Victoria (dt. Kino mit 140 Min. Plansequenz!) [Kritik]

Schneebauer

Targaryen
Dass man Szenen, Sequenzen, Takes oder wie auch immer man Sie nennnt, digital nachbearbeiten kann um z.B. einen Schnitt zu kaschieren. Eben wie man es bei Birdman mehrfach getan hat um viele Schnitte zu vermeiden und eben diese nicht nicht ganz echte Plansequenz(en) zu erzeugen.
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Heute stehen einem da vielleicht mehr Werkzeuge zu Verfügung, aber Schnitte kaschiert hat Hitchcock schon 1948, und arg viel subtiler hat Birdman das auch nicht gemacht. Der Unterschied ist, dass man mit digitalen Kameras ewig aufzeichnen kann, was mit Film eben nicht möglich ist. Das Birdman niemals als echte Plansequenz hätte gedreht werden können ist angesichts des fertigen Films auch klar, da stellt sich dann aber halt die Frage, ob es überhaupt nötig war (Meiner Meinung nach nicht)?

Und meine Fragen zum Begriff waren jetzt auch eher salopp gemeint. :smile:
TheRealNeo schrieb:
Und Schnitt ist nicht gleich Montage. :wink:
Das stimmt. Montage wäre hier wohl der bessere Ausdruck gewesen.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Schneebauer schrieb:
Beim Schnitt wird doch durch digitale Kameraarbeit ständig getrickst, nur da stört es keinen weil es keine Plansequenz ist? Versteh den Gegenwind nicht wirklich...

Plansequenz ist für mich in erster Linie Angeberei, vonwegen 'schaut mal was wir alles hintereinander geschafft haben'. Nach Russian Ark http://www.bereitsgesehen.de/kritik/kritikrussianark.htm ist alles mit weniger als 2000 Statisten auch zu wenig Poserei, um zu beeindrucken. Und Pseudoplansequenzfilme, die nur so tun als wenn sie in einem Take gefilmt worden wären sind wie Wassereis das sich als Cornetto verkaufen will.
 

Schneebauer

Targaryen
Jay schrieb:
Schneebauer schrieb:
Beim Schnitt wird doch durch digitale Kameraarbeit ständig getrickst, nur da stört es keinen weil es keine Plansequenz ist? Versteh den Gegenwind nicht wirklich...

Plansequenz ist für mich in erster Linie Angeberei, vonwegen 'schaut mal was wir alles hintereinander geschafft haben'. Nach Russian Ark http://www.bereitsgesehen.de/kritik/kritikrussianark.htm ist alles mit weniger als 2000 Statisten auch zu wenig Poserei, um zu beeindrucken. Und Pseudoplansequenzfilme, die nur so tun als wenn sie in einem Take gefilmt worden wären sind wie Wassereis das sich als Cornetto verkaufen will.

Aber würde es dich stören, wenn das Cornetto Wassereis genauso schmecken würde, wie das normale? Und du erst nach dem Essen bemerkst, dass es ein "getrickstes" Eis ist? (Hail Metaphers) ;-) Ich persönlich hab es während des Fims kaum gemerkt, dass einige Kamerafahrten nicht ohne digitale Hilfsmittel entstanden sind. Klar die ein oder andere war sicherlich dabei, hat mich aber keinesfalls aus dem Film gerissen oder gestört.

Und ich hab das auch überhaupt nicht als Poserei oder Angeberei gesehen, sondern lediglich als Stilmittel dass die Atmosphäre im Theater unterstützt hat. Da gibts nun mal auch keine Cuts nach der man die Szene unterbrechen kann und irgendwann anders weitermacht. Gut, einigen wir uns drauf, dass das vielleicht etwas subtil ist, aber es funktioniert.

Vielleicht sollte man das in den Birdman Thread verschieben. :whistling:
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Jay, was sagst du dann zu "Cocktail für eine Leiche"? Bei dem war es ja auch einfach noch nicht möglich, dass tatsächlich in einer Einstellung zu filmen. Und der würde auch sehr gut ohne das Plansequenzgimmick funktionieren, finde aber da passt das ganz nett, weil der Film ja auch nur über einen Abend hinweg am gleichen Ort spielt.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Ich finde, es nimmt ein wenig das typische Kinoflair weg. Es bekommt Theaterflair, oder Bühnenmagierflair. Bei Birdman muss man gestehen, dass es da anders wirkt weil die Kamera sehr oft nah an die Leute rangeht, während es bei Rope auf Abstand bleibt.

Andererseits mag ich Rope sehr und Birdman nur bedingt. Am Ende kommt es primär auf Story und Charaktere an, kein Film wird jetzt allein durch One-Take Wahl automatisch superer als andere. Um stressiges Theatertreiben einzufangen ist es ja eigentlich ein gutes Stilmittel. Es wird allerdings irritierend, wenn wir plötzlich riesige Zeitsprünge haben, was die Beobachtung beeinflusst. Visuell wird dir alles in einem Schwung präsentiert, aber die Brüche in der tatsächlichen Zeit nehmen vielen Szenen meiner Meinung nach wichtige Abschlüsse.

Ich habe bei einigen Birdmomenten mit den Augen gerollt. Immer wenn es arg auffällig in Schatten ging (zb bei Betreten der Kneipe, in der die Kritikerin sitzt) oder halt am Ende, als es dann doch ein zwei Cuts gibt. Sinnlose.

Hat denn jemand mittlerweile Victoria gesehen und kann berichten, dass der bis auf die Plansequenz auch noch gut geplante Figuren und Handlung hat?
 

TheReelGuy

The Toxic Avenger
Juhuu, ich habe den Film letzte Woche auch nochmal nachholen können und bin sehr begeistert, dass das deutsche Kino, was ich immer als sehr spröde und langweilig empfunden habe, doch noch so lebendig ist. "Lebendig" ist wohl auch das beste Wort um den Film zusammenzufassen. Die beiden Kritiken haben den Rest schon so gut gesagt, weshalb ich nur zustimmen kann, aber noch einen halben Punkt höher gehe. :wink:

8 / 10 interessante Begegnungen im Berliner Morgengrauen
 

Revolvermann

Well-Known Member
Zuerst war ich einfach fasziniert von dieser realistischen Unmittelbarkeit, woran die Filmart natürlich einen großen Teil beiträgt. Dann wird man aber immer mehr hineingezogen. Von den Schauspielern und ihrem Außenseitercharme. Anfangs überweigt eher die Abneigung gegenüber diesen lauten Großstadtproleten aber schon bald überwiegt die Faszination. In Laila Costa als Victoria hingegen, war ich nach wenigen Minuten verliebt. Mit zunehmender Laufzeit entwickelt sich die zurückhaltende Spanierin sogar zur starken, liebenswürdigen Kämpferrin.
Ein Film wie eine wahnsinns Nacht. Für mich eine echte Abwechslung, eine ungemein fesselndes Gesellschaftsstück und ein mutiges Filmhighlight.

9/10
 
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