Constantine S01E02 - The Darkness Beneath

Clive77

Serial Watcher
In der Folge „The Darkness Beneath“ der US-Serie Constantine geht es nach Heddwich, Pennsylvania. Seltsame Todesfälle haben den kleinen Ort aufgeschreckt und die Ursache dafür scheint sich in der lokalen Mine zu finden.

Fall der Woche
Die Prämisse der dieswöchigen Episode klingt zunächst sehr vielversprechend: Eine Kleinstadt, die hauptsächlich vom Minengeschäft lebt und feststellen muss, dass in der Tiefe übernatürliche Gefahren lauern, die an die Oberfläche drängen. Mit der Eröffnungsszene sieht der Zuschauer auch gleich einen recht originell in Szene gesetzten Todesfall, bei dem Lannis Cadogan (Carl Palmer) unter der eigenen Dusche gebraten wird.
Was dann aber folgt, ist eine größtenteils langweilig inszenierte Geschichte, der vor allem eines fehlt: Die richtige Atmosphäre. Die erste halbe Stunde sehen wir John Constantine (Matt Ryan) dabei zu, wie er seine Nachforschungen anstellt - oft bei Tageslicht und in gut ausgeleuchteten Räumen. Echte Spannung sucht man dort vergebens, stattdessen gibt es fade Dialoge mit den Einwohnern, die recht klischeehaft gestaltet sind. So werden nacheinander verschiedene Punkte einfach trocken abgehakt und bringen die Handlung nur schleppend voran.
Abgesehen von den wenigen übernatürlichen Szenen, die ab und an den drögen Plot durchbrechen, aber halt kein nötiges Maß an Unheimlichkeit mitbringen, geht es erst in den letzten zehn Minuten der Folge ein wenig bergauf. Die dämonischen Wesen, die sich als Geister verstorbener Minenarbeiter entpuppen, haben ein nettes Design und können auch etwas an der Spannungsschraube drehen. Trotzdem hätte sich am Ende mehr aus diesen Szenen herausholen lassen müssen.
Am interessantesten war es noch, dass es sich bei den dämonischen Killern um eigentlich gute Kreaturen gehandelt hat, die zu ihren bösen Taten gezwungen beziehungsweise heraufbeschworen wurden. In diesem Sinne ist es fraglich, weshalb der Mineneingang überhaupt versiegelt werden musste. Sollte sich das Problem mit dem Tod der Drahtzieherin nicht auch so gelöst haben? Ist ja nicht so, dass die Minenarbeiter bei ihren tiefen Ausgrabungen einen Balrog oder ein anderes großes Monster freigelegt haben, auch wenn die Gefahr in Zukunft vielleicht bestanden hätte. So hat die Stadt auf jeden Fall ihre Haupteinnahmequelle verloren und die Arbeiter dürfen sich nach einem neuen Job umsehen.
Etwas ernüchternd war zudem, dass die Frau von Lannis (Leisha Hailey) schon gleich in der Eröffnung, spätestens aber bei ihrer Szene mit John als Verdächtige gezeigt wurde. Offensichtlicher kann man einen Bösewicht kaum dem Zuschauer präsentieren, da hilft es auch nichts, wenn danach noch der ehemalige Priester Ellis (James LeGros) als Red Herring herhalten muss.
Was am Ende aber gut funktioniert, ist die Art und Weise wie John sich aus seiner lebensbedrohlichen Lage befreit. Da wurde Lannis’ Frau mit der eigenen Waffe geschlagen und dem Zuschauer verdeutlicht, dass unsere Hauptfigur sich nicht umsonst als einen Meister der dunklen Künste bezeichnet und durchaus bereit ist, schmutzig zu kämpfen. Von solchen Momenten darf es in Zukunft gerne mehr geben.

Wo sind denn alle?
Nachdem uns der Pilot eine Reihe von Nebenfiguren vorgestellt hat, die Constantine bei seinen Abenteuern begleiten, muss er in „The Darkness Beneath“ alleine nach Heddwich reisen. Chas (Charles Halford) bekommt wenigstens einen kurzen Auftritt und eine etwas fragwürdige Ausrede, weshalb er nicht mit nach Pennsylvania kommt: Nach ihm wird in dem Bundesstaat gefahndet. Der Mann, der im Piloten zeigen durfte, dass er nicht einfach zu töten ist, macht sich also Sorgen darum, eventuell von den Behörden erkannt und verhaftet zu werden? Passt nicht so richtig dazu, dass er als treuer Gefährte vorgestellt wurde.
Von Manny (Harold Perrineau, Jr.) fehlt derweil jede Spur. Hätte es sich nicht angeboten, ihn wenigstens 1-2 Mal kurz erscheinen zu lassen? Dafür, dass er in „Non Est Asylum“ so interessiert an John war, wirkt seine Abwesenheit hier äußerst kurios. Aber vielleicht waren die beschworenen Geister der Minenarbeiter für ihn einfach nicht wichtig genug, um einen Auftritt zu rechtfertigen.

