Black Sails S02E01 - IX.

Clive77

Serial Watcher
Mit der Folge „IX.“ startet die US-Serie Black Sails in die zweite Staffel und bringt einige Neuheiten mit. Während die Handlungen in Nassau und um die Urca de Lima fortgesetzt werden, gibt es Rückblicke nach London und einen neuen Mitspieler in Form von Edward „Ned“ Low zu verzeichnen.

London, 1705
In der ersten Staffel konnten wir bereits einige Bruchstücke von der Vergangenheit Kapitän Flints (Toby Stephens) erfahren. Auch dass er Miranda Barlow (Louise Barnes) vor längerer Zeit in London kennengelernt hat, ist uns nicht neu. Die in „IX.“ eingestreuten Rückblicke zeigen uns die Anfänge und erzählen uns die Ursprünge von James McGraw, dem späteren Kapitän Flint und wie er durch Lord Hamilton (Rupert Penry-Jones) auf das Piratenproblem in Nassau aufmerksam gemacht wird. Auch sehen wir, wie James erstmals auf Miranda, die Frau von Thomas Hamilton, trifft.
Das London des Jahres 1705 ist dabei gut in Szene gesetzt und es dürfte sicher interessant werden, einen intensiveren Blick auf die damaligen Ereignisse zu bekommen. Andererseits sind wir bereits mit den wesentlichen Punkten vertraut. Wir wissen schon, dass sich zwischen James und Miranda eine Affäre anbahnt, die Hamilton schließlich in den Selbstmord treiben wird und dazu führt, dass das Pärchen London verlässt. Insofern bleibt abzuwarten, ob es tatsächlich noch wichtige Punkte geben wird, die Flints und Mirandas Vergangenheit sinnvoll erweitern.

Edward Low
Im Auftakt der zweiten Staffel machen wir gleich Bekanntschaft mit Edward „Ned“ Low (Tadgh Murphy), dessen Piratencrew damit beschäftigt ist, ein Schiff zu kapern. Der Kapitän der „Good Fortune“ hat gar nicht erst versucht, den Piraten Widerstand zu leisten und hofft, dass diese ihn und seine Besatzung verschonen, sobald sie die Ladung gesichert haben. Aber nachdem diese Abigail Ashe (Meganne Young) entdecken, befiehlt Low die Hinrichtung der Besatzung und lässt das Schiff in Brand setzen.
Mit Ned betritt eine weitere historische Figur die Serie. Edward Low galt als ein gefürchteter Pirat, der seinen Ruf durch verschiedene Grausamkeiten erlangte. So soll er seinen Opfern laut Überlieferungen häufig Lippen, Nasen und Ohren abgeschnitten haben, bevor er sie tötete. In der Serie bekommen wir davon (noch) nichts zu sehen, können uns aber schon ein Bild davon machen, dass mit ihm nicht gut Kirschen essen ist. Er trägt eine ruhige aber gefährliche Aura mit sich rum, die man auch als soziopathische Ruhe bezeichnen könnte.
Später in Nassau hat Lows Quartiermeister Probleme damit, die blutverschmierte Ladung der „Good Fortune“ loszuwerden, was zum ersten Aufeinandertreffen von Eleanor Guthrie (Hannah New) und Ned führt. Auch hier wird die Bedrohlichkeit deutlich, die von dem neuen Mitspieler ausgeht, der keinerlei Probleme damit hat, über Leichen zu gehen und damit auch seine Crew inspiriert.
Es sind zwar nur zwei größere Szenen, die uns Edward Low vorstellen, aber diese wissen zu beeindrucken. Ob und wie er sich in die größere Handlung einfügen wird, bleibt zwar noch abzuwarten, aber er dürfte eine wichtige Rolle einnehmen und Eleanor hat nun eine weitere Person, vor der sie auf der Hut sein muss. Außerdem gilt es für uns noch zu entdecken, was es mit Abigail Ashe auf sich hat und weshalb Ned wegen ihr die Besatzung der „Good Fortune“ umbringen lässt (also, abgesehen davon, dass er keine Zeugen für die Entführung haben möchte).

Nassau
Die anderen Handlungen in Nassau wissen leider weniger zu beeindrucken. Vane (Zach McGowan) scheint nur daran interessiert zu sein, in seiner Festung zu hocken und Eleanor das Leben schwer zu machen. Dabei sollte ihm eigentlich daran liegen, seine neue Position zu festigen. Schließlich wissen wir bereits, dass es nach jedem Aufstieg gilt, sich vorzusehen. Sonst findet man sich in Windeseile am Boden wieder, woran Eleanor in seinem Fall sicher arbeiten wird.
Auch die Geschehnisse im Hurenhaus um Jack (Toby Schmitz), Anne Bonny (Clara Paget) und Max (Jessica Parker Kennedy) scheinen größtenteils belanglos zu sein. Eleanor ist sauer auf Max, weil diese sich nebenbei Geld damit verdient hat, dem falschen Piraten einen Tipp für den nächsten Beutezug zu geben. Das wiederum führt zu Reibereien mit Jack und Anne, wobei letztere auch noch Gefühle für Max hat und sich hier Optionen für kommende Sexszenen auftun, ohne die die Serie nicht auszukommen scheint. Es sind eben die üblichen kleineren Plots, auf die man als Zuschauer auch verzichten könnte, weil sie nur wenig zum großen Ganzen beitragen.
Am hoffnungsvollsten ist da vielleicht noch die Tatsache, dass Jack nicht einmal mehr aufs Klo gehen kann, ohne die Nase gebrochen zu bekommen. Er kann das Hurengeschäft zwar weiterhin leiten, aber es gibt kaum jemanden (abseits von Anne und Max sowie seinen „Angestellten“), der gut auf ihn zu sprechen ist - der Preis für seine vergangenen Taten an Vanes Crew. Über kurz oder lang wird er somit gezwungen sein, etwas zu unternehmen. Jedenfalls, sofern er nicht jede Woche die Leviten gelesen bekommen möchte.

