Gotham S01E12 - What the Little Bird Told Him

Clive77

Serial Watcher
In der Folge „What the Little Bird Told Him“ der US-Serie Gotham bekommt Jim Gordon (Ben McKenzie) die Chance, ins Gotham City Police Department zurückzukehren - sofern er Jack Gruber (Christopher Heyerdahl) erwischen kann. Fish Mooney (Jada Pinkett Smith) holt derweil zum Schlag gegen Carmine Falcone (John Doman) aus.

Überblick
Der übliche Hauptkritikpunkt - die Serie sei mit Figuren und Handlungen überladen - fällt diese Woche weg. Es gibt zwei Haupthandlungen - einmal den um die Mafia und einmal den um die entflohenen Insassen von Arkham - die dazu noch über Oswald Cobblepot (Robin Lord Taylor) miteinander verknüpft sind und von den zahlreichen Figuren pausieren diese Woche mehr als üblich. Ein Grund zum Feiern?
Leider nein, obwohl das Potential für eine herausragende Folge durchaus vorhanden war. Aber die Aktionen des „Electrocutioners“ (jepp, Jack Gruber alias Jack Buchinsky wird diese Woche beim (Comic-)Namen genannt) sind zu harmlos, und der große Plan von Fish Mooney ist einfach zu bescheuert, um Begeisterung auszulösen. Wobei letzteres durchaus vom Prequel-Charakter der Serie herrühren kann, aber mehr dazu später.

Zweite Geige
Abseits der größeren Plots gibt es zwei erwähnenswerte Nebenhandlungen. Die um Barbara Kean (Erin Richards), die für ein paar Tage bei ihren Eltern (gespielt von Caroline Lagerfelt und Richard Poe) unterkommt, hätte man sich erneut schenken können. Beim Auftritt der Eltern darf kurz eine Augenbraue gehoben werden - komische Leute. Aber weshalb Barbara nun für einige Zeit zu ihnen zieht, statt das leerstehende Appartement aufzusuchen (Gordon schläft ja scheinbar an seinen Arbeitsplätzen), bleibt genau so rätselhaft wie die Frau selbst.
An anderer Stelle dürfen wir Edward Nygma (Corey Michael Smith) bei seinen Versuchen verfolgen, Miss Kringle (Chelsea Spack) zu beeindrucken. Creepy. Seine Rätsel-Manie sorgt jedenfalls nicht nur bei ihr für leicht unheimliche Gefühle. Auch als Zuschauer merkt man, dass der in Ed schlummernde Riddler langsam aber sicher an die Oberfläche kommt, wobei das Verhalten von Jim und Harvey (Donal Logue) ihm gegenüber seinen Teil dazu beitragen dürfte. Erwähnenswert ist an dieser Stelle auch Detective Flass (Dash Mihok), der sich diese Woche Ed bei seinen Annährungsversuchen an Miss Kringle in den Weg stellt - wenn das mal gut geht.

The Electrocutioner
Nach „Rogues’ Gallery“ hätte man annehmen können, dass es länger dauern würde, bis wir Jack Gruber Buchinsky und seinen willenlosen Gehilfen (Kevin McCormick) erneut zu Gesicht bekommen. Aber deren Flucht aus Arkham landet sehr weit oben auf der Prioritätenliste der Gotham Police, so dass wir neben Captain Essen (Zabryna Guevara) erstmals Commissioner Loeb (Peter Scolari) zu Gesicht bekommen und der Fall um den Electrocutioner zur Bewährungsprobe für Jim Gordon wird - er hat 24 Stunden Zeit, Buchinsky zu überführen und verstrickt dabei auch Bullock in sein Dilemma.
Viel Zeit verliert die Serie in der Tat nicht, wenn es darum geht, einmal angefangene Storylines weiterzuführen. So kehrte schon in den ersten Folgen Oswald Cobblepot sehr schnell wieder nach Gotham zurück. Und auch Buchinsky hat kein Interesse daran, der Stadt zu entfliehen. Er will sich an seinen ehemaligen Gefährten rächen und hat niemand anderen als Sal Maroni (David Zayas) ins Auge gefasst.
Große Teile dieses Plots sind durchaus gelungen. Heyerdahl kauft man seine Rolle als Bösewicht jederzeit ab und auch das Zusammenspiel von McKenzie und Logue kann sich sehen lassen. Das Vorgehen beider Seiten wird nachvollziehbar erzählt und ist im Großen und Ganzen auch in Ordnung. Auf Gordons Seite wirkt lediglich der Tipp von Dr. Leslie Thompkins (Morena Baccarin) erzwungen (zudem hatte die Puppe nicht unbedingt große Ähnlichkeit mit Maroni - das hätte genauso gut Falcone oder jemand anders sein können), die obendrein noch als love interest für Jim etabliert wird.
Der größte Knackpunkt, der diese Geschichte etwas lächerlich wirken lässt, sind die weiteren Angriffe vom Electrocutioner. Anfangs wird noch gezeigt, wie tödlich die genutzte Elektrizität auf die Opfer wirkt und es ließ sich eine gnadenlose Jagd vermuten. Doch schon beim Überfall auf das Restaurant gibt es keinerlei Tote - selbst Oswald, den eigentlich das gleiche Schicksal wie die erste Person, die eine elektrisch geladene Türklinke anfasst, hätte ereilen müssen, kommt lebend davon. Ganz zu schwiegen von der Elektro-Bombe, die lediglich für gerötete Gesichter und etwas Qualm sorgt. Mit dem comichaften Einsatz der Elektrowaffen kann man sich ja noch anfreunden, aber gerade am Ende beim Überfall auf das Polizeirevier büßt Buchinsky doch einiges von seiner Bedrohlichkeit ein, weil er dort eben nicht über Leichen geht (und das passt nun mal nicht zu einem Psychopathen). Wobei die Szene mit dem Wasserglas allerdings zum Schießen komisch war.