Die Neue
Zed Martin (Angélica Calaya) stößt diese Woche auf den Mann aus ihren Visionen. Mit Blick auf letzte Woche wäre es möglicherweise besser gewesen, Liv (Lucy Griffiths) noch etwas länger an Bord zu haben. Wie Zed auf John trifft, ist ein wenig holprig inszeniert und trotz einer ordentlichen Portion Screentime scheint die Chemie zwischen ihr und unserem Dämonologen nicht zu stimmen. Wenn man aus den beiden ein glaubhaftes Team machen will, bedarf es jedenfalls noch größerer Anstrengungen von Seiten aller Beteiligten - vor und hinter den Kulissen. Entsprechend fühlen sich auch die langen Blicke, die beide einander zuwerfen, falsch an.
Die Visionen von Zed sind aber äußerst hilfreich für den Fall und dürften auch in Zukunft nett anzusehen sein. Wenn sie dabei gedanklich in den Körper eines anderen schlüpft, ist das optisch schön gestaltet und liefert interessante Perspektiven für den Zuschauer. Da lässt sich was draus machen.
Ominös mutet derweil noch die Funktionsweise dieser Visionen an. Zed braucht körperlichen Kontakt zu Gegenständen, die mit der jeweiligen Person in Berührung kamen, um in deren Gedankenwelt einzudringen. Aber auf dem Stuhl in der Bar haben auch andere Leute gesessen, ganz zu schweigen davon, dass ihre Visionen von John Constantine überhaupt keinen Kontakt erforderten. Man muss sicher nicht haarklein erklären wie die Sache funktionieren soll, aber es sieht doch etwas inkonsequent aus wie es momentan gezeigt wird. In diesem Sinne ist es auch merkwürdig, dass Zed stets im ersten Anlauf zum gewünschten Resultat gelangt und sich als Naturtalent entpuppt. Ein paar Worte von John und schwupps, läuft die passende Vision vor ihren Augen und liefert den nächsten Hinweis. Das ist ein wenig zu praktisch und einfach gehalten.

Sonstiges
Man sollte die Serie zwar nicht gleich nach den ersten Folgen verurteilen, aber „The Darkness Beneath“ schlägt nicht gerade eine gute Richtung ein. Zu sauber, zu hell, zu geradlinig und ohne große Überraschungen kommt alles daher. Hoffentlich ändert sich in den kommenden Episoden noch einiges, denn vor allem die Stimmung darf gerne eine ganze Ecke düsterer werden. Zudem würde es sich an vielen Stellen anbieten, eine gute Portion zynischen Humor in die Dialoge einzuarbeiten.
Mit Zed wurde nun eine neue Hauptfigur in die Serie gebracht, die sich erst noch beweisen muss. Selbst wenn die Interaktion zwischen ihr und John stimmiger und weniger hölzern wird, bleibt noch abzuwarten, wie sie zusammen mit den restlichen Figuren agiert. Ob das eine gute Entscheidung mit der neuen weiblichen Hauptrolle war, steht noch in den Sternen. Momentan würde der Rezensent eher Liv den Vorrang geben. Aber schauen wir mal erst, wie sich das in kommenden Folgen entwickelt.

Fazit: „The Darkness Beneath“ ist nach dem recht ordentlichen Auftakt von letzter Woche eine Enttäuschung und bleibt weit unter dem möglichen Potential. Aus dem Fall hätte sich so viel mehr herausholen lassen, aber das präsentierte Ergebnis gleicht einem 08/15-Plot, der trocken, spannungsarm und stimmungsfrei inszeniert wurde. Da vermag auch die Steigerung in den letzten zehn Minuten nicht viel dran zu ändern.

3/10 Feuerduschen
 

Woodstock

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Kommt davon wenn man plötzlich umbesetzt und dann neue drehen und schneiden muss. Wenn die Serie scheitert, wirds davon kommen.
 

Clive77

Serial Watcher
Die Umbesetzung finde ich garnicht mal so schlimm. Aber wenn es jetzt tonal in dieser Form weitergeht und null Atmosphäre ankommt, wird die Serie in der Tat schnell einpacken können.
 
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