Black Sails S02E04 - XII.

Clive77

Serial Watcher
Die Folge „XII.“ der US-Serie Black Sails nimmt dem Cliffhanger der Vorwoche den Wind aus den Segeln. Statt der angekündigten Auseinandersetzung zwischen Vane und Flint gibt es eine ruhigere Episode, in der sich beide Parteien daran probieren, eine andere Lösung zu finden.

„It bothers you, doesn’t it? What they think? The things you have done. My God, it must be awful being you.” - John Silver zu Flint.

Damals in London
Die Rückblicke nach London fallen diese Woche etwas größer aus und beschäftigen sich mit Lord Hamiltons (Rupert Penry-Jones) Plan, wie dem Piratenproblem in Nassau beizukommen ist. Thomas will den Seeräubern die Chance auf Begnadigung geben, wovon Flint (Toby Stephens) ihm zunächst abrät. Aber der junge Lord bleibt überzeugt davon, dass es der richtige Weg ist, sämtlichen Piraten eine andere Option zu geben als den Strang und unterbreitet diesen Vorschlag auch seinem Vater Alfred (Danny Keoch), der - wie zu erwarten war - damit nicht einverstanden ist.
Das Streitgespräch zu Tisch dient in erster Linie dazu, Flint wieder stärker zu beleuchten. Wir wissen, dass er die Ansicht von Thomas’ Vater vertritt, aber als er zum Thema befragt wird, stellt er sich auf die Seite seines Freundes und verweist den alten Mann des Tisches. Die Ursache für diesen Wechsel liegt dabei aber weniger darin begründet, dass er den Weg von Thomas für den richtigen hält, sondern vielmehr darin, dass Alfred zuvor Miranda (Louise Barnes) mit einer schroffen Bemerkung („I would ask, that you keep both your mouth and your legs firmly shut.“) zum Schweigen brachte. Ob Thomas das mitbekommen hat?
Ein weiterer interessanter Punkt ergibt sich später als Thomas bei den anderen Lords um Unterstützung für sein Vorhaben bittet und nur ein gewisser Peter Ashe (Nick Boraine) ihm zuhören möchte. In der Gegenwart ist Peter nämlich dafür bekannt (sofern alles stimmt, was bislang über ihn zu vernehmen war), den Piraten gegenüber eine harte Linie zu verfolgen - wie dieser Wandel vonstatten ging, wird sich also noch zeigen müssen.
Im Zusammenhang hiermit wird diese Woche auch die Lösegeldforderung für Abigail Ashe (Meganne Young) voran getrieben. Abseits der drohenden Auseinandersetzung setzt Charles Vane (Zach McGowan) schon mal alle Hebel in Bewegung, die ihm ein stattliches Sümmchen für Peters Tochter versprechen. Allerdings wird der Austausch wohl bis nach dem Gefecht mit Flint warten müssen und nach den neuesten Entwicklungen wird Peter wohl schon im Vorfeld von Miranda Barlow gewarnt, deren Alarmglocken schlugen als sie von Abigails Lage erfuhr.

Jack, Max und Anne
Das Dreiergeflecht zwischen Jack Rackham (Toby Schmitz), Anne Bonny (Clara Paget) und Max (Jessica Parker Kennedy) kommt nicht zur Ruhe. Zwischen Max und Jack brodelt es weiterhin. Jeder der beiden möchte sicherstellen, Anne für sich zu haben.
Während Jack auf seine lange Beziehung zu Anne setzt und sie nicht ohne Grund befürchtet, dass Max gefährlich ist, schlägt diese einen ziemlich eleganten Weg ein, um ihre Position zu behaupten. Jack bekommt dabei zu sehen, wie Max eine Prostituierte anweist, einen wichtigen Freier zu manipulieren. Das Resultat kann sich sehen lassen: Jack erhält nicht nur einen Navigator sondern auch mehr als zwanzig Männer für seine zukünftige Crew. Dank Max ist er damit seinem Traum vom eigenen Kommando einen gewaltigen Schritt näher gekommen. Gleichzeitig kann er damit kaum Argumente vorbringen, die Max in Annes Augen diskreditieren könnten.
Zusammengefasst bleibt das Arrangement zwischen den dreien bestehen und wir sind nicht mehr weit von einem Kapitän Jack Rackham entfernt. Fraglich bleibt allerdings, was Max mit ihrer Hilfe bezweckt. An einem gewissen Punkt wird sie bestimmt versuchen, doch einen Keil zwischen Anne und Jack zu treiben, denn sie war keineswegs erbaut darüber, das Bett auch mit ihm zu teilen.

