Supernatural S10E14 - The Executioner's Song

Clive77

Serial Watcher
In der Folge „The Executioner’s Song“ der US-Serie Supernatural bekommen Sam und Dean durch einen neuen Fall entscheidende Hinweise auf Kains nächsten Aufenthaltsort. Wird Dean nun erfahren, wie er das Kainsmal wieder los wird?

Mother
Die einzige Nebenhandlung in dieser Woche spielt in Crowleys (Mark Sheppard) Reich. Seine Mutter Rowena (Ruth Connell) mischt sich verstärkt in die Geschäfte des King of Hell ein und macht auch keinen Hehl daraus, dass sie versucht, ihn zu manipulieren. Sie möchte, dass ihr Sohn ihr dabei hilft, Olivette, eine weitere Hexe des Grand Coven, loszuwerden, die kürzlich in den Staaten eingetroffen ist. Crowleys Hilfestellung bei den Wichesters macht ihr aber zunächst einen Strich durch die Rechnung.
Rowena hat nicht ganz unrecht, wenn sie gegen Ende meint, dass Crowley momentan nicht gerade der Meister seines Spiels ist. Dass ihm das First Blade nicht zurückgegeben wurde und er sich von Dean (Jensen Ackles) täuschen ließ, unterstreicht diesen Punkt noch einmal. Dabei wird es allmählich recht müßig, den beiden zuzuschauen. Vor allem Crowley verliert mehr und mehr Sympathiepunkte beim Zuschauer, denn es macht sich tatsächlich verstärkt das Gefühl breit, Mutti könnte die Oberhand behalten. Wo ist nur der alte Crossroad-Dämon hin, der stets einen Plan B in der Hinterhand hatte und sich mit goldener Zunge allen gegenüber behaupten konnte?
Bleibt zu hoffen, dass Deans Lügen ihm ein wenig die Augen geöffnet haben und dafür Sorge tragen, dass er zu seinem alten Selbst zurückfindet. Es wäre zu schön, wenn er sich nur zum Schein darauf einlassen würde, Rowena bei ihren Hexenproblemen zu helfen und plötzlich mit einem ganz anderen Plan um die Ecke kommt, der Rowena in ihre Schranken verweist.

Castiel
In den Vorfolgen wurde schon angedeutet, dass Castiel (Misha Collins) Ausschau nach Kain (Timothy Omundson) hält und ihm bereits dicht auf den Fersen ist. Hier sehen wir ihn dabei, wie er einen Dämon (Andrew McKenzie) foltert und tötet, um dem „Vater des Mordes“ auf die Schliche zu kommen.
Es war schon ziemlich ungewohnt, Castiel bei einer Foltersession beizuwohnen. Das erinnerte an den Staffelauftakt, als Sam (Jared Padalecki) ähnlich rücksichtslos einen Dämon bearbeitete, um Dean zu finden. Nicht, dass man es nicht nachvollziehen könnte, Castiel sehr „engagiert“ bei der Suche nach Kain zu sehen. Aber der Todesstoß war vielleicht ein bisschen zuviel. Gab es nicht mal eine Methode, bei der man den menschlichen Wirt retten konnte? Davon scheint niemand mehr Gebrauch zu machen, was vor allem mit Blick auf Castiels letzte Auftritte etwas kurios anmutet.
Seine Taten tragen allerdings dazu bei, dass sich Kains nächstes Ziel - Austin Reynolds (Julien Hicks) - ausmachen lässt und es tat gut, wenig später Sam, Dean, Castiel und auch Crowley als Team agieren zu sehen. Solche Momente kommen nicht oft vor und jeder der vier hat eine bedeutungsvolle Aufgabe im Kampf gegen Kain erhalten, womit die Episode es gut geschafft hat, die verschiedenen Figuren unter einen Hut zu bringen.
Bezüglich Castiel lasst sich mit dem Anfang und Ausgang der Geschichte noch eine Vermutung anstellen: Wenn er sich so sehr einsetzt, um Dean zu helfen, dass er Dämonen foltert und tötet, vielleicht wird er dann jetzt, wo er im Besitz des First Blade ist und Kain keine Lösung mehr für das Mal liefern kann, auf Metatron (Curtis Armstrong) zurückgreifen? Wir erinnern uns: Metatron verlangte zunächst nach dem First Blade, wollte aber für handfeste Informationen Gegenleistungen haben - bis Dean einen Hinweis aus ihm herauspressen konnte, der besagte „The river shall end at the source.“ Da die Quelle (Kain) nun aus dem Weg ist, läge es nahe, den Schreiberling Gottes erneut zu befragen. Schließlich ist der nach dieser Episode die einzige Person, die noch in Sachen Kainsmal helfen könnte.

