. Auf der einen Seite seine Männer, die Dorfbewohner wüst beschimpften und mit ihren Waffen bedrohten, und auf der anderen Seite die Ureinwohner, die gerade dabei waren ihre Gastfreundschaft nochmal zu überdenken. Und offenbar hatten sie keine Ahnung von der Wirkung von Feuerwaffen, denn sie zeigten sich gegenüber den Drohungen seiner Leute kaum beeindruckt. Die Lage war angespannt, und es war nur eine Frage der Zeit, bis jemand einen nervösen Zeigefinger bekam und Blut fließen würde.
Jan zog seinen Revolver und gab einen einzelnen Schuss in den Himmel ab. Der Knall schreckte Vögel auf und hallte noch lange im Urwald wieder. Aber nun hatte er zumindest die Aufmerksamkeit aller beteiligten.
Er steckte die Waffe wieder ein und ging die Arme leicht angewinkelt und die Hände nach oben auf die Menschenmenge zu.
Zuerst wendete er sich an die Ureinwohner, versuchte ihnen mit Gesten zu verstehen zu geben, dass er in friedvoller Absicht gekommen sei. Da man ihm nicht sofort einen Speer in die Seite bohrte, schien es ganz so, als hätte man ihn verstanden. Höflich nickte er einem der Männer zu, von dem er glaubte, dass er eine hohe Position innerhalb der Dorfhierarchie einnahm. Vorsichtig wendete Jan sich an Ernst Mayer.
"Was genau ist passiert?"
"Jark ist verschwunden. Wir hörten ihn schreien, und plötzlich war er weg."
"Hat irgendjemand etwas gesehen?"
"Von uns niemand, aber ein paar von den Wilden waren dabei. Nur leider quatschen sie nur unverständliches Kauderwelsch."
Mayer schaute verächtlich in die Richtung der Ureinwohner.
"Und was ist vorher passiert? Hat er irgend etwas getan, was einen Angriff provoziert haben könnte?"
Mayer schaute verlegen an Jan vorbei, ganz so als müsste er erst überlegen. Nach einigen Augenblicken zuckte er mit den Schultern und meinte: "Kann sein, dass er mit einigen der Wilden ein wenig grob umgesprungen ist. Er wollte wissen, wo die Stadt mit dem Gold ist, und als sie ihm nicht antworten konnten, ist er halt wütend geworden. Sie wissen ja, wie er so ist."
In der Tat wusste er sehr wohl um Paul Jarks unbeherrschtes Temperament, welches sich leider erst einige Tage nach Aufbruch ihrer Reise offenbart hatte. Nicht nur einmal hatte er mit dem Gedanken gespielt, ob überhaupt irgend jemand Paul Jark ermissen würde, sollte er während der Reise zufällig verschwinden. Nun war unglücklicherweise genau das geschehen, aber Jan fühlte sich nicht halb so erleichtert, wie er es sich ausgemalt hatte. Jan seufzte.
"Hat er jemanden verletzt?"
"Nicht wirklich. Einer der Jugen dort hat ein Bißchen was abbekommen."
Mayer deutete auf eine kleine Gruppe von Ureinwohnern, die gerade einen Jungen versorgten. Sein Gesicht war stark in Mitleidenschaft gezogen, die Lippe aufgeplatzt und das rechte Auge schwoll bereits zu.
Jan näherte sich ihnen langsam, doch noch bevor er ihn erreichen konnte, hatten sich ein paar der anderen der Dorfbewohner ihm in den Weg gestellt und richteten ihre Speere auf ihn. Sofort zückten Ernst Mayer und die übrigen Männer ihre Waffen und stürmten vor, doch eine gebot ihnen mit einer Geste inne zu halten.
"Verdammt, steckt endlich diese Dinger weg. Wenn ihr auch nur einen von ihnen verletzt, wird es ein Massaker geben. Und geht nicht davon aus, dass wir alle mit heiler Haut davon kommen", zischte Jan ihm scharf zu.
