Black Sails S02E02 - X.

Clive77

Serial Watcher
Mit der Folge „X.“ liefert die US-Serie Black Sails eine weitere gute Episode ab. Sowohl die Ereignisse zur See als auch an Land verstehen es, die Spannungsschraube anzuziehen.

Nassau
Eleanor Guthrie (Hannah New) bekommt Besuch von Meeks (Brendan Murray), dem Quartiermeister von Kapitän Ned Low (Tadgh Murphy). Meeks empfiehlt ihr, seinen Kapitän abzusetzen, wie sie es einst mit Charles Vane (Zach McGowan) gemacht hat. Doch Ned bekommt Wind von der Sache.
Das Ränkespiel in Nassau geht unbeirrt weiter. Eleanor hat alle Hände voll zu tun, ihre Position zu behaupten, was ihr schon durch Vanes Anwesenheit bei der Versammlung nicht einfach fällt. Der hat sich nämlich diese Woche bequemt, seine Festung zu verlassen und wieder am Geschehen um New Providence Island teilzunehmen - wenn auch zunächst recht passiv mit nur einigen verbalen Seitenhieben. Als die Lage eskaliert und Ned seinen Quartiermeister vor den Augen aller Anwesenden einen Kopf kürzer macht und zudem noch einen von Eleanors Leuten tötet, wird uns und auch ihr klar, dass sie auf Vane angewiesen ist - ob sie möchte oder nicht. Aber wird er ihr helfen?
Es wird in der Tat brenzlig für Eleanor. Sie braucht dringend jemanden, der ihr Rückendeckung gibt und mit Blick auf Neds Rücksichtslosigkeit und den Szenen, die er uns und den anderen liefert, gibt es nicht viele Leute, die sich dazu bereit erklären werden. Die Serie zeigt uns abermals, wie schnell sich die Lage für jeden innerhalb von kürzester Zeit ändern kann. Ned bricht zwar mit seiner Crew auf, was Eleanor ein wenig Zeit verschafft, um Luft zu holen und zum Gegenschlag auszuholen. Aber ob ihr das auch gelingen wird, scheint fraglich. Sie hätte vielleicht ein passendes Argument, wenn sie genau wüsste, wie der „Schatz“ aussieht, den Ned an Bord hat. Doch hat Meeks kein Wort darüber verloren, wer oder was das ist. Wir wissen natürlich, dass damit Abigail Ashe (Meganne Young) gemeint ist, auch wenn wir bislang noch nicht wissen, weshalb sie so wertvoll ist. Ob Vane die spärlichen Informationen ausreichen werden, um sich in einen Kampf mit Low zu stürzen, gilt es nun abzuwarten.
Eine andere Option wäre vielleicht die Rückkehr von Flint (Toby Stephens), auf dessen Unterstützung Eleanor nach wie vor hoffen kann. Aber ob Flint tatsächlich in nächster Zeit nach Nassau kommt, scheint ebenfalls fraglich - die Urca de Lima wird nicht für immer mit ihrem Goldschatz am Strand liegen.

Anne, Max und Jack
Das Trio aus Anne Bonny (Clara Paget), Max (Jessica Parker Kennedy) und Jack Rackham (Toby Schmitz) mag da diese Woche wieder weniger interessant sein als das Geschehen um Charles Vane, Eleanor und Ned Low, aber immerhin tut sich hier mehr als noch letzte Woche. Jack bekommt Wind von der Beziehung zwischen Anne und Max, wodurch er einen neuen Blickwinkel auf vergangene Ereignisse erhält. Dabei ist es schade, dass wir noch nicht genau wissen, wie sich ursprünglich das Verhältnis zwischen ihm und Anne entwickelt hat. Aber dass er ihre Affäre mit Max duldet, zeigt uns, dass seine Verbindung zu Anne nicht leicht zu erschüttern ist.
Das alles wäre noch relativ belanglos, wenn Jack den beiden (und uns) nicht von seinem neu gefassten Plan erzählen würde. Kapitän Jack Rackham? Das könnte durchaus interessant werden und der kleinen Nebenhandlung um die drei einen Schub nach vorne verschaffen. Konfliktpotenzial mit den anderen - an erster Stelle natürlich Charles Vane und Eleanor Guthrie - wäre genug vorhanden und ob Jack sich da bis zum Kapitänsposten durchwieseln kann, ist eine spannende Prämisse.

Damals in London
Die Rückblicke in Flints Vergangenheit haben noch keine große Brisanz. Neben Lord Hamilton (Rupert Penry-Jones) hat nun auch Richard Guthrie (Sean Cameron Michael) ein paar Auftritte, der als eine Art Mentor für Flint agiert. Wir bekommen zu sehen, dass Flint seine damalige Position aus einfachen Verhältnissen erlangt und deshalb auch keinen leichten Stand in den Augen anderer hat.
Die Schlägerei und der anschließende Dialog mit Richard sollen uns noch einmal verdeutlichen, was für eine Art Mensch James McGraw ist und wie kämpferisch er sein kann, wenn es darum geht, die eigenen Ziele zu erreichen. Das ist uns aber keineswegs neu, denn wir haben bereits in der ersten Staffel anhand aktuellerer Geschehnisse sehen können, wie hartnäckig Flint seinen Zielen hinterher jagt.
Interessanter war da noch das anfängliche Gespräch mit Thomas Hamilton und die Art und Weise, wie Flint gedenkt, dem Piratenproblem in Nassau beizukommen. Der Weg von dort zum Freibeuterleben und natürlich auch, wie sich das Verhältnis zu Miranda (Louise Barnes) entwickeln wird, dürften da bessere Anreize für weitere Rückblicke geben.