Urca de Lima
Mit Spannung konnte erwartet werden, wie es mit Kapitän Flint und John Silver (Luke Arnold) sowie den anderen vorerst gestrandeten Piraten um DuFresne (Roland Reed, ersetzt Jannes Eiselen aus der ersten Staffel) und De Groot (Andre Jacobs) weitergeht. Der Schatz ist nah und doch so fern. Außerdem ist aufgeflogen, was Flint alles angestellt hat, um zur Urca de Lima vorzudringen. Vor allem der Mord an Gates (Mark Ryan) sowie die kürzliche Niederlage bei der erzwungenen Seeschlacht gegen die spanische Man O' War sind bei seiner Besatzung noch in frischer Erinnerung. Zudem droht die baldige Entdeckung der gestrandeten Crew durch die Spanier.
Aber Flint gibt nicht auf. Er kann DuFresne von einer weiteren waghalsigen Aktion überzeugen. Sein Plan sieht vor, dass er und seine Männer das in der Bucht liegende Kriegsschiff einnehmen, wozu er vorerst zusammen mit einem Freiwilligen die Wachleute des Schiffes ausschalten will. Bei Erfolg schlägt er damit zwei Fliegen mit einer Klappe: Er würde sich und seinen Leuten einen Fluchtweg eröffnen und gleichzeitig hätte er sich ein Stück weit bei seiner Crew rehabilitiert - ihm würde nicht mehr der Prozess gemacht, er würde lediglich von der Crew verbannt.
Dass gerade John Silver sich freiwillig für diese Aktion meldet, passte hervorragend und liefert die besten, spannendsten und lustigsten Szenen der ganzen Episode. Wie ungleich dieses Team ist, lässt sich bereits am Anfang der Mission erkennen als John annimmt, dass Flints Plan nur ein Vorwand war, um von der Crew wegzukommen und nach St. Augustine fliehen zu können. Im Verlauf der Mission wird dann deutlich, wie gut sich beide Figuren ergänzen. Silver kann dabei durch diverse Taten bei Flint punkten (unter anderem auch dessen Rettung, obwohl er hätte fliehen können) und dürfte diese Woche einiges an Vertrauen beim Kapitän gewonnen haben. Von einer Freundschaft lässt sich zwar noch nicht sprechen, eher von einer zweckdienlichen Zusammenarbeit. Aber das ist für Silver schon ein großer Schritt vorwärts, nachdem seine Nützlichkeit mit dem Auffinden der Urca de Lima vorerst am Ende war.
Die Auftaktfolge führt somit Flint und Silver zusammen, die ein ähnliches zukünftiges Ziel verfolgen (wie Silver treffend bemerkt). Den Schatz der Urca de Lima haben beide noch nicht aufgegeben und es dürfte spannend werden zu sehen, wie Flint seine Besatzung überzeugen wird, einen weiteren Versuch zu starten, um das spanische Gold doch noch in die Finger zu kriegen.

Fazit: Guter Auftakt zur zweiten Staffel. Highlight war das Team-up von Flint und Silver, dicht gefolgt von der Einführung des berüchtigten Piraten Ned Low. Die Rückblicke nach London waren optisch nett, wobei es noch abzuwarten gilt, wie viel Neues wir dadurch erfahren. Die meisten Geschehnisse in Nassau wussten hingegen weniger zu überzeugen.

8/10

Zitat der Woche: "The truth is, I'm not a particularly skilled captain. Navigation is foreign to me, I have no gift for politics. So what am I good at? This is going to sound absurd, but I make the men feel better about themselves. See, every man here has served under a captain who uses violence to achieve an end. To terrorize, to advertise. When the men see that, they can spot the lie. They know that their captain is, in some part of his soul, sickened by his own actions. And the lie infects everyone who sees it. But with me, when the men see me slaughter the crew of the Good Fortune, when they see me cut out of man's tongue from his mouth for lying, when they see me burn a boy alive in front of his father's eyes, they know, they can see it in my eyes...there's no lie there. There's no seed of remorse there. I simply don't have it in me." - Ned Low
 

Woodstock

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Gute Folge, schöner Einstieg und die kommende Promo spricht dafür das es etwas schneller voran geht als in der letzten Staffel.
 
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