Constantine S01E05 - Danse Vaudou

Clive77

Serial Watcher
In der Folge „Danse Vaudou“ der US-Serie Constantine geht es nach New Orleans, wo unser kleines Team es mit mehreren Geistern zu tun bekommt, die ihre Opfer ins Jenseits befördern. Ein gewisser Jim Corrigan hat seinen ersten Auftritt.

Die Geister, die ich rief
Der Fall der Woche konzentriert sich darauf, das Thema der „aufsteigenden Dunkelheit“ wieder stärker in den Fokus zu rücken. Die Häufigkeit, mit der der Begriff genannt wird, kommt schon beinahe einer Gehirnwäsche gleich. Aber fangen wir vorne an: Detective Jim Corrigan (Emmett J. Scanlan) wird in einer Seitengasse Zeuge eines Mordes und die Missetäterin entpuppt sich als kugelsicher, bevor sie spurlos verschwindet. An anderer Stelle nimmt ein Autofahrer den Anhalter Philip (Colin Dennard) mit, bei dem es sich ebenfalls um einen Geist handelt und lenkt sein Fahrzeug schließlich vor einen Baum.
Durch die blutbefleckte Karte und Zeds (Angélica Celaya) Visionen kommen John (Matt Ryan) und sein Team den beiden scheinbar unabhängigen Fällen auf die Spur. Während Chas (Charles Halford) und Zed sich daran machen, weitere Morde durch die Geister zu verhindern, führen Johns Ermittlungen zu Papa Midnite (Michael James Shaw), der gerade unwissentlich den nächsten Geist aus dem Jenseits zurück holt.
Die Geschichte als solche geht dabei in Ordnung, entfaltet sich mit der Zeit und gibt unseren Figuren die Möglichkeit, mehr Fleisch auf die bislang mageren Knochen zu bekommen. Allerdings wird das Geschehen sehr sprunghaft erzählt und weist auch mehrere logische Ungereimtheiten auf, sobald man über das Gesehene näher nachdenkt. Anfangs zum Beispiel schließt John aus Zeds Vision im Fahrstuhl, dass es sich um einen zweiten Fall handeln muss, da sie die Dame mit dem Mundschutz nicht gesehen hat. Dabei ließ sich aber gar nicht erkennen, wer überhaupt am Steuer des Fahrzeugs gesessen hat. Später bereitet es Kopfschmerzen, dass Jim Corrigan mal eben Zed für ein paar Stunden (oder wie lange es auch dauern mag) mit Philip alleine lässt, um die Angehörigen der Geister einzusammeln und bei Papa Midnite und John abzuliefern. Im einen Moment ist er bei Zed, dann steht er mit den Angehörigen bei John und dann wieder ist er bei Zed.
Derartige Sprünge finden oft statt, womit sich das Geschehen mitunter sehr holprig anfühlt und eine natürliche, nachvollziehbare Entwicklung missen lässt. Es entsteht der Eindruck, die Autoren hätten eine Stichwortliste abgehandelt und springen auf Biegen und Brechen von einer Szene zur nächsten. Manche Punkte gehen dabei auch vollends verloren. So bleibt zum Beispiel die Hand des Autofahrers auf Philips Bein eine Andeutung, die später nicht weiter aufgegriffen wird.
Zusätzlich dazu ließe sich vielleicht noch beanstanden, dass die Auflösung verhältnismäßig simpel erfolgt. Es steckt kein böser Dämon hinter der Rückkehr der Toten. Vielmehr entpuppt sich deren Wiederkehr als eine unglückliche Kombination von Schuldgefühlen der Angehörigen und Papa Midnites Voodoo-Magie. Sicher, es lässt sich auch positiv sehen, dass dieser Weg der Auflösung beschritten wurde. Allerdings beißt es sich doch etwas mit dem Thema der „aufsteigenden Dunkelheit“, das uns in der Folge so stark eingebläut wurde.

Papa Midnite
Das zweite Treffen zwischen Papa Midnite und John Constantine weiß besser zu gefallen als das erste in „The Devil’s Vinyl“, wobei auf die Ereignisse daraus auch eingegangen wird. Es passt auch viel besser zur Figur des Papa Midnite, ihn in New Orleans anzutreffen und nicht in irgendeiner Kleinstadt.
Das Verhältnis zwischen John und Midnite ist eines mit Ecken und Kanten. Hier müssen sie ihren Disput vom letzten Abenteuer beiseite legen und bilden ein ungleiches Team, um die Bedrohung durch die Geister aus der Welt zu schaffen. Beide nutzen Magie, aber während Papa Midnite echten Glauben an seine Götter mitbringt und vollends hinter seiner Religion steht, sieht das bei John anders aus. Er nutzt Magie lediglich als Mittel zum Zweck, als Werkzeug, um Probleme aus der Welt zu schaffen. Diese gegensätzliche Betrachtung liefert genug Reibungspunkte zwischen beiden Figuren, die bei den gemeinsamen Szenen auch den nötigen Biss liefern und das Zuschauen zum Vergnügen machen.
Es war auch schön zu sehen, dass die beiden vieles über einander wissen, auch was die Vergangenheit des jeweils anderen angeht. Midnite weiß über Newcastle und Johns Mutter Bescheid, während John um Midnites Schwester Cedelia beziehungsweise deren Schädel im Bilde ist.
Für den übergreifenden Handlungsbogen gibt es am Ende auch noch eine Prophezeiung. Jemand aus Johns Umfeld wird als Ursache für die „aufsteigende Dunkelheit“ benannt und wird ihn in nicht allzu ferner Zukunft verraten. Damit lässt sich nun spekulieren, wer das sein könnte. Chas, der immer wieder von den Toten zurückkehrt? Zed mit ihren Visionen und einer Vergangenheit, die es noch näher zu beleuchten gilt? Oder gar Manny (Harold Perrineau, Jr.), der sich diese Folge nicht blicken lässt?

