Constantine S01E04 - A Feast of Friends

Clive77

Serial Watcher
In der Folge „A Feast of Friends“ der US-Serie Constantine taucht jemand aus Johns Vergangenheit auf und hat einen äußerst hungrigen Dämonen im Gepäck.

Mnemoth
In „A Feast of Friends“ bekommt John Constantine (Matt Ryan) es erstmals mit einem Gegner zu tun, der sich nicht so einfach besiegen lässt. In den ersten Folgen drehten sich die Abenteuer hauptsächlich um die Suche nach dem Bösen, um dieses anschließend relativ simpel aus dem Weg zu räumen - oft kurz nach Auffinden der Quelle des Übels in den letzten Minuten.
Der Fall der Woche kommt in Form eines „Hunger-Demons“ daher, der bei der Ankunft von Gary Lester (Jonjo O’Neill) freigelassen wird. Der Dämon befällt dabei immer nur eine Person, indem er als Schwarm fliegender Käfer (Khapra Beetle) durch den Mund seiner Opfer in deren Körper eindringt. Als Folge davon bekommt die befallene Person großen Appetit - so groß, dass auch schon mal die Pommes direkt mit der bloßen Hand aus der Friteuse gefischt werden oder das Gesicht eines Wachmanns angeknabbert wird. Dem Hunger sind keine Grenzen gesetzt, wobei man sich allerdings fragen kann, woran der Wirt überhaupt stirbt. Die Befallenen machen sich hauptsächlich über Lebensmittel her und halten unterschiedlich lange durch, bevor sie sterben und der Dämon sich einen neuen Wirt sucht. Da hätte es gerne noch etwas Abwechslung geben können. Wie wäre es zum Beispiel mit einer Flasche Abflussreiniger bei den Szenen im Supermarkt? Hätte doch gut zum übermäßigen Hunger gepasst und auch erklärt, weshalb die Leute den Fressorgien nicht lange gewachsen sind.
Für die Öffentlichkeit werden die dämonischen Übergriffe als ein Virus dargestellt, was nur begrenzt Sinn ergibt. Die „Krankheitssymptome“ sind doch arg merkwürdig und jeder Experte sollte sich wundern, weshalb sie immer nur bei einer Person auftreten - jedenfalls aus einem nicht übernatürlichen Blickwinkel heraus. Aber nehmen wir mal an, man stempelt diese Vorgänge tatsächlich als den Ausbruch einer noch unbekannten Krankheit ab. Sollten die Tatorte dann nicht besser gesichert und die Leute, die anwesend waren, in Quarantäne gesteckt werden? Außerdem könnte man erwarten, ein paar Mitarbeiter des CDC in Schutzanzügen anzutreffen, zumindest beim letzten Tatort, dem Kino. Aber als Gary und John dort eintreten, ist bis auf eine überaus hungrige, besessene Person niemand anwesend.
Nichtsdestotrotz konnten sich Mnemoths Auswirkungen aber sehen lassen und der Vergleich mit einem viralen Ausbruch ist mit Blick auf die aktuelle Ebola-Epidemie eine nette Parallele, die zumindest am Anfang der Episode gut funktioniert, als der verschwitzte Gary aus dem Sudan eintrifft.

Gary und John
Was diese Woche wunderbar funktioniert hat, ist die Beziehung zwischen Gary und John. Die Ereignisse in Newcastle und um Astra (Bailey Tippen) werden wieder aufgegriffen, und durch Gary bekommen wir eine bessere Vorstellung davon, wer John Constantine wirklich ist und dass Leute, die mit ihm zu tun haben, tatsächlich nicht auf ein langes Leben hoffen können. Ritchie (Jeremy Davies) konnte nach Newcastle nicht mehr ohne Schlafmittel zu Bett gehen, John ließ sich einweisen, um zu vergessen. Aber Gary hat es am schlimmsten getroffen, trägt er doch seitdem einen anderen Dämonen mit sich rum - die Heroinsucht.
Garys Kampf ist ein verzweifelter. Seit seiner Flucht aus Newcastle ging es bergab mit ihm, bis er schließlich einen Versuch startet, um sich bei John zu rehabilitieren und damit zum Verursacher der dieswöchigen Krise wird. Constantine glaubt aber nicht daran, dass Menschen sich ändern können, was er Zed (Angélica Celaya) anfangs unmissverständlich klar macht und auch der Grund dafür ist, dass er sich zunächst alleine daran macht, den hungrigen Dämon zu beseitigen. Erst als Johns Gadgets wirkungslos sind und er mit Hilfe von Nommo (Charles Parnell) erfährt, mit welchem Dämon er es tatsächlich zu tun hat und wie der besiegt werden kann, ändert er seine Meinung über Garys Mitwirken. Aber nicht so, wie man es erwarten würde.
Geradezu eiskalt plant er, Gary in einen qualvollen Tod zu schicken, um Mnemoth beizukommen. Ist er wirklich bereit, so weit zu gehen? - fragte sich bestimmt nicht nur Manny (Harold Perrineau, Jr.) an dieser Stelle. Es hätte auch sicher andere Möglichkeiten gegeben, um Mnemoth loszuwerden. Ein todkranker Mensch hätte sich vielleicht finden lassen, der bereit gewesen wäre, das Opfer zu bringen, was Gary am Schluss auf sich nimmt. Oder wie wäre es mit Chas (Charles Halford), der bislang als unsterblich gehandelt wird? John setzt aber darauf, dass Gary die bittere Pille schluckt. Harter Tobak, aber Gary willigt tatsächlich ein, sich zum Wohl aller zu opfern und verlangt keineswegs danach, Strohhalme zu ziehen.
Wie weit John dieses Opfer seines ehemaligen Weggefährten mitnimmt, ist nicht so ganz klar. Aus seiner Sicht hat er größeres Unheil verhindert und Gary die Chance gegeben, sich doch noch als nützlich zu erweisen. Für Constantine scheint somit das größere Ziel (in diesem Falle Menmoths Untergang) wichtiger zu sein als die Leute, die ihn umgeben. Auch wenn er an einigen Stellen durchblicken lässt, dass er solche Entscheidungen nicht gerne trifft.
Spätestens nach dieser Folge dürfte nun klar sein, dass unser Serienheld bereit ist, sehr dunkle Pfade zu beschreiten. Seine Beziehung zu Gary lässt da tief blicken und gibt dieser Episode auch die nötige Dramatik, um sie aus vergangenen Folgen hervorstechen zu lassen.

