Supernatural S10E05 - Fan Fiction

Clive77

Serial Watcher
Mit der Folge „Fan Fiction“ feiert die US-Serie Supernatural ein großes Jubiläum. Es ist die 200. Episode und damit ein Grund, mal etwas komplett anderes und vor allem Besonderes für die Fans der Serie abzuliefern und sich selbst dabei ein wenig zu feiern.

Persönliches Vorwort
Ich muss zugeben, dass ich sehr skeptisch wurde, nachdem ich erfahren hatte, dass die 200. Folge von Supernatural Musical-Elemente haben sollte. Die Serie hat ja in ihrer über neun Jahre langen Laufzeit schon einiges probiert: Von den Reality-Show inspirierten „Ghostfacers“ (3x13) über die klassische Monsterfolge in schwarz/weiß („Monster Movie“, 4x05) bis hin zu Found Footage („Bitten“, 8x04) oder gar Zeichentrick-Elementen („Hunteri Heroici“, 8x08 ). Aber Musical? Da fielen mir gleich die entsprechenden Episoden aus Sanctuary oder Fringe ein, die ich eher als mittelprächtig bezeichnen würde.
Es hat auch etwas gedauert, bis ich mit „Fan Fiction“ warm geworden bin. Anfangs dachte ich noch „Oh Gott, was wird das denn?“ - aber je länger die Folge lief, desto besser gefiel mir die Sache. Es gehört schon einiges dazu, ein gelungenes Jubiläum abzuliefern und die Erwartungen der (Langzeit-)Zuschauer daran zu erfüllen. Für mich hat es am Ende prima funktioniert - auch ohne alkoholische Betäubungsmittel, die ich zur Sicherheit in größeren Mengen bereit stehen hatte.

Fan Fiction
An sich behandelt die Episode einen stinknormalen Fall der Woche: Personen verschwinden unter mysteriösen Umständen und dahinter steckt ein übernatürlicher Gegner, auf den Sam (Jared Padalecki) und Dean (Jensen Ackles) bisher noch nicht getroffen sind. Somit gilt es zunächst aufzudecken, womit sie es überhaupt zu tun haben und anschließend einen Weg zu finden, um Calliope (Hannah Lavien) wieder loszuwerden. Soweit, so simpel.
Aber im Fokus steht nun nicht die Monsterjagd, sondern die Serie als solche. Dazu wird die Meta-Ebene benutzt, die uns schon in vielen Episoden begleitet hat und bereits etabliert ist. Es kommt alles auf das Umfeld an, in dem die beiden Brüder ermitteln und dieses Umfeld ist schräg genug gewählt, um den Zuschauer auf eine amüsante Reise durch die Seriengeschichte mitzunehmen - Augenzwinkern inklusive.
Dabei kommen auch das Fandom sowie diverse Begriffe daraus nicht zu kurz. Ob „Destiel“ oder „Samulet“ - es finden sich Unmengen an Referenzen, mit denen sich die Macher vor ihren Fans auch ein wenig verneigen und für die jahrelange Treue bedanken.

Supernatural - The Musical
Auf zahlreiche Gastauftritte bekannter Darsteller wird in „Fan Fiction“ verzichtet und das Setting ist eher günstig gewählt. Dennoch gibt es durch die Musical-Nummer ein Wiedersehen mit vielen bekannten Figuren, die hier von den Schülerinnen einer Mädchenschule verkörpert werden. Das Musical zeigt dabei zunächst die Anfänge der Serie auf und stellt die wichtigsten Merkmale in den Vordergrund - frei nach der Interpretation von Marie (Katie Serife), die das Projekt auf die Beine gestellt hat.
Die Gesangseinlagen sind anfangs sicher etwas gewöhnungsbedürftig („There is no singing in Supernatural!“), aber mit den Songtexten über Sam und Dean hat man sich hinter den Kulissen deutlich Mühe gegeben und die singenden Darstellerinnen bringen eine sehr gute Leistung, wobei Alyssa Lynch als Siobhan / Dean ein wenig hervorsticht. Besonders rührend war natürlich die vorgetragene Version von „Carry On My Wayward Son“, die nicht fehlen durfte.
Anhand der ganzen Mädchendarsteller aus dem Musical wurde neben Figuren wie Bobby oder Jody Mills auch der dritte Winchester-Bruder Adam, der noch in Luzifers Käfig sitzen sollte, erwähnt. Ein Zeichen, dass die Macher ihn noch nicht vergessen haben - im Gegensatz zu Sam und Dean, die erst von Maeve (Joy Regullano) wieder daran erinnert werden müssen, dass irgendwo da draußen (oder unten) noch ein Familienmitglied ist.
Das Highlight zum Schluss war der Gastauftritt von Rob Benedict als Chuck. Man kann zwar nur mutmaßen, ob er tatsächlich noch einmal bei regulären Episoden für einen Handlungsbogen mit den Winchesters zurückkehrt (obwohl er von Castiel für tot erklärt wurde), aber schön wäre es. Mit dem Amulett ist aber immerhin eine Komponente wieder zurück bei den Brüdern, die seit der fünften Staffel nicht mehr dabei war.