Cain
Zunächst einmal soll Timothy Omundson hier gelobt werden. Sein Kain ist ruhig, bedrohlich, entschlossen, mächtig und verströmt eine Präsenz, die schier unglaublich ist. Seine Mission, jeden seiner Nachkommen aus dem Weg zu räumen und damit die Welt zu verbessern, lässt sich nachvollziehen. Es lag ihm zwar eigentlich fern, dem Verlangen des Mals (erneut) nachzugeben, aber durch die Kämpfe mit Abaddons Dämonen ist er wieder zum Killer geworden und hat schon damals vorausgesehen, dass er sich durch kommende Taten zum Ziel von Dean machen würde - und dieser sein lange vermisstes First Blade mitbringen würde.
Ein netter Twist, dass ihm nie daran gelegen war, dass Dean ihn umbringt, sondern er nur seine Waffe wieder in die Finger bekommen wollte. Dean und er liefern sich ein Duell, was nicht nur aus einem simplen Kampf besteht. Vor allem verbal werden hier die Schläge ausgeteilt und die Mimiken der Darsteller sprechen Bände. Dean ist sichtlich bemüht, die Kontrolle über sich selbst und das Verlangen des Mals zu halten, während Kain ihn unaufhörlich dazu animieren will, genau diese Kontrolle zu verlieren.
Als Zuschauer wird man von Minute zu Minute unsicherer, wie der Kampf ausgehen wird und genau das lässt die Spannung in diesem Zweikampf bis zur Schmerzgrenze und darüber hinaus steigen. Der einzige Punkt, der unrund erscheint, ist die Leichtigkeit, mit der sich Kains messerschwingende Hand am Ende abtrennen und damit Dean zum Sieger werden lässt. Messer, die durch Knochen wie durch Butter schneiden, sind einfach eine Sache, die man nicht bringen sollte. Aber das soll jetzt nicht über den sonst gut gemachten Kampf hinwegtäuschen.
Ehrlich gesagt ist es auch überraschend, dass Kain mit dieser Folge nun raus ist. Er hatte zwar keine Ahnung, wie man das Kainsmal wieder loswerden könnte, aber als starker Gegner hätte er gerne noch öfter auftreten können. Bei seiner Lebensspanne hätte er zudem sicher noch die eine oder andere nützliche Information über andere Dinge liefern können.

Dean
Es war schon sehr bezeichnend, dass beim vermeintlichen Todesstoß die Kamera auf Deans Gesicht und nicht auf Kain fokussiert war. Vor allem Kains Prophezeiungen darüber, wie er Crowley, Castiel und schließlich Sam umbringen wird, weil das Verlangen des Kainsmals sich auf Dauer nicht bändigen lässt, haben dem älteren Winchester-Bruder sichtlich zugesetzt. Und der Zweikampf wird auch nicht spurlos an ihm vorüber gehen, soviel steht fest.
Es war ohnehin erstaunlich, dass Dean sich bis zum bitteren Ende unter Kontrolle halten konnte und dann noch in der Lage war, das First Blade wieder aus der Hand zu geben. Er hätte jederzeit in einen Blutrausch übergehen können und die Frage für die Zukunft wird sein, wie lange er sich noch beherrschen können wird. Das weiß auch Sam, der Dean gegenüber zwar meint, dass auch ohne eine Lösung des Problems Hoffnung bestünde, wenn er sich in einer solchen Extremsituation noch zusammenreißen kann. Aber kurz darauf wird uns klar, dass es nur aufmunternde Worte für den Bruder waren, denn „Cas, Dean is in trouble“ klingt schon wieder anders.
Unterm Strich ist der Sieg über Kain somit zwar ein hoffnungsvolles Ereignis, aber wie dem Kainsmal beizukommen ist, bleibt weiterhin fraglich. Da sind die Winchesters diese Woche keinen Schritt weiter gekommen, was auch die Episode auf einer düsteren Note enden lässt.

Fazit: „The Executioner’s Song“ ist eine beeindruckende Folge, die vor allem durch die Performances von Ackles und Omundson lebt. Auch das Team-Up mit Castiel und Crowley war gelungen, denn die „Gang“ sieht man ohnehin nur selten mit vereinten Kräften gegen schier übermächtige Gegner vorgehen - jedenfalls abseits vom Staffel- oder Midseason-Finale. Etwas madig wird die Episode allenfalls durch den Handlungsstrang um Rowena und Crowley, wo sich der King of Hell demnächst mal wieder deutlich ins Zeug legen sollte.

8/10
 
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