Sonstiges
Chas nimmt sich diese Woche eine weitere Auszeit. Schade, aber wenn er das Taxi wieder auf Vordermann gebracht hat, dürfte er nächste Woche wohl wieder dabei sein. Manny macht oft einen teilnahmslosen Eindruck. Sein Auftritt zu Beginn der Folge fühlte sich unnötig an und echte Tipps gibt es von ihm nicht. Vielmehr spricht er John hier und dort ins Gewissen, erst bei Zed, später bei Gary. Aber dafür, dass ihm was am Kampf gegen die „aufsteigende Dunkelheit“ liegt, zeigt er nur wenig Interesse am Geschehen.
Zed scheint ebenfalls die Aufgabe zu haben, sich ein bisschen um Johns Gewissen zu kümmern. Nach dieser Folge können wir auch besser nachvollziehen, weshalb John sie nur zögerlich mit ins Geschehen nimmt, denn mit Blick auf Gary bekommen wir eine Idee davon, wie die Abenteuer mit ihm enden können. Im Umgang mit Gary kommt es sogar zu einem Streit zwischen Zed und John. Aber die Flammen des Zorns halten nicht lange vor. Kaum dass sie ihm Vorwürfe wegen Garys Opfer gemacht hat, fragt sie schon danach, in welchem Raum der zum Tode verdammte untergebracht werden soll. Da müsste schon mehr kommen, um wirklich bedeutsame Szenen zwischen den beiden zu haben.
Ihre Visionen beim Kontakt mit Gary waren diese Woche auch bloß ein Gimmick und hatten keinen größeren Mehrwert. Ja, Gary hat sich öfter eine Spritze gesetzt - aber das wussten wir schon seit der Zollbeamte ihm den Ärmel hochgekrempelt hat.
Interessant übrigens, dass ein rauchender Hauptdarsteller bei den Networks ein Problem ist, aber eine drogenabhängige Gastfigur, die am Ende das ultimative Opfer bringt, geduldet wird.
Apropos Drogen, mit Nommo haben wir eine weitere Figur, die in kommenden Episoden wiederkehren kann. Der Trip, den John und er unternehmen, um die Identität Mnemoths zu erfahren, konnte sich sehen lassen - vor allem die Augenaustausch-Szene bleibt da in Erinnerung. Und ein Drogentrip, der ewig hält? Nette Idee, die auch zum bösen Humor der Folge beiträgt, wenn John den Dealern später etwas von der Substanz anbietet.
Zuletzt sei noch angemerkt, dass die dieswöchige Geschichte in der ersten Ausgabe der Hellblazer Comics (Hellblazer #1) zu finden ist. Natürlich wurden einige Änderungen vorgenommen, um sie an die Serie anzupassen, aber insgesamt konnte sich „A Feast of Friends“ doch sehen lassen.

Fazit: Bislang die beste Episode der Serie. Es bleibt zwar immer noch Luft nach oben, aber mit Gary hat man es geschafft, den Fall der Woche auf eine für John persönliche Basis zu bringen und die Richtung damit auf eine bessere Bahn gebracht.

8/10 Leckerbissen
 

Woodstock

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Stimme voll und ganz gut. Gary hat die Serie nach oben gehoben. Hoffentlich bleibt es auf dem Niveau oder wird noch besser.
 

Dr. Serizawa

Oxygen Destroyer
Der Plot basierte übrigens auf dem allerersten Hellblazer Comic. :smile: Allerdings hat man es sich hier mit dem Hungerdämon recht einfach gemacht. In der Vorlage war es so, dass der Hunger sich nicht unbedingt auf Nahrungsmittel bezog, sondern auf das, worauf der Besessene am meisten Gierig war. Eine der betroffenen Personen war z.B. ein Fitness-Fanatiker und konsumierte sich selbst.
Für mich jetzt nicht die beste Folge (finde den Pilot etwas besser) aber dennoch sehr nahe dran. Es gab endlich mehr Einblicke in Johns Gewissen und wie Zerstörerisch er auf sein Umfeld wirken kann. Wenn es mehr davon gibt, dann bin ich zufrieden.
 
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