Sam und Dean
Wenn sich die Folge um die Serie selbst dreht, dann stehen natürlich vor allem zwei Personen im Vordergrund: Sam und Dean. Der größere Staffelbogen wird dabei nur ganz kurz angerissen, hauptsächlich am Anfang als Sam hinter der Vermisstenanzeige keinen Fall für die beiden sieht. Aber darum geht es diese Woche auch gar nicht.
Zum Schießen komisch sind die Gesichtsausdrücke, die Ackles und Padalecki bei der ersten Sichtung der Musical-Probe an den Tag legen. Die Winchesters werden mit einem Musical konfrontiert, welches auf ihnen basiert. Entsprechend lustig ist es folglich auch, wenn sie mit Marie, Maeve und den anderen quasi über sich selbst diskutieren oder sich gar fragen, woher der Begriff „Destiel“ kommt. Schöner Einfall übrigens, dass dabei Siobhan und Kristen (Nina Winkler), die im Stück Castiel spielt, ein Pärchen sein sollen und damit dem Subtext im Wort die entsprechende Bedeutung geben.
Man könnte hier sehr viele solcher Beispiele aufzählen, aber das würde wohl den Rahmen des Artikels sprengen. Stattdessen beschränken wir uns mal auf ein paar ausgewählte, wie zum Beispiel die Tatsache, dass Chuck a.k.a. Carver Edlund nur Geschichten bis „Swan Song“ (5x22) geschrieben hat. Es war ein netter Wink auf die titelgebende Fan-Fiction selbst, als wir von Maries Version der Fortsetzungsgeschichte erfuhren. Roboter und Tentakel? Sowas bleibt uns hoffentlich erspart.
Amüsant auch, dass Marie die „wahre“ Fortsetzung der Winchester-Geschichte nach der fünften Staffel weniger gut findet - womit die Macher beweisen, dass sie durchaus der selbstironischen Betrachtung ihrer Stories fähig sind, was allerdings schon viele andere Meta-Episoden, allen voran „The French Mistake“ (6x15), gezeigt haben.
Wichtig ist hier auch die Nennung der „Boy Melodrama“ - Szenen, die einen der wesentlichsten Punkte in der ständig wechselnden Beziehung zwischen den Brüdern darstellen. Mancher Zuschauer mag da sicher des Öfteren mal - vor allem in der letzten Staffel - ein „Bowel-Movement“ verspürt haben. Aber die BM-Szenen gehören genau so zu Supernatural wie die Fälle der Woche, die mal mehr und mal weniger gut funktionieren. Es gehört alles zum Konzept, welches hier gefeiert aber auch gleichzeitig etwas durch den Kakao gezogen wird.

Persönliches Nachwort
Damit wäre von meiner Seite fast alles Wesentliche zur Episode gesagt. Außer natürlich: Alles Gute zur 200. Folge - und auf die nächsten 200!
Es gehört schon einiges dazu, damit eine Serie - die zudem noch in einem recht speziellen Genre angesiedelt ist - überhaupt auf eine solche Anzahl von Episoden kommt. Supernatural ist da schon ein kleines Phänomen, was auch an der ausgesprochen aktiven Fangemeinde liegt, die die Quoten bislang auf einem stabilen und guten Level hält. Eine Absetzung ist jedenfalls noch nicht in Sicht.
Explizit gedankt sei an dieser Stelle Robbie Thompson, der die aktuelle Episode geschrieben und damit in meinen Augen eine Meisterleistung vollbracht hat - es gehört schon ein gutes Stück Arbeit dazu, innerhalb von 45 Minuten über mehr als neun Jahre zu reflektieren und derart viele Details zu bringen. Das Fazit überlasse ich Sam und Calliope.

Fazit:
Sam: „Why, uh, ‘Supernatural’?“
Calliope: „’Supernatural’ has everything. Life, death, resurrection, redemption. But above all ... family. All set to music you can really tap your toe to. It isn't some meandering piece of genre dreck. It's ... epic.”

Supernatural/10
 

Sesqua

Lebt noch
Clive77 schrieb:
Persönliches Explizit gedankt sei an dieser Stelle Robbie Thompson, der die aktuelle Episode geschrieben und damit in meinen Augen eine Meisterleistung vollbracht hat - es gehört schon ein gutes Stück Arbeit dazu, innerhalb von 45 Minuten über mehr als neun Jahre zu reflektieren und derart viele Details zu bringen. Das Fazit überlasse ich Sam und Calliope.


Da möchte ich mich anschließen.

Am Anfang dacht ich. Omg das wird furchtbar. Jedoch mausert sie sich zu einer sehr guten folge und das carry on war meiner Meinung nach perfekt.
 

Noermel

Well-Known Member
Was soll man da noch sagen :mellow:
Crazy shit :thumbsup:

Aber ja ohne den großen Fandom (den es aber zurecht gibt un der hoffentlich auch Hannibal ähnlich am Leben erhalten wird ) wäre die Serie schon längst weg vom Fenster und würde man einem nicht Kenner die Folge zeigen :plemplem:

Auch toll war der Anfang der Song wo schon bei The Blacklist lief :squint: den hatte ich schon fast wieder vergessen.
 
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