Constantine S01E13 - Waiting for the Man

Clive77

Serial Watcher
Mit der Folge „Waiting for the Man“ verabschiedet sich die erste Staffel der US-Serie Constantine von den Bildschirmen. Zed und John helfen Jim Corrigan bei der Suche nach einem vermissten Mädchen.

The Man
Ziemlich ungewöhnlich für ein Staffelfinale präsentiert uns die Serie hier einen Fall der Woche um einen namenlosen Satanisten (J. D. Evermore), der nur als „the man“ bezeichnet wird. Dieser Teil der Folge ist abermals einer Geschichte aus den Comics entliehen und wurde für die Serie ein wenig umgestrickt, aber das soll uns nicht weiter stören.
Wir machen Bekanntschaft mit Vesta Whitney (Annalise Basso), die nach einem Streit mit ihrer Mutter Anna Kate (Julie Ivey) von Zuhause weggelaufen ist und auf drei junge Frauen trifft. Diese Versprechen ihr, dass sie tun und lassen kann, was sie will - sofern sie sich entscheidet, „the man“ zu heiraten. Vesta willigt ein und die Geschichte nimmt ihren Lauf.
Als Zuschauer runzelt man schon gleich zu Beginn ein wenig mit der Stirn. Dass die drei Mädchen nicht gerade normal sind, wird bereits klar als sie Vesta ihre Hälse zeigen. Spätestens als sie aber im Haus von „the man“ ankommt, Verwesungsgeruch wahrnimmt, die satanischen Symbole sieht oder kurz darauf Blutflecken auf dem Hochzeitskleid bemerkt, hätte ihr ein Licht aufgehen müssen, wo sie da eigentlich reingeraten ist. Erst als es fast zu spät ist, kommt sie auf die Idee, wegzurennen. Weshalb sie sich überhaupt trotz all der Anzeichen bis dahin auf die Hochzeit eingelassen hat, bleibt rätselhaft und nicht nachvollziehbar.
Evermore als „the man“ konnte halbwegs überzeugen. Sein Akzent war stellenweise zwar nur schwer zu entschlüsseln (zumindest für den Rezensenten), aber er liefert mit seiner Ruhe und Entschlossenheit einen guten Antagonisten ab. Etwas klischeehaft ist vielleicht das ganze Umfeld, das ihn umgibt und ziemlich unglaubwürdig die Tatsache, dass ihm bislang niemand auf die Schliche gekommen ist, obwohl er seinem Geschäft schon sehr lange nachgeht. Erst ein toter Detective macht Jim Corrigan (Emmett J. Scanlan) auf ihn aufmerksam und bringt auch John Constantine (Matt Ryan) und Zed (Angélica Celaya) auf den Plan.
Für einen normalen Fall der Woche war die Handlung durchaus in Ordnung, trotz der Schwachstellen. Aber für ein Staffelfinale hätte sich schon etwas mehr erwarten lassen als ein Satanist, der es auf eine junge Frau abgesehen hat.

Spectre
Mit Jim Corrigan kommen auch Zeds Visionen über seine Zukunft wieder auf den Plan. Bereits in „Danse Vaudoo“ (1x05) hat sie gesehen, dass es mit Jim kein gutes Ende nehmen wird und hier stellt sich ihr nun die Frage, ob sie ihm von seiner tödlichen Zukunft - denn bisher trafen alle ihre Visionen zu - berichten soll. Während Jim also damit beschäftigt ist, den Fall zu lösen, lastet auf Zed diese Frage und beeinträchtigt dabei ihre Fähigkeit, die Visionen zum Auffinden von Vesta einzusetzen.
Der Episode gelingt es gut, die drei Hauptfiguren Zed, Jim und John miteinander agieren zu lassen. Jim und Zed kamen sich schon bei Jims erstem Auftritt näher und das wird hier fortgesetzt. Es scheint sich sogar eine romantische Beziehung zwischen den beiden zu entwickeln, auf die John leicht eifersüchtig reagiert. Zed entscheidet sich schließlich, Jim von seiner Zukunft zu berichten, womit er nun im Bilde ist.
Corrigan wird somit diese Woche als Figur weiter ausgebaut. Sein Werdegang zum „Spectre“ wird abermals betont (nicht zuletzt auch durch das Ende von „the man“), aber noch nicht in Angriff genommen. Ob wir dem beiwohnen werden, scheint in Anbetracht der fraglichen Zukunft der Serie zweifelhaft, aber man tut gut daran, zunächst den Charakter besser ins Licht zu rücken, bevor es zum großen Knall kommt.