Jim Corrigan
Schon bei den Opening Credits ließ sich etwas von einem gewissen „Spectre“ lesen, der unter anderem von Jerry Siegel für die Comics erschaffen wurde. Mit Detective Jim Corrigan lernen wir den späteren Spectre nun kennen, wobei die Einführung anhand einer Geistergeschichte auch treffend gewählt wurde.
Gleich zu Beginn zeigt uns eine Vision von Zed, wie ein junger Jim (Rohan Myers) von seiner Mutter (Athena Bitzis) Schießunterricht bekommt, womit auch gleich eine Verbindung zwischen Zed und Jim geschaffen wird, die man im Folgenverlauf noch weiter ausbaut. Dabei bekommt der Zuschauer kleinere Happen aus der Vergangenheit der beiden serviert, aber noch nicht genug, um sich ein vollständiges Bild zu machen.
Klar ist, dass Jim hier erstmals mit dem Übernatürlichen konfrontiert wird. Bis er John und Zed glaubt, hätte ruhig etwas länger dauern können, denn für einen plötzlichen Wechsel seines bisherigen Weltbilds ging die Wandlung dann doch zu schnell. Mit dem Team-up zwischen ihm und Zed gelingt es aber, beide Figuren gut zu entwickeln. Erwähnenswert ist natürlich auch die Vision gegen Ende, bei der Zed und wir einen Blick in Corrigans unangenehme Zukunft erhaschen können. Da freut man sich schon auf seinen nächsten Auftritt.
Bezüglich Zed gibt es zusätzliche Informationen über ihre Flucht vor der Vergangenheit. Da hatte John in „The Darkness Beneath“ also richtig vermutet, dass sie vor irgendwas wegläuft. Es bleibt aber noch zu schwammig, um sich darauf einen echten Reim machen zu können. Komisch auch, dass Jim den Vermisstenbericht verschwinden lässt, der Zed mit New Orleans verbindet. Klar, er tut ihr damit einen Gefallen. Andererseits ist er immer noch ein Polizist und sollte nicht leichtfertig irgendwelche Akten in der Versenkung verschwinden lassen. Auf jeden Fall hat man aber gut daran getan, Zeds Vergangenheit überhaupt mit in die Handlung aufzunehmen. Da wird in Zukunft wohl noch mehr kommen, was Zed als eine der Hauptfiguren auch bitter nötig hat.

Team Constantine
Was unser kleines Team angeht, gibt es diese Woche wieder einige Fortschritte zu verzeichnen. Neben den Andeutungen in Sachen Zeds Vergangenheit lernen wir von John, dass er sie dafür benutzt, eine Verbindung mit Livs Karte aufzubauen. Er hat ohnehin schon angedeutet, dass er sie wieder gehen lassen wird, sobald das Geschäft mit der „aufsteigenden Dunkelheit“ erledigt ist. Aber das wird wohl noch dauern und bis dahin werden die Verhältnisse sicher anders aussehen, wie sich schon nach der guten Teamarbeit in dieser Woche vermuten lässt.
„Danse Vaudou“ versteht es dabei, den einzelnen Teammitgliedern verschiedene Aufgaben zu geben und entsprechend ihrer Fähigkeiten einzusetzen. Erstmals sehen wir, wie ein vermeintlich toter Chas ins Leben zurückkehrt und sich seine Wunden in sekundenschnelle wieder schließen. Das bringt uns zwar nicht näher an sein Geheimnis, betont aber erneut, dass es dort noch etwas zu entdecken gibt.
Schade ist allerdings, dass Manny erneut durch Abwesenheit glänzt. Und zwar, obwohl das Thema eigentlich seine Anwesenheit erfordert. Immerhin war er es, der John im Piloten darauf aufmerksam gemacht hat. Das ist ohnehin eine Sache, die in der Serie ziemlich merkwürdig gehandhabt wird. Jede Folge scheint eine Figur zu pausieren. Mal Chas, dann wieder Manny. Mal mit einer Erklärung, mal ohne. Für ein besseres Bild von beiden Figuren bedarf es da deutlich mehr Screentime.

Fazit: Insgesamt war die Episode o.k. und wusste vor allem durch ihre Figuren zu überzeugen. Die Kombinationen von John und Papa Midnite oder Jim und Zed waren ziemlich gelungen, während der Fall einer besseren Ausarbeitung seitens der Macher bedurft hätte. Vor allem das sprunghafte Vorgehen bei der Erzählung liefert Anlass zur Kritik.

7/10
 
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