Constantine S01E10 - Quid Pro Quo

Clive77

Serial Watcher
In der Folge „Quid Pro Quo“ der US-Serie Constantine macht unserem Team ein seelensammelnder Magier zu schaffen. Näher beleuchtet wird dabei vor allem Chas und dessen Familie, die uns bislang nur vom Hörensagen bekannt war.

Team Constantine
„Quid Pro Quo“ führt die Teamarbeit von John Constantine (Matt Ryan), Zed Martin (Angélica Celaya) und Chas Chandler (Charles Halford) fort, während Manny (Harold Perrineau, Jr.) mal wieder pausiert. Dabei läuft nicht alles rund im Team. Es kommt zu kleineren und größeren Reibereien, denn vor allem Chas ist in Anbetracht der Gefahr für seine Tochter Geraldine (Alexa Nisenson) verständlicherweise aufgebracht und nimmt gegen Ende auch die Sache in die eigene Hand.
Aber genau diese Art von Zusammenhalt und Unstimmigkeiten ist es, was die Folge richtig macht. Das Team muss funktionieren, den Gefahren gemeinsam entgegen treten und jedes einzelne Mitglied bekommt genug Screentime, so dass der Zuschauer jederzeit weiß, dass alle drei dazu gehören - auch wenn der Fokus diese Woche eindeutig auf Chas liegt.

Chas
Es gibt viele Hintergrundinformationen über Chas und die waren in Anbetracht der Tatsache, dass wir uns mittlerweile in der zehnten Episode befinden, auch dringend notwendig. Wir erfahren, dass Constantines treuer Gefährte nicht nur eine Tochter hat, sondern auch in Trennung von deren Mutter Renee (Amanda Clayton) lebt. Der Grund für die Trennung kommt aus der üblichen Klischee-Kiste: Chas hatte kaum Zeit für seine Familie, weil er zusammen mit John Dämonen bekämpfte. Anhand der Rückblicke wird deutlich, dass Renee irgendwann einen Schlussstrich gezogen hat - vermutlich ein vergessener Geburtstag oder ein verspätetes Erscheinen von Chas zuviel. Auf John ist sie verständlicherweise auch nicht gut zu sprechen, wobei abermals die Ereignisse von Newcastle erwähnt werden und sie daher auch den Rettungsversuch äußerst skeptisch betrachtet.
Für den Zuschauer bleibt trotzdem fraglich, weshalb Renee so schlecht auf die beiden zu sprechen ist. Sie weiß von Chas’ Fähigkeiten, wie er sie erlangt hat und kennt damit auch den wesentlichen Grund dafür, weshalb Chas jedes seiner Leben im Kampf an der Seite von John einsetzt. Ferner weiß sie auch, wofür die beiden kämpfen. Würde man ihrer Logik folgen, hätte Chas damals im Club sterben müssen - und das wiederum kann ja auch nicht sein, was sie will. Man kann sich jedenfalls mit ihrem Verhalten schwer tun und auch wenn Chas weiterhin verspätet zu den Besuchen seiner Tochter erscheint, sollte Renee doch klar sein, wie viel ihm seine Familie bedeutet. Aber erst mit dieser Episode scheint sie das zu erkennen und auch in der Lage zu sein, am Ende nachzuvollziehen, weshalb er weiterhin an Johns Seite stehen wird und seine verbleibenden Leben im Kampf gegen das Böse einsetzt.
Damit kommen wir auch gleich zum Mysterium von Chas’ Unsterblichkeit, die uns diese Woche erklärt wird. Alles geht auf einen Schutzzauber zurück, den John im betrunkenen Zustand einst aussprach. Ohne diesen Zauber wäre auch Chas damals gestorben und das Feuer im Club hätte 48 statt 47 Leben gekostet. Durch den Zauber wurde er aber nicht nur geschützt, sondern bekam auch noch die 47 Leben beziehungsweise Seelen der beim Unglück Verstorbenen dazu. Chas ist also nicht unsterblich. Er kann nur so lange wiederkommen bis die Leben verbraucht sind, die ihm der Zauber einbrachte. Er versucht dabei, jedes Leben zählen zu lassen und das ist einer der Gründe, weshalb er John helfend zur Seite steht. Abgesehen davon ist er natürlich auch mit Constantine befreundet, wie sich im Rückblick schon vor dem Feuer im Club zeigt.
Zählt man nun alles zusammen, bekommen wir ein besseres Bild von Chas, können uns mit der Figur anfreunden und auch seine Ungeduld in dieser Episode nachvollziehen, die schließlich dazu führt, dass er Felix Faust (Mark Margolis) „auf eigene Faust“ aus dem Weg räumt.
Man könnte hier monieren, dass die Zwischenepisode, in der John auf Felix’ Forderungen eingeht, überflüssig gewesen ist und die beiden gleich hätten versuchen können, den Magier mit dem Gadget der Woche zu erledigen - denn dessen Tod wird schon vorher als Lösung für die „Koma-Epidemie“ erwähnt (und sah am Ende auch nicht so schwer zu bewerkstelligen aus). Ebenso überflüssig könnte man die Meinungsverschiedenheit zwischen John und Chas gegen Ende betrachten als unser Exorzist weiterhin den Lakaien für Faust spielen und Chas lieber hart durchgreifen will. Aber bevor man das als Kritikpunkte wertet, gilt es im Auge zu behalten, dass es Sinn und Zweck dieser kleineren Episoden ist, ein besseres Bild von Chas zu erhalten und genau das bekommen wir hier geliefert.