Papa Midnite
Der dritte Handlungsstrang der Episode beschäftigt sich mit dem Kopfgeld, was auf John ausgesetzt wurde. Gary Lesters Geist warnt Constantine, dass der Drahtzieher hinter der aufsteigenden Dunkelheit - bislang vermutete man die Brujería dahinter - ihn tot sehen will. Niemand anderes als Papa Midnite (Michael James Shaw) hat es auf besagtes Kopfgeld abgesehen, um dadurch die Seele seiner Schwester zu befreien - was John diese Woche zum Gejagten macht.
Die Mittel, die Midnite dabei auffährt, können sich durchaus sehen lassen. John und er sind sich magisch gesehen nahezu ebenbürtig, was die Jagd recht unterhaltsam gestaltet. Der Twist mit Johns vermeintlichem Tod will allerdings nicht so recht sitzen und es ließ sich schon erahnen, dass er zu dem Zeitpunkt bereits Vorbereitungen getroffen hatte. Überraschend war da eher, dass er Midnite mit dem Leben davon kommen lässt und ihm den Tod am Wachmann (Zack Hanner) anhängt, was Midnite hinter Schloss und Riegel bringen soll.
Eine große Überraschung gibt es schließlich in den letzten Minuten der Folge als Manny (Harold Perrineau, Jr.) sich als Drahtzieher hinter dem Kopfgeld, der aufsteigenden Dunkelheit und der Brujería preisgibt und Midnite befreit. Das muss man erstmal sacken lassen. Manny hat also im Piloten erst John auf das größere Problem aufmerksam gemacht, letzte Woche noch entdeckt, was es mit der Menschlichkeit auf sich hat und wird nun als der große Bösewicht dargestellt? So recht passen will das nicht, auch wenn wir nur relativ wenig über den Engel wissen. Uns und John wurde zwar mitgeteilt, dass sich einer von Johns Vertrauten als Bösewicht entpuppen würde und Manny ist eigentlich die einzige Person, die dafür in Frage käme, aber warum und weshalb er dann überhaupt so eng mit John und nun Zed zusammenarbeitet, scheint doch fragwürdig. Spielt er bloß ein doppeltes Spiel mit Team Constantine, um deren Handlungen kontrollieren zu können? Könnte sein.
Vielleicht steckt aber auch noch mehr hinter Manny, als wir zu sehen bekommen. Bei bösen, mächtigen Engeln fällt einem immer gleich Luzifer ein und auf den gab es hier und dort im Staffelverlauf kleinere Hinweise. Aber genaueres werden wir wohl frühestens in einer zweiten Staffel erfahren.

