Gotham S01E14 - The Fearsome Dr. Crane

Clive77

Serial Watcher
In der Folge „The Fearsome Dr. Crane“ der US-Serie Gotham macht ein neuer Killer die Stadt unsicher. Derweil machen Maroni (David Zayas) und Oswald (Robin Lord Taylor) einen kleinen Roadtrip, aber auch an anderen Fronten lassen sich Fortschritte verzeichnen.

Wayne
Nur kurz gibt es diese Woche Bruce Wayne (David Mazouz), Alfred (Sean Pertwee) und auch Selina Kyle (Camren Bicondova) zu sehen. Jim Gordon (Ben McKenzie) bringt seine Schlüssel zur leerstehenden Wohnung von Barbara (Erin Richards) zurück und erwischt dort Selina, die ihm offenbart, dass sie den Killer der Waynes nicht zu identifizieren vermag. Anschließend macht sie sich wieder vom Acker, ohne dass Gordon etwas machen kann. Jims Besuch bei Bruce führt kurz darauf dazu, dass er von seinem Versprechen entbunden wird, weiter im Wayne-Fall zu ermitteln.
Gute Entscheidung, hier nicht zu viele Szenen zu bringen und Jim von seinem Versprechen zu entbinden. Die Wayne-Morde wurden in den letzten Wochen ohnehin nicht großartig erwähnt und Jim hat mit anderen Dingen genug zu tun. Damit lässt sich die Nebenhandlung um Bruce vom Rest des Geschehens separieren, was auch besser zu seinem Werdegang passt. Ob Selina tatsächlich nichts gesehen hat oder nach dem Vorfall im Wayne-Manor (wir erinnern uns an das Killerkommando) nur nichts weiter damit zu tun haben möchte, sei mal dahingestellt.

Edward Nygma
Ed (Corey Michael Smith) vollzieht diese Woche einen weiteren Schritt zu seinem zukünftigen Alter Ego, dem Riddler. Seine Suspendierung fühlte sich zwar weit hergeholt an - immerhin liefert er jede Woche wichtige Hinweise, wenn auch auf seine eigene, „rätselhafte“ Art - aber gibt uns Gelegenheit, ihn bei seinem kleinen Streich zu beobachten. Seine Beziehung zu Miss Kringle (Chelsea Spack) macht dabei ebenfalls Fortschritte.
Nygma rückt in der zweiten Staffelhälfte stärker in den Fokus und das ist gut, denn bei seiner Figur gibt es noch viele Entwicklungsmöglichkeiten bis er irgendwann beim Riddler ankommt. Als Zuschauer freut man sich zudem über die Art und Weise, wie er den (korrupten) Gerichtsmediziner losgeworden ist und seine Suspendierung wieder aufheben konnte. Gerne mehr von solchen Aktionen.
Seine Beziehung zu Kristen nähert sich derweil einer freundschaftlichen Beziehung an. Man merkt, dass sie sich allmählich an Ed und seine Eigenarten gewöhnt. Ob da noch mehr passieren wird? Bestimmt. Gut vorstellbar, dass die beiden demnächst zu einem ungewöhnlichen Pärchen werden und Kristen ihm etwas Rückendeckung bei den Kollegen gibt. Sollte sie ihm dann aber erneut die kalte Schulter zeigen, dürfte es richtig interessant werden.