Zed
Zeds Vergangenheit bleibt weiterhin aktuell und gleich zu Beginn der Folge klärt sie John über die wesentlichen Punkte - inklusive „Resurrection Crusade“ und ihren Vater - auf. Constantine hat zwar seine Hütte mit einem zusätzlichen Schutz versehen, aber es dürfte nur eine Frage der Zeit sein bis es der mysteriösen Gruppe gelingt, erneut zu Zed vorzudringen. Weitere Details werden wir vermutlich erst dann erfahren, denn noch sind uns die Ziele der „Resurrection Crusade“ nicht erklärt worden (also abseits davon, dass sie Zed wegen ihrer Fähigkeiten haben wollen).
Im Fall der Woche darf Zed ihre Visionen derweil mehrfach einsetzen und steht sowohl John als auch Renee zur Seite. Es ist schön, dass sie seit einigen Folgen nicht mehr wie das fünfte Rad am Wagen wirkt, sondern mittlerweile ein aktives Mitglied unseres kleinen Teams geworden ist. Ihr Vertrauen zu John beweist sie im Auftragsjob für Felix und sie setzt sogar ihr Leben aufs Spiel, um Renee kurz mit ihrer Tochter sprechen zu lassen. Ihre Position im Team wird also weiter gefestigt und sie fügt sich gut in die dieswöchige Handlung ein. Weiter so.

Felix Faust & Co.
Der Bösewicht der Woche sollte hier nicht unerwähnt bleiben. Die Autoren der Serie haben sich diese Woche einige Namen aus den Comics dazu geholt, wobei die Leser derselbigen wahrscheinlich die Hände über dem Kopf angesichts des Kuddelmuddels zusammenschlagen werden. Aber so ist das nun einmal - es wird auf die Vorlage zurückgegriffen und was Neues daraus gestrickt. Wer übrigens den Fall der Woche (oder die Basis dafür) in Comicform nachlesen möchte, dem sei die Graphic Novel „All His Engines“ von Mike Carey und Leonardo Maco empfohlen.
Diese Woche wird wieder deutlich: Wer John Constantine kennt, lebt gefährlich. So ist Fennel (Roger Floyd) nur ein kurzer Auftritt vergönnt, bevor er in Flammen aufgeht und knusprig gebraten wird - sieht aus als wenn der Bekanntenkreis von John immer kleiner wird. Mit dem Gegenspieler ist also nicht zu spaßen und auch wenn John den lieben Felix als zweite Geige bezeichnet und eine größere Macht hinter dessen Handeln vermutet, ist Faust eigentlich einer der größeren Brocken und gilt außerhalb der TV-Serie als unkaputtbar. Insofern ist vielleicht auch dessen Ableben diese Woche nicht von endgültiger Natur, wobei mit einer Rückkehr wohl frühestens in einer zweiten Staffel zu rechnen wäre - sollte die von NBC bestellt werden.
Mark Margolis erfüllt jedenfalls seinen Zweck in der Rolle und zwar, ohne sich großartig anstrengen zu müssen. Durch die gesammelten Seelen wird Faust als mächtige Figur vorgestellt, der auch ein John Constantine nicht viel entgegenzusetzen hat. Und wenn man mal darauf schaut, dass Chas durch die Seelen der 47 Verstorbenen aus dem Club mehrere Leben hat, ist es auch nicht abwegig, dass Felix zurückkommen könnte. Da findet sich auch gleich ein größerer Kritikpunkt, denn selbst wenn man sich auf die Mythologie der Serie einlässt, kam die Auflösung viel zu einfach daher: Schön und gut, durch Fausts Ableben wurden alle Seelen wieder befreit und das Abenteuer beendet. Aber warum überhaupt? Sollte es bei Chas nicht ähnlich sein, wenn er stirbt? Oder brauchen die Seelen ihren lebenden Körper, um den Wirt zu verlassen? Aber Moment, wenn Chas tot ist, bleiben sie ihm ja erhalten. Ein paar erklärende Worte zu diesem Dilemma wären jedenfalls nicht schlecht gewesen.
Im kleinen Nebenjob, den John von Felix erhält, dürfen wir außerdem kurzzeitig Bekanntschaft mit dem Dämon Karabasan machen, der sich über schlafende Opfer hermacht. Wie oben schon angemerkt, wäre dieser kleine Ausflug nicht unbedingt notwendig gewesen, war aber mit Blick auf unsere Figuren auch nicht verkehrt. Dass John den Dämon nicht zur Hölle schickt sondern (nachdem sein Feuerzeug versagt) direkt aus dem Verkehr zieht, führt dazu, dass Faust den Handel als nicht erfüllt betrachtet und untermauert in gewisser Weise die Bedrohlichkeit unseres Bösewichts. Andererseits kann man sich fragen, weshalb er John überhaupt losschickt, denn Karabasan hätte er sicher auch selbst erledigen können. Vermutlich reine Spielerei von Seiten Fausts, der sicher noch eine ganze Reihe weiterer Aufträge in petto gehabt hätte.

Fazit: Die Serie macht sich weiterhin gut. Team Constantine fühlt sich mittlerweile wie ein echtes Team mit kleineren Ecken und Kanten an. Ganz so, wie es auch sein sollte. Defizite gibt es diese Woche bei Renee und der abermals zu simpel erscheinenden Auflösung des Falls zu verzeichnen, aber alles in allem bleibt Constantine weiterhin ordentlich.

7/10 Granatenstarke Zauberer
 

Woodstock

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Endlich haben sie mal was zu Chas erzählt. Ein Zauber der in Trunkenheit durchgeführt wurde. :biggrin:
 
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