Staffelrückblick
Bevor wir zum Fazit kommen, sollten wir noch einmal rückblickend auf die Serie schauen. Schon der Start der Reihe stand unter keinem guten Licht. Man konnte skeptisch sein, ob ein Sender wie NBC dem kettenrauchenden Comichelden gerecht werden würde. Dazu kamen noch die Anfangsprobleme wie der Wechsel der Hauptdarstellerin oder der Sendeplatz am Freitagabend, von dem sich kaum gute Zuschauerquoten erwarten ließen. Nicht gerade ideale Rahmenbedingungen. Aber das Hauptproblem der Serie findet sich in den Geschichten wieder, die uns Woche für Woche aufgetischt werden.
Was für Kenner der Vorlage sicher nett ist: Es wird viel Material aus den Comics aufgenommen und - etwas abgeändert - mit eingebaut. Zudem hat man mit Matt Ryan einen Darsteller gefunden, der die Rolle ausgesprochen gut verkörpert, und im Verlauf der Staffel wurden uns auch zahlreiche andere Figuren näher gebracht. Es ist allerdings ein großes Manko, dass von Woche zu Woche Hauptfiguren fehlen. So bleibt im Staffelfinale zum Beispiel Chas (Charles Halford) mal wieder außen vor. Als Zuschauer benötigt man durch diese charakterlichen Pausen viel länger, um mit dem Team um John überhaupt was anfangen zu können, geschweige denn mit ihnen warm zu werden. Stattdessen lernen wir wiederkehrende Nebenfiguren teils ein gutes Stück besser kennen - Papa Midnite, Ritchie Simpson, Gary Lester oder Anne Marie fallen da spontan ein. Erst im Verlauf der Staffel gibt es tiefere Einblicke auf Zed, Chas und zuletzt Manny, die eigentlich viel früher hätten kommen müssen.
Die Abenteuer von John reichen derweil von einigermaßen gelungen bis enttäuschend. Einige gute Ansätze laufen da ins Leere, weil die Auflösung zu einfach wirkt oder zu plötzlich kommt. Es ist zwar erfrischend, stets neue Gimmicks und Fähigkeiten von Constantine dabei kennen zu lernen, aber es fehlt oft das Gleichgewicht zwischen übermächtigen Gegnern einerseits und Johns Kräften andererseits. Gelungen sind allerdings meistens die charakterlichen Entwicklungen, die mit den Abenteuern mehrfach Hand in Hand gehen und die Bedeutung letzterer aufwerten.
Das Resultat der Staffel ist somit recht durchwachsen, was sich auch in der finalen Folge widerspiegelt: Wie gesagt fehlt erneut eine Hauptfigur, der Fall ist ein relativ simpel gestricktes Einzelabenteuer und der Twist um Manny wirkt komisch. Dafür funktioniert aber die charakterliche Entwicklung der beteiligten (Haupt-)Figuren, wie zum Beispiel der Schlagabtausch zwischen Papa Midnite und John oder die Interaktionen zwischen Jim und Zed. Bleibt zu hoffen, dass im Fall einer zweiten Staffel das Potenzial der Reihe besser ausgeschöpft wird, denn es lässt sich oft erkennen, dass es auch besser gehen könnte.

Fazit: Obwohl der Fall um den Satanisten mit einigen Schwächen daher kommt, macht die letzte Folge der ersten Staffel ihre Sache recht gut, was vor allem an den anderen beiden Handlungssträngen und den beteiligten Figuren liegt. Der Twist um Manny bedarf noch einiger Erklärungen, denn er wirkt noch nicht nachvollziehbar. Zumal Manny es war, der John erst auf die „Rising Darkness“ hingewiesen hat.

7/10 Eheringe
 

Dr. Serizawa

Oxygen Destroyer
Eigentlich eine gute Folge (obwohl die Reaktionen des Mädchen einfach unglaubwürdig sind), aber als Staffel/Serienfinale unglaublich faul. Kommt mir so vor als sei die letzte Szene noch schnell während der Winterpause gedreht wurde, als man schon wusste, dass es keine ganze Staffel geben würde. Denn die Enthüllung wirkte irgendwie deplaziert und viel zu abrupt. Eine weitere Staffel würde mich freuen, da ich die Figuren sehr mag, aber so wirklich würde ich die Serie auch nicht vermissen. Dafür konnte sie sich (abgesehen von den Effekten) einfach nicht von der Konkurrenz abheben.
 
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