Billy Bones
Aha, da waren die Vermutungen darüber, dass Billy Bones (Tom Hopper) noch am Leben ist, also richtig. Mit Blick auf die Buchvorlage ließ sich das natürlich schon erwarten und wir bekommen gleich zu Beginn der Folge einen kurzen Eindruck von seiner jetzigen Situation, die nicht gerade rosig aussieht.
Wie es mit ihm weiter geht, bleibt noch abzuwarten. Früher oder später wird er sicherlich wieder auf Flint treffen und dieses Wiedersehen dürfte unter keinem guten Stern stehen.

Flint und Silver
An Bord der Man O’ War arbeiten Silver und Flint daran, ihre Lage wieder zu verbessern. Dabei verfolgt jeder einen eigenen Weg, wobei der Erfolg keineswegs garantiert ist und der Zeitdruck immer größer wird. Denn es bleiben den beiden nur zwei Tage, um ihr Ansehen bei der Crew wieder herzustellen.
Dass Flint bereits diese Woche wieder die Führung übernimmt, kam einer Überraschung gleich. Er geht äußerst geschickt vor und ködert DuFresne (Roland Reed) mit einer Warnung, sich von den Handelsrouten der Schifffahrt fernzuhalten. Hätte er Flints Rat befolgt, wäre alles beim alten geblieben. Aber DuFresne schluckt den Köder, lässt genau den Kurs setzen, von dem Flint abgeraten hat und scheitert schließlich, als er das englische Schiff bereits in seiner Hand wähnt - einen größeren Fehler hätte er kaum begehen können.
Dabei hätte aus Flints Sicht auch viel schief gehen können. Aber der Zufall beziehungsweise das Drehbuch will es, dass er am Ende doch gebraucht wird, um der Lage Herr zu werden und DuFresne vor der Crew als unerfahren dastehen zu lassen. Der Zuschauer lernt anhand der Situation wieder einiges über die Tücken des Piratenlebens und worauf es alles zu achten gilt, wenn man ein fremdes Schiff möglichst verlustfrei kapern möchte. Während Flint darauf wartet, dass DuFresne einen fatalen Fehler begeht, sitzen auch wir gebannt vorm Bildschirm und lauern auf den entscheidenden Zwischenfall.
Bemerkenswert ist erneut, wie rücksichtslos Flint vorgeht, um sich zurück in die Kapitänskabine zu katapultieren. Seelenruhig sieht er mit an, wie seine Leute an Bord des gekaperten Schiffes gehen. Wohl wissend, dass der englische Kapitän zum Gegenschlag ausholen wird, sobald er eine Chance dazu erkennt. Flint nimmt dabei in Kauf, einen weiteren Teil der eigenen Besatzung zu verlieren, und als er die Kanonen zur Versenkung des Schiffes anweist, geht nicht nur die fremde Crew sondern auch ein Teil seiner Besatzung in den Fluten unter. DuFresne erkennt zum Schluss, welchen Fehler er gemacht hat und dass er Flints Plan gefolgt ist. Aber ändern kann er am Ausgang nichts mehr und es dürfte fraglich sein, ob Flint nun erneut Widerstand droht oder ob DuFresne und De Groot (Andre Jacobs) einsehen werden, dass ihnen dafür das Durchsetzungsvermögen und die Rücksichtslosigkeit eines Kapitän Flint fehlen.
John Silver versucht derweil mit der Verkündung von Geheimnissen für Unruhe innerhalb der Crew zu sorgen, um von seiner eigenen Unbeliebtheit abzulenken. Ein merkwürdiger Plan, der ihm zunächst nur Prügel einbringt. Seine Rechnung geht aber schließlich auf und sorgt auch beim Zuschauer für den einen oder anderen Lacher (Stichwort: Milchziege).
Somit kommen sowohl Flint als auch Silver ihrem Plan näher, doch noch den Goldschatz der Urca de Lima in die Finger zu bekommen. Es lässt sich zwar vermuten, dass dazu zunächst die Besetzung wieder aufgefrischt werden muss - immerhin gab es erneut Verluste zu beklagen und die Urca ist gut bewacht - aber lange Zeit lassen dürfen sich die beiden damit nicht.

Fazit: Es geht spannend weiter und die Serie tut gut daran, einen großen Teil der Haupthandlung auf See spielen zu lassen. Auch in Nassau geht es diese Woche interessant weiter, was vor allem die Geschehnisse um Ned Low und Eleanor Guthrie betrifft. Die Rückblicke nach London müssen sich derweil noch beweisen und gänzlich ohne Schwachpunkte schafft es auch „X.“ nicht. Aber im Großen und Ganzen wirkt Black Sails mit der zweiten Staffel bislang besser als noch zum Serienbeginn letztes Jahr.

8/10 abgeschnittene Köpfe
 

Woodstock

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Die Folge hatte was. Besonders die Stellen auf See haben mir gefallen und das Rackham doch recht interessant dargestellt wird. Er mag ein Feigling gewesen sein aber er konnte kein dummer Feigling sein.
 
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