Eine alte Frau hatte sich von der kleinen Gruppe losgelöst und kam nun mit böser Miene auf sie zu. Sie sprach einen Dialekt, den Jan nicht verstehen konnte, einzig einzelne Worte glaubte er zu erkennen, aber der Tonfall ihrer Stimme verriet nur allzu deutlich, was es war. Eine Warnung.
Sie kam langsam_mit kleinen Schritten näher, bis sie Jan direkt gegenüber stand und ernst zu ihm aufschaute, während sie weiter sprach. Und dann erkannte er einige der Worte.
"Lanthunu il na saij'a", sagte sie und Jan erstarrte für einige Augenblicke.
"Lanthunu il na saij'a?", wiederholte er die Worte der Alten, und sie nickte ihm stumm zu.
Frank Lorre näherte sich ihnen von der Seite und warf Jan einen fragenden Blick zu.
"Du scheinst zu wissen, wovon sie spricht."
Anstatt ihm zu antworten drehte sich Jan zu seinen Leuten um und rief ihnen zu: "Packt eure Sachen und geht zum Lager. Wir verlassen für heute dieses Dorf."
"Wir können nicht gehen!", rief Ernst Mayer. "Nicht ohne Jark. Wir wissen noch immer nicht, was mit ihm geschehen ist. Er ist irgendwo da draußen und-"
"Wenn er Glück hat, dann ist er einem Jaguar zum Opfer gefallen. Geht zum Lager, denn sonst wird jemand nervös, und wenn hier auch nur ein Tropfen Blut fließt, sind wir alle tot."
Er sah an ihren Blicken, dass die ersten bereits anfingen an seinem Verstand zu zweifeln, aber noch hatte er das Sagen hier. Widerwillig begannen sie aufzubrechen um zu ihrem Lager zurückzukehren. Als Frank Lorre an ihm vorbeiging, legte Jan seine Hand auf dessen Schulter und hielt ihn zurück. Zu Franks erstaunen, schnallte Jan seinen Revolvergurt ab und drückte ihm diesen in die Hand. Franks Augen weiteten sich, als er ahnte, was sein Freund offensichtlich plante.
"Oh nein, du wirst hier keine Dummheiten machen", sagte er und schüttelte energisch den Kopf, doch Jan hob beschwichtigend die Hand.
"Hast du verstanden, was die alte Frau gesagt hat?"
Frank schüttelte den Kopf.
"Sie sagte Lanthunu il na saij'a"
"Ich verstehe noch immer nicht."
"Der gute Geist des Waldes."
"Verstehe", sagte Frank einfach, nachdem mehrere Sekunden verstrichen waren. "Und du glaubst nun, dass dieser Waldgeist das Wesen von damals ist."
"Ich muss es einfach herausfinden", sagte Jan.
"Aber selbst wenn es sich als dieses Wesen herausstellen sollte, wieso glaubst du, sollte es dir wohlgesonnen sein? Es hat vielleicht Paul Jark getötet."
"Und wieso hat es mich dann vor fünf Jahren gerettet, als es mich aus dem Fluss gezogen hat?"
"In Ordnung, dann versuche ich es eben anders. Ich halte es für eine fixe Idee von dir. Diese Kreatur existiert nicht, und wenn du nun gehst, jagst du nur einem Hinrgespinst hinterher. Paul Jark wurde Opfer eines Jaguars oder was auch immer, und wenn du nun ohne Waffe da rausgehst, wird es dir genau so ergehen."
"Ach was, der Jaguar ist inzwischen satt", sagte Jan mit einem Grinsen im Gesicht und wandte sich dann um.
"Es soll mir niemand folgen, und denk daran, wenn ich bis morgen Abend nicht zurück bin, dann komme ich vermutlich überhaupt nicht mehr zurück. Sinnlos also nach mir zu suchen."
"Eine wirklich vernünftige Einstellung. Ergibt wirklich Sinn", sagte Frank Lorre noch mit erhobener Augenbraue während er zusah, wie Jan Hendrik im Dickicht des Urwalds verschwand.