Sal und Oswald
Fish Mooney (Jada Pinkett Smith) ist schon ein kleines Biest und weckt mit einem Anruf erneut Zweifel bei Maroni, ob ihm sein Mitarbeiter wirklich treu ergeben ist. Also raus aus der Stadt und die Sache unter vier Augen genau ausloten. Geschickt wird dabei auf vergangene Ereignisse zurück geblickt, die Oswald zweifelhaft dastehen ließen. Die Anspannung zwischen den beiden wird immer größer bis die Bombe schließlich platzt.
Im Großen und Ganzen wusste das kleine Kammerspiel zwischen Maroni und Cobblepot zu gefallen und war auch der nächste logische Schritt. Einzig die Vorhersehbarkeit, dass Oswald davon kommen würde, drückt ein wenig auf die Spannung. Aber der weiteren Entwicklung tat auch das gut, denn es wurde Zeit, dass Maroni sich nicht weiter von ihm einlullen lässt.
Oswald steht damit wieder am Anfang. Sowohl Fish als auch Sal wollen ihm an den Kragen und nur Carmine (John Doman) bleibt ihm nun, um in den mafiösen Geschäften weiter tätig zu sein. Kein doppeltes Spiel mehr, jedenfalls vorerst. Aber es wird wohl nicht lange dauern, bis Oswald mit neuen Plänen um die Ecke kommt.
Was von den letzten Szenen um Fish Mooney zu halten ist, bleibt noch abzuwarten. Der Cliffhanger wirkt da eher unfreiwillig komisch - hat schon jemand eine Idee, wer da von Dwelvan David (der Typ, der auf sie zustürmt) verkörpert wird? Vielleicht ein neuer Mitspieler für Gotham oder ein alter Rivale? Die beiden scheinen sich jedenfalls zu kennen.

Fall der Woche
Der Kriminalfall um Gerald Crane (Julian Sands) war ganz in Ordnung, aber auch nichts Besonderes. Da wird ein bisschen zu sehr das Schema F (mit scheinbar unbedeutenden Hinweisen, die sich allesamt als wichtig entpuppen und direkt zum Ziel führen) abgespielt, und eine Selbsthilfegruppe für Phobien jeder Art ist schon etwas weit hergeholt. Faszinierend ist aber Dr. Crane selbst, der seine Opfer auf tödliche Art und Weise mit deren Ängsten konfrontiert, um anschließend die Adrenalindrüsen zu Forschungszwecken herauszuschneiden und mitzunehmen.
Von der zukünftigen Vogelscheuche Scarecrow Jonathan Crane (Charlie Tahan) gibt es nicht viel zu sehen. Aber wenn Daddy schon so auf Ängste fokussiert ist und die erforschen will, wird natürlich auch klar, in welche Richtung der Junge sich entwickeln wird. Auch bleibt der Fall vorerst ungelöst, denn ähnlich wie beim Electrocutioner (Christopher Heyerdahl) entkommt Dr. Crane am Ende und wird uns wohl nächste Woche einen weiteren Besuch abstatten. Der Titel dürfte nicht umsonst „The Scarecrow“ heißen.
Was positiv zu überraschen wusste, waren Jim und Harvey (Donal Logue) sowie deren neue Flammen Dr. Thompkins (Morena Baccarin) und Scottie Mullen (Maria Thayer). Bei Jim fühlten sich die Szenen mit Leslie richtiger an als in den Wochen davor, denn statt die Romanze vom Zaun zu brechen (was sich zunächst angedeutet hatte), scheint sich das Verhältnis nun langsamer und glaubwürdiger zu entwickeln. Auch bei Harvey und Scottie läuft alles viel organischer ab. Er hat ein Auge auf sie geworfen, was vor allem am Ende bei ihrer Rettung von Bedeutung ist.
Als Zuschauer will man jetzt sicher keine Liebesschnulzen in der Serie haben, aber ein Mindestmaß der Pärchenbildung ist durchaus willkommen und lässt die Figuren lebendiger wirken. Zudem ergibt sich daraus die Möglichkeit zu mehr Dramatik, und das funktioniert nur dann, wenn uns eine Beziehung glaubwürdig präsentiert wird - also besser als zuvor bei Jim und Barbara.
Insgesamt hat der Fall der Woche folglich seinen Zweck erfüllt und gibt unserem Polizistenteam neben der Jagd auf Dr. Crane mehr zu tun als sonst. Es ist immer gut, wenn die Charaktere mehr werden als bloße Schablonen von Archetypen zu sein. In diesem Sinne: Bitte weiter so.

Fazit: Eine gute Episode mit nur kleineren Schwachstellen, denn an allen gezeigten Fronten wurden Fortschritte gemacht und die meisten davon nicht mit der Brechstange erzwungen. Die Ausgewogenheit zwischen Handlungsfortschritten und Charakterentwicklung tut ein weiteres dazu, dass „The Fearsome Dr. Crane“ sich von vielen anderen Folgen der Serie etwas abhebt.

8/10 Leichenteile im Spind.
 
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