Der Mob
Große Freude kam auf als Fish Mooney erklärte, sie würde nun endlich Liza (Mackenzie Leigh) einsetzen, um Falcone aus dem Weg zu räumen. Das versprach einen Showdown innerhalb des Mobs und mit dem zunächst verhinderten, titelgebenden „kleinen Vogel“ Oswald, der Carmine zunächst nicht über Liza ins Bild setzen konnte, hätte das eine blutige Angelegenheit werden müssen. Aber schon als Fish ihren Plan ausformuliert, macht sich leichtes Augenrollen breit.
Sie lässt Liza entführen, um Falcone aus der Stadt zu zwingen? Echt? Mal ganz abgesehen davon, dass die Beziehung zwischen dem Mobster und Liza bis zu dieser Episode noch nicht derart in Szene gesetzt wurde, als dass man Carmines Zustimmung zum Plan abkaufen würde (selbst Victor Zsasz (Anthony Carrigan) schaut da ungläubig drein): Weshalb lässt sie ihn nicht durch Liza umbringen? Aus Respekt? Da schmiedet sie nun schon seit Serienbeginn Pläne darüber, an die Spitze des Mobs vorzudringen, lässt Konkurrenten aus dem Weg räumen und plötzlich fällt ihr ein, dass sie Carmine lieber ziehen lässt als ihn heimtückisch zu ermorden? Nein, das passt nicht ins Bild.
Es bleibt das Gefühl, der Plot wurde deshalb so geschrieben, damit Falcone am Ende (er musste sich mit Blick auf spätere Auftritte im Batman-Universum ja irgendwie rauswinden können) Fish ähnlichen Respekt entgegen bringt und sie und Butch (Drew Powell) am Leben lässt. Außerdem mutete es merkwürdig an, dass Fishs Leute unbemerkt und off-screen mal eben aus dem Verkehr gezogen wurden - womit der Showdown ins stille Kämmerlein verlegt wurde. Was bleibt, sind abermals verhärtete Fronten zwischen den beiden und Fish als vorläufige Verliererin, die aber sicher bald wieder mitmischen wird.
Vielleicht noch ein paar Worte zu Oswald: Sein Aussetzer / Versprecher kurz nach dem Anschlag dürfte Maroni zu denken gegeben haben, auch wenn dieser die Ausrede scheinbar abgekauft hat. Dafür hat sich seine Position bei Carmine weiter verfestigt und der Hass von Fish auf den „kleinen Vogel“ wurde verstärkt. Von allen Mobstern bleibt Cobblepot damit an interessantesten, weil er sich weiterhin zwischen allen Parteien bewegt - ob er wohl bald mal durchblicken lässt, wie seine eigenen Pläne aussehen? Es wäre jedenfalls schön, wenn sich die Handlung hier wieder stärker auf ihn konzentrieren würde.

Fazit: An sich hätte „What the Little Bird Told Him“ das Zeug dazu gehabt, eine spitzenmäßige Episode zu werden. Es bleibt aber leider nur bei einer annehmbar gelungenen Folge, die ihr Potential nicht voll ausschöpfen kann. Vor allem bei den Mobstern wirkt ein wichtiger Handlungsteil sehr unrund und konstruiert, aber auch Teile vom Electrocutioner-Plot lassen zu wünschen übrig. Immerhin fühlte sich die Episode aber weniger überladen an als es sonst oft der Fall war und das Entwicklungstempo ist weiterhin gut (vielleicht schon ein wenig zu schnell).

7/10 Cupcakes mit blauen Bohnen
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Die Serie scheint sich ja doch recht gut zu halten, ehrlich gesagt bin ich überrascht. Mit Flash und Arrow hat DC dann schon 3 gut laufende Heldenserien.
 

Clive77

Serial Watcher
FOX reibt sich da wegen der guten Quoten momentan die Hände und hat auch schon eine zweite Staffel bestellt.
Ich bin vor allem über die Größe vom Cast überrascht - da kommen ständig neue Leute dazu und die meisten (sofern sie denn aus dem Batman-Universe stammen und noch gegen die Fledermaus antreten müssen) bleiben auch für längere Zeit dabei. Allerdings sind die erzählten Geschichten recht durchwachsen, da ginge noch soviel mehr, dass es teilweise schon schade ist.

DC kann sich auch freuen. Abgesehen von Constantine läuft es in der Tat bei den bisherigen Serien sehr gut und es sind ja noch weitere Projekte angekündigt. Bei CBS soll bald Supergirl an den Start gehen (vermutlich im Herbst), Teen Titans wird entwickelt, die Superman-Krypton-Prequel-Geschichte soll kommen und auch bei The CW soll neben Arrow und The Flash noch eine neue DC-Reihe kommen. Mal schauen wie lange das gut geht - momentan sind Comic-Serien jedenfalls sehr beliebt und ein Ende ist noch nicht in Sicht.
 
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