Wer wird sich durchsetzen?
Flint hat Vane letzte Woche ein Ultimatum gestellt, aber die angekündigte Auseinandersetzung fällt diese Woche vorerst anders aus als zu erwarten gewesen wäre. Beide sind daran interessiert, ihre Position zu behaupten, ohne dass es zum Kampf kommt. Was auch im Interesse von Eleanor Guthrie (Hannah New) liegt, die sich mehr oder weniger zwischen den Fronten befindet.
Fangen wir mit Vane an: Er weiß, dass sich das Fort nicht einfach gegen die spanische Man O’ War verteidigen lassen wird. Mit Eleanors Hilfe versucht er, Flint als Verrückten dastehen zu lassen und so möglichst viele Leute zur Verteidigung auf seine Seite zu ziehen. Das klappt auch zunächst, womit Flint sich einem größeren Widerstand gegenüber sieht als er angenommen hatte. Vane zeigt Stärke und - wie Eleanor Flint gegenüber treffend bemerkt - muss das auch, wenn er seine jetzige Position halten will. Ein diplomatischer Weg käme für ihn nur in Frage, wenn er damit keine Schwäche zeigen würde - aber ein solcher Weg eröffnet sich für ihn nicht.
Flint auf der anderen Seite weiß, dass Nassau ohne das Fort nur schwerlich zu verteidigen sein wird und fragt zu Beginn auch gleich bei Kapitän Hornigold (Patrick Lyster) nach, wie lange etwaige Reparaturen nach einer Schlacht dauern würden. Er denkt bereits einen Schritt weiter, denn sobald er das Gold der Urca sichergestellt hat, benötigt er Nassau als einen sicheren Hafen. Nach Möglichkeit ohne Vane, der ihm das Gold streitig machen könnte. Vanes Diskreditierungsaktion entgegnet er mit John Silver (Luke Arnold), der diese Woche auf die Insel geschickt wird, um Vanes Reihen zu schwächen und damit ebenfalls recht erfolgreich ist.
Eleanor steht in der Mitte. Ihr Interesse liegt darin, die Auseinandersetzung zu verhindern, wobei sie sich nach der letzten Woche eher auf Vanes Seite wiederfindet und hofft, auf Flint einreden zu können. Würde es nach ihr gehen, sollten die beiden miteinander verhandeln, um den Standort Nassau nicht für alle zu gefährden. Aber sie hat sich gründlich verrechnet, denn mit dem Druck, den sie durch Vanes Brief auf Flint ausübt, erreicht sie am Ende genau das Gegenteil von dem, was sie beabsichtigt hat: Flint stellt sich trotz aller Warnungen stur und gibt schließlich nach abgelaufenem Ultimatum den Feuerbefehl.
Die Ränkespiele, die diese drei Figuren umfassen, können sich sehen lassen. Während Flint und Vane keinerlei Anzeichen zeigen, vor einander zurück zu weichen oder auch nur einen Deut nachzugeben, kämpft Eleanor für einen friedlichen Ausgang, um ihre Geschäfte nicht zu gefährden. Sie versucht sogar, auf Miranda zurück zu greifen, hat aber keinerlei Erfolg damit. Bezüglich ihr bleibt am Ende die Frage offen, was ihr Vater Richard (Sean Cameron Michael), der sich diese Woche überraschend zurück meldet, wohl im Sinn hat, wenn er meint, sie stünde kurz davor, ihr Ziel zu erreichen.

Billy Bones
Der totgeglaubte Billy Bones (Tom Hopper) wird von John Silver in den Reihen der Piraten aufgefunden. Er ist also zurück in Nassau, aber noch schwer von seiner Behandlung durch Kapitän Hume (Davis Dukas) angeschlagen. Silver hält seine Rückkehr zusammen mit Randall (Lawrence Joffe) vorerst so geheim wie möglich. Aber die Worte „Get Gates“ lassen schon jetzt vermuten, dass Flint sich demnächst einem weiteren Problem gegenüber sehen wird, aus dem er sich bestimmt nicht so einfach rausreden kann.

Fazit: Die Ruhe vor dem Sturm. Es gibt zwar bei allen Figuren Fortschritte zu verzeichnen, zukünftige Handlungsverläufe werden weiter aufgebaut und die Ränkespiele zwischen Flint, Vane und Eleanor waren recht unterhaltsam. Aber am Ende stehen wir wieder genau dort, wo uns „XI.“ bereits zurück ließ. In diesem Sinne schon mal für nächste Woche: „Fire!“

6/10 